Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1035314 times)

Sozialarbeiter

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3660 am: 24.10.2023 08:18 »
Man darf nicht vergessen Gewerkschaft ist die Selbstorganisation der Arbeitnehmerschaf. Die läuft nun eben hauptsächlich ehrenamtlich. Also jedem steht frei sich in seinem Betrieb mit seiner Mit-Arbeitnehmerschaft zu organisieren und an Ver.di heranzutreten. Man kann das auch erstmal mit wenigen Leuten machen und dann unterstützt die Gewerkschaft beim Organizing. So haben die Lotsenversetzer im TVöD dieses Jahr von 0 Mitgliedern einen Organisationsgrad von >80% erreicht und die Container-Schiffe standen in der Nordsee plötzlich Schlange.

Und es gibt eben auch viele Betriebe in Hamburg wo durchaus 30%, 50% oder auch 70% aktiv organisiert sind und Bereiche stilllegen.
Mail-Aktion zur TV-L Tarifrunde:
Solidarisch zeigen und die Verantwortlichen in Hamburg via Mail auffordern auf eine bessere Bezahlung hinzuwirken: https://wastunfuerhamburg.de/

Ich empfehle den Thread zur Hamburg Zulage unter der Rubik Allgemeines, den ich seit 1-2 Jahren stetig füttere.

ACDSee

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3661 am: 24.10.2023 08:58 »
Wenn Personalversammlungen noch dieses Jahr anberaumt sind, am besten dort gleich den Unmut kundtun. Dort sitzen zumeist auch wichtige Gewerkschaftsvertreter. Meist haben sie auch einen Redebeitrag.

Vielleicht sollten Demo-, Aktionen-, und Streiktermine für den Verhandlungszeitraum TV-L in diesem Forum gesammelt werden?

Die Idee ist ja nett, nur läuft diese meiner Meinung nach praktisch ins Leere. Die Forderungen der Gewerkschaften sind inzwischen aufgestellt - wer auch immer die sich diese für wen mit welcher Vertretungsmacht ausgedacht haben mag - Sich im Rahmen der Personalversammlung dazu zu äußern hilft weder einem selbst, noch dem Personalrat, noch der Dienststelle und ist somit m. E. sinnlos.

Ich kann hier nur für meine Behörde sprechen.  Bis in die 2010er Jahre war die Personalversammlung quasi eine Pflichtveranstaltung, zu der man als Referat geschlossen hinging. Das hat sich inzwischen stark gewandelt. Zu unserer Personalversammlung gehen seit Jahren immer weniger Personen, die Arbeitsverdichtung nahm zu, sodass immer weniger bereit waren 2h Zeit dafür zu erübrigen. 2019 waren evtl. noch knapp 30% der Bediensteten da, weil weder der Bericht des Personalrates, noch der Bericht der Dienststelle irgendwen berenned interessieren. Die Fakten man kann auch im Intranet nachlesen.

Verdi redet dort zwar noch, aber es juckt niemanden. Verdi vertritt die bei uns arbeiteten Menschen zu >95% nicht. Es hört ihnen schlicht keiner zu. Zum letzten TVL-Abschluss gab es sogar mal die Nachfrage, warum man denn 14-Monate 0-Runde ohne Streik zugestimmt habe. Sinngemäße Antwort des Verdi-Vertretes: "War doch ein super Ergebnis, mehr war nicht drin, tretet ein, dann können wir mehr rausholen, ihr seit selbst schuld, warum spreche ich überhaupt zu euch, wir wedern künftig nur noch für zahlende Mitglieder verhandeln, etc."

Seit Corona sind es nur noch 5%, die in Präsenz hingehen, da die Veranstaltung inzwischen auch digital übertragen wird. Nach Ansicht der Dienststelle kann man den Kollegen wegen einer Personalversammlung keinen ganzen wertvollen Homeofficetag rauben. Das sagt schon viel zur Wertigkeit dieser Veranstaltung.

Viele Kollegen stecken in ihrer Arbeit und sind froh sind, wenn ihnen diese 2h nicht auch noch geklaut werden. Eine zunehmende Zahl von Kollegen ist aber auch tief frustriert, haben sich und die Welt aufgegeben und machen gar nichts mehr, außer Krank, Homeoffice und sich aushalten lassen, nehmen mit was geht und geben nur noch was sich nicht verhindern lässt.

