Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion  (Read 537250 times)

FearOfTheDuck

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #1335 am: 13.03.2024 14:54 »
Ketzerisch könnte man fragen, warum in der vorletzten Tarifrunde im Ergebnis das Geld nur auf Platz 2 lag... ;D

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #1336 am: 13.03.2024 15:02 »
Mal schauen. Ich könnte mir auch vorstellen das Verdi das gar nicht fordern wird.
Nachdem Verdi eine Arbeitszeitumfrage gestartet (und damit Erwartungen geweckt) hat, ist es durchaus wahrscheinlich das diese Thematik in den kommenden Tarifverhandlungen eine Rolle spielen wird...

War doch bei der letzten Runde genauso: Umfrage mit eindeutigen Ergebnissen durchgeführt und danach ist das Thema in den Verhandlungen komplett unter den Tisch gefallen.

Ich glaube Verdi das erst wenn Sie es wirklich ernsthaft gefordert haben. Und zwar als zentrale Forderung, nicht als Verhandlungsmasse die man dann schnell wieder aufgibt...

Letztlich ist es das große Recht jedes Einzelnen, vor allem hier im Forum prinzipiell negativ zu sein und zu behaupten, man glaube es erst wenn man es sieht.
Aber die Behauptung, dass die Sachlage die gleiche sei, wie bei vorherigen Verhandlungen stimmt so halt einfach nicht.

Bei der letzten Befragung (vorletzte Tarfirunde) wurde die Arbeitszeit nur teilweise abgefragt, es ging generell darum was gefordert werden soll und da war Arbeitszeit an Platz 2. Bei der Frage nach Prioritäten war Geld ganz klar vorne. Hier wird also inzwischen ordentlich Legendenbildung betrieben.

Konnte man enttäuscht sein, dass die Arbeitszeit dann GAR NICHT in den Forderungen zu finden war? Ja, eindeutig. Man hätte hier auch schon eine Reduzierung aufnehmen müssen. War die Situation die gleiche wie jetzt? Eindeutig nein.
Es gab damals keine dauerstreikende GDL für die Arbeitszeit. Es gab keine Befragung die nur auf die Arbeitszeit abzielte und es gab auch kein klares Statement von Verdi, dass das Thema Arbeitszeit Hauptthema der nächsten Auseinandersetzung wird. All das gibt es dieses Mal. Daher ist die Forderung beim TVÖD zu erwarten.
Von deren Ergebnis wird dann abhängen wie es bei uns aussieht.

Richtig, die Situation ist eine andere, denn trotz DAX-Höchstständen und jubilierenden Anlegern sind die gesamtwirtschaftlichen Perspektiven für die kommenden 2 Jahre eher mau - was sich dann auch in den Steuereinnahmen spiegelt und die Spielräume für Entgelterhöhungen minimiert.

Ich kann den Ansatz also nachvollziehen, die Arbeitszeit anzugreifen, denn so ermöglicht der Blick auf den Stundenlohn erneut ein "bestes Ergebnis aller Zeiten", selbst wenn die eigentliche Erhöhung der Tarife nur 0,3% auf 24 Monate hergibt.

Es kommt nicht darauf an, was Du machst - es kommt darauf an, wie gut Du es verkaufst!

troubleshooting

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #1337 am: 13.03.2024 15:08 »
Ketzerisch könnte man fragen, warum in der vorletzten Tarifrunde im Ergebnis das Geld nur auf Platz 2 lag... ;D

Meine Theorie ist ja, dass man Personal abbauen möchte und damit Kosten sparen.

Wenn dann nichts vorwärts geht, kann man hervorragend argumentieren, dass man ja keine Möglichkeiten hat - Fachkräftemangel, Sie wissen schon... (Tatsächlich kann man dieses Argument hier grad schon auf kommunaler Seite lesen.)

Meierheim

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #1338 am: 13.03.2024 15:16 »
Mal schauen. Ich könnte mir auch vorstellen das Verdi das gar nicht fordern wird.
Nachdem Verdi eine Arbeitszeitumfrage gestartet (und damit Erwartungen geweckt) hat, ist es durchaus wahrscheinlich das diese Thematik in den kommenden Tarifverhandlungen eine Rolle spielen wird...

