Autor Thema: Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten  (Read 21985 times)

clarion

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #270 am: 07.10.2025 22:35 »
@beamtenjeff,

es ist aber nicht so, dass Einwanderung ein langfristiges Problem darstellt!

Es mag sein, dass wir bei der ersten Generation bei der rein fiskalischen Betrachtungsweise "draufzahlen". Aber schon die zweite Generation hat schon reelle Chancen, mit einer Ausbildung einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung mit Steuerzahlungsverpflichtungen nachzugehen, und das schon binnen zehn Jahre, wie mein Beispiel zeigt.

Hätten wir bessere Schulen, hätten wir im Übrigen noch mehr Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund, die ausbildungsfähig wären.

Es war mit den Türken aus den Siebziger Jahren so, es war mit den Russlanddeutschen aus den Neunziger Jahren so und es wird auch mit den Syrern so sein. Im medizinisch-therapeutischen Bereich arbeiten inzwischen wirklich viele mit arabischer Einwanderungsgeschichte.

Und ich möchte auch noch einmal wie andere darauf hinweisen, dass wir ein Grundrecht auf Asyl haben, was ich voll unterstütze! Längst nicht jede*r,  der oder die zu uns kommt, wird in seiner Heimat aus politischen oder religiösen Gründen verfolgt. Allerdings ist in manchen Landstrichen auf diese Welt die Not so enorm, dass man die Leute nicht einfach dem Hungertod oder kriegerischen Auseinandersetzungen aussetzen kann. Das verbietet jede Ethik.


Schokobon

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #271 am: 07.10.2025 23:30 »
Du musst die Einwanderung steuern - sonst steuert sie dich

NelsonMuntz

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #272 am: 07.10.2025 23:38 »
@beamtenjeff:

Nein, das ist kein Paradoxon, sondern weil wir im unregulierten, "anarchischen" Raum nicht zu friedlicher und nachhaltiger Koexistenz in der Lage sind, müssen wir Regeln (Gesetze) aufstellen und diese über bezahlte(!) Kräfte durchsetzen ... wollen wir an dieser Stelle nicht zu sehr ins Philosophische abgleiten, aber es sind eben Grundkosten, die letztlich über die "anderen" erwirtschaftet und gedeckt werden müssen. Egal!

Wie clarion richtig angemerkt hat, sind Deine Betrachtungen Momentaufnahmen, die eben keine Rückschlüsse auf die künftige Entwicklung dieser Bevölkerungsgruppen erlauben. Bei der kumulierten, individuellen Bilanz müssen wir ja bei einem erwachsenen Migranten natürlich auch die Bildungskosten abziehen: Wer im Ausland Schule, Ausbildung oder gar Studium absolviert hat, dessen Leistungsfähigkeit steht uns nun heute gratis zur Verfügung.

Ich kann durchaus vielfältige Kritik an unserer Migrationspolitik üben, wenn man aber nur anhand von irgendwelchen KPIs den Integrationserfolg nach Herkunft oder ethnischer Zugehörigkeit selektiert, dann mag das statistisch valide sein, ist am Ende aber doch eine Vorform von Rassismus. Nicht falsch verstehen: Das unterstelle ich Dir hier gar nicht, aber Du argumentierst eben sehr einseitig und verbleibst ohne die Entwicklung einer sich aus Deiner Argumention ableitenden Handlungsperspektive.

Anekdote am Schluss: Ich habe am 01.08. einen neuen MA für eine E11 bekommen. Der Mann ist Syrer, 2018 hier angekommen, fachlich und sozial absolut in Ordnung, deutsch sicher noch ausbaufähig - aber operabel ... die deutschen Mitbewerber hatten keine Chance gegen ihn. Ist nur eine Anekdote, aber zeigt vielleicht, warum Aussagen wie "die Syrer bringen uns allen nix" manchmal die Realität konterkarieren.

