Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1035263 times)

Organisator

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3690 am: 24.10.2023 13:37 »
Wenn die Menge der Mitglieder keinen Einfluss hat; warum erreichen Gewerkschaften mit höheren O.grad bessere Ergebinsse, auf die hier gerne verwiesen wird. Siehe IG Metall oder auch GDL

Gegenbeispiel Frankreich: Da liegt der Organisationsgrad halb so hoch wie in Deutschland  mit deutlich besseren Ergebnissen.

Verdimmtnochmal

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« Antwort #3691 am: 24.10.2023 13:38 »

Verstehe nicht warum nicht alle gleich viel im TV-L bekommen, wenn man nach Tätigkeit eingruppiert wird.

Weil der Landesbeschäftigte in Sachsen oder Bayern auch keine kommunalen Tätigkeiten machen muss. Der Beschäftigte im Stadtstaat jedoch schon.

Also sind kommunale Tätigkeiten dann höherwertige Tätigkeiten?

daseinsvorsorge

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« Antwort #3692 am: 24.10.2023 14:00 »
Wenn die Menge der Mitglieder keinen Einfluss hat; warum erreichen Gewerkschaften mit höheren O.grad bessere Ergebinsse, auf die hier gerne verwiesen wird. Siehe IG Metall oder auch GDL

Gegenbeispiel Frankreich: Da liegt der Organisationsgrad halb so hoch wie in Deutschland  mit deutlich besseren Ergebnissen.

Bringt nichts, weil wir in Deutschland sind.

Zudem; woher kommen die besseren Ergebnisse für die beiden von mir genannten Gewerkschaften ?

Und bei hohem O-grad auch im ÖD viel möglich:
siehe SuE 2022- Zulage 130/180 +2 Reg.tage
siehe Pflege an Unikliniken 2022- nach 79 Tagen Streik = Entlastungstarifvertrag, für deren Abschluss sich die AGs bedankt haben

Davon ist der gesamte ÖD -insbesondere im Bereich TDL - meilenweit entfernt.

Meierheim

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3693 am: 24.10.2023 14:45 »
Wenn die Menge der Mitglieder keinen Einfluss hat; warum erreichen Gewerkschaften mit höheren O.grad bessere Ergebinsse, auf die hier gerne verwiesen wird. Siehe IG Metall oder auch GDL

Gegenbeispiel Frankreich: Da liegt der Organisationsgrad halb so hoch wie in Deutschland  mit deutlich besseren Ergebnissen.
Im Gegensatz zu Frankreich ist in Deutschland festgelegt, dass im Tarifvertrag nur Gewerkschaften Tarifvertragsparteien auf seiten der Arbeitnehmer sind. Eigentlich ist das schon ein gesetzlicher Zwang, in eine Gewerkschaft einzutreten, um an Tarifverhandlungen beteiligt zu werden. Das sollte angesichts der jetzigen Verhältnisse mal überdacht werden. Ich sehe das aktuell aber auf keiner politischen Agenda.

NelsonMuntz

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« Antwort #3694 am: 24.10.2023 14:50 »

Verstehe nicht warum nicht alle gleich viel im TV-L bekommen, wenn man nach Tätigkeit eingruppiert wird.

Weil der Landesbeschäftigte in Sachsen oder Bayern auch keine kommunalen Tätigkeiten machen muss. Der Beschäftigte im Stadtstaat jedoch schon.

Der im Land Bremen beschäftigte MA einer Landesbehörde freut sich aber auch über das (womit jetzt konkret verdiente?) Extra-Bonbon, was sein Kollege im Flächenland eben nicht erhält.

Dieser "Ausgleich" auf der einen Seite führt doch zu einem deutlich größeren Ungleichgewicht auf der anderen.


Ornaki

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3695 am: 24.10.2023 15:01 »
Dieser Thread ist bereits sehr voll und ich bitte um Entschuldigung, falls an irgendwelcher Stelle bereits beantwortet worden. Ich habe da eine Frage, die mir sehr unter den Nägeln brennt:

Warum wurde die IAP im Juni für den TVöD nur knapp zur Hälfte ausgezahlt und der Rest mit fortlaufendem Lohn? (wird ja beim TV-L  - wenn überhaupt -  wahrscheinlich ähnlich verlaufen). Sind die Kassen so leergefegt? Oder wollte man damit Menschen mit Elterngeld / Krankengeld (da Lohnersatz) von der übrigen Hälfte der IAP ausgrenzen?