Ich kenne viele bei uns, aber keine 5 Gewerkschaftsmitglieder. Das war mal anders, aber Verdi ist halt komplett unten durch. Dieser Verein wird als politischer Akteur mit eigener Agenda, aber bestimmt nicht als legitimer Interessensvertreter gesehen. Auch die Dienststelle ist beim Thema Bezahlung weder Gegenspieler noch Meinungsverstärker.

troubleshooting

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« Antwort #3662 am: 24.10.2023 09:01 »
Och, das Stilllegen schafft mein Ex-AG ganz allein. Einfach durch Sturheit, was die Wünsche und Bedürfnisse der MA betrifft. So wurden und werden ganz viele MA zu Ex-MA, so wie ich.

Das Schöne in meinem Fall, ich schau es mir inzwischen von einer Etage drüber an. Bin mal gespannt, wann der Leidensdruck so groß wird, dass sich doch was ändert. Der Wetttopf steht allen offen.

@ACDSee, interessant, denn das geschilderte ist auch 100% meine Erfahrung. Insbesondere auch der Satz von Verdi zum letzten Ergebnis. Nur noch mit der Ergänzung (O-Ton): Wer nicht bei uns ist, den hat der Schuh wohl noch nicht gedrückt!

seberus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3663 am: 24.10.2023 09:34 »
Wenn Personalversammlungen noch dieses Jahr anberaumt sind, am besten dort gleich den Unmut kundtun. Dort sitzen zumeist auch wichtige Gewerkschaftsvertreter. Meist haben sie auch einen Redebeitrag.

Vielleicht sollten Demo-, Aktionen-, und Streiktermine für den Verhandlungszeitraum TV-L in diesem Forum gesammelt werden?





Verdi redet dort zwar noch, aber es juckt niemanden. Verdi vertritt die bei uns arbeiteten Menschen zu >95% nicht. Es hört ihnen schlicht keiner zu. Zum letzten TVL-Abschluss gab es sogar mal die Nachfrage, warum man denn 14-Monate 0-Runde ohne Streik zugestimmt habe. Sinngemäße Antwort des Verdi-Vertretes: "War doch ein super Ergebnis, mehr war nicht drin, tretet ein, dann können wir mehr rausholen, ihr seit selbst schuld, warum spreche ich überhaupt zu euch, wir wedern künftig nur noch für zahlende Mitglieder verhandeln, etc."


Ist es nicht schon immer so, dass die Gewerkschaften nur für ihre Mitglieder Verhandeln?
Die Übernahme für der Ergebnisse für alle Mitarbeitende ist doch nur weil die Arbeitgeber nicht möchten dass sich plötzlich doch alle Organisieren.

troubleshooting

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« Antwort #3664 am: 24.10.2023 09:45 »
Das Problem bei Verdi ist, dass sie - zumindest bei uns - eben nicht für die Mitglieder verhandeln!
Bzw. nur für einen Teil - nur, dass dieser bei meinem letzten AG, nur ein ganz kleiner Teil war. Der Rest bzw. die Mehrheit wurde abgekanzelt, vor versammelter Mannschaft. Ganz schlechter Stil!

Insofern ist dieses: organisiert Euch, zusammen sind wir stark, einfach nur zynisch!

Sozialarbeiter

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« Antwort #3665 am: 24.10.2023 10:00 »
In Hamburg war die Kritik zum letzten TV-L Ergebnis groß und auch die Zustimmung gering.
Das wurde maßgeblich über die Flächenländer getragen.
Was daraus entstanden ist, ist die Hamburg-Zulagen-Kampagne die jetzt in Form der Stadtstaaten-Zulage auf den Verhandlungstisch kommt.

Und wenn ihr alle aus euren Erfahrungen berichtet nur vereinzelt Ver.di Mitglieder zu kennen. Was erwartet ihr denn, wie diese bei der Abstimmung zum Ergebnis wählen sollen? Die denken sich doch, tja, hier streikt eh niemand mit mir, mehr ist nicht zu holen.
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ACDSee

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« Antwort #3666 am: 24.10.2023 10:20 »
Und wenn ihr alle aus euren Erfahrungen berichtet nur vereinzelt Ver.di Mitglieder zu kennen. Was erwartet ihr denn, wie diese bei der Abstimmung zum Ergebnis wählen sollen? Die denken sich doch, tja, hier streikt eh niemand mit mir, mehr ist nicht zu holen.