Wenn Du auf das populistische "Können wir uns das leisten?" abziehlst: Als Beamter bist Du da genauso im Fokus des sich benachteiligt fühlenden Bürgers wie ein Migrant. Wenn wir diesem Populismus nachgeben, dann schicken wir nicht nur die Migranten in die Wüste, sondern legen auch die amtsangemessene Alimentation auf ein endgültiges Eis.
   

beamtenjeff

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #273 am: 08.10.2025 00:50 »
@beamtenjeff:

Nein, das ist kein Paradoxon, sondern weil wir im unregulierten, "anarchischen" Raum nicht zu friedlicher und nachhaltiger Koexistenz in der Lage sind, müssen wir Regeln (Gesetze) aufstellen und diese über bezahlte(!) Kräfte durchsetzen ... wollen wir an dieser Stelle nicht zu sehr ins Philosophische abgleiten, aber es sind eben Grundkosten, die letztlich über die "anderen" erwirtschaftet und gedeckt werden müssen. Egal!

Wie clarion richtig angemerkt hat, sind Deine Betrachtungen Momentaufnahmen, die eben keine Rückschlüsse auf die künftige Entwicklung dieser Bevölkerungsgruppen erlauben. Bei der kumulierten, individuellen Bilanz müssen wir ja bei einem erwachsenen Migranten natürlich auch die Bildungskosten abziehen: Wer im Ausland Schule, Ausbildung oder gar Studium absolviert hat, dessen Leistungsfähigkeit steht uns nun heute gratis zur Verfügung.

Ich kann durchaus vielfältige Kritik an unserer Migrationspolitik üben, wenn man aber nur anhand von irgendwelchen KPIs den Integrationserfolg nach Herkunft oder ethnischer Zugehörigkeit selektiert, dann mag das statistisch valide sein, ist am Ende aber doch eine Vorform von Rassismus. Nicht falsch verstehen: Das unterstelle ich Dir hier gar nicht, aber Du argumentierst eben sehr einseitig und verbleibst ohne die Entwicklung einer sich aus Deiner Argumention ableitenden Handlungsperspektive.

Anekdote am Schluss: Ich habe am 01.08. einen neuen MA für eine E11 bekommen. Der Mann ist Syrer, 2018 hier angekommen, fachlich und sozial absolut in Ordnung, deutsch sicher noch ausbaufähig - aber operabel ... die deutschen Mitbewerber hatten keine Chance gegen ihn. Ist nur eine Anekdote, aber zeigt vielleicht, warum Aussagen wie "die Syrer bringen uns allen nix" manchmal die Realität konterkarieren.

Wenn Du auf das populistische "Können wir uns das leisten?" abziehlst: Als Beamter bist Du da genauso im Fokus des sich benachteiligt fühlenden Bürgers wie ein Migrant. Wenn wir diesem Populismus nachgeben, dann schicken wir nicht nur die Migranten in die Wüste, sondern legen auch die amtsangemessene Alimentation auf ein endgültiges Eis.
   

Ich würde nicht sagen, dass 10 Jahre eine Momentaufnahme sind - aber gut, geschenkt.

Zum Thema Integrationserfolg: das lässt sich aus verschiedenen Perspektiven beleuchten, unter anderem eben auch durch eine fiskalische und wirtschaftliche. Ich habe aber sogar 1 o. 2 Seiten vorher geschrieben, dass man diesen Aspekt als Staat und Gesellschaft auch gut und gerne ausblenden kann, wenn man sich diesen "Luxus" an bildungs- und qualifikationsarmer Einwanderung auferlegen möchte/will. Der Punkt ist allerdings, man sollte hierbei nicht über seine Verhältnisse leben und das ist meine Kritik. Ein Land mit diversem Reformation- und Investitionsrückstau ist nicht in der Lage sich eine Migrationspolitik zu leisten, in der man über KPIs hinweg sieht und "es einfach mal laufen lässt", koste es was es wolle. Wir sind durch die misslungene Migrationspolitik in der unglücklichen Position, dass wir uns nicht mal vernünftig um die Leute die bereits hier sind kümmern. Ein Blick in Deutschlands Schulen, wo auch Mal gut und gerne in einer 1- Klasse 30 Kinder sitzen bleiben, zeigt das volle Ausmaß. Und dann sollen wir diesen Kindern erzählen, dass wir nichts unternehmen, weil das wäre ja alles ein Anfangsstadium von Rassismus? Das ergibt für mich alles keinen Sinn. Wenn ich zwischen der Migrationswelle der Türken und jene der 2000er vergleiche, dann deshalb, weil man hieraus womöglich sehr viel lernen kann und mir diese 30 Kinder unendlich leid tun. Es müssen also zunächst Probleme identifiziert werden, um so überhaupt erst Lösungen erarbeiten zu können- und wer darin etwas anderes sieht, hat womöglich selbst ein Problem die seine/ihre Assoziationen offenbaren. Denn Fakt ist auch, wir sind eben nicht alle gleich, jeder Mensch bringt sein ganz individuelles Paket mit, sei es einem Herkunfts-Land mit extremer Kriminalität, miserabler Bildung oder Kriegszuständen. Das je nach Herkunft und Ethnie zu konstatieren hat weniger mit Rassismus zu tun, sondern viel mehr mit Aufmerksamkeit und Empathie.

