Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1035385 times)

Lämpel

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5535 am: 26.11.2023 11:00 »
Alle Flüchtlinge sollten direkt ein Zugang zu Deutschkursen erhalten und weil es zu wenig Lehrer dafür gibt, macht man es einfach virtuell und teilt die teilnehmenden Personen in die jeweiligen Sprachen auf mit Gruppen von 100 Personen.

Ich mache Sprachkurse für Flüchtlinge, und das ist leider eine reichlich illusorische Vorstellung. Die Leute kommen mit stark unterschiedlichen Vorkenntnissen und Motivationen, so dass man sie nicht einfach mit einem einheitlichen Programm beschallen kann sondern sehr direkt und individuell arbeiten muss. Im Prinzip ist eine Gruppe von 10 da bereits recht groß. (Außerdem ist es hilfreich wenn die Gruppe ausgangssprachlich heterogen ist, damit nicht alle ständig in ihre eigene Sprache ausweichen.)

daseinsvorsorge

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5536 am: 26.11.2023 12:49 »
Und bevor jetzt viele wieder in´s Schwärmen für die gdl kommen und sich solche Maßnahmen- Erklärung des Scheiterns der Verhandlungen -  auch von den Gewerkschaften im ÖD wünschen:

Dafür müßte man auch einen Organisationsgrad wie die gdl haben; meiner Einschätzung nach ca. 65-70%. Da wird klar, wie weit man davon im Bereich des TVL entfernt ist und man somit deutlich kleinere Brötchen backen muss.

Also ist jede/r aufegrufen, das zu ändern, wenn man bessere Ergebnisse will. Ansonsten bleibt natürlich immer noch, sich über Kommentare zu empören. Besser als gar nichts tun.

Soviel Kritik an Verdi hätte ich dir heute gar nicht zugetraut. ;)

Wo bitte schön ist das Kritik an verdi?? das ist Kritik an den ANs, die sich nicht in Gewerkschaften organiseren und trotzdem noch meckern.

P.S. Auch ich habe Kritik an Gewerkschaften. Führt aber nicht dazu, die Grundidee infrage zu stellen.
« Last Edit: 26.11.2023 13:01 von daseinsvorsorge »

daseinsvorsorge

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« Antwort #5537 am: 26.11.2023 12:54 »
Darf ich mal in die Runde fragen was passiert, wenn in der dritten Verhandlungsrunde wieder kein Angebot von der Gegenseite vorgelegt wird oder das vorgelegte Angebot von unserer Seite abgelehnt wird?

Wie ist dann der weitere Ablauf?

Das ist offen. Auf jeden Fall ist keine verpflichtende Schlichtung vorgesehen wenn eine Seite diese fordert. Im Gegensatz zum TvöD.

Mein Tipp wäre das große Empörung seitens Verdi artikuliert wird und Anfang Januar dann geräuschlos abgeschlossen wird. Größere Streiks, geschweige denn unbefristet wird es nicht geben und das wissen die Arbeitgeber.

Tja- das ist eben der Unterschied z.B. zur gdl. Dort gibt es einen so hohen O.grad- da kann sich Wesselsky erlauben, sofort die Verhandlungen abzubrechen und die Urabstimmung einzuberufen. Bei maximal 10% O.grad im TVL- womit sollen die Gewerkschaften drohen ?? Dass ca. 90% brav am Arbeitsplatz sind und empörende Kommentare schreiben ?

Mint

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5538 am: 26.11.2023 13:41 »
Es muss doch Quellen geben zum Organisationsgrad im TV-L? Bisher liest man hier über niedrige Beteiligung und das die unteren Entgeltgruppen stärker vertreten sind. Wo finden sich aber konkrete Details zu diesen Annahmen?

Ein mächtiges Instrument bei Tarifverhandlungen sind -auch ohne Streik- die Medien und deren professionelle Nutzung. Ich sehe hier massive Defizite bei den Gewerkschaften...

Anadur

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5539 am: 26.11.2023 13:57 »
Es muss doch Quellen geben zum Organisationsgrad im TV-L? Bisher liest man hier über niedrige Beteiligung und das die unteren Entgeltgruppen stärker vertreten sind. Wo finden sich aber konkrete Details zu diesen Annahmen?

Ein mächtiges Instrument bei Tarifverhandlungen sind -auch ohne Streik- die Medien und deren professionelle Nutzung. Ich sehe hier massive Defizite bei den Gewerkschaften...

