Autor Thema: Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern  (Read 244377 times)

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #945 am: 05.11.2025 10:53 »
Jetzt zum Thema "Ungleichbehandlung": Es gab in den letzten Jahren mit der hohen Inflation und der Energiekrise zwei Vorfälle, die kurzfristig vor allem den lebenswichtigen Teil massiv verteuert haben. Hier geht es dann im Vergleich nicht mehr darum, wie die Differenz ist, sondern dass es Menschen gibt, die sich unter umständen das tägliche Leben nicht mehr leisten können. Schaut man sich mal an, inwiefern die Tabelle gestaucht wurde, dann werden mit Sockelbeträgen meist nur die ganz unteren Gruppen in niedrigen Stufen überproportional bevorzugt. Oben bleibt dann alles gleich. Das tut man aber nicht unter der Absicht den hohen Stufen etwas wegzunehmen, sondern ALLEN weiterhin ein vernünftiges Leben ermöglichen.

Auch hier sind Sockel- und Mindestbeträge der falsche Weg, denn Tabellenstauchungen werden aus sozialen Gründen nie wieder entzerrt. Wenn wir also temporär in eine Situation laufen, in der Tariferhöhungen die Inflation nicht mehr ausgleichen können, dann wären nach oben hin abschmelzende Einmalzahlungen der richtige Weg. So könnten kleine EG die temporäre Mehrbelastung schultern, während höhere EG (hier absolut zu recht) dann temporär auf ein Stückchen "Qualitätsgeld" verzichten müssen. Das Gefüge der Tabelle verbleibt so aber gerecht.

... ein nicht unerheblicher Teil Deines "Qualitätsgelds" stammt übrigens gar nicht aus Einkommen - aber das ist eine andere Diskussion ;)

Zustreffend. Wenn es soziale Belastungen gibt, liegt es vorrangig am Staat und nicht an den AG, diese auszugleichen. Unglücklich ist dann die Verquickung, wenn der öffentliche Arbeitgeber nicht als AG, sondern als Staat agiert, bzw. sich dazu hinreisen lässt.

Wozu das führt sieht man bei der treffenden Beschreibung von Garfield: Die Entgeltgruppen 1-5 sind durch die überproportionalen Erhöhungen kaum noch existent und die Tätigkeiten werden von Externen wahrgenommen.
Übrigens höchst unsozial, so verdient der Outsourcing-Unternehmer auch noch mit, statt das Einkommen direkt beim Mitarbeiter ankommt.

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #946 am: 05.11.2025 11:02 »
Naja, ob und inwieweit dieses Gefüge im status quo "gerecht" ist (in beide Richtungen), ist doch absolut subjektiv. Genauso kann man natürlich alles was man staucht auch wieder entzerren. Im TV-L hat man das für die IT z.B. schon in Teilen gemacht indem man die Anwendbarkeit der Tarifgruppen geändert hat. Würde man keine Spezialisten mehr finden, muss man halt agieren (was aber vom Arbeitgeber ausgehen muss, was derzeit nicht passiert).
Aus Marktwirtschaftlicher Sicht ist genau der Lohn ausreichend, für den man seine Stellen grade noch besetzen kann. Das ist in den unteren EG tendenziell zu hoch und in (einigen Jobs) in oberen EGs tendenziell zu niedrig. Aber das ist natürlich auch Job-bedingt - so sind wir beim Gehalt der Lehrer, besonders der Grundschullehrer ziemlich an der OECE-Spitze. Offensichtlich also marktwirtschaftlich deutlich zu hoch - aber wenn du mich fragst ist das genauso "richtig so" wie eine ordentliche Bezahlung der EGs bis 8.

Mir ging es am Ende nur darum eine andere Sichtweise einzubringen. Ich hoffe eh, dass man sich irgendwann dazu durchringt ein neues Tarifgefüge aufzubauen. Das jetzige ist schlicht nicht mehr zeitgemäß.

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #947 am: 05.11.2025 11:06 »
Zustreffend. Wenn es soziale Belastungen gibt, liegt es vorrangig am Staat und nicht an den AG, diese auszugleichen. Unglücklich ist dann die Verquickung, wenn der öffentliche Arbeitgeber nicht als AG, sondern als Staat agiert, bzw. sich dazu hinreisen lässt.

Genau so und noch viel drastischer wurde in anderen Tarