Hallo,
ich bin überrascht, dass einige Foristen immer noch daran glauben, dass der Tarifabschluss so ausfallen wird, dass es für alle Beschäftigte, gerade für die oberen Entgeltgruppen – zu denen ich auch gehöre – einen Reallohnausgleich geben wird. Das Thema ist schon erledigt gewesen, seit Verdi und der DBB mit einer Forderung von lediglich 10,5 % für alle in die Verhandlungen eingestiegen sind. Denn es handelt sich eben um Verhandlungen und da muss man Kompromisse eingehen. Bei 10,5 % ist aber eben wenig Luft für Kompromisse in Höhe von mind. einem Reallohnausgleich, zumal in der Vergangenheit die Abschlüsse meist unterhalb der Hälfte der Einstiegsforderungen lagen.
Um das kurz zu belegen ein kurzer Rückblick auf die bisherigen Verhandlungsergebnisse auf Basis der Entgeltgruppe 13, Stufe 5:
2008:
Eingangsforderung 8 % auf 12 Monate
Abschluss: ca. 7,32 % auf 24 Monate
2010:
Eingangsforderung: 5 % auf 12 Monate
Abschluss: 2,32 % auf 26 Monate
2012:
Eingangsforderung: 6,5 % auf 12 Monate
Abschluss: 6,42 % auf 24 Monate
2014:
Eingangsforderung: 5,7 % auf 12 Monate
Abschluss: 5,47 % auf 24 Monate
2016:
Eingangsforderung: 6 % auf 12 Monate
Abschluss: 4,81 % auf 24 Monate
2018:
Eingangsforderung: 6 % auf 12 Monate
Abschluss: 6,75 % auf 30 Monate abzgl. Absenkung Jahressonderzahlung
2020
Eingangsforderung: 4,8 % auf 12 Monate
Abschluss: 3,23 % auf 28 Monate
Wer also bei dem Blick auf die Vergangenheit ernsthaft davon ausgegangen ist, dass dieses Mal mind. ein Reallohnausgleich von ca. 8 % auf 12 Monate von Verdi für die oberen Entgeltgruppen erlangt wird, ist echt blauäugig gewesen.
Insoweit sehe ich es als positives Zeichen an, dass die AG in der 2. Runde ein Angebot unterbreitet haben. Damit besteht eine berechtigte Hoffnung, dass auch für die oberen Entgeltgruppen ein Ergebnis von 8 bis 10 % auf 24 Monate erreicht werden kann, denn auch die AG müssen sich jetzt in den Verhandlungen nochmals bewegen.
Insoweit rechne ich jetzt auch für die oberen Entgeltgruppen mit einem Abschluss von
4,5 % ab dem 01.10.2023 und
3,5 % ab dem 01.07.2024
zzgl. der Inflationsprämie von 3.000 Euro in zwei Raten. Natürlich wird es noch einen Sockel geben für die unteren Entgeltgruppen, weil das Klientel von Verdi noch bedient werden muss. Diesen müssen mind. 15 % verkündet werden. Die erste Erhöhung erst zum 01.10. damit diese noch keine Wirkung auf die JSZ hat. Das ganze bei einer Laufzeit von 24 Monate. Kürzer will eigentlich Verdi auch nicht, weil die Streikkasse das gar nicht hergeben würde jedes Jahr zu verhandeln und ggfs. zu streiken.
Mal sehen wie gut ich liegen werde.
PS: Auch ich hätte natürlich gerne mehr gehabt.