Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion II  (Read 566574 times)

werop

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #3435 am: 19.04.2023 12:44 »
Das Forum hier ist schon faszinierend, bin seit Monaten stiller Mitleser:
Baujahr 73, Quereinsteiger, 22 Jahre Softwareentwickler in der Privatwirtschaft, mittlerweile
seit 1,5 Jahren im ÖD (Admin in einer größeren Kommune in MV):
Was hier teilweise gejammert wird geht auf keine Kuhhaut :-)
Ich hab in meinen > 20 Jahren in der PW 3 Gehaltserhöhungen bekommen und war danach (2021) Brutto bei etwas über 3k/Monat. Und imho nicht einer der Dümmsten in der Firma.
Sicher kann man sich wegbewerben, nur spielen ja auch andere Faktoren wie Ortsverbundenheit, familiäre Verhältnisse etc. eine Rolle.
Und die Jobs in der IT hier in M/V waren in der Vergangenheit recht rar (junge Menschen kennen den Fakt dass man mit > 100 Leuten um einen Job konkurriert wohl kaum noch, ich hab das Gefühl wenn man aktuell seinen Namen fehlerfrei schreiben kann reicht dass schon für eine Arbeitsplatzzusage).
Wer hat denn wirklich mit einem Ausgleich der kompletten Inflation der letzten Jahre gerechnet?
Gerecht wäre es sicher - aber realistisch? LOL.
Wenn ich höre "aber dann fehlen mir dann später 1,50 € bei der Rente" bekomme ich Brechreiz - das ist dann Jammern auf wirklich höchstem Niveau.
Ich wette dass 90% der Leute die hier in diesem Sinne den Lauten machen in der PW absolut untergehen würden weil sie nie mitbekommen haben wie es im Real Life Arbeitsleben in der Privatwirtschaft (und ich meine jetzt nicht den IG Metall Referenz Grosskonzern) wirklich läuft - sorry.
Nur meine 2 ct.

Kann ich so unterschreiben, auch wenn meine Erfahrungen "draußen" auch schon 11 Jahre zurückliegen.

Offensichtlich führt eine Vollkaskoversorgung (und das ist eine Tätigkeit im ÖD im Vergleich zu allen meinen vorherigen Arbeitsverhältnissen) nicht dazu, dass die Nutznießer das Leben entspannter und zufriedener gestalten.
Bei uns sind die Unzufriedensten exakt die, die die größten Privilegien besitzen.

Seltsames Phänomen.

Ich möchte euch nicht zu Nahe treten, aber:
"Ich hab in meinen > 20 Jahren in der PW 3 Gehaltserhöhungen bekommen und war danach (2021) Brutto bei etwas über 3k/Monat" als ungelernter IT´ler. In der heutigen Zeit bzw. in den letzten Jahren. Ich denke, da hast Du etwas nicht richtig gemacht.

"Offensichtlich führt eine Vollkaskoversorgung.." Dazu nur eines: saublödes Geschwätz bleibt saublödes Geschwätz.

bernhard

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #3436 am: 19.04.2023 12:46 »
Traurig ist, dass die Inflationsprämie von der AG Seite in der Form überhaupt missbraucht wird.
Wir reden hier schließlich von Kommunen, die Vorbildfunktion haben. So wird das Gesetz einfach missachtet und .... jeder macht mit! Und die Politik schweigt dazu und rückt das nicht gerade!
Was heisst das? Ich werde mein Kreuz bei der Wahl ohnehin nicht dort setzen, wo ich es noch nie gesetzt habe, aber einige müssten ggf. mal umdenken.
Ich freue mich am Ende dennoch über die Auszahlung in 2023.

Jockel76

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #3437 am: 19.04.2023 12:47 »
Zitat
Hier geht es darum, ob ich mehr in der Tasche habe oder nicht. Und: habe ich. Den Inflationsausgleich KANN der AG zahlen, MUSS er aber nicht. Also freue ich mich darüber.