Danke und Grüße
Der Wolf

sie wurde nicht nur knapp zur hälfte ausgezahlt. Man bekommt monatlich einen betrag von ca 220€. die ca1200€ die man schon bekommen hat sind die Summe der einzelnen Zahlen von Ende des letzten Tarifvertrages bis zum Zeitpunkt der Auszahlung.

Grüße

daseinsvorsorge

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« Antwort #3696 am: 24.10.2023 15:01 »

Im Gegensatz zu Frankreich ist in Deutschland festgelegt, dass im Tarifvertrag nur Gewerkschaften Tarifvertragsparteien auf seiten der Arbeitnehmer sind. Eigentlich ist das schon ein gesetzlicher Zwang, in eine Gewerkschaft einzutreten, um an Tarifverhandlungen beteiligt zu werden. Das sollte angesichts der jetzigen Verhältnisse mal überdacht werden. Ich sehe das aktuell aber auf keiner politischen Agenda.

Wieso - wenn Sie nicht in einer Gewerkschaft sind, verhandeln Sie doch für sich selber. Ein Ergebnis von negativer Koalitionsfreiheit, auf das hier gerne Bezug genommen wird. Endlich können Sie das Heft in die die eigene Hand nehmen und sind eben nicht auf Gewerkschaften angewiesen. Warum nutzen das ca. 95% der Nichtorganisierten nicht ?

troubleshooting

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« Antwort #3697 am: 24.10.2023 15:15 »
Oh, das nutzen sie, das nutzen sie sogar ordentlich.
Man fragt beim Noch-AG (ÖD), da wird auf stur geschaltet oder eben der Formalismus losgetreten. Also bewirbt man sich anderweitig, verhandelt und zack, überraschend hat wieder jemand gekündigt.

Die öffentlichen Arbeitgeber verstecken sich so herrlich hinter ihrer strikten Auslegung des TV-L, dass sie gar nicht merken, dass es gegenüber leerer und leerer wird.

dermitder

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« Antwort #3698 am: 24.10.2023 15:31 »
Was mich bei der Diskussion um Stadtstaaten-Zulage interessiert:

Warum wird überhaupt für alle Länder (außer Hessen) gebündelt verhandelt?

Wenn mit jedem Land einzeln verhandelt würde, stünden die Länder mehr miteinander in Konkurrenz um gutes Personal.
Und für ein Hamburg mit hohem Organisationsgrad könnte Verdi ein wesentlich besseres Ergebnis erzielen. In den Ländern mit niedrigem Organisationsgrad könnte Verdi dann zurecht sagen: "Wenn Ihr auch gute Ergebnisse wollt, müsst Ihr Euch mehr engagieren."

cyrix42

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« Antwort #3699 am: 24.10.2023 15:33 »
Weil die TDL eine Gemeinschaft bildet, zu der sich die Länder (mit Ausnahme Hessens)  in ihrer Funktion als Arbeitgeber zusammengeschlossen haben. Das ist ja keine Entscheidung, die die Gewerkschaften als AN-Vertretungen irgendwie beeinflussen könnten…

dermitder

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3700 am: 24.10.2023 15:53 »
Weil die TDL eine Gemeinschaft bildet, zu der sich die Länder (mit Ausnahme Hessens)  in ihrer Funktion als Arbeitgeber zusammengeschlossen haben. Das ist ja keine Entscheidung, die die Gewerkschaften als AN-Vertretungen irgendwie beeinflussen könnten…
Eine Gewerkschaft kann aber auch mit einem verbandsangehörigen Arbeitgeber einen Haustarif aushandeln und das sogar mit einem Streik erzwingen, solange gerade keine Friedenspflicht herrscht, s. BAG 10.12.2002 – 1 AZR 96/02.

sebbo83

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« Antwort #3701 am: 24.10.2023 16:12 »
Wenn mit jedem Land einzeln verhandelt würde, stünden die Länder mehr miteinander in Konkurrenz um gutes Personal.

Das wäre dann der ultimative Todesstoß für manche Bundesländer vor allem gen Osten... Schon alleine, dass  hier selbige Positionen in gängiger Praxis zwei Entgeltgruppen niedriger eingestuft werden ist schon hart - wenn dann noch unabhängig verhandelt werden soll ...