Um mal den Bogen wieder zum eigentlichen Thema zu Spannen (einen Versuch ist es wert):
Wer soll denn all die hochspezialisierten und/oder Akademiker ersetzen, die in den nächsten 5 Jahren durch die Rente den Arbeitsmarkt verlassen werden? Hätte man hierfür nicht auch qualifizierte Einwanderung gebraucht? Wie will man dieses gigantische Steuerdefizit auffangen, wenn es immer weniger Erwerbstätige im oberen Einkommensbereich gibt? Wie wird sich das auf die Finanzierbarkeit der Rente auswirken?
 
Was wird denn derzeit unternommen seitens unserer Regierung um diesen Umstand zumindest gegenwärtig und zukünftig zu heilen? Hat man kürzlich irgendwelche Anreize oder Pull-Faktoren für Akademiker geschaffen? Oder will man demnächst Crash-Kurse für das Studium der Rechtswissenschaften und Medizin einführen? Will man den Niedriglohnsektor einfach deutlich mehr besteuern und den ärmsten der Armen noch mehr weg nehmen?
« Last Edit: 08.10.2025 01:03 von beamtenjeff »

clarion

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #274 am: 08.10.2025 07:41 »
Hallo,

einfach so laufen lassen sollte man es natürlich nicht. Den Reformstau gilt es auch auf vielen Ebenen anzupacken, u.a. auch in den Schulen. Das Ziel muss sein, dass jeder Schulabgänger mit und ohne Migrationhintergrund eine Ausbildung machen kann und auch will. Deutschland ist für fertig ausgebildete ausländische Akademiker weniger attraktiv, schwere Sprache, schlechteren Wetter und Hass und Hetze, die sich auch im Ausland rumspricht. Da hilft nur selbst ausbilden.

Faunus

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #275 am: 08.10.2025 07:53 »
@beamtenjeff:

Anekdote am Schluss: Ich habe am 01.08. einen neuen MA für eine E11 bekommen. Der Mann ist Syrer, 2018 hier angekommen, fachlich und sozial absolut in Ordnung, deutsch sicher noch ausbaufähig - aber operabel ... die deutschen Mitbewerber hatten keine Chance gegen ihn. Ist nur eine Anekdote, aber zeigt vielleicht, warum Aussagen wie "die Syrer bringen uns allen nix" manchmal die Realität konterkarieren.
 

Und ich frage mich gerade, ob Du mit dieser erfreulichen Anekdote gerade die Furcht einer bestimmten Wählerschicht befeuerst.

NelsonMuntz

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #276 am: 08.10.2025 08:39 »
@beamtenjeff:

Ich kann Deine Argumentation durchaus nachvollziehen und sehe an verschiedensten Stellen auch Handlungsbedarf. Dennoch teile ich Deine argumentative Herangehensweise nicht: Du hast diverse Probleme zwar benannt und auch die Verantwortung richtigerweise bei der Politik verortet, konkrete Lösungen oder Ideen für die rezenten Herausforderungen bleibst Du aber schuldig. Wenn Du also konstatierst, dass man Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder Ethnie kategorisieren darf (oder aus Gründen der Empathie sogar muss), dann fehlen an der Stelle Handlungsoptionen, wie man mit diesen Gruppen umgeht, wenn sie sich kumulativ "wirtschaftlich unnütz" zeigen. Damit besteht zum einen die Gefahr, dass man Individuen grundsätzlich über ihre Herkunft, Ethnie etc. charakterisiert (Was per Definition Diskriminierung bedeutet), zum anderen ist aufgrund der offen gehaltenen Zielvision auch der Gedanke zur "Remigrations-Forderung" dann ein ganz naher.

