Ich hätte mir gewünscht, dass du deiner Kritik an einer pauschalen Aussage nicht eine pauschale Aussage über junge Leute (zudem noch stark wertend) folgen lässt. Zumindest in meiner Dienststelle ist es sehr durchmischt. Hier gibt es Gen Z Menschen, die bei Vollzeitstunden Mehrarbeit leisten und Boomer, die wenige Stunden arbeiten wollen. Und umgekehrt. Ich glaube, es ist nicht unbedingt eine Generationenfrage, sondern vielmehr der Umstand, dass bestimmte Arbeitsbedingungen durch den Fachkräftemangel immer besser werden (müssen). Dann suchen sich Menschen (nicht nur junge, sondern auch ältere) eben gute Bedingungen raus und arbeiten dort, wo sie in einer verkürzten 4-Tage-Woche ebenso viel verdienen wie andernorts in der 5-Tage-Woche
Ja, ich habe überspitzt (in Gedanken Bezug nehmend auf jenes virale Video einer jungen Eventmanagerin, die voller Verzweifelung darüber sprach, dass sie Einkauf und Haushalt doch tatsächlich in Ihrer Freizeit erledigen müsste. Ein Skandal!). Natürlich sind nicht alle so.
Zum Arbeitnehmermarkt: Ja, dieser ermöglicht eine Verbesserung von Arbeitsbedingungen, was ich in der Tendenz auch eher begrüße, als die Effekte eines Arbeitgebermarktes. Dennoch kann man solche Verbesserungen volkswirtschaftlich überziehen, wenn nicht nur weniger Zeit, sondern tatsächlich weniger Leistung für gleiches Geld gefordert wird. Das müssen wir jetzt gar nicht im Detail beleuchten, aber im Angesicht des demografischen Wandels wären wir gut beraten, wenn die Gesamtleistung aus erbrachter Arbeit perspektivisch nicht sinkt. Viele Berufe, in denen eine 24/7-Verfügbarkeit von Nöten ist, bräuchten bei einer 4-Tage-Woche mit je 8h plötzlich 25% mehr Personal und damit würde die erbrachte Leistung auch 25% teurer, wenn die Gehälter gleich bleiben. Darüber hinaus fehlt dieses zusätzliche Personal als potentielle Arbeitskraft in anderen Branchen, was den Wettbewerb um die Arbeitskräfte weiter verschärft. Am Ende regelt das dann der Markt, wenn Produkte oder Dienstleistungen zu teuer werden und Unternehmen daran zugrunde gehen: Dann steigen die Arbeitslosenzahlen wieder und es folgt der Arbeitgebermarkt (flankiert von breiten Kürzungen im Sozialbereich).
Und mal noch etwas weiter gedacht: Wenn man so Sachen wie den Klimawandel ernst nimmt, sollten wir insgesamt mehr "schaffen", damit wir uns die notwendigen Transformationen in Wirtschaft und im Privaten auch leisten können.
Ich muss mal kurz ein negatives Stimmungsbild abgeben, sorry. Das TV-L Tarifergebnis ist für unseren technischen Fachbereich (Details möchte ich nicht preisgeben) echt absolut niederschmetternd...
Da ich ebenfalls in dem Bereich wirke (IT), eine kurze Rückfrage: Ist es bei Euch mehr die Höhe des Entgelts, oder die Arbeitszeit? Wären die Kollegen eher geblieben, wenn man eine 4-Tage-Woche eingeführt, oder wenn es 20% mehr Gehalt gegeben hätte?