dann tue ich mal den Schnitzel-Gefallen :-)
mit fiktiven Zahlen...
Mitarbeiter A hat 3.000 Euro monatlich, Chef hat 4.000 Euro monatlich, Differenz also 1.000 Euro.
Schnitzel kostet 10 Euro. Chef kann also von den 1.000 Euro Mehrverdienst 100 Schnitzel monatlich mehr kaufen als Mitarbeiter A.
Die Preise steigen jetzt dank hoher Inflation um 10% an. Das Schnitzel kostet jetzt also statt 10 Euro nun 11 Euro.
Parallel steigt der Lohn bei Mitarbeiter A ebenfalls um 10% an (weil die Inflation so hoch ist), also von 3.000 Euro auf 3.300 Euro, d.h. 300 Euro mehr.
Beim Chef steigt das Gehalt nur um 8% an (er hat ja schon so viel und muss nicht so sehr vor der Inflation geschützt werden), also von 4.000 Euro auf 4.320 Euro, also um 320 Euro.
Dann hat der Chef trotz der geringeren Prozente absolut gesehen das bessere Geschäft gemacht, er hat ja schließlich 320 Euro mehr erhalten und nicht nur 300 Euro.
Wenn es jetzt aber darum geht, was man mit dem Mehr an Geld machen kann, dann kann sich der Chef von seinem Mehrverdienst in Höhe von 1.020 Euro (4.320 Euro - 3.300 Euro) auf einmal nicht mehr 100 sondern nur noch 92,7 Schnitzel kaufen. D.h. er erbringt weiterhin seine höherwertige Leistung (sonst wäre er nicht Chef, das ist ja die Grundlage der Tarifgruppen im Tarifvertrag), aber hat einen geringeren Kaufwertvorteil davon als noch vor den Preiserhöhungen und Tarifsteigerungen.
Wenn das dann noch einige Jahrzehnte so weiter geht, dann rentiert sich die Mehrarbeit bzw. größere Verantwortung usw. gar nicht mehr. Für 5 Schnitzel mehr will irgendwann niemand mehr Verantwortung übernehmen. Soweit scheint es an vielen Stellen im ÖD bereits gekommen zu sein.
Ich hoffe, das war verständlich und es sind keine Bugs in der Rechnung.
Deine Darstellung ist inhaltlich völlig richtig. Ich versuche aber mal eine andere Sichtweise ins Spiel zu bringen:
Es gibt Geld, das mehr wert ist als anderes Geld. Das (von mir) so genannte Qualtiätsgeld. Was genau meine ich damit? Jeder hat einen Lebensstil, der das grundlegende abdeckt: Ein Dach überm Kopf, Mobilität, Kinderbetreuung, nötige Versicherungen, grundlegende gesellschaftliche Teilhabe (Vereinsbeiträge...) und gesundes Essen. Das ist das nötige, was sich jeder leisten können will und letztlich auch muss um ein grundlegend zufriedenes Leben zu erfüllen. Und jeder Euro, den man darüber hinaus verdient ist das Qualitätsgeld: Das fließt in Rücklagen, in Urlaube, als Sicherheit aufs Konto, auf tolle (aber teure) Kulturverantstalungen oder in Investitionen (eigene Immoblie, Aktien...). Auf gut Deutsch: Ich brauche es ansich nicht zum Leben sondern kann mir damit Wünsche erfüllen.
Diese Schwelle ist übrigens bei jedem anders - wer in einem riesigen Haus zur Miete wohnt und nur auswärts isst, der hat auch wenig übrig.
Jetzt zum Thema "Ungleichbehandlung": Es gab in den letzten Jahren mit der hohen Inflation und der Energiekrise zwei Vorfälle, die kurzfristig vor allem den lebenswichtigen Teil massiv verteuert haben. Hier geht es dann im Vergleich nicht mehr darum, wie die Differenz ist, sondern dass es Menschen gibt, die sich unter umständen das tägliche Leben nicht mehr leisten können. Schaut man sich mal an, inwiefern die Tabelle gestaucht wurde, dann werden mit Sockelbeträgen meist nur die ganz unteren Gruppen in niedrigen Stufen überproportional bevorzugt. Oben bleibt dann alles gleich. Das tut man aber nicht unter der Absicht den hohen Stufen etwas wegzunehmen, sondern ALLEN weiterhin ein vernünftiges Leben ermöglichen.
Am Ende muss man beide Ansichten gegeneinander abwägen und die gute Mitte finden. Ich persönlich finde, dass das ganz gut geschafft wird. Mit dem nächsten Abschluss hoffe ich natürlich auch, dass man sich am TVÖD orientiert und auch mal was für die höher qualifizierten tut.