Wie gesagt, ich möchte Dir hier gar nichts unterstellen, aber in Deiner Argumentation bewegst Du Dich an einer Kante, über die einfache Leser aufgrund ihrer kognitiven Mittelmäßigkeit schnell ins rechtsextreme Lager stürzen können. Alles eine Frage des Ausdrucks.

Ich gehöre gar nicht zur Kategorie derjenigen, die hier jeden bedingungslos willkommen heißen wollen - Wer hier längerfristig leben möchte, muss sich auch integrieren. Dazu ist es aber auch notwendig, dass man gerade bei Geflüchteten eine helfende Hand reicht und den Integrationserfolg individuell, aber nicht nach Gruppen beurteilt. Dabei kann (und muss) natürlich auch gelegentlich die Erkenntnis entstehen, dass so mancher sein Bleiberecht verwirkt und eine Ausreise dann auch konsequent begleitet wird. Aber: Das kann (und darf) ich nicht pauschal auf Ethnien oder Herkunftsländer übertragen. Für die qualifizierte Einwanderung ist das jedenfalls keine Werbung - würdest Du in ein solches Land ziehen wollen?

Auf die Rente oder die übrigen, bestehenden Herausforderungen hat Migration auch nur einen marginalen Effekt, selbst wenn hier im Schnitt ein etwas geringeres Qualifikationslevel herrscht. Wichtig ist dabei natürlich, dass man die Menschen auf die eigenen Beine stellt und Potentiale auch aktiv entwickelt. Gerade im letzteren tun wir uns ganz allgemein eher schwer (aber das ist wieder ein anderes Thema).

Richtig ist beim Thema Rente vielmehr, dass die Politik trotz vorhandenem Wissen über die letzten Jahrzehnte lieber kurzfristig Wählerbedürfnisse befriedet hat, als sich nachhaltig auf den demographischen Wandel vorzubereiten.

Noch viel dramatischer können künftig die Effekte des Klimawandels wirken. Ist ein ganz eigenes Thema, aber es wird dann ein globales sein - unter Umständen auch mit nie gekannten Migrationsdimensionen. Die Idee, sich in diesem Falle protektionistisch in seinem Land zu isolieren, um den Wohlstand zu sichern, wäre auch zum Scheitern verurteilt. Das gilt insbesonders für eine "Export-Nation".

Möglicherweise ist unsere parlamentarische Demokratie mit ihren in diesem Vergleich sehr kurzen Legislaturperioden sogar ungeeignet, um solche Themen nachhaltig zu bearbeiten. Dem Wähler ist das Hemd näher als die Hose und er füttert lieber den Spatz in der Hand, während die Taube auf dem Dach verhungert. Und vielleicht liegt das eben ganz grundsätzlich in der Natur des Menschen?

In Deutschland wird trotz Migration und demographischem Wandel so schnell niemand verhungern.


@beamtenjeff:

Anekdote am Schluss: Ich habe am 01.08. einen neuen MA für eine E11 bekommen. Der Mann ist Syrer, 2018 hier angekommen, fachlich und sozial absolut in Ordnung, deutsch sicher noch ausbaufähig - aber operabel ... die deutschen Mitbewerber hatten keine Chance gegen ihn. Ist nur eine Anekdote, aber zeigt vielleicht, warum Aussagen wie "die Syrer bringen uns allen nix" manchmal die Realität konterkarieren.
 

Und ich frage mich gerade, ob Du mit dieser erfreulichen Anekdote gerade die Furcht einer bestimmten Wählerschicht befeuerst.


Ja, da hast Du recht. Würde man den Guten aber remigrieren, dann wären die teutonischen Nachrücker aber trotzdem ungeeignet. ;)


Rentenonkel

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #277 am: 08.10.2025 09:39 »
Eine dauerhafte Sicherung des Rentensystems ist schlicht nicht notwendig. Wichtig ist die Absicherung im Alter, die auf vielen wegen erfolgen kann. Insbesondere durch Anlage am Kapitalmarkt und Immobilieneigentum.


