Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1035338 times)

Aktienprimus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2085 am: 11.09.2023 10:51 »
Zumindest ein gleichziehen mit dem TVöD wäre ein sinnvoller und notwendiger Schritt, auch bei der JSZ. Eine Fusion von Verdi und IGM wird nicht kommen, klar. Von mir aus kann man gerne Verdi rauswerfen und durch IGM ersetzen. Ich und meine Kollegen wären als Mitglied rasch dabei. Dieser Gewerkschaft traue ich deutlich mehr zu und hier würden auch Belange der oberen Entgeltgruppen endlich Berücksichtigung finden.

Glockenschaukeln intensivieren als Folge von einem schlechten Tarifergebnis finde ich den falschen Weg. Macht auch auf Dauer nicht unbedingt glücklich. Vermutlich Sache der eigenen Einstellung und Erziehung....

GofX

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2086 am: 11.09.2023 10:57 »
Ergo: Macht das Angestelltenverhältnis interessanter und gleicht die Nachteile zum Beamtentum über andere Dinge - z.B. Bezahlung wieder aus.

Es ist immer wieder ermüdend in die gleichen leeren Augen zu blicken, wenn ich mit meiner Führungsetage (B2 - höherer Dienst) diskutiere und versuche, ihm klar zu machen, dass wirklich wichtige IT-Positionen eher 6-stellig verdienen und dass wir mit unserer E10-12 dagegen nicht anstinken können.

Ich rede nicht von Helpdesk-Jobs, sonder von denen, die strategische Entscheidungen treffen oder für irgendetwas verantwortlich sein sollen.

Hier, wo das gesamte mittlere Management glaubt, mit einer A13 sei er/sie der dickste Karpfen im Teich, wird es niemals passieren, dass ein IT'ler ein höheres Gehalt bekommt.

Im übergeordneten Ministerium kommt nur noch "Fachkräftemangel" an und wird geglaubt. Traut sich ja keiner (im Hinblick auf die eigene Karriere), die Wahrheit zu sagen, aus Angst vorm Zorn des Ministers.

Insofern: eher friert die Hölle zu!

Wenn in 15 Jahren die Baby-Boomer-Pensionskassen leer sind und das Beamtentum weitere 45 Jahre (wegen Besitzstandwahrung) später auf der Kippe steht, können wir vielleicht nochmal darüber reden.

MoinMoin

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« Antwort #2087 am: 11.09.2023 11:11 »
3. Inflation und AG-Gejammer. Hier ists doch einfach: An der Inflation verdient der Staat ja mit - sei es über die MWSt, die Lohnsteuer, die Körperschaftssteuer oder andere Verbrauchssteuern. Dieses "Mehr" kann er nach Abzug der eigenen Inflationskosten entweder nutzen um die Zahler zu entlasten oder eben um seine Leute angemessen zu bezahlen. Die Besonderheit? Im Öffentlichen Dienst ist die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale eher gering. Es könnten ein paar Gebühren steigen, aber asonsten werden ja kaum Kosten an den Markt weitergegeben.
Nö, je höher die Ausgaben des States, desto höher sind die notwendigen Einnahmen.
Der Preis sind höhere Steuern.

MoinMoin

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« Antwort #2088 am: 11.09.2023 11:21 »
Zumindest ein gleichziehen mit dem TVöD wäre ein sinnvoller und notwendiger Schritt, auch bei der JSZ.
Ist denn die JSZ beim TVöD immer besser als beim TV-L?

Ulf

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2089 am: 11.09.2023 11:33 »
[...]
Glockenschaukeln intensivieren als Folge von einem schlechten Tarifergebnis finde ich den falschen Weg. Macht auch auf Dauer nicht unbedingt glücklich. Vermutlich Sache der eigenen Einstellung und Erziehung....

Bis zur Aussage der eigenen Einstellung gehe ich mit, aber das mit der Erziehung würde ich dann gern hinterfragen. Wie meinst du das? Welche Erziehung würde denn zu einem richtigen Ergebnis führen? Und was wäre das richtige Ergebnis aus deiner Sicht?

MoinMoin

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« Antwort #2090 am: 11.09.2023 11:42 »
[...]
Glockenschaukeln intensivieren als Folge von einem schlechten Tarifergebnis finde ich den falschen Weg. Macht auch auf Dauer nicht unbedingt glücklich. Vermutlich Sache der eigenen Einstellung und Erziehung....

Bis zur Aussage der eigenen Einstellung gehe ich mit, aber das mit der Erziehung würde ich dann gern hinterfragen. Wie meinst du das? Welche Erziehung würde denn zu einem richtigen Ergebnis führen? Und was wäre das richtige Ergebnis aus deiner Sicht?
Das man z.B. seine Arbeitsleistung so abliefert, wie man es kann und nicht vorsätzlich weniger abliefert, weil man dabei nicht erwischt wird.

