Dabei sprechen die ungeschönten Zahlen aus Forschung & Co häufig eine andere Sprache. Aber über diese Zahlen spricht man im ÖRR kaum bis selten.
Darin liegt ja das Problem: in keiner wissenschaftl. Disziplin herrscht so etwas wie Einigkeit für zukünftige Entwicklungen. Es sind immer Hochrechnungen mit Wahrscheinlichkeiten und das können viele Menschen nicht verstehen. Und da gibt es dann ganz Bauernschlaue, die diese Hilflosigkeit für ihre eigenen Interessen zu nutzen wissen und das von sich geben, was die Hilflosen gerne hören möchten z.B. "massive Erhöhung der Renten" oder unspezifische Hetze, aber echte Lösungsansätze = Fehlanzeige!
Es tut mir leid, aber was die fiskalische Betrachtung von Einwanderung angeht, gibt es eben doch belastbare Zahlen, das hat auch nichts mit Hochrechnungen oder Wahrscheinlichkeiten zu tun, sondern liegt in der Natur der Sache, dass wenn etwas in Deutschland gut dokumentiert ist, dann alles in Bezug auf Finanzen. Man nimmt sich z.B. alle Flüchtlinge aus dem Jahr 2015 und macht auf Basis der Daten eine Betrachtung in Bezug auf Beschäftigungsgrad, Median-Einkommen, Einnahmen/Ausgaben bzw. Kosten und Steuerertrag. Und schon ist man schlauer als 90% der Leute die mitreden wollen.
Mach dir selbst eine Meinung, wenn ich dich nicht überzeugen kann (das will ich im übrigen auch nicht):
IAB: „Erwerbstätigenquoten von Geflüchteten liegen acht Jahre nach dem Zuzug bei 68 %“ (Kohortenstudie)
https://iab.de/presseinfo/iab-presseinformation-arbeitsmarktintegrationBundesagentur für Arbeit – „Personen im Fluchtkontext / Arbeitsmarktintegration“
Statistik der Bundes
https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Navigation/Statistiken/Themen-im-Fokus/Migration/Personen-im-Fluchtkontext/Personen-im-Fluchtkontext-Nav.htmlbpb.de – „Asylbedingte Kosten und Ausgaben"
https://www.bpb.de/themen/migration-integration/zahlen-zu-asyl/265776/asylbedingte-kosten-und-ausgaben/Statista – Kosten des Bundes durch Flüchtlings- und Asylpolitik
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/665598/umfrage/kosten-des-bundes-in-deutschland-durch-die-fluechtlingskrise/Institut der deutschen Wirtschaft (IW) – z. B. Artikel „Integration schafft Wachstum“
https://www.iwkoeln.de/presse/in-den-medien/tobias-hentze-integration-schafft-wachstum.htmlStudien zu Erwerbstätigkeit & Löhnen von Geflüchteten (z. B. European Integration Website)
https://migrant-integration.ec.europa.eu/index.php/library-document/erwerbstaetigkeit-und-loehne-von-gefluechteten-steigen-deutlich-entwicklung-der_deViele der konkret belegbaren Zahlen (z. B. Kosten des Bundes, Beschäftigungsquoten) sind solide.
Meine Aussagen zur negativen individuellen Bilanz sind eher schätzend, basieren aber auf bekannten Daten plus plausiblen Annahmen. Es gibt eine Lücke: Die Überleitung von „Erwerbstätigkeit nach einigen Jahren“ zu „ausreichendem Beitrag, um alle Kosten zu decken“ ist empirisch sicher noch nicht abschließend und variiert stark nach Herkunft, Qualifikation, Alter etc. (und Einwanderung ist eben sehr dynamisch, früher waren es die Türken heute die Syrer) Aber diese Lücke gibt es und die Daten lassen durchaus Hypothesen hierzu zu.
Wenn diese Motivation des "Missstände aufdecken" bereits tot geschwiegen wird oder abgestempelt wird, aus Angst sich mit dem Thema zu beschäftigen oder weil man keine Zeit dafür hat aber dennoch seine Ideologie verteidigen muss, dann kann das mit dem "Lösungen erarbeiten" schwierig werden.
Abschließend bleibt ohnehin die Frage im Raum stehen: wenn unsere Migrationspolitik doch so eine Erfolgsgeschichte ist, warum gibt es keine Studien die sich die fiskalische Betrachtung zum Gegenstand machen und sich konkret einen alten Jahrgang wie 2015 anschauen? Warum muss man sich all jene Zahlen selbst mühsam zusammen suchen? Will man gar keine Schiefstände aufdecken und lösen? Ich habe so eine Vermutung...
Anderes Thema und negatives Beispiel: Die ifo-Studie "Steigert Migration die Kriminalität?" Vorab: die Studie kommt zu dem Ergebnis "nein". Aber, die Studie sagt nicht: Migration hat keinen Einfluss auf Kriminalität, sondern: Migration hat keinen Effekt mehr, wenn man ihre Folgen ignoriert. Das ist statistische Selbstimmunisierung, denn: Migration führt u. U. zu sozioökonomischer Prekarität, Bildungsproblemen, ungleicher Altersstruktur. Diese Effekte werden aber alle herausgerechnet. Am Ende bleibt nur ein „bereinigter“ Effekt, der die soziale Realität nicht mehr abbildet. Und manche Blätter verkaufen das dann als den ganz großen Wurf und ignorieren den dennoch vorhandenen absoluten Effekt und, dass unsere Realität kein Labor ist wo man irgendwelche Regler drehen kann. Und wir leben auch nicht in einer "bereinigten Welt" oder einem Paradies. Die Menschen die diese Studie gemacht haben, mögen wissenschaftlich gearbeitet haben und hinterlassen dennoch eine Aussage, die so zu keinem Lösungsansatz führt, außer: wir lassen nur noch 60-jährige Frauen mit Master-Abschluss einwandern, damit wir unsere "Welt bereinigen" können. Das ist bescheuert.
Warum fällt es den Leuten so schwer den Finger in die Wunde zu drücken? Ich frage das als jemand, der absolut Pro-Einwanderung ist und sogar selbst einen Einwanderung-Hintergrund hat. Was ist los mit den Leuten? Früher durfte man sich sogar über die Türken und ihre Eigenheiten lustig machen, heute scheut man sogar wissenschaftlich sinnvolle Studien zu veröffentlichen, aufgrund drohender Repressalien.