War doch bei der letzten Runde genauso: Umfrage mit eindeutigen Ergebnissen durchgeführt und danach ist das Thema in den Verhandlungen komplett unter den Tisch gefallen.

Ich glaube Verdi das erst wenn Sie es wirklich ernsthaft gefordert haben. Und zwar als zentrale Forderung, nicht als Verhandlungsmasse die man dann schnell wieder aufgibt...

Letztlich ist es das große Recht jedes Einzelnen, vor allem hier im Forum prinzipiell negativ zu sein und zu behaupten, man glaube es erst wenn man es sieht.
Aber die Behauptung, dass die Sachlage die gleiche sei, wie bei vorherigen Verhandlungen stimmt so halt einfach nicht.

Bei der letzten Befragung (vorletzte Tarfirunde) wurde die Arbeitszeit nur teilweise abgefragt, es ging generell darum was gefordert werden soll und da war Arbeitszeit an Platz 2. Bei der Frage nach Prioritäten war Geld ganz klar vorne. Hier wird also inzwischen ordentlich Legendenbildung betrieben.

Konnte man enttäuscht sein, dass die Arbeitszeit dann GAR NICHT in den Forderungen zu finden war? Ja, eindeutig. Man hätte hier auch schon eine Reduzierung aufnehmen müssen. War die Situation die gleiche wie jetzt? Eindeutig nein.
Es gab damals keine dauerstreikende GDL für die Arbeitszeit. Es gab keine Befragung die nur auf die Arbeitszeit abzielte und es gab auch kein klares Statement von Verdi, dass das Thema Arbeitszeit Hauptthema der nächsten Auseinandersetzung wird. All das gibt es dieses Mal. Daher ist die Forderung beim TVÖD zu erwarten.
Von deren Ergebnis wird dann abhängen wie es bei uns aussieht.

Richtig, die Situation ist eine andere, denn trotz DAX-Höchstständen und jubilierenden Anlegern sind die gesamtwirtschaftlichen Perspektiven für die kommenden 2 Jahre eher mau - was sich dann auch in den Steuereinnahmen spiegelt und die Spielräume für Entgelterhöhungen minimiert.

Ich kann den Ansatz also nachvollziehen, die Arbeitszeit anzugreifen, denn so ermöglicht der Blick auf den Stundenlohn erneut ein "bestes Ergebnis aller Zeiten", selbst wenn die eigentliche Erhöhung der Tarife nur 0,3% auf 24 Monate hergibt.

Es kommt nicht darauf an, was Du machst - es kommt darauf an, wie gut Du es verkaufst!
Andererseits gibt es das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, in dem festgestellt wird, dass die Höhe der jetzigen Alimentation der Beamten/-innen verfassungswidrig ist. Wenn nun Verdi in der nächsten Verhandlungsrunde die Arbeitszeit in den Mittelpunkt stellt zulasten einer Erhöhung zumindest im Rahmen eines Inflationsausgleichs kann das nur bedeuten, dass Angestellte im ÖD eine Verringerung der Arbeitszeit erhalten bei gleichem oder nur gering erhöhtem Lohn und Beamte eine Erhöhung der Bezüge unter Beibehaltung der 40-Stunden-Woche.

Oliver1976

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #1339 am: 15.03.2024 15:41 »
Mich wundert bei der ganzen Diskussion immer, dass es so scheint, als ob jeder zu wenig zu tun für seine 39,5-40 Wo/h hat.

Von der Tendenz arbeiten die meisten doch eher mehr als weniger. Ich kenne bei uns im wissenschaftlichen Dienst keinen, der nach 39,5 h in der Woche den Stift weglegt.

Wüsste nicht, wie das alles mit 37,5 h oder weniger anders werden soll.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #1340 am: 15.03.2024 16:45 »
Mich wundert bei der ganzen Diskussion immer, dass es so scheint, als ob jeder zu wenig zu tun für seine 39,5-40 Wo/h hat.