Zitat
Gute Nachrichten für die Gewerkschaften kommen aus dem öffentlichen Dienst. Der öffentliche Sektor ist grundsätzlich überdurchschnittlich organisiert. Das wird darauf zurückgeführt, dass dieser Wirtschaftszweig eine leichter zu organisierende, homogene Struktur mit beständiger Zielgruppe aufweist (Schnabel, 2016). So wird denn auch der rein deskriptiv gemessene Anstieg des gesamten Organisationsgrads in den ALLBUS-Daten 2021 vor allem von den Beamten angetrieben. Im Vergleich zu den Vorjahren sind Personen mit Beamtenstatus tendenziell wieder deutlich besser organisiert. Durch einen Anstieg um mehr als 10 Prozentpunkte gegenüber der Erhebung aus dem Jahr 2018 liegt der Organisationsgrad sogar nur leicht unter dem Durchschnittswert von 39,8 Prozent, der für die Erhebungsjahre 2002 bis 2006 ermittelt wurde (Biebeler/Lesch, 2007).

https://www.iwkoeln.de/studien/carolin-denise-fulda-weniger-repraesentativitaet-durch-strukturdefizite.html

Beim TV-L hat man vermutlich das große Problem, dass vor allem Angestellte und Akademiker sich nicht für Gewerkschaften interessieren.


daseinsvorsorge

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5540 am: 26.11.2023 16:23 »

....der Tarifabschluss wird so ziemlich unabhängig davon laufen. Im Grunde fehlt nur der Wille, nicht das Etat.

Und den politischen Willen werden die Verantwortlichen nur aufbringen, wenn die AN/Öffentlichkeit sie dazu zwingen.

cyrix42

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5541 am: 26.11.2023 17:03 »
Wenn wegen geringerer Wochenarbeitszeit mehr Personal eingestellt werden muss: Wer soll das machen? Wo sind die ausgebildeten Fachkräfte dafür? Hocken daheim und warten bis man nur noch 35 h buckeln muss?

In den alten Bundesländern ist die Frauen-Erwerbstätigkeit noch immer deutlich unter der der Männer; und das auch  nach der Elternzeit. Auch arbeiten gerade Frauen deutlich häufiger in Teilzeit. Eine kürzere generelle Vollzeit könnte also durchaus dazu führen, dass Väter kürzer arbeiten, mehr Betreuungs- und Haushaltsaufgaben übernehmen und Mütter vermehrt bzw. länger berufstätig sind.

Mint

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5542 am: 26.11.2023 18:37 »
Es gibt verschiedene Faktoren und Möglichkeiten hier Einfluss zu nehmen. Beispiele: 2023 gibt es laut Statista im Schnitt rund 3,9 Millionen erwerbsfähige Bürgergeldbezieher in D. Könnten hier bereits rund 10 Prozent dauerhaft in Vollzeit in den Arbeitsmarkt, wäre das sicherlich hilfreich.

Wenn man unserem Bundeskanzler Scholz (Zitat vor rund einem Jahr auf einer DBB -Tagung) glauben schenken darf gilt folgendes für den ÖD:

„Deutschland braucht einen starken öffentlichen Dienst – gerade jetzt in diesen Krisenzeiten“


Dazu zählen nach seinem Vortrag auch wettbewerbsfähige Gehälter. Vielleicht sollten die Gewerkschaften das medienwirksame ausschlachten. Mit Blick auf die TDL.Gerade die Medienarbeit der Gewerkschaften ist stark verbesserungswürdig.

Grandia

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5543 am: 26.11.2023 18:38 »
So nach der Logik: Mein Mann arbeitet 5h weniger, also arbeite ich mehr als 5h mehr. Klingt logisch.

cyrix42

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« Antwort #5544 am: 26.11.2023 18:45 »
So nach der Logik: Mein Mann arbeitet 5h weniger, also arbeite ich mehr als 5h mehr. Klingt logisch.

Unklar, was du damit sagen willst.

Die Frage war, wo qualifiziertes Personal zu finden ist. Antwort: Unter Anderem gutausgebildete Frauen, die derzeit noch häufig maßgeblich sich mit Kinderbetreuung aus dem Beruf deutlich zurückgezogen haben. Eine Verringung der Vollzeittätigkeit könnte also durchaus animieren, stärker wieder beruflich tätig werden zu können.

Und das ist dann nicht nur ein reines Nullsummenspiel, was hier unterstellt wird.

