Bereits seit 1890 entwickelte sich Deutschland in der Hochkonjunkturperiode zu einem wichtigen Einwanderungsland. Die Zahl der beschäftigten Ausländer stieg bis 1914 auf schätzungsweise 1,2 Millionen an. Ein Großteil waren Polen aus dem russischen und dem österreichisch-ungarischen Kaiserreich. Schon damals gab es in vielen Teilen der Bevölkerung keinen gesellschaftlichen Konsens über die Notwendigkeit und Vorteile der Immigration. Die reichsdeutsche polnische Bevölkerung wurden als „Reichsfeinde“ angesehen. Man versuchte die wirtschaftlich notwendige polnische Zuwanderung in die ostpreußische Landwirtschaft und ins Ruhrgebiet (Ruhrpolen) im Rahmen einer antipolnischen Abwehrpolitik zu steuern.
Nach dem zweiten Weltkrieg hat man mit verschiedenen Anwerberabkommen sogenannten Gastarbeitern die Möglichkeit eingeräumt, nach Deutschland einzuwandern. Auch damals waren die Menschen am Anfang nicht davon begeistert.
Einwanderer werden in Deutschland auch heute noch weiterhin entweder als Armutsmigranten abgetan oder gefürchtet oder von der Wirtschaft als schnelle, billige Lückenfüller für den Arbeiter- und Fachkräftemangel missverstanden.
Schon in naher Zukunft werden wir entweder akzeptieren müssen, dass wir qualifizierte Einwanderung benötigen, um unsere sozialen Sicherungssysteme zu stabilisieren oder damit leben müssen, dass unser aller Wohlstand schrumpft. Sei es durch höhere Beitragssätze bei den Beitragszahlern oder durch geringere Leistungen bei den Empfängern oder durch gestiegene Zuschüsse der Steuerzahler.
Die Ursache dafür ist recht einfach und klar: Es gibt zu wenig junge Menschen in unserem Land. Es ist uns in den letzten beiden Generationen nicht gelungen, unseren Nachwuchs in ausreichender Anzahl durch eigene Fortpflanzung zu generieren.
Ohne Zuwanderung ist die Lücke, die die Baby Boomer in den nächsten Jahren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen, nicht zu schließen und ALLE Generationen sind dann die Leidtragenden.
Dabei ist Deutschland schon seit mehr als einem Jahrhundert ein Einwanderungsland. Dass die erste Generation Probleme hat, sich zu integrieren, war auch in den letzten über 100 Jahre nicht anders. Auch die Vorbehalte der Menschen in unserem Land gegen die "Neuen" sind so alt wie die Einwanderung selbst. Dennoch sind Menschen mit polnischen, russischen und türkischen Wurzeln heute aus manchen Berufen gar nicht mehr wegzudenken, weil dann ganze Berufszweige zusammen brechen würde. Und das sind nicht nur Berufe, die keinerlei Qualifikation benötigen. Spätestens die zweite Generation ist oft ähnlich qualifiziert wie der eigenen Nachwuchs.
Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse der Parteien ist es jedoch aktuell eher ein Wunschdenken, dass es wieder gelingt, qualifizierte Ausländer nach Deutschland zu locken. Eine solche Politik würde derzeit vermutlich noch mehr Wähler in die Arme der Blauen treiben und es gibt auch kaum ausreichende Strukturen und Rahmenbedingungen, die das in großer Anzahl erlauben könnte (fehlende Sprachkurse, Wohnungsmangel, etc.).
Wie ich es schon mal geschrieben habe: Es werden Reformen kommen, in denen am Ende allen etwas weh getan werden muss, damit die Last auf alle Generationen einigermaßen gleich verteilt werden wird.