Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1035398 times)

Johann

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3510 am: 19.10.2023 10:32 »
Gehört hier zwar nicht direkt dazu, aber ich finde es sehr interessant das die GDL nicht nur eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden fordert, sondern das auch zum wichtigsten Punkt erklärt:

„Die entscheidende Komponente ist die Senkung der Arbeitszeit. Wir haben einen Personalmangel ohne gleichen. Alle klagen, dass wir nicht genügend Leute für die Zukunft bekommen. Aber keiner hat eine Idee, wie wir unsere Berufe attraktiver machen können. Eine Absenkung der Wochenarbeitszeit bedeutet mehr Lebensqualität, mehr soziale Kontakte und mehr Zeit für die Familie. Das ist von entscheidender Bedeutung und daher das Schwergewicht in dieser Tarifrunde.“

https://www.merkur.de/politik/gdl-chef-claus-weselsky-tarifrunde-2023-deutsche-bahn-streiks-bahnverkehr-unpuenktlich-zr-92574721.html

Im öffentlichen Dienst hat das keinerlei Rolle gespielt.

Eine Arbeitszeitreduktion wäre entgegen linearer Entgelterhöhungen aber tatsächlich der Schlüssel zu einer dauerhaften Gehaltserhöhung. Zumindest runtergebrochen auf die Vergütung je Arbeitsstunde.

Selbst in diesem Forum kamen immer wieder Leute an wenn jemand aufgezeigt hat, dass wir wegen der Inflation in den letzten 3 Jahren ja soundsoviel Reallohnverlust hatten, dass es ja nur auf den Betrachtungszeitraum ankäme und wenn man die letzten 15 Jahre betrachten würde, hätten wir trotz Inflation ja soundsoviel Reallohnzuwächse gehabt.

Und genau so war auch schon vor zwei Jahren ein Teil der Argumentation der Arbeitgeberseite. Man hätte ja in den letzten Jahren starke Reallohnzuwächse gehabt, deshalb könnten die Beschäftigten (2021) auch mal ein Ergebnis unterhalb der Inflation akzeptieren.

Bedeutet bei prozentualen Gehaltserhöhungen hat man immer das Risiko, dass bei zukünftigen Verhandlungen auf die Ergebnisse der letzten x Jahre zurückgeschaut wird und damit versucht wird mit Blick auf die Vergangenheit das erreichte Ergebnis zu schmälern.

Wenn man jetzt hingegen eine Arbeitszeitreduktion auf meinentwegen 35 Stunden durchsetzen würde, wäre das eine dauerhafte, unumkehrbare Stundenlohnerhöhung, die in der Zukunft keiner gegenrechnen könnte.

Daher verstehe ich nicht, wieso man sich hier immer so sehr darauf fokussiert noch 1-2 Prozentchen rauszuholen statt diese in freie Zeit umzuwandeln und für die nächsten Jahrzehnte unabhängig von Inflation mitzunehmen.

troubleshooting

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« Antwort #3511 am: 19.10.2023 10:41 »
Ich hab schon vor 2 Jahren an meiner damaligen Gewerkschaft geschrieben, dass ich mir ein Lebensarbeitszeitmodell wünsche. Antwort, war aber, da wäre ich ein Einzelfall und man muss ja für die große Masse verhandeln - ja, ne, is klar.

Übrigens war es inhaltlich die gleiche Antwort, wie bei der Frage zu Verhandlungen um stufengleichen Aufstieg.

Hmm, da ich wohl somit ein Exot bin, den die Gewerkschaft nicht verhandlungstechnisch abdecken kann, warum sollte ich dann in dieser sein?

Ergänzung: Wobei Arbeitszeitreduktion auch nur mit Verringerung des Arbeitsumfanges funktioniert.

AVP

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3512 am: 19.10.2023 11:03 »
Ich hab schon vor 2 Jahren an meiner damaligen Gewerkschaft geschrieben, dass ich mir ein Lebensarbeitszeitmodell wünsche. Antwort, war aber, da wäre ich ein Einzelfall und man muss ja für die große Masse verhandeln - ja, ne, is klar.