Von der Tendenz arbeiten die meisten doch eher mehr als weniger. Ich kenne bei uns im wissenschaftlichen Dienst keinen, der nach 39,5 h in der Woche den Stift weglegt.

Wüsste nicht, wie das alles mit 37,5 h oder weniger anders werden soll.
Es gibt dann mehr bezahlte Überstunden.
Oder arbeiten die alle für lau und lassen ihre Gleitzeitstunden verfallen?

Umlauf

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #1341 am: 16.03.2024 16:16 »
Mich wundert bei der ganzen Diskussion immer, dass es so scheint, als ob jeder zu wenig zu tun für seine 39,5-40 Wo/h hat.

Von der Tendenz arbeiten die meisten doch eher mehr als weniger. Ich kenne bei uns im wissenschaftlichen Dienst keinen, der nach 39,5 h in der Woche den Stift weglegt.

Wüsste nicht, wie das alles mit 37,5 h oder weniger anders werden soll.

Ist das das Problem der Beschäftigen. Ich glaube nicht. 

Johann

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #1342 am: 18.03.2024 11:07 »
Mich wundert bei der ganzen Diskussion immer, dass es so scheint, als ob jeder zu wenig zu tun für seine 39,5-40 Wo/h hat.

Von der Tendenz arbeiten die meisten doch eher mehr als weniger. Ich kenne bei uns im wissenschaftlichen Dienst keinen, der nach 39,5 h in der Woche den Stift weglegt.

Wüsste nicht, wie das alles mit 37,5 h oder weniger anders werden soll.
Dass im wissenschaftlichen Bereich Selbstausbeutung und übermäßiges Produktivitätsverlangen aufgrund prekärer Arbeitsbedingungen und ständig befristeten Arbeitsverträgen herangezüchtet werden, ist ja bekannt. Auf den gesamten öffentlichen Dienst bezogen dürften diese Bedingungen aber eher ein Nischendasein darstellen.

Floki

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« Antwort #1343 am: 18.03.2024 11:17 »
Mich wundert bei der ganzen Diskussion immer, dass es so scheint, als ob jeder zu wenig zu tun für seine 39,5-40 Wo/h hat.

Von der Tendenz arbeiten die meisten doch eher mehr als weniger. Ich kenne bei uns im wissenschaftlichen Dienst keinen, der nach 39,5 h in der Woche den Stift weglegt.

Wüsste nicht, wie das alles mit 37,5 h oder weniger anders werden soll.

Das wurde mittlerweile von unzähligen Studien mehrfach dargelegt: Kein Mensch der Welt ist den ganzen Tag durchgehend hoch konzentriert und motiviert. Es geht nicht darum, dass man in weniger Zeit "mehr" schaffen müsste, sondern man ist der kürzeren Zeit wesentlich motivierter und schafft ein höheres Arbeitspensum, als den ganzen Tag über verteilt. Des Weiteren sind die Menschen auffällig weniger krank, ausgebrannt und demotiviert. Ganz im Gegenteilt, die Arbeitsqualtität und die damit verbundene Quantität ist ausnahmslos überall gestiegen.

Garfield

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #1344 am: 18.03.2024 11:32 »
Mich wundert bei der ganzen Diskussion immer, dass es so scheint, als ob jeder zu wenig zu tun für seine 39,5-40 Wo/h hat.

Von der Tendenz arbeiten die meisten doch eher mehr als weniger. Ich kenne bei uns im wissenschaftlichen Dienst keinen, der nach 39,5 h in der Woche den Stift weglegt.

Wüsste nicht, wie das alles mit 37,5 h oder weniger anders werden soll.
Dass im wissenschaftlichen Bereich Selbstausbeutung und übermäßiges Produktivitätsverlangen aufgrund prekärer Arbeitsbedingungen und ständig befristeten Arbeitsverträgen herangezüchtet werden, ist ja bekannt. Auf den gesamten öffentlichen Dienst bezogen dürften diese Bedingungen aber eher ein Nischendasein darstellen.