MoinMoin

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« Antwort #3702 am: 24.10.2023 16:47 »


1.) Ohne Gewerkschaften keine Tarifverträge
2.) Ohne Gewerkschaften keine Streiks
Die Anzahl der Streikenden ist jedoch nicht abhängig von der Anzahl der Gewerkschaftsmitglieder.
Streiken darf jeder.

Ich Zweifel doch nur den von dir behaupteten Automatismus an, dass die Menge der Mitglieder einen Einfluss auf das Ergebnis hat.

Streiken darf jeder ... tun idR aber nur die Organsierten. Oder wieviel sind Ihnen bekannt, die - wenn überhaupt -mehr als einen Tag auf eigene Kosten gestreikt haben ?

Wenn die Menge der Mitglieder keinen Einfluss hat; warum erreichen Gewerkschaften mit höheren O.grad bessere Ergebinsse, auf die hier gerne verwiesen wird. Siehe IG Metall oder auch GDL
Gegenfrage, warum kriegen Mitarbeiter mit Null Organisationsgrad bessere Ergebnisse hin?
(Wie z.B. bei meiner Gattin?)

IGM und GDL kriegen nicht wegen des O Grades mehr, sondern wegen des S Grades:
Dort kostet der Streik dem AG mehr.
und wegen des K Grades:
Dort ist und wird eine Arbeitskraft kaufmännisch errechenbar.


MoinMoin

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« Antwort #3703 am: 24.10.2023 16:59 »
Wenn die Menge der Mitglieder keinen Einfluss hat; warum erreichen Gewerkschaften mit höheren O.grad bessere Ergebinsse, auf die hier gerne verwiesen wird. Siehe IG Metall oder auch GDL

Gegenbeispiel Frankreich: Da liegt der Organisationsgrad halb so hoch wie in Deutschland  mit deutlich besseren Ergebnissen.

Bringt nichts, weil wir in Deutschland sind.

Zudem; woher kommen die besseren Ergebnisse für die beiden von mir genannten Gewerkschaften ?

Und bei hohem O-grad auch im ÖD viel möglich:
siehe SuE 2022- Zulage 130/180 +2 Reg.tage
siehe Pflege an Unikliniken 2022- nach 79 Tagen Streik = Entlastungstarifvertrag, für deren Abschluss sich die AGs bedankt haben

Davon ist der gesamte ÖD -insbesondere im Bereich TDL - meilenweit entfernt.
Tja, bei den Pflegekräften wird es auch für den öD AG teuer (den er agiert als wirtschaftliches Unternehmen) und der Rückhalt in der Bevölkerung ist auch da.

Wenn bei der Bahn die Bahn Bistro Mitarbeiter streiken wird nichts passieren, wenn die Lokführer, Stellwerker, ... schon.

Der O Grad ist wurscht, es ist alleinig der wirtschaftliche Druck den die AN auf den AG ausüben können.

Als Streikende, oder als wechselwillige Wanderarbeiter.

Wenn Verwaltung nicht funktioniert, dann dauert es seeeehr lange bis jemand aufhorcht.

und leider habe ich im TV-L bisher noch nicht wirklich eine gute Streikstrategie bei verdi sehen können in den letzten Jahren.

Also sind wir wieder beim Henne Ei Prinzip und den von dir beschriebenen Tanker.


daseinsvorsorge

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« Antwort #3704 am: 24.10.2023 17:27 »

Tja, bei den Pflegekräften wird es auch für den öD AG teuer (den er agiert als wirtschaftliches Unternehmen) und der Rückhalt in der Bevölkerung ist auch da.

Wenn bei der Bahn die Bahn Bistro Mitarbeiter streiken wird nichts passieren, wenn die Lokführer, Stellwerker, ... schon.

Der O Grad ist wurscht, es ist alleinig der wirtschaftliche Druck den die AN auf den AG ausüben können.

Als Streikende, oder als wechselwillige Wanderarbeiter.

Wenn Verwaltung nicht funktioniert, dann dauert es seeeehr lange bis jemand aufhorcht.

und leider habe ich im TV-L bisher noch nicht wirklich eine gute Streikstrategie bei verdi sehen können in den letzten Jahren.

Also sind wir wieder beim Henne Ei Prinzip und den von dir beschriebenen Tanker.

Die Frage bleibt: Streiken darf jeder ... tun idR aber nur die Organsierten. Oder wieviel sind Ihnen bekannt, die - wenn überhaupt -mehr als einen Tag auf eigene Kosten gestreikt haben/streiken wollen ?