Grandia

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5545 am: 26.11.2023 18:51 »
Das ist es aber nur ne Vermutung/Meinung. Wer selber Kinder hat, wird wissen, dass das Gleichgewicht in der Zeit mit den Kindern zwar zwischen den Eltern verschoben werden kann, aber weniger Stunden insgesamt das ganze Gleichgewicht verschiebt. Wenn also auf einmal Zeit für eine Arbeitsaufnahme eines Elternteils da ist, weil der Partner 5h weniger hat, muss Betreuung her oder weniger Zeit in die Kinder investiert werden.

cyrix42

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« Antwort #5546 am: 26.11.2023 18:54 »
muss Betreuung her

Natürlich, der Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz muss hierfür nicht nur auf dem Papier bestehen, sondern tatsächlich vorhanden sein. Und das auch nicht nur von Frühstück bis Mittag…

Grandia

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5547 am: 26.11.2023 19:00 »
Eben und da beißt sich sogar manchmal die Katze in den Schwanz. Keine Betreuung --> Keine Arbeitsgelegenheit --> Keine Betreuung (Ne Freundin ist Erzieherin und bekommt ohne Vertrag keinen Platz, aber musste einen Vertrag absagen, weil der Platz nicht gewährt wurde, da KiGa voll mit doppelerwerbstätigen Eltern.)
Ich bin im übrigen nicht gegen die Ideen, bin nur kritisch aufgestellt. Das klingt alles immer einfach wie eine Einbahnstraße. Die Löcher und Baustellen werden nie genannt.

FearOfTheDuck

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« Antwort #5548 am: 26.11.2023 19:05 »
Und bevor jetzt viele wieder in´s Schwärmen für die gdl kommen und sich solche Maßnahmen- Erklärung des Scheiterns der Verhandlungen -  auch von den Gewerkschaften im ÖD wünschen:

Dafür müßte man auch einen Organisationsgrad wie die gdl haben; meiner Einschätzung nach ca. 65-70%. Da wird klar, wie weit man davon im Bereich des TVL entfernt ist und man somit deutlich kleinere Brötchen backen muss.

Also ist jede/r aufegrufen, das zu ändern, wenn man bessere Ergebnisse will. Ansonsten bleibt natürlich immer noch, sich über Kommentare zu empören. Besser als gar nichts tun.

Soviel Kritik an Verdi hätte ich dir heute gar nicht zugetraut. ;)

Wo bitte schön ist das Kritik an verdi?? das ist Kritik an den ANs, die sich nicht in Gewerkschaften organiseren und trotzdem noch meckern.

P.S. Auch ich habe Kritik an Gewerkschaften. Führt aber nicht dazu, die Grundidee infrage zu stellen.

Das weiß ich doch, daher mein Augenzwinkern. Aber:

Ein Organisationsgrad hat schließlich 2 Beteiligte. Da ist der AN, der sich der Gewerkschaft anschließt oder eben nicht und da ist die Gewerkschaft, die sich um den AN bemüht oder nicht. Und da stellt sich schon die Frage, was die GDL in dieser Beziehung besser macht. Ist eine Lokführergewerkschaft naturgemäß näher am Lokführer und somit Verdi für den ÖD-AN zu beliebig? Liegt es daran, dass sich innerhalb der Sparte die 75-80% der Lokführer und 40 % der Zugbegleiter gut vertreten fühlen, sich aber viele Gruppen des ÖD nicht? Vielleicht ist eine unpolitische Gewerkschaft für manche AN attraktiver als eine politische?

https://www.gdl.de/ueber-uns/grundsaetze/

Vielleicht ist es auch recht profan und die jeweilige Wirkmächtigkeit lockt oder lockt nicht?

Muschebubu

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« Antwort #5549 am: 26.11.2023 19:19 »
GDL und ver.di wird man leider nicht vergleichen können. Die GDL ist halt nur eine Spartengewerkschaft. Gleichwohl scheint sie aber innerhalb der Sparte großen Zulauf zu genießen. Vielleicht auch, weil die Gewerkschaft maßvoll bei den Beiträgen ist, manchmal sind die Dinge halt profan… GDL 0,7 Prozent max. 40 Euro, ver.di 1 Prozent max. nach oben offen + 1 Prozent von Einmalzahlungen nach Tariferhöhungen.

Und wenig hilfreich sind auch Äußerungen, dass Angleichungen von JSZ unsozial sind.
« Last Edit: 26.11.2023 19:32 von Muschebubu »