Mal ganz davon ab: Nur die wenigstens arbeiten in Projekten, in denen die Arbeit dann eben steht, bzw. liegen bleibt wenn sie selber nicht da sind.

Für mich würde eine 35h Woche bedeuten, dass ich meistens genauso viel arbeite wie bisher, wenn überhaupt, dann marginal weniger. Aber deutlich mehr Mehrarbeit dabei mitnehme und entsprechend eben auch mehr Tage habe, an denen ich diese Zeiten dann "abgleiten" kann.

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #1345 am: 19.03.2024 07:33 »
Das wurde mittlerweile von unzähligen Studien mehrfach dargelegt: Kein Mensch der Welt ist den ganzen Tag durchgehend hoch konzentriert und motiviert. Es geht nicht darum, dass man in weniger Zeit "mehr" schaffen müsste, sondern man ist der kürzeren Zeit wesentlich motivierter und schafft ein höheres Arbeitspensum, als den ganzen Tag über verteilt. Des Weiteren sind die Menschen auffällig weniger krank, ausgebrannt und demotiviert. Ganz im Gegenteilt, die Arbeitsqualtität und die damit verbundene Quantität ist ausnahmslos überall gestiegen.

Ich fange mal hinten an: "Ausnahmslos und überall" ist in der Totalität sicher nicht zutreffend. Man kann hier vielleicht von "mehrheitlich" sprechen, aber grundsätzlich sollte man Studienergebnisse nicht so verkürzt darstellen. Viele Studien zur Arbeitszeitverkürzung behandeln zudem die in letzter Zeit so gehypte 4-Tage-Woche - da ist dann der Arbeitstag genau so lang wie vorher, was dann dem hier widerspricht: "Kein Mensch der Welt ist den ganzen Tag durchgehend hoch konzentriert und motiviert.". Ferner sollte man nicht davon ausgehen, dass Studienteilnehmer bei Arbeitszeitverkürzungen Fragen zur Befindlichkeit durchgehend unbefangen beantworten: Weniger Arbeit, aber gleiches Geld? Das wollen erstmal viele "mitnehmen".

Es gibt sicher Berufe/Arbeitsplätze, bei denen sich Effizienzsteigerungen durch Arbeitszeitverkürzungen erreichen lassen, in vielen anderen Fällen ist das aber unrealistisch. Der Müllwagen z.B., der nur 6h am Tag unterwegs ist, kann schwerlich die gleiche Leistung bringen, wie derjenige, der 8h unterwegs ist.

Wir leben in Zeiten, in denen junge Menschen weinend zusammenbrechen, wenn Ihnen eröffnet wird, dass eine Arbeitswoche 5 Tage haben könnte und auch nur 30 Tage Urlaub im Jahr drin sind. Ob das ein Ausdruck einer resilienten Gesellschaft in Zeiten eines tiefgreifenden Strukturwandels ist, darf dann bitte jeder für sich selbst beantworten.

Bibliothekar

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #1346 am: 19.03.2024 07:50 »
Das wurde mittlerweile von unzähligen Studien mehrfach dargelegt: Kein Mensch der Welt ist den ganzen Tag durchgehend hoch konzentriert und motiviert. Es geht nicht darum, dass man in weniger Zeit "mehr" schaffen müsste, sondern man ist der kürzeren Zeit wesentlich motivierter und schafft ein höheres Arbeitspensum, als den ganzen Tag über verteilt. Des Weiteren sind die Menschen auffällig weniger krank, ausgebrannt und demotiviert. Ganz im Gegenteilt, die Arbeitsqualtität und die damit verbundene Quantität ist ausnahmslos überall gestiegen.