Wenn wir eine Geburtenrate in Deutschland von um etwa 2 hätten, wäre die Welt wieder rosarot, nachdem die Boomer Generation in 20 bis 25 Jahren wieder aus dem Rentensystem verschwindet.

Leider ist dem nicht so. Wir haben derzeit eine Geburtenrate von 1,3x. Daher würde sich der Arbeitskräftemangel ohne Zuwanderung auch nach der Boomer Generation weiter verschärfen.

Durch die Boomer Generation werden wir in den nächsten Jahren ein Delta von etwa 400.000 Arbeitskräften pro Kalenderjahr haben, die in Rente gehen und die durch Schulabgänger nicht geschlossen werden können. Auch nach der Boomer Generation werden es immerhin noch, je nachdem welcher Studie man traut, bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen 150.000 - 200.000 Arbeitskräfte pro Jahr sein.

Ausgehend von diesen Zahlen beteilige ich mich daher gerne an einer Diskussion über das wieviel oder das wie, eine Diskussion über das ob geht aus meiner Sicht aber in eine völlig falsche Richtung. Ohne eine deutlich bessere Geburtenrate stirbt der teutonische Zweig langsam aus und die Sicherheit der sozialen Sicherungssysteme und auch der Beamtenversorgung wird nicht nur auf die Probe gestellt, sondern irgendwann tatsächlich unfinanzierbar sein.

Andere westliche Nationen haben auch Probleme, allerdings nicht alle so massive wie wir. Die USA haben eine Geburtenrate von fast 1,7, Frankreich von 1,6. Wir stehen im internationalen Wettbewerb um Arbeitskräfte allgemein und Fachkräfte im speziellen.

Daher bin ich eher bei NelsonMuntz:

Was können wir tun, damit diejenigen, die in Beschäftigung sind, von ihrem Gehalt leben können und nicht mehr auf ergänzende Leistungen angewiesen sind?

Was können und müssen wir tun, damit diejenigen, die motiviert und geeignet sind, zu arbeiten, schneller und besser in den Arbeitsmarkt integriert werden können? Was braucht der Mensch, um den es geht, dafür?

Da Menschen individuell sind, sind Lösungen auch oft individuell. Man spricht neudeutsch gerne auch von Case Management.

Wir werden auch irgendwann erkennen müssen, dass es in allen Ländern und bei allen Menschen einen gewissen Bodensatz gibt, der kriminell ist, und einen gewissen Bodensatz gibt, der nicht arbeiten will. Ganz abstellen wird man dieses Problem nicht können, man kann es nur eindämmen.

Meiner Meinung nach stecken wir sehr viel Geld, Ressourcen, Energie und Man Power darin, diesen Bodensatz dennoch irgendwie in Arbeit stecken wollen und stoßen dabei auf großen Widerstand. Das kann man auch den Beiträgen hier erkennen. Dabei verlieren wir diejenigen aus dem Blick, bei denen die Hilfe etwas positives bewirken könnte.

Wenn wir einen Teil dieser Ressourcen in die Menschen investieren würden, die man auch mit viel größerer Wahrscheinlichkeit in den Arbeitsmarkt integrieren könnte, wäre aus meiner Sicht schon viel gewonnen.

Ein vernünftiges Case Management wäre aus meiner Sicht für alle sinnvoll, die bisher nicht in der Lage sind, den richtigen Weg eigenständig zu finden und wo die Hilfe mit einiger Wahrscheinlichkeit auch zielführend ist, und zwar unabhängig von Herkunft, Ethnie, Hautfarbe oder ähnlichem.

Auch darf man nicht unterschätzen, was alles volkswirtschaftlich hilft, eine Wertschöpfungskette stabil zu halten. Eine Wertschöpfungskette ist die Abfolge aller Schritte, die notwendig sind, um ein Produkt oder eine Dienstleistung von der Rohstoffgewinnung bis zum Endverbraucher zu bringen, wobei jeder Schritt einen Mehrwert schafft und zur Wertsteigerung des Produkts beiträgt.