Warnstreik

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« Antwort #2091 am: 11.09.2023 11:47 »
3. Inflation und AG-Gejammer. Hier ists doch einfach: An der Inflation verdient der Staat ja mit - sei es über die MWSt, die Lohnsteuer, die Körperschaftssteuer oder andere Verbrauchssteuern. Dieses "Mehr" kann er nach Abzug der eigenen Inflationskosten entweder nutzen um die Zahler zu entlasten oder eben um seine Leute angemessen zu bezahlen. Die Besonderheit? Im Öffentlichen Dienst ist die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale eher gering. Es könnten ein paar Gebühren steigen, aber asonsten werden ja kaum Kosten an den Markt weitergegeben.
Nö, je höher die Ausgaben des States, desto höher sind die notwendigen Einnahmen.
Der Preis sind höhere Steuern.

Jetzt beißt sich der Fuchs aber in den Schwanz - du hast meinen Text nicht richtig gelesen, gibs zu ;-)   (nichts für ungut)

MoinMoin

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« Antwort #2092 am: 11.09.2023 12:01 »
3. Inflation und AG-Gejammer. Hier ists doch einfach: An der Inflation verdient der Staat ja mit - sei es über die MWSt, die Lohnsteuer, die Körperschaftssteuer oder andere Verbrauchssteuern. Dieses "Mehr" kann er nach Abzug der eigenen Inflationskosten entweder nutzen um die Zahler zu entlasten oder eben um seine Leute angemessen zu bezahlen. Die Besonderheit? Im Öffentlichen Dienst ist die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale eher gering. Es könnten ein paar Gebühren steigen, aber asonsten werden ja kaum Kosten an den Markt weitergegeben.
Nö, je höher die Ausgaben des States, desto höher sind die notwendigen Einnahmen.
Der Preis sind höhere Steuern.

Jetzt beißt sich der Fuchs aber in den Schwanz - du hast meinen Text nicht richtig gelesen, gibs zu ;-)   (nichts für ungut)
Höhere Personalausgabe heißt höhere notwendige (Steuer)einnahmen, das nennt sich im übertragendem Sinne Lohn-Preis-Spirale.
Ob die dadurch entstehende Inflation genügt um eine Anhebung der Steuer zu verhindern ist eine interessante These.
Das aber eine Lohnerhöhung den Spielraum für eine Steuersenkung, womit die Inflation bekämpft werden könnte, ist jedoch offensichtlich.

Ulf

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« Antwort #2093 am: 11.09.2023 12:06 »
[...]
Glockenschaukeln intensivieren als Folge von einem schlechten Tarifergebnis finde ich den falschen Weg. Macht auch auf Dauer nicht unbedingt glücklich. Vermutlich Sache der eigenen Einstellung und Erziehung....

Bis zur Aussage der eigenen Einstellung gehe ich mit, aber das mit der Erziehung würde ich dann gern hinterfragen. Wie meinst du das? Welche Erziehung würde denn zu einem richtigen Ergebnis führen? Und was wäre das richtige Ergebnis aus deiner Sicht?
Das man z.B. seine Arbeitsleistung so abliefert, wie man es kann und nicht vorsätzlich weniger abliefert, weil man dabei nicht erwischt wird.
Ja, aber welche Erziehung führt da genau hin? Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit? Christlicher Glaube? Kommunismus?
Der Glaube der Marktwirtschaft, dass sich Leistung lohnt, kann es ja nicht sein?!

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« Antwort #2094 am: 11.09.2023 12:12 »
Ja, aber welche Erziehung führt da genau hin? Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit? Christlicher Glaube? Kommunismus?
Der Glaube der Marktwirtschaft, dass sich Leistung lohnt, kann es ja nicht sein?!

Ich finde das sehr marktwirtschaftlich bzw. ökonomisch: Einen definierten Nutzen (hier festes Entgelt) mit dem geringsmöglichen Aufwand erreichen.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2095 am: 11.09.2023 12:47 »
Ja, aber welche Erziehung führt da genau hin? Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit? Christlicher Glaube? Kommunismus?
Der Glaube der Marktwirtschaft, dass sich Leistung lohnt, kann es ja nicht sein?!
Jede Erziehung, die einem beibringt, dass man sich an Vereinbarungen zu halten hat und man nicht betrügt.
Und wenn man mit Vereinbarungen nicht einverstanden ist, dass man dann diese Vereinbarungen ändern kann.

Und was hat "Leistung lohnt sich" mit Marktwirtschaft oder den Glauben daran zu tun? Nichts!
Wenn ich ein Produkt künstlich verknappe, habe ich keine höhere Leistung gezeigt, erziele aber auf dem Markt einen höheren Preis.

Und wenn man nicht zufrieden ist mit seinem Entgelt, dann hat man zwei Möglichkeiten:
Sich jemanden suchen, der einem ein Entgelt zahlt, welches einen zufrieden macht.
oder, erkennen, dass man keinen besseren zu den gegebenen Bedingungen findet und man zufrieden sein kann, weil man marktgerecht bezahlt wird.