Naja, beim Scholz'schen Frankenstein namens "Inflationsausgleichprämie" sind ja nun alle anfänglich geäußerten Befürchtungen und Verschwörungstheorien wahr geworden. Ursprünglich hieß es im Gesetz noch, dass "die Inflationsausgleichsprämie zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn gewährt werden muss". Und was haben wir nun? Es handelt sich nicht annähernd um einen Inflationsausgleich, der auch nicht als Prämie ausgezahlt wird, sondern als eine absurde Art der Lohnersatzleistung, die die eigentlich anstehende Erhöhung des Tabellenentgelts für 14 Monate vollständig ersetzt. Sie dient ausschließlich dazu, die leeren Kassen der klammen Kommunen zu schonen, die vollen Kassen des Bundes zu verschonen und Menschen mit geringen Mathefähigkeiten zu sedieren. Tabellenunwirksam. Rentenunwirksam. Vollkommen impotent. Wer daran irgendetwas positives abgewinnen kann, offenbart eine ziemliche Sklavenmentalität und/oder ein geringes Selbstwertgefühl.

Das klingt ja wie eine griechische Tragödie, geht es auch eine Nummer kleiner?

Ich komme als Sklave ohne Selbswertgefühl jedenfalls gut klar...

Klar kommen wir alle damit, ist es dadurch aber ein guter Anschluss ohne bitteren Beigeschmack? Ich denke nicht...

Wenn ich dir jetzt sofort 50 € gebe freuste dich, würd ich mich auch. Gebe ich dir aber rückwirkend ab Januar bis Dezember 23 / 5 €, freut man sich noch mehr und die 5 € laufen ab Januar 2024 ja dann auch weiter, dazu dann noch die ausgehandelte Erhöhung... Denke dies wäre wesentlich nachhaltiger für alle AN.

Bernstein

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #3438 am: 19.04.2023 12:54 »
Ich finde es gut, dass es hier unterschiedliche Sichtweisen, Auffassungen, Einschätzungen und Akzeptanzen gibt. Nur daher ist eine Diskussion möglich.
Warum jetzt aber persönliche Angriffe gestartet werden, ist mir nicht so ganz klar. Wenn ich hier schreibe, des dem und dem Grund finde ich das und das gut, dann icht das meine Sichtweise, die gerne kritisch gesehen werden darf. Nur sollte man nicht gleich persönlich angegriffen werden.

fchansa1965

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #3439 am: 19.04.2023 12:56 »

Ich möchte euch nicht zu Nahe treten, aber:
"Ich hab in meinen > 20 Jahren in der PW 3 Gehaltserhöhungen bekommen und war danach (2021) Brutto bei etwas über 3k/Monat" als ungelernter IT´ler. In der heutigen Zeit bzw. in den letzten Jahren. Ich denke, da hast Du etwas nicht richtig gemacht.
Du hast meinen Nebensatz vergessen zu zitieren.
Neben dem reinen Gehalt spielen auch viele (weiche) Faktoren wie Arbeitsklima, Arbeitszeitbelastung, etc. eine Rolle. Das merkt man evtl. erst im späteren Arbeitsleben. Aber wenn es einem nicht möglich ist umzuziehen wurden einem zumindest in meiner Region die besserbezahlten Jobs bis vor ein paar Jahren nicht hinterhergetragen bzw. es gab sie einfach nicht. Klar gab es sowas - ich zitiere mal aus dem Einstellungsgespräch eines Bekannten bei einer der wenigen grosse IT Buden (Lösungsanbieter für die Energie- und Wasserwirtschaft) hier in Rostock: "Bei uns zu arbeiten ist kein Beruf sondern eine Berufung" ... und aus meiner eigenen Erfahrung "2-3 (unbezahlte) Überstunden pro Tag muss man schon mal für ein paar Monate bei wichtigen Projekten in Kauf nehmen ... " - Irgendein Vorposter brachte mal das Wort Sklaven ins Spiel - klar gibt es die aber vor allem in der PW.