Daher gehören nicht nur die Facharbeiter dazu, sondern auch die Logistiker, LKW Fahrer, Kommissionierer und alle anderen Berufstätigen. Wir sollten uns also davon frei machen, zu glauben, dass solche Menschen uns nicht helfen. Diese schmerzhafte Erfahrung wurde auch den Engländern nach dem Brexit deutlich. Regale blieben leer, Hotels mussten schließen, Restaurants hatten nur noch 5 Tage pro Woche geöffnet usw. und so konnten auch die anderen Arbeitnehmer der Wertschöpfungskette kein Geld verdienen, solange die vermeintlich kleinen Rädchen still standen.   

BAT

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #278 am: 08.10.2025 10:33 »

Ausgehend von diesen Zahlen beteilige ich mich daher gerne an einer Diskussion über das wieviel oder das wie, eine Diskussion über das ob geht aus meiner Sicht aber in eine völlig falsche Richtung. Ohne eine deutlich bessere Geburtenrate stirbt der teutonische Zweig langsam aus und die Sicherheit der sozialen Sicherungssysteme und auch der Beamtenversorgung wird nicht nur auf die Probe gestellt, sondern irgendwann tatsächlich unfinanzierbar sein.


Abgesehen davon, dass Du auf meinen Vorschlag nicht wirklich eingehst, habe ich eine Abschaffung der gesetzlichen Renten nicht gefordert. Sondern nur in Frage gestellt, ob diese (allein) immer ausreichend hoch sein muss oder ob nicht die anderen beiden Säulen mehr in den Blick genommen werden sollten.

Dieses unbedingte absichern das Einzelnen bereits aus der GRV ist nur die Kehrseite der Medaille, der von dir genannten enormen und ineffezienten Förderung des "Bodensatzes". Beides ist ausufernden soziales Denken, welche aber in der Praxis oft genau das Gegenteil ist.

Eine Alterspyramide und auch die Sicherung des Alters ist etwas für Jahrzehnte. Da würde ich nicht ausschließen, dass es mit den Geburtenraten in 40 oder 60 Jahren genau umgekehrt aussieht. Es dürfte da einen ganz gewichtigen natürlichen Reflex geben (abgesehen von der Einführung der Pille): bei wachsendem Wohlstand verringert sich die Anzahl der Kinder, wird also der Wohlstand wegen Bevölkerungsmangels geringer, steigt er wieder. Es sei denn man steigert ihn "künstlich" und kickt damit diesen Effekt wieder raus.

Auch Rentenpolitik ist keine Angelegenheit von Zahlen und Paragrafen, sondern im Kern, wie fast alles, Philosophie.


Rentenonkel

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #279 am: 08.10.2025 11:02 »


Abgesehen davon, dass Du auf meinen Vorschlag nicht wirklich eingehst, habe ich eine Abschaffung der gesetzlichen Renten nicht gefordert. Sondern nur in Frage gestellt, ob diese (allein) immer ausreichend hoch sein muss oder ob nicht die anderen beiden Säulen mehr in den Blick genommen werden sollten.


Vielen Dank für die Klarstellung. Da habe ich dich offensichtlich falsch verstanden.

Ich habe schon sehr viel früher die einzelnen Stellschrauben benannt, an denen man aus meiner Sicht drehen kann. Eine Kürzung der Renten der bisherigen Beitragszahler hat verfassungsrechtliche Schranken.

Die seitens der Beitragszahler eingezahlten Beiträge unterliegen der Eigentumsgarantie des GG und demnach muss ein durchschnittlich lang lebender Rentner mindestens das Geld wieder zurück erhalten, was er und sein Arbeitgeber auch eingezahlt haben.

Ein Vorschlag wie deiner würde daher bedeuten, dass die Umstellung sehr lange braucht, die aktuellen Beitragssätze gesenkt werden müssten und die Deckungslücke durch einen noch höheren Bundeszuschuss ausgeglichen werden müsste. Auch wird es nicht jedem Versicherten gelingen, eine zusätzliche Absicherung gegen die Risiken Erwerbsminderung oder Hinterbliebenenversicherung zu finden oder diese Absicherungen aus eigener Kraft finanzieren können. Das zeigen Studien zu dem Versuch der Riester Rente, nachdem der Beitrag der RV in der Erwartung gesenkt wurde, dass die Versicherten sich mit dem Geld zusätzlich privat absichern. Somit würde sich tendenziell die Anzahl der Menschen, die bei Erwerbsminderung auf bedarfsorientierte Leistungen angewiesen sind, erhöhen, während gleichzeitig tendenziell die Menschen, die auch jetzt schon gut versorgt sind, noch besser versorgt wären.