Eben hier beißt sich die Katze in den Schwanz.

In eine Gewerkschaft die meine Interessen nicht vertritt, trete ich nicht ein. Aus einer Gewerkschaft, die die eigenen Interessen nicht vertritt, tritt man aus.

Verdi hat nur die Chance durch Leistung und echtes Engagement zu überzeugen. Und das findet nicht statt.
Selbst 10% sind weniger als ein Inflationsausgleich. Dafür streikt aktuell kaum jemand, weil es kaum was ausmacht. Verdi ist obsolet. Die Tarifangestellten um mich rum kündigen vermehrt den Job und suchen ihr Glück schlicht wo anders (entweder besser bezahlte Stellen, Wechsel in die PW oder zum Bund). Die, die schon immer Minderleister waren bleiben und machen so langhin. Die Personalqualität sinkt seit Jahren, die Länder bluten im TVL ab EG 8/9 aufwärts einfach aus.  EG 6 und drunter ist noch vergleichsweise gut bezahlt, aber auch die Mitarbeiter kündigen zusehens oder wechseln mit 50%-Stellen in den Teleurlaub und melden Nebengewerbe an.

Beamte (wie ich) machen weiter und hoffen auf das Bundesverfassungsgericht. Der Kaffee erreicht die Stellen im Körper, wo die Motivation nicht mehr hinkommt.

Sozialarbeiter

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« Antwort #3667 am: 24.10.2023 10:31 »
Also mein individuelles Forderungsvolumen liegt bei über 22%
500,-€ Grundforderung
300,-€ Stadtstaaten-Zulage
180,-€ SuE Angleichung
= 980,-€
Ich werde nach S14 Stufe 4 bezahlt.
Und ja aus Hamburg wollten wir sogar noch mehr. Das ist durch die anderen Länder aber nicht durchgegangen.
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Alien1973

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« Antwort #3668 am: 24.10.2023 10:55 »
Ja, wenn man 500€ will muss man fast 1.000€ fordern...  ;D

Sozialarbeiter

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« Antwort #3669 am: 24.10.2023 11:08 »
Ich gehe davon aus, dass die SuE Angleichung in voller Höhe kommt: 180,-€
Bei der Stadtstaaten-Zulage gehe ich von ca. 200,-€ aus, damit die bisherige Hauptstadtszulage von 150,-€ nicht nur durch die Stadtstaaten-Zulage ausgeglichen wird sondern ein Stück weit mehr dabei rauskommt und auch Berlin und nicht nur Hamburg und Bremen davon profitieren.
Damit bin ich schon bei 380,-€. Bei der Grundforderung bin ich leider skeptisch, da in den anderen Ländern tatsächlich wenig Bewegung und Aktivität herrscht. Aber mehr als 120,-€ sollten es schon. Also die 500,-€ knacken die Sozialarbeitenden in Hamburg ;)
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« Antwort #3670 am: 24.10.2023 11:15 »
Also mein individuelles Forderungsvolumen liegt bei über 22%
500,-€ Grundforderung
300,-€ Stadtstaaten-Zulage
180,-€ SuE Angleichung
= 980,-€
Ich werde nach S14 Stufe 4 bezahlt.
Und ja aus Hamburg wollten wir sogar noch mehr. Das ist durch die anderen Länder aber nicht durchgegangen.

Meines persönliches Forderungsniveau liegt bei 500€, da man selbst mit A11 noch im Sochelbertrag hängt.
Netto gerechnet blieben ~355 € - wohl gemerkt die Forderung.

Insgesamt 10,5% aufs Brutto (+9,2% Nettogehalt) wären als Ergebnis ja akzeptabel, aber bitte nicht als Forderung.

Angenommen die Hälfte der Forderugn geht durch (~177 € netto) entspricht das aktuell ziemlich genau der aktuellen Beitragserhöhung der Kinderkrippe (schlanke 82% von 192 € um 157 € auf 349 €) + 20€ Taschengeld.
Sofern die geforderte Übertragung auf die Beamten denn passiert. Und ich bin als Beamter im gehobenen Dienst ggü. dem TVL noch eher ein Netto-Gutverdienender.