Übrigens war es inhaltlich die gleiche Antwort, wie bei der Frage zu Verhandlungen um stufengleichen Aufstieg.

Hmm, da ich wohl somit ein Exot bin, den die Gewerkschaft nicht verhandlungstechnisch abdecken kann, warum sollte ich dann in dieser sein?

Ergänzung: Wobei Arbeitszeitreduktion auch nur mit Verringerung des Arbeitsumfanges funktioniert.

Arbeitszeit kann man im öD doch relativ einfach reduzieren. Wenn jetzt zB ein Abschluss +10% rauskommt steht es doch jedem Frei die eigene Arbeitszeit um 10% zu reduzieren, dann hätte man quasi seine Arbeitszeitreduktion bei vollem Lohnausgleich. Und wer lieber länger arbeiten möchte hat diese Option auch.

cyrix42

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« Antwort #3513 am: 19.10.2023 11:04 »
Wenn man jetzt hingegen eine Arbeitszeitreduktion auf meinentwegen 35 Stunden durchsetzen würde, wäre das eine dauerhafte, unumkehrbare Stundenlohnerhöhung, die in der Zukunft keiner gegenrechnen könnte.

Daher verstehe ich nicht, wieso man sich hier immer so sehr darauf fokussiert noch 1-2 Prozentchen rauszuholen statt diese in freie Zeit umzuwandeln und für die nächsten Jahrzehnte unabhängig von Inflation mitzunehmen.

Eine Reduktion der Wochenarbeitszeit von derzeit 38,7h (SH) bis 40,1h (BY) auf 35 Stunden würde, wenn man dies ohne Aufgabenverdichtung auf mehr Personal umlegt, Mehrkosten im Umfang von 10 bis 13% bedueten, in etwa also der derzeitigen Gewerkschaftsforderung.

Wenn du also statt Lohnerhöhung die Arbeitszeit reduzieren möchtest, wäre dies ein gangbares Modell. Allerdings vermute ich, dass die meisten Personen doch lieber mehr auf dem Konto haben wollen als pro Woche drei bis fünf Stunden mehr Freizeit. (Jedenfalls würde ein solches Vorgehen die Jammerei über gestiegene Preise ad absurdum führen; es sei denn, man sucht sich für die zusätzliche freie Zeit einen Nebenjob.)

Johann

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« Antwort #3514 am: 19.10.2023 11:14 »
Ich hab schon vor 2 Jahren an meiner damaligen Gewerkschaft geschrieben, dass ich mir ein Lebensarbeitszeitmodell wünsche. Antwort, war aber, da wäre ich ein Einzelfall und man muss ja für die große Masse verhandeln - ja, ne, is klar.

Übrigens war es inhaltlich die gleiche Antwort, wie bei der Frage zu Verhandlungen um stufengleichen Aufstieg.

Hmm, da ich wohl somit ein Exot bin, den die Gewerkschaft nicht verhandlungstechnisch abdecken kann, warum sollte ich dann in dieser sein?

Ergänzung: Wobei Arbeitszeitreduktion auch nur mit Verringerung des Arbeitsumfanges funktioniert.

Arbeitszeit kann man im öD doch relativ einfach reduzieren. Wenn jetzt zB ein Abschluss +10% rauskommt steht es doch jedem Frei die eigene Arbeitszeit um 10% zu reduzieren, dann hätte man quasi seine Arbeitszeitreduktion bei vollem Lohnausgleich. Und wer lieber länger arbeiten möchte hat diese Option auch.

Natürlich wäre das in der Theorie so möglich.

Da kommt nur wieder das Problem mit der Einberechnung der heutigen 10% Erhöhung in folgende Tarifverhandlungen, in der die heutigen 10% dann wieder nachträglich auf 8% abgewertet werden, weil man ja in der Vergangenheit super viele Prozente bekommen hat und deshalb dann in der nächsten Verhandlung 2% weniger erhöht.

Wenn aber auf 35h reduziert wird, gibt es vielleicht in den ersten Jahren verhältnismäßig weniger Geld als wenn alle bei 40h bleiben. Aber irgendwann werden die 35h als normal angesehen und die Gehälter müssen trotzdem konkurrenzfähig sein, wodurch sie sich am Ende nicht mehr großartig zu anderen Branchen mit 40h unterscheiden.