In den Ländern, die den Bodensatz nicht sozial abfedern, finden diese Menschen andere Lösungen, ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Das geschieht dann oft jedoch nicht gewaltfrei.

Wenn wir in unserer Gesellschaft soziale und wirtschaftliche Unterschiede demokratisch, kooperativ und gewaltfrei lösen möchten, um soziale Unruhen und Aufstände zu verhindern und die Menschen nicht in die Kriminalität zu treiben, erfordert das soziale Gerechtigkeit und eine gerechte Verteilung von Ressourcen, da extreme Ungleichheiten und die Verweigerung der Grundbedürfnisse den Frieden erheblich gefährden. Man muss nicht allzu weit schauen, um zu sehen, was passiert, wenn der soziale Frieden ins Ungleichgewicht stürzt. Ich war schon mal zu Gast in Paris, als die Hütte gebrannt hat und es war alles andere als entspannt.

So verstanden ist das System in Deutschland alles andere als ineffizient. Es schützt sehr viele Menschen vor Altersarmut oder Armut bei Erwerbsminderung und sichert Hinterbliebene ab. Das heißt jedoch nicht, dass das System perfekt ist und der Gesetzgeber nicht sowohl die Rente regelmäßig an die geänderten Rahmenbedingungen anpassen sollte als auch die anderen Säulen stärker in den Fokus nehmen sollte.

Aus meiner Sicht müsste die Riester Rente dringend reformiert werden und auch eine obligatorische Betriebsrente kann mittel- und langfristig helfen. Allerdings gibt es ja auch hier viele Stimmen, die lieber heute als morgen aus der VBL austreten möchten. Daher ist die Frage, ob es hierfür einen gesamtgesellschaftlichen Konsens gibt oder nicht.

BAT

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #280 am: 08.10.2025 11:22 »
Ich kann mich deinen Ausführungen, möglicherweise auch den genannten Expertisen in keiner Weise anschließen. Es  scheint mehr von Alarmismus und Negativität gekennzeichnet zu sein.

Es ist allein schon der Zugewinn an Lebenswartung und damit auch der Zugewinn beim Zeitraum der Auszahlung von Renten nicht wirklich bekannt. Das Eigentum wird auch geschützt sein, wenn man das System in der ersten Säule etwas zurückfahren muss.

Du kannst allerdings nicht ein System rausnahmen aus dem staatlichen Komplex und sagen, es schützt vor Altersarmut. Du musst das Gesamtsystem sehen und erkennen, dass der Staat an vielen Stellen Probleme der Saturiertheit im Alter erst entsehen lässt (Eigentumsquote).

Zum "Bodensatz"habe ich mich nur deinen Ausführungen angeschlossen. Ausufernde Bemühungen zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt halte ich für ineffizient, das ausgiebige Alimentieren das Sozialstaats bleibt allerdings natürlich gewahrt.

Rentenonkel

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« Antwort #281 am: 08.10.2025 11:33 »
Eine Rückfrage, um es besser zu verstehen:

Es geht Dir also vor allem darum, die Eigentumsquote bei Immobilien zu stärken und das als alternative Altersvorsorge stärker in den Blick zu nehmen?

Rowhin

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« Antwort #282 am: 08.10.2025 11:37 »
Eine Rückfrage, um es besser zu verstehen:

Es geht Dir also vor allem darum, die Eigentumsquote bei Immobilien zu stärken und das als alternative Altersvorsorge stärker in den Blick zu nehmen?

Dazu gab es jüngst einen Artikel im Spiegel - wenn auch großteils aus der Erbperspektive - dem man sicher nicht in allen Teilen zustimmen muss. Tenor: Immobilien sind gar nicht so geil.