Ich fange mal hinten an: "Ausnahmslos und überall" ist in der Totalität sicher nicht zutreffend. Man kann hier vielleicht von "mehrheitlich" sprechen, aber grundsätzlich sollte man Studienergebnisse nicht so verkürzt darstellen. Viele Studien zur Arbeitszeitverkürzung behandeln zudem die in letzter Zeit so gehypte 4-Tage-Woche - da ist dann der Arbeitstag genau so lang wie vorher, was dann dem hier widerspricht: "Kein Mensch der Welt ist den ganzen Tag durchgehend hoch konzentriert und motiviert.". Ferner sollte man nicht davon ausgehen, dass Studienteilnehmer bei Arbeitszeitverkürzungen Fragen zur Befindlichkeit durchgehend unbefangen beantworten: Weniger Arbeit, aber gleiches Geld? Das wollen erstmal viele "mitnehmen".

Es gibt sicher Berufe/Arbeitsplätze, bei denen sich Effizienzsteigerungen durch Arbeitszeitverkürzungen erreichen lassen, in vielen anderen Fällen ist das aber unrealistisch. Der Müllwagen z.B., der nur 6h am Tag unterwegs ist, kann schwerlich die gleiche Leistung bringen, wie derjenige, der 8h unterwegs ist.

Wir leben in Zeiten, in denen junge Menschen weinend zusammenbrechen, wenn Ihnen eröffnet wird, dass eine Arbeitswoche 5 Tage haben könnte und auch nur 30 Tage Urlaub im Jahr drin sind. Ob das ein Ausdruck einer resilienten Gesellschaft in Zeiten eines tiefgreifenden Strukturwandels ist, darf dann bitte jeder für sich selbst beantworten.

Ich hätte mir gewünscht, dass du deiner Kritik an einer pauschalen Aussage nicht eine pauschale Aussage über junge Leute (zudem noch stark wertend) folgen lässt. Zumindest in meiner Dienststelle ist es sehr durchmischt. Hier gibt es Gen Z Menschen, die bei Vollzeitstunden Mehrarbeit leisten und Boomer, die wenige Stunden arbeiten wollen. Und umgekehrt. Ich glaube, es ist nicht unbedingt eine Generationenfrage, sondern vielmehr der Umstand, dass bestimmte Arbeitsbedingungen durch den Fachkräftemangel immer besser werden (müssen). Dann suchen sich Menschen (nicht nur junge, sondern auch ältere) eben gute Bedingungen raus und arbeiten dort, wo sie in einer verkürzten 4-Tage-Woche ebenso viel verdienen wie andernorts in der 5-Tage-Woche, sofern es keine anderen Faktoren wie z.B. familiäre Bindungen die sie daran hindern.
« Last Edit: 19.03.2024 07:58 von Bibliothekar »

MINTler

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #1347 am: 19.03.2024 08:39 »
Ich muss mal kurz ein negatives Stimmungsbild abgeben, sorry. Das TV-L Tarifergebnis ist für unseren technischen Fachbereich (Details möchte ich nicht preisgeben) echt absolut niederschmetternd...

Es haben in den letzten drei Monaten geschätzt ca. 15 Leute das Handtuch geworfen. Davon alleine 11 aus dem direkten Bereich MINT! Das ist für unseren Bereich sehr viel, richtig bitter und gab es so noch nicht. Die Gründe waren bei Gesprächen im Wesentlichen immer wieder gleich: Mangelnde Bezahlung im TV-L, bessere Konditionen bei anderen Arbeitgebern (auch im ÖD) und teils fehlende Wertschätzung. Auch einige sehr erfahrene, ältere Ingenieure haben Kündigung eingereicht und nehmen beim Weggang dann viel Fachwissen mit. Stadtwerke und Co. freuen sich und reiben sich die Hände. Zulagen sind von ganz oben her komplett untersagt. Wurde bereits intensiv versucht, auch vom AG selbst.

Warum hat man die Ingenieure und ITler nicht endlich mehr in den Fokus genommen im TV-L?

Wir finden hier im Bereich MINT fast keine Leute mehr. Allenfalls Kollegen die recht knapp vor der Rente stehen oder Berufseinsteiger, welche dann oft in der Probezeit wieder abhauen. Zumindest eine Angleichung der Jahressonderzahlung hätte sein müssen. Und diese Pauschale von 200 Euro hilft zwar kleinen und mittleren Gruppen. Bringt den höheren Gruppen prozentual aber weniger. Die Spreizung der Gehälter ist echt problematisch.