Schokobon

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #3440 am: 19.04.2023 12:58 »
Wenn die IFP als Ausgleich für die aktuelle Inflation ausgezahlt würde wäre die Inflation als Sondereffekt ausgeglichen und hätte keinen Einfluss mehr auf die tabellenwirksame Erhöhung. Diese orientierte sich dann beispielsweise an der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung 2022 als das BIP um 1,9% gesteigert werden konnte.
Für 2023 könnte die Zielentwicklung von meinetwegen 2% angenommen werden.
Das ergäbe tabellenwirksam 1,9% Erhöhung für 2023 und 2,0% Erhöhung für 2024. Wie gesagt: Den Sondereffekt der aktuellen Inflation haben wir bereits mit der IFP 3.000,- Euro abgevespert.

Wäre das dann besser?

niagAkcaBdipS

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« Antwort #3441 am: 19.04.2023 13:00 »
Es sind aber keine 9-14 % für 24 Monate, dann hätte die Lohnerhöhung ab den 01.01.2023 stattfinden müssen und nicht erst ab dem 01.04.2024.
Somit sind es 15 Monate eine Nullrunde.

Das ist defacto falsch!
Es mag so sein, dass das 15 Monate einen tabellenwirksame Nullrunde ist, aber keine Nullrunde!
Und da ist der feine Unterschied

Bernstein

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #3442 am: 19.04.2023 13:00 »
Hat jemand genauere Informationen, warum verdi am Freitag 3 Flughäfen bestreiken will?

Knarfe1000

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #3443 am: 19.04.2023 13:02 »
Wenn die IFP als Ausgleich für die aktuelle Inflation ausgezahlt würde wäre die Inflation als Sondereffekt ausgeglichen und hätte keinen Einfluss mehr auf die tabellenwirksame Erhöhung. Diese orientierte sich dann beispielsweise an der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung 2022 als das BIP um 1,9% gesteigert werden konnte.
Für 2023 könnte die Zielentwicklung von meinetwegen 2% angenommen werden.
Das ergäbe tabellenwirksam 1,9% Erhöhung für 2023 und 2,0% Erhöhung für 2024. Wie gesagt: Den Sondereffekt der aktuellen Inflation haben wir bereits mit der IFP 3.000,- Euro abgevespert.

Wäre das dann besser?
Nein, weil die aktuelle Inflation sich in den kommenden Jahren weiter auswirkt (und sich weiter erhöht). Es sei denn, es kämen mal Jahre mit Deflation. Was auch nicht toll ist, volkswirtschaftlich sogar gefährlicher.

Die 3000 Euro sind für dieses Jahr gut, aber dann auch weg. Langfristig lässt sich das nur mit % kompensieren.

Philipp

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #3444 am: 19.04.2023 13:02 »
Jep, 250 Euro Sockel + 8 % auf 24 Monate, 500 Euro mindestens, dafür keine ISZ. Dann gäbe es deutlich weniger Kritik.

Ist das nicht doppelt gemoppelt?

Also Sockel + Prozente und dann nochmal Sockel?

Das ist doch dann gleich Sockel?

Sollen sie doch alle Gehälter um 350€ anheben. Gar keine Prozente.
Dafür JSZ auf 90% für alle und ab dafür.


Wie sieht das eigentlich aus - wenn Verdi dem Quatsch der Schlichtung jetzt zustimmt und da massenhaft die Mitglieder austreten, gleichzeitig eine neue Gewerkschaft gründen - ginge das?

Also quasi Verdi ausbluten lassen?

Knarfe1000

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« Antwort #3445 am: 19.04.2023 13:04 »
Jep, 250 Euro Sockel + 8 % auf 24 Monate, 500 Euro mindestens, dafür keine ISZ. Dann gäbe es deutlich weniger Kritik.

Ist das nicht doppelt gemoppelt?

Also Sockel + Prozente und dann nochmal Sockel?

Das ist doch dann gleich Sockel?