Da hinter Paywall, hier mal der Einstieg/die zentralen Thesen - für die aktuelle Diskussion natürlich besonders relevant die letzte (Hervorhebung von mir):

Zitat
Was ich in meiner Praxis immer wieder beobachte: Die meisten Menschen fühlen sich mit einer Immobilie als Vermögenswert ausgesprochen wohl. Zu diesem Wohlgefühl trägt maßgeblich bei, dass viele Investoren gegenüber den vorhandenen Risiken und Nachteilen von Immobilien blind sind:

  • Immobilienbesitz lässt sich, wenn man kein immenses Vermögen besitzt, kaum streuen – alle Eier liegen in einem Korb.
  • Immobilienbesitz lässt sich nicht stückweise verbrauchen, wenn man Kapital benötigt. Er reduziert so häufig die Lebensqualität im Alter.
  • Die wenigsten Menschen haben eine Übersicht über die realen Kosten ihrer Immobilie. Die gefühlte Rendite ist daher meist viel höher als die tatsächliche.
  • Da es – anders als an der Börse – keine transparenten Preise gibt, werden Wertschwankungen oft ausgeblendet. Hätten Sie gewusst, dass Wohnimmobilien an einem traumhaften Standort wie München zwischen 1991 und 2007 einen Preisrückgang von 40 Prozent  nach Inflation verkraften mussten?
  • Und nicht zuletzt: Auf keinen Vermögenswert kann der Staat über Steuern und Regulatorik so leicht zugreifen wie auf Immobilien: Mietdeckel, Mietpreisbremse, Umwandlungsverbot, Grundsteuer, Grunderwerbssteuer etc.

« Last Edit: 08.10.2025 11:46 von Rowhin »

BAT

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« Antwort #283 am: 08.10.2025 11:41 »
Eine Rückfrage, um es besser zu verstehen:

Es geht Dir also vor allem darum, die Eigentumsquote bei Immobilien zu stärken und das als alternative Altersvorsorge stärker in den Blick zu nehmen?

Zunächst es erstmal nicht schwerer zu machen, wäre ein Anfang (Grunderwerbssteuer, Bauen, Bauen, Bauen). Aber das nur als Teil der Stützung der Säule 3 und Akzeptanz der aus natürlichen Gründen schwächelnden Säule 1.

(große Teile der Sozialeistungen aber auch der Rentenzahlungen und damit auch den staatlichen Zuschüssen sind ja keine Leistungen für Rentener und Bürgergeldbezieher sondern werden weitergereicht an Mietkonzerne und auch durchaus solvente Privatvermieter)

beamtenjeff

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« Antwort #284 am: 08.10.2025 15:07 »
Eine Rückfrage, um es besser zu verstehen:

Es geht Dir also vor allem darum, die Eigentumsquote bei Immobilien zu stärken und das als alternative Altersvorsorge stärker in den Blick zu nehmen?

Zunächst es erstmal nicht schwerer zu machen, wäre ein Anfang (Grunderwerbssteuer, Bauen, Bauen, Bauen). Aber das nur als Teil der Stützung der Säule 3 und Akzeptanz der aus natürlichen Gründen schwächelnden Säule 1.

(große Teile der Sozialeistungen aber auch der Rentenzahlungen und damit auch den staatlichen Zuschüssen sind ja keine Leistungen für Rentener und Bürgergeldbezieher sondern werden weitergereicht an Mietkonzerne und auch durchaus solvente Privatvermieter)

Letztlich ist es auch ein offenes Geheimnis, dass die jüngeren Generationen gar nicht so richtig wissen wofür sie noch sparen sollen, da alles was man sich leisten kann ohnehin auf kurzfristigen Konsum hinausläuft. Und da ein Großteil der Boomer ihr Vermögen lange vor dem Sozialfall weiter vererben/verschenken, um sich dann später auf Kosten der Allgemeinheit durchfüttern zu lassen, kann man diesen jungen Menschen nicht mal einen Vorwurf machen, wenn die Altersvorsorge abseits der eigenen Immobilie dann vollends sinnlos und öde erscheint und deshalb vernachlässigt wird.

Was hätte man für eine arbeitstüchtige und motivierte Jugend, wenn man jener vorteilhafte Förderungen und Kredite in Aussicht stellt - ich würde behaupten, plötzlich würden 50 Stunden/Wochen dankend angenommen. Aber so erstickt man alles im Keim und plötzlich interessieren sich alle nur noch für ihre Freizeit oder Bürgergeld. Wer hätte das erahnen können?!?!