TVL-Beschäftigte haben auch kleine Kinder.

TV-L E11 Stufe 5: 10,5%
Forderung brutto = 550 €
Forderung netto = 293 € (9,3%)

Geht die Forderung zur Hälfte durch, leiben hier knapp 150 € hängen.
Das deckt dann nichtmal die beispielhaft angeführte Kitakostensteigerung.

Und daher wandern bei uns aktuell die Angestellten ab.

Ulf

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« Antwort #3671 am: 24.10.2023 11:16 »
Also ich finde die Forderungszusammensetzung noch abstruser, wenn jetzt vorgetragen wird, dass ein Inflationsausgleich erreicht werden kann, wenn man im Bereich SuE und in einem Stadtstaat arbeitet und das dann mit der Grundforderung für alle Länder so und so viel als Gesamtforderung ergibt.
Hier zerlegt sich verdi doch meines Erachtens gerade erneut selbst. Verhandeln für 15 Bundesländer, aber fordern nur für 3 Stadtstaaten den Inflationsausgleich in Summe aller maximal möglichen Einzelbestandteile? Oh man - das kannste dir echt nicht ausdenken...
Zum Glück ist das Leben in Stuttgart, Mainz, München, Freiburg, Düsseldorf, Wiesbaden, Kiel oder Münster so viel günstiger als in den Stadtstaaten, sonst müsste man annehmen, dass das doch ein riesiger undifferenzierter Blödsinn ist.

NelsonMuntz

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« Antwort #3672 am: 24.10.2023 11:22 »
Ich gehe davon aus, dass die SuE Angleichung in voller Höhe kommt: 180,-€
Bei der Stadtstaaten-Zulage gehe ich von ca. 200,-€ aus, damit die bisherige Hauptstadtszulage von 150,-€ nicht nur durch die Stadtstaaten-Zulage ausgeglichen wird sondern ein Stück weit mehr dabei rauskommt und auch Berlin und nicht nur Hamburg und Bremen davon profitieren.
Damit bin ich schon bei 380,-€. Bei der Grundforderung bin ich leider skeptisch, da in den anderen Ländern tatsächlich wenig Bewegung und Aktivität herrscht. Aber mehr als 120,-€ sollten es schon. Also die 500,-€ knacken die Sozialarbeitenden in Hamburg ;)

Mich würde immer noch brennend interessieren, warum man diese Stadtstaaten-Zulage braucht.

In München, Düsseldorf oder Stuttgart ist das Leben doch etwas teuerer, als in Bremen ...

daseinsvorsorge

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« Antwort #3673 am: 24.10.2023 11:23 »

Ist es nicht schon immer so, dass die Gewerkschaften nur für ihre Mitglieder Verhandeln?
Die Übernahme für der Ergebnisse für alle Mitarbeitende ist doch nur weil die Arbeitgeber nicht möchten dass sich plötzlich doch alle Organisieren....


... genauso ist es. Kluger Schachzug des Gesetzgebers, der ja selber von Tarifverhandlungen betroffen ist, dieses Gebahren zumindest für "große"Tarifverträge wie im ÖD zuzulassen. Somit kann schon mal die eigenen Leute schwächen. Bei kleineren" Tarifverträgen ist es wenigstens möglich, Zusatzleistungen für Gewerkschaftsmitglieder herauszuholen, die annähernd die Höhe des Gewerkschaftsbeitrages ausgleichen kann.

Aber einige Nichtorgansierte sind auch ganz ehrlich; natürlich würden sie sofort eintreten, wenn Sie nicht die gleichen Ergebnisse erhalten würden. Denn ca. 95% der Nichtorgansierten sehen sich gar nicht in der Lage, für sich selber zu verhandeln. Schaffen Sie ja bereits jetzt nicht, wo gar kein Druck besteht. Und dieses Verhalten ist ja auch ganz menschlich; wofür zahlen, wenn ich "nichts" dafür erhalte ?

Aber was natürlich nicht geht ist, dann noch über "Ergebnisse" der Gewerkschaften enttäuscht zu sein, die man gar nicht autorisiert hat, für sich zu verhandeln. Das wäre analog, wenn ich auf Blutspenden angewiesen bin, selber niemals Blut spende; aber dann noch meckere, wie schlecht die Qualität der Blutspendeinstitutionen sind. Würde man nicht machen, weil man sonst vielleicht annippelt.