Ich weiß, ist ein doofes Beispiel hier im öD, aber bei IGM hat das ja super geklappt. Arbeiten nur 35h und haben trotzdem deutlich, deutlich mehr raus als wir hier.

sebbo83

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« Antwort #3515 am: 19.10.2023 11:34 »
Gestern durften die Gewerkschaften in unserem Bundesland bei der Personalversammlung der Landesverwaltung auch ihre Werbetrommel rühren. Klar, die 10,5 % stehen vor allem für eine bessere Belohnung bis zur Rente wirksam und die IAG eben nicht. Und wir haben einen Rückstand um durchschnittlich 10 % zum TVöD. Daher auch die Forderung. Der Kampf wird schwierig. Die erste mir bekannte Demo wird am 18.11.23 in Erfurt stattfinden. Was mir nicht bewusst war, waren folgende drei Fakten. Organisationsgrad in den Gewerkschaften:
- IGM - 50 bis 85 % je nach Branche
- TVöD - um die 15 %
- TV-L - um die 3 - 5 % je nach Bundesland
Die Durchsetzung eines TVöD ähnlichem Ergebnis würde mit diesen Zahlen extrem schwierig. Diese sind ja nochmal ein drittel weniger als beim TVöD. Dazu kommt eine weitere erschwerende Erkenntnis, im TV-L gibt es keine Schlichtung. Es gibt keine Schlichtungsvereinbarung im TV-L! Entweder Generalstreik oder tatsächlich kann es auch eine 4. Runde geben oder einfach nur ein schlechtes Ergebnis.
Weiterer Fakt, welcher mir nicht bewusst war, es profitieren rechtlich eigentlich nur Gewerkschaftsmitglieder von den Tariferhöhungen - der verhandelten Masse. Es müssen nicht alle vereinbarten Leistungen am Ende für alle Beschäftigten zugute kommen. Dies gab es zwar meines Wissens nach im TV-L noch nicht, könnte aber am Ende auch eine Möglichkeit werden, wenn keine Vereinbarungen für alle erzielt werden.
(Es muss ja keiner bei der "teuren" verdi eintreten, GDV und GEW passen sicherlich auch zu einer Vielzahl der Beschäftigten - jedenfalls habe ich mich eben bei einer der beiden angemeldet).
« Last Edit: 19.10.2023 11:45 von sebbo83 »

cyrix42

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« Antwort #3516 am: 19.10.2023 11:45 »
Eine andere Baustelle, die mir gerade aufgefallen ist, betrifft den unteren Rand der Tabelle und potentielle Konflikte mit dem Mindestlohn. Zwar hat die entsprechende Komission (mit Mehrheit der AG-Seite und ohne die AN-Seite) nur recht moderate Erhöhungen des Mindestlohns in den nächsten zwei Jahren empfohlen und die FDP hat auch klargemacht, dass sie für höhere Erhöhungen nicht zur Verfügung steht. Aber ab nächstem Jahr greift auch die europäische Mindestlohn-Richtlinie, welche von den Mitgliedsstaaten die Sicherung des Mindestlons auf "angemessener Höhe" verlangt. Was angemssen ist, wird dort nicht ganz hart definiert, wohl aber ein Kriterium als "internationaler Standard" sehr deutlich nahegelegt. Und das sind 60% vom Median-Bruttolohn einer Vollzeitstelle.

Mit den Zahlen für 2023 müsste damit jeder mit Vollzeitstelle mit min. 26,5k€/Jahr bzw. ca. 2200€/Monat nach hause gehen; die Lohnsteigerungen bis nächstes Jahr noch nicht eingerechnet. Geht man mal von einer Steigerung um 6% aus, wäre man da bei ca. 2350€/Monat.

EG 1/2 TV-L ist gerade bei ca. 2100€/Monat (exkl. JSZ), sodass hier für diese untere Grenze 250€/Monat (bzw. knapp 12%) mehr notwendig sind.