Sollen sie doch alle Gehälter um 350€ anheben. Gar keine Prozente.
Dafür JSZ auf 90% für alle und ab dafür.


Wie sieht das eigentlich aus - wenn Verdi dem Quatsch der Schlichtung jetzt zustimmt und da massenhaft die Mitglieder austreten, gleichzeitig eine neue Gewerkschaft gründen - ginge das?

Also quasi Verdi ausbluten lassen?
Nein, 250 Euro sind der Sockel, einschließlich der 8 % müssen es mindestens 500 Euro sein. Analog zu den 340 Euro im Schlichtervorschlag.

Forschung4u

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #3446 am: 19.04.2023 13:04 »
Ich habe mir gerade nochmal die Facebook-Seite von Verdi angeschaut.
Ich würde sagen, da sind ca 80-90 % sind dagegen

Das Problem ist, dass die Leute haupsächlich was posten werden, wenn die unzufrieden sind.

DonBlech

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« Antwort #3447 am: 19.04.2023 13:06 »
Wenn die IFP als Ausgleich für die aktuelle Inflation ausgezahlt würde wäre die Inflation als Sondereffekt ausgeglichen und hätte keinen Einfluss mehr auf die tabellenwirksame Erhöhung. Diese orientierte sich dann beispielsweise an der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung 2022 als das BIP um 1,9% gesteigert werden konnte.
Für 2023 könnte die Zielentwicklung von meinetwegen 2% angenommen werden.
Das ergäbe tabellenwirksam 1,9% Erhöhung für 2023 und 2,0% Erhöhung für 2024. Wie gesagt: Den Sondereffekt der aktuellen Inflation haben wir bereits mit der IFP 3.000,- Euro abgevespert.

Wäre das dann besser?
Augenblick mal ... eine Inflation von aktuell zB 10% bedeutet doch, dass aktuell alles 10% teurer ist, als vor einem Jahr?
Angenommen, wir hätten ab sofort keine (weitere) Inflation mehr, wäre trotzdem in einem, zwei, drei Jahren immer noch alles 10% teurer als vor einem Jahr.
Das ist doch dann nicht mit einmaligen 3000 Euro IFP abgefrühstückt?

Knarfe1000

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« Antwort #3448 am: 19.04.2023 13:08 »
Wenn die IFP als Ausgleich für die aktuelle Inflation ausgezahlt würde wäre die Inflation als Sondereffekt ausgeglichen und hätte keinen Einfluss mehr auf die tabellenwirksame Erhöhung. Diese orientierte sich dann beispielsweise an der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung 2022 als das BIP um 1,9% gesteigert werden konnte.
Für 2023 könnte die Zielentwicklung von meinetwegen 2% angenommen werden.
Das ergäbe tabellenwirksam 1,9% Erhöhung für 2023 und 2,0% Erhöhung für 2024. Wie gesagt: Den Sondereffekt der aktuellen Inflation haben wir bereits mit der IFP 3.000,- Euro abgevespert.

Wäre das dann besser?
Augenblick mal ... eine Inflation von aktuell zB 10% bedeutet doch, dass aktuell alles 10% teurer ist, als vor einem Jahr?
Angenommen, wir hätten ab sofort keine (weitere) Inflation mehr, wäre trotzdem in einem, zwei, drei Jahren immer noch alles 10% teurer als vor einem Jahr.
Das ist doch dann nicht mit einmaligen 3000 Euro IFP abgefrühstückt?
Genau DAS. Nur wenn (utopisch) alles wieder 10 % billiger werden würde, käme man auf 0-Inflation.

BVerfGBeliever

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« Antwort #3449 am: 19.04.2023 13:09 »
Wie gesagt: Den Sondereffekt der aktuellen Inflation haben wir bereits mit der IFP 3.000,- Euro abgevespert.

???

Die Preise waren im März 2023 gut 16% höher als 2020 und steigen auf absehbare Sicht weiter.

Wie soll das bitteschön mit EINMALIG 3.000 Euro "abgevespert" werden können?