Und weil man sich diesen offensichtlichen Widerspruch nicht eingestehen kann,( wenn man ihn überhaupt bemerkt) muss man andere Wege finden, die mentale Schieflage auszugleichen. Dann kommt undifferentzierte Kritik wie "Ich sehe mich nicht (mehr) vetreten etc.". Denn vertreten bin ich bereits, weil ich als Gewerkschaftsmitglied Anspruch auf Leistungen eines Tarifvertrages habe. Weil die AGs diesen aber für lau anbieten, ist er natürlch nichts wert.

Und viele haben nicht den blassen Schimmer, wie Tarifverhandlungen ablaufen. Das Vorbild scheint für die meisten dann doch wohl der Trödeltrupp zu sein. Aber da geht´s meisten gut aus, weil die Sendezeit endet. Die AGs im ÖD haben gar keinen Zeitdruck, wie man bei jeder Tarifrunde spüren kann. Sie können verschleppen, weil die AN sich das gefallen lassen. Überraschend nur, dass für dieses Verhalten nicht die AGs , sondern die Gewerkschaften angegriffen werden.

Und ja- auch ich habe Kritik an Gewerkschaften Und wenn Gewerkschaftsvertreter arrogant auftreten -wie oben beschrieben- geht natürlich gar nicht. Gleichzeitig sind Gewerkschaften "Mitmachvereine", bei denen sich man engagieren kann. Und bei den Gewerkschaften geht´s zu  sind wie in der Politik: Ganz ganz große schwere Tanker, die man kaum zum Korriegieren des Kurses - geschweige denn zum Umdrehen - bringen kann. Und jeder, der Mitglied in einem Verein ist, kennt diese Erfahrungen- wenn auch in entsprechend kleineren Ausmaß.

Und die Grundprinzipien bleiben bestehen, auch wenn man es nicht wahr haben will:
1.) Tarifverträge gibt´s  nur mit Gewerkschaften
2.) Je höher der O.grad desto besser die Ergebnisse

Man muß nicht mitmachen; aber dann für sich selber verhandeln und einfach die Fresse halten, wenn man beides nicht macht und dann enttäuscht ist über die Ergebnisse, die ich für lau erhalte.




 

Sozialarbeiter

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« Antwort #3674 am: 24.10.2023 11:26 »
Das hängt auch mit dem Strategiewechsel zusammen.
Die alte Strategie, wir fordern für Alle und wollen die Leute dadurch zum einsteigen und in die Aktivität begeistern, hat jahrelang wunderbar nicht geklappt. Stattdessen waren organisationsstarke Bereiche stets enttäuscht und wurden schwächer, während die organisationsschwachen sich über die Erhöhung trotz nichts tun freuten.
In dieser Tarifrunde gibt es daher bedingungsgebundene Forderungen, die an gewisse Quoten und Aktivitäten gekoppelt werden. In Hamburg wurden die vereinbarten Ziele nicht nur erreicht sondern in Teilen mehr als verdoppelt. Aktivität und Engagement soll sich wieder lohnen.
Es ist nicht der Anspruch bei einer 3% Durchschnittsorganisation, die in vielen Bereichen einfache mit tote Hose übersetzt werden kann, einen flächendeckenden Inflationsausgleich zu erreichen. Das ist illusorisch. Stattdessen konzentriert man sich auf Schwerpunkte und Leuchtturme, wo Ver.di wachsen kann und auch tatsächlich wächst. Mit dem Ziel, dass es einen Strahlfaktor gibt und andere Bereiche nachziehen wollen.

Und wer jetzt sagt, dass das eine doofe Strategie ist - Die alte Strategie hat die letzten 10 Jahre nicht gefruchtet. Punkt. Es musste sich was ändern. Und mit Bedingungsgebundenen Forderungen konnte ein Konsens gefunden werden, der nicht heißt: Hamburg verhandelt jetzt alleine weiter (weitere Aufspaltung); oder: wir verhandeln einfach nicht und machen eine Null-Runde/Schock-Runde.

Im Übrigen ist der TVStud ja auch so ein Bereich und für die Pflege gibt es auch Extra-Forderungen.
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