Johann

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« Antwort #3517 am: 19.10.2023 11:45 »
Waren es nicht sogar 12% durchschnittlicher Unterschied? Bei mir persönlich (E11/3) sind es 13,7% Differenz.

Wüsste gerne wie das begründet wird mit dem Fakt, dass nur Gewerkschaftsmitglieder von den Erhöhungen profitieren. Das würde andersherum ja heißen, dass nicht Gewerkschaftsmitglieder ihre Erhöhungen einfach selber verhandeln könnten. Bei AT Verträgen ist das sicherlich auch so. Aber find mal einen AG, der für eine normale nicht Führungskraft-Stelle den Aufwand betreibt, einen AT Vertrag anzufertigen. Normalerweise kriegst du nur einen 1-Seitigen Wisch vorgelegt in dem auf den TV-L verwiesen wird und das wars dann.

cyrix42

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« Antwort #3518 am: 19.10.2023 11:51 »
Weiterer Fakt, welcher mir nicht bewusst war, es profitieren rechtlich eigentlich nur Gewerkschaftsmitglieder von den Tariferhöhungen - der verhandelten Masse. Es müssen nicht alle vereinbarten Leistungen am Ende für alle Beschäftigten zugute kommen. Dies gab es zwar meines Wissens nach im TV-L noch nicht, könnte aber am Ende auch eine Möglichkeit werden, wenn keine Vereinbarungen für alle erzielt werden.

Richtig: Tarifbindung im Arbeitsvertrag gibt es nur, wenn AN und AG beide tarifgebunden sind, hier also Mitglied in einer den TV-L verhandelnden Gewerkschaft bzw. der TDL sind.

Es wäre aber aus AG-Sicht kontraproduktiv, die Gewerkschaftsmitglieder besser zu stellen als die nicht-organisierten Arbeitnehmer, da dies den Gewerkschaften neue Mitglieder in die Hände treiben und so deren Schlagkraft verbessern würde. Also werden typischerweise brav die in den Tarifverhandlungen so nur zwangsweise auf die Gewerkschaftsmitglieder anzuwendenden Ergebnisse auf alle Arbeitnehmer übertragen, damit diese dann die Opportunitätskosten (Warum soll ich Gewerkschaftsmitglied werden, wenn ich die Ergebnisse auch ohne die Beitragszahlung dort bekomme?) haben, und sich so zu großer Zahl gegen die Gewerkschaftsmitgliedschaft entscheiden, was dann wiederum die Ergebnisse zukünftiger Verhandlungen (für alle) drückt...

Johann

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« Antwort #3519 am: 19.10.2023 12:10 »
Es wäre aber aus AG-Sicht kontraproduktiv, die Gewerkschaftsmitglieder besser zu stellen als die nicht-organisierten Arbeitnehmer, da dies den Gewerkschaften neue Mitglieder in die Hände treiben und so deren Schlagkraft verbessern würde. Also werden typischerweise brav die in den Tarifverhandlungen so nur zwangsweise auf die Gewerkschaftsmitglieder anzuwendenden Ergebnisse auf alle Arbeitnehmer übertragen, damit diese dann die Opportunitätskosten (Warum soll ich Gewerkschaftsmitglied werden, wenn ich die Ergebnisse auch ohne die Beitragszahlung dort bekomme?) haben, und sich so zu großer Zahl gegen die Gewerkschaftsmitgliedschaft entscheiden, was dann wiederum die Ergebnisse zukünftiger Verhandlungen (für alle) drückt...

Aber wäre es dann aus Gewerkschaftssicht nicht klug, wenn sie in den Verhandlungen dann nur für ihre Mitglieder verhandeln? Wenn die TdL kommt mit "Das kostet bei 800.000 TB und 1.200.000 Beamten und 1.000.000 Pensionären aber 19 Milliarden" kann die Gewerkschaftsseite schlicht argumentieren, dass ja nur für (wenn die 3-5% stimmen) 90.000-150.000 Mitglieder verhandelt wird. Was die AG Seite dann aus dem Ergebnis macht ist genauso ihre Sache wie dass die Abschlüsse auf die Beamten übertragen wird.