Warnstreik

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« Antwort #2096 am: 11.09.2023 12:59 »
3. Inflation und AG-Gejammer. Hier ists doch einfach: An der Inflation verdient der Staat ja mit - sei es über die MWSt, die Lohnsteuer, die Körperschaftssteuer oder andere Verbrauchssteuern. Dieses "Mehr" kann er nach Abzug der eigenen Inflationskosten entweder nutzen um die Zahler zu entlasten oder eben um seine Leute angemessen zu bezahlen. Die Besonderheit? Im Öffentlichen Dienst ist die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale eher gering. Es könnten ein paar Gebühren steigen, aber asonsten werden ja kaum Kosten an den Markt weitergegeben.
Nö, je höher die Ausgaben des States, desto höher sind die notwendigen Einnahmen.
Der Preis sind höhere Steuern.

Jetzt beißt sich der Fuchs aber in den Schwanz - du hast meinen Text nicht richtig gelesen, gibs zu ;-)   (nichts für ungut)
Höhere Personalausgabe heißt höhere notwendige (Steuer)einnahmen, das nennt sich im übertragendem Sinne Lohn-Preis-Spirale.
Ob die dadurch entstehende Inflation genügt um eine Anhebung der Steuer zu verhindern ist eine interessante These.
Das aber eine Lohnerhöhung den Spielraum für eine Steuersenkung, womit die Inflation bekämpft werden könnte, ist jedoch offensichtlich.

Aber die Inflation IST doch jetzt da und erhöht die Einnahmen des Staates. Sei es durch die starken Lohnabschlüsse oder die gestiegenen Verbrauchssteuereinnahmen durch höhere Preise.
Das Plus haben Staat/Länder/Kommunen erstmal in der Tasche und müssen/können/sollen sich überlegen, wie sie es ausgeben. Gebe ich genau diesen Überschuss für gute Tarifabschlüsse aus, dann gibt es keine Lohn-Steuer-Spirale.

Mit Steuersenkungen gegen Inflation ankämpfen finde ich nicht sonderlich praktisch - da muss es andere Wege geben.

Ulf

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« Antwort #2097 am: 11.09.2023 13:02 »
Ja und wenn man für die noch übrigen 88% Realeinkommen 100% leistet, kann man sich moralisch und/oder intellektuell aufschwingen, aber bezahlen kannst du davon nichts... Na dann arbeitet mal brav weiter für immer weniger Outcome. Hauptsache der moralische Kompass stimmt... ;D

MoinMoin

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« Antwort #2098 am: 11.09.2023 13:38 »
Das Plus haben Staat/Länder/Kommunen erstmal in der Tasche und müssen/können/sollen sich überlegen, wie sie es ausgeben. Gebe ich genau diesen Überschuss für gute Tarifabschlüsse aus, dann gibt es keine Lohn-Steuer-Spirale.
Klar, kann man so denken und argumentieren.

Also ist deine These: der Staat kann das mehr an Einnahmen (also den Anteil der durch die Inflation bedingt ist, abzgl. der Ausgaben die er durch die höhere Inflation hat) 1:1 an seinen Angestellten und Beamten weitergeben, weil dieses mehr an Lohn keinerlei Einfluss auf die Inflationsentwicklung hat, da er dadurch nicht die Steuern erhöhen muss.

Gibt es eigentlich Schätzungen darüber wieviel der Steuermehreinnahmen Infl. bedingt sind. ~110Mrd. ? Macht nach Abzug der 3000 € Inf. Prämie, dann noch 95Mrd die zu verteilen sind und die jährlich mehr an Steuereinnahmen da sein müssen.

also woher kommt dann das Geld, wenn wir wieder eine 0-2% Inflation haben? Durch Steuereinnahmen, die erhöht werden müssen?

Oder sollte wir einen Variablem Lohnanteil verhandeln, der direkt mit der Inflationsmehreinnahmen gekoppelt ist, finde ich eine coole Idee.

Warnstreik

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« Antwort #2099 am: 11.09.2023 13:47 »
also woher kommt dann das Geld, wenn wir wieder eine 0-2% Inflation haben? Durch Steuereinnahmen, die erhöht werden müssen?


Das Geld kommt dann aus den Steuereinnahmen - genau wie jetzt. Die bisherige Inflation "geht" ja nicht wieder - außer man hätte massive Deflation, was sich aber niemand wirklich erlauben kann. Fakt ist: Im Verhältnis zur Entwicklung des  Bruttoinlandsprodukt sinken die Gehälter im öffentlichen Dienst. (bei der IGM z.B. liegen die Steigerungen seit Jahren über diesem Wert) Dadurch, dass wir jetzt so spät verhandeln haben die Länder schon - im Verhältnis - ein gutes Jahr Lohnkosten gespart.

Wenn wir wieder im Bereich 0-2% sind, dann werden auch weder die Forderungen noch die Abschlüsse so hoch wie jetzt zu erwarten ist sein.

Das Problem ist ja, dass auch andere Dinge aus dem Steuertopf bezahlt werden (wollen/müssen). Hier gilt es einen Ausgleich zu finden. Ein attraktiver öffentlicher Dienst wird in Zukunft nicht unwichtig bei den großen Veränderungen, die noch anstehen.