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Tarifergebnis Diskussion
« Antwort #1348 am: 19.03.2024 08:49 »

Ich hätte mir gewünscht, dass du deiner Kritik an einer pauschalen Aussage nicht eine pauschale Aussage über junge Leute (zudem noch stark wertend) folgen lässt. Zumindest in meiner Dienststelle ist es sehr durchmischt. Hier gibt es Gen Z Menschen, die bei Vollzeitstunden Mehrarbeit leisten und Boomer, die wenige Stunden arbeiten wollen. Und umgekehrt. Ich glaube, es ist nicht unbedingt eine Generationenfrage, sondern vielmehr der Umstand, dass bestimmte Arbeitsbedingungen durch den Fachkräftemangel immer besser werden (müssen). Dann suchen sich Menschen (nicht nur junge, sondern auch ältere) eben gute Bedingungen raus und arbeiten dort, wo sie in einer verkürzten 4-Tage-Woche ebenso viel verdienen wie andernorts in der 5-Tage-Woche

Ja, ich habe überspitzt (in Gedanken Bezug nehmend auf jenes virale Video einer jungen Eventmanagerin, die voller Verzweifelung darüber sprach, dass sie Einkauf und Haushalt doch tatsächlich in Ihrer Freizeit erledigen müsste. Ein Skandal!). Natürlich sind nicht alle so.

Zum Arbeitnehmermarkt: Ja, dieser ermöglicht eine Verbesserung von Arbeitsbedingungen, was ich in der Tendenz auch eher begrüße, als die Effekte eines Arbeitgebermarktes. Dennoch kann man solche Verbesserungen volkswirtschaftlich überziehen, wenn nicht nur weniger Zeit, sondern tatsächlich weniger Leistung für gleiches Geld gefordert wird. Das müssen wir jetzt gar nicht im Detail beleuchten, aber im Angesicht des demografischen Wandels wären wir gut beraten, wenn die Gesamtleistung aus erbrachter Arbeit perspektivisch nicht sinkt. Viele Berufe, in denen eine 24/7-Verfügbarkeit von Nöten ist, bräuchten bei einer 4-Tage-Woche mit je 8h plötzlich 25% mehr Personal und damit würde die erbrachte Leistung auch 25% teurer, wenn die Gehälter gleich bleiben. Darüber hinaus fehlt dieses zusätzliche Personal als potentielle Arbeitskraft in anderen Branchen, was den Wettbewerb um die Arbeitskräfte weiter verschärft. Am Ende regelt das dann der Markt, wenn Produkte oder Dienstleistungen zu teuer werden und Unternehmen daran zugrunde gehen: Dann steigen die Arbeitslosenzahlen wieder und es folgt der Arbeitgebermarkt (flankiert von breiten Kürzungen im Sozialbereich).

Und mal noch etwas weiter gedacht: Wenn man so Sachen wie den Klimawandel ernst nimmt, sollten wir insgesamt mehr "schaffen", damit wir uns die notwendigen Transformationen in Wirtschaft und im Privaten auch leisten können.

Ich muss mal kurz ein negatives Stimmungsbild abgeben, sorry. Das TV-L Tarifergebnis ist für unseren technischen Fachbereich (Details möchte ich nicht preisgeben) echt absolut niederschmetternd...
 

Da ich ebenfalls in dem Bereich wirke (IT), eine kurze Rückfrage: Ist es bei Euch mehr die Höhe des Entgelts, oder die Arbeitszeit? Wären die Kollegen eher geblieben, wenn man eine 4-Tage-Woche eingeführt, oder wenn es 20% mehr Gehalt gegeben hätte?

Floki

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« Antwort #1349 am: 19.03.2024 08:54 »
Das wurde mittlerweile von unzähligen Studien mehrfach dargelegt: Kein Mensch der Welt ist den ganzen Tag durchgehend hoch konzentriert und motiviert. Es geht nicht darum, dass man in weniger Zeit "mehr" schaffen müsste, sondern man ist der kürzeren Zeit wesentlich motivierter und schafft ein höheres Arbeitspensum, als den ganzen Tag über verteilt. Des Weiteren sind die Menschen auffällig weniger krank, ausgebrannt und demotiviert. Ganz im Gegenteilt, die Arbeitsqualtität und die damit verbundene Quantität ist ausnahmslos überall gestiegen.

Ich fange mal hinten an: "Ausnahmslos und überall" ist in der Totalität sicher nicht zutreffend. Man kann hier vielleicht von "mehrheitlich" sprechen, aber grundsätzlich sollte man Studienergebnisse nicht so verkürzt darstellen. Viele Studien zur Arbeitszeitverkürzung behandeln zudem die in letzter Zeit so gehypte 4-Tage-Woche - da ist dann der Arbeitstag genau so lang wie vorher, was dann dem hier widerspricht: "Kein Mensch der Welt ist den ganzen Tag durchgehend hoch konzentriert und motiviert.". Ferner sollte man nicht davon ausgehen, dass Studienteilnehmer bei Arbeitszeitverkürzungen Fragen zur Befindlichkeit durchgehend unbefangen beantworten: Weniger Arbeit, aber gleiches Geld? Das wollen erstmal viele "mitnehmen".

Es gibt sicher Berufe/Arbeitsplätze, bei denen sich Effizienzsteigerungen durch Arbeitszeitverkürzungen erreichen lassen, in vielen anderen Fällen ist das aber unrealistisch. Der Müllwagen z.B., der nur 6h am Tag unterwegs ist, kann schwerlich die gleiche Leistung bringen, wie derjenige, der 8h unterwegs ist.

Wir leben in Zeiten, in denen junge Menschen weinend zusammenbrechen, wenn Ihnen eröffnet wird, dass eine Arbeitswoche 5 Tage haben könnte und auch nur 30 Tage Urlaub im Jahr drin sind. Ob das ein Ausdruck einer resilienten Gesellschaft in Zeiten eines tiefgreifenden Strukturwandels ist, darf dann bitte jeder für sich selbst beantworten.
Doch, die Totalität ist zutreffend bei den Studien. Denn eine "einfache Mehrheit" ist hier nicht gegeben, sondern die Ergebenisse sind überwältigend und deutlich. Ich weiß aus anderen Beiträgen, dass Dir das schlichtweg nicht passt und nicht mit deiner Meinung übereinstimmt, ändert trotzdem nichts an den Ergebnissen. Auch sind die Ausführungen bzgl. der gleich bleibenden Arbeitszeit und der 4-Tage-Woche nicht zutreffend. Ein Widerspruch besteht auch nicht, denn die angesprochende, untersuchte 4-Tage-Woche widerspricht keineswegs dem bereits nachgewiesenem Fakt, dass kein Mensch der Welt acht Stunden am Stück gleichbleibenden hochkonzentriert arbeitet.
Deine bisherige Punkte sind ausnahmslos in diversen Studien abschließend beantwortet worden und das mit, wie gesagt, deutlichem Ergebnis. Ich habe daher den Eindruck, dass Du dich keinswegs damit umfassend auseinander gesetzt hast, sondern schlichtweg eine veraltete Meinung vertrittst. Alleine dein letzter Satz spricht da Bände.

Im Übrigen würde sich die Diskussion ohnehin erübrigen, da immer mehr Arbeitgeber eine geringere Arbeitszeit anbieten bzw. anbieten werden. Der öD muss schlichtweg nachziehen, völlig unabhänig, ob junge Leute "weinerlich" sind oder ältere Leute in alten Denkmuster gefangen bleiben. Damit stellt sich für mich nicht mehr die Frage nach "Sinnhaftigkeit", wobei diese dermaßen deutlich nachgewiesen worden ist, dass sich spätestens hier die Diskussion obsolet wäre. Dementsprechend wollte ich nur den ursprünglichen Denkfehler aufzeigen und keine weitere (Peseudo-) Debatte führen.