Der Obelix

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« Antwort #3520 am: 19.10.2023 12:14 »
Das wäre eine gute Idee nur für Gewerkschaftsmitglieder zu verhandeln. Damit könnte man höhere Ergebnisse erzielen.

KDC

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« Antwort #3521 am: 19.10.2023 12:16 »
Ich hab schon vor 2 Jahren an meiner damaligen Gewerkschaft geschrieben, dass ich mir ein Lebensarbeitszeitmodell wünsche. Antwort, war aber, da wäre ich ein Einzelfall und man muss ja für die große Masse verhandeln - ja, ne, is klar.

Übrigens war es inhaltlich die gleiche Antwort, wie bei der Frage zu Verhandlungen um stufengleichen Aufstieg.

Hmm, da ich wohl somit ein Exot bin, den die Gewerkschaft nicht verhandlungstechnisch abdecken kann, warum sollte ich dann in dieser sein?

Ergänzung: Wobei Arbeitszeitreduktion auch nur mit Verringerung des Arbeitsumfanges funktioniert.

Arbeitszeit kann man im öD doch relativ einfach reduzieren. Wenn jetzt zB ein Abschluss +10% rauskommt steht es doch jedem Frei die eigene Arbeitszeit um 10% zu reduzieren, dann hätte man quasi seine Arbeitszeitreduktion bei vollem Lohnausgleich. Und wer lieber länger arbeiten möchte hat diese Option auch.

Natürlich wäre das in der Theorie so möglich.

Da kommt nur wieder das Problem mit der Einberechnung der heutigen 10% Erhöhung in folgende Tarifverhandlungen, in der die heutigen 10% dann wieder nachträglich auf 8% abgewertet werden, weil man ja in der Vergangenheit super viele Prozente bekommen hat und deshalb dann in der nächsten Verhandlung 2% weniger erhöht.

Wenn aber auf 35h reduziert wird, gibt es vielleicht in den ersten Jahren verhältnismäßig weniger Geld als wenn alle bei 40h bleiben. Aber irgendwann werden die 35h als normal angesehen und die Gehälter müssen trotzdem konkurrenzfähig sein, wodurch sie sich am Ende nicht mehr großartig zu anderen Branchen mit 40h unterscheiden.

Ich weiß, ist ein doofes Beispiel hier im öD, aber bei IGM hat das ja super geklappt. Arbeiten nur 35h und haben trotzdem deutlich, deutlich mehr raus als wir hier.

Meine Frau war jahrelang bei IGM als AT mit 40 Stunden beschäftigt und hat sich über das Geld gefreut. Das ist ja dann auch eine Maßnahme, um einzelnen mehr Geld zu gewähren.

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« Antwort #3522 am: 19.10.2023 12:19 »
Genau, das ist ja der Fall! Mit dem Problem, dass sich mMn insbesondere verdi ganz stark von den oben TG abwendet bzw. sich diesen gar nicht als Vertreter präsentiert. Ich hatte mal das Vergnügen, bei einer Betriebsversammlung einen verdi-Vertreter bewundern zu dürfen. Das Auftreten war nicht nur arrogant, sondern schlichtweg ignorant. Fragen der MA wurden entweder gar nicht oder nur mit Phrasen beantwortet. Das Ganze gipfelte dann darin, dass ein altgedienter Kollege aufgestanden ist, lauthals verkündete, dass er feststellen darf, verdi will ihn ganz offensichtlich nicht vertreten und zusammen mit einigen anderen den Saal verlassen hat. Auch ist er dann direkt ausgetreten und das als Personalratsmitglied.

Dazu passte auch die verdi-Interpretation des letzten Abschlusses, die iwie völlig von denen der anderen Gewerkschaften abwich.

sebbo83

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« Antwort #3523 am: 19.10.2023 12:47 »
na ja, es gibt ja auch andere Gewerkschaften wie die GDV

Faunus

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« Antwort #3524 am: 19.10.2023 12:51 »
Das wäre eine gute Idee nur für Gewerkschaftsmitglieder zu verhandeln. Damit könnte man höhere Ergebnisse erzielen.

Fände ich sogar als Nicht-Gewerkschaftsmitglied gut. 8)