Genau das wollte ich sagen, Jörn. Und zugleich sollte es dem Dienstherrn ja darum gehen, die jüngeren weiblichen Lehrkräfte mit Klein -oder jüngeren Kindern zu motivieren, nach Möglichkeit in Vollzeit oder eben mit einem höheren Teilzeitfaktor ihrem Dienst nachzukommen, Ragnar, da sie - wie Du hervorhebst - in der Regel eine noch stärkere Belastbarkeit aufweisen und da ihre Zahl in den letzten zehn Jahren durchschnittlich signifikant zugenommen hat, sodass hier wie gezeigt starke Kohorten vorhanden sind. Nicht umsonst sind zurzeit über 36 % der bundesdeutschen Lehrkräfte unter 40 Jahre alt. Darüber hinaus wäre das auch aus Gleichstellungsgründen gesellschaftlich erwünscht, da der sogenannte Gender Time Gap weiterhin deutlich vorhanden ist. Eine seiner zentralen Ursachen ist, dass auch und gerade Partner mit Kindern abwägen, was für sie ökonomisch von Vorteil ist - und wegen des ebenfalls siginifikanten gesellschaftlichen Gender Pay Gaps ist es für Paare wiederkehrend finanziell rationaler, dass Frauen ihre Berufstätigkeit einschränken oder ganz aufgeben, sobald sich Kinder einstellen.
Sobald also auch beamtete Lehrkräfte wieder amtsangemessenen alimentiert werden würden, führte das zwangsläufig dazu, dass eine zunehmende Zahl an weiblichen Lehrkräften nun durch ihre Berufstätigkeit einen höheren Verdienst erzielte als ihre männlichen Partner. Entsprechend würde die Wahrscheinlichkeit steigen, dass für entsprechende Paare die weibliche Beschäftigung attraktiver werden würde. In Anbetracht der Tatsache, dass durchschnittlich rund drei von vier Lehrkräften weiblich sind, darf man also davon ausgehen, dass die genannte Zahl von 14.500 unbesetzten Vollzeitlehrerstellen in Deutschland infolge einer amtsangemessenen Alimentation von Lehrkräften abnehmen sollte - unabhängig davon, dass so ebenfalls die Attraktivität für Seiteneinsteiger steigen würde, ohne die die personellen Probleme mittelfristig nicht in den Griff zu bekommen sein werden, ob einem dieses Faktum nun schmeckt oder nicht.
Da die tatsächliche Realität dahingegen so aussieht, dass keine verfassungskonformen Besoldungsgesetze verabschiedet werden und darüber hinaus zur Überwindung des Fehlbetrags zwischen der Mindest- und gewährten Nettoalimentation eine zumeist extreme Anhebung familienbezogener Besoldungskomponenten vollzogen wird, die zumeist allerdings nur in den unteren Besoldungsgruppen gewährt werden, ändert sich hinsichtlich der Lehrkräftesituation in Deutschland mit Blick auf die Angebotsseite nichts, sodass man davon ausgehen darf, dass sich die offensichtlichen Personalprobleme noch immer weiter zuspitzen werden. Nicht umsonst stagniert die Zahl der Studierenden mit angestrebtem Abschluss Lehramt seit Jahr und Tag bei rund neun % eines Studierendenjahrgangs. Die Zahl reicht nun aber absehbar weder aus, um den aktuellen Bedarf zu decken, noch werden sich so die mittelfristig weiterwirkenden Probleme bewältigt lassen.
Denn nicht umsonst liegt die Zahl der über 50-jährigen Lehrkräfte in Dutschland bei 34,5 %, wobei diese Zahl deutlich zwischen den Bundesländern differiert, nämlich von 25,7 % in Bremen bis 58,6 % in Sachsen-Anhalt. Insbesondere in Mitteldeutschland sollte man sich offensichtlich, nachdem man weitgehend dazu übergegangen ist, Lehrkräfte zu verbeamten, ein wenig mehr Gedanken machen, wie man die eigenen Nachwuchsprobleme in den Griff bekommen möchte, nicht umsonst weisen die entsprechenden Zahlen in Thüringen mit 55,5 %, Mecklenburg-Vorpommern mit 52,4 %, Sachsen mit 50,4 % und Brandenburg mit 48,8 % auf ein gehöriges Problem hin, das ohne deutliche Attraktivitätsgewinne für den Lehrerberuf kaum in den Griff zu bekommen sein dürfte. Eventuell kann Berlin als Stadtstaat, der tendenziell attraktiv ist, noch darauf hoffen (mehr allerdings wohl auch nicht, als hoffen), seine Probleme bei einem Wert von 40,4 % in den Griff zu bekommen. Für die genannten Länder sieht hingegen die zu erwartende Situation eher wenig erfreulich aus. Denn mit der deutlich überdurchschnittlichen Zahl an über 50-jährigen Lehrkräften korrespondiert die weiterhin deutlich unterdurschnittliche Zahl an unter 40-Jährigen, die in Sachsen-Anhalt bei 26,7 %, in Mecklenburg-Vorpommern bei 28,6 %, in Thüringen bei 30,0 %, in Sachsen bei 30,4 % und in Brandenburg bei 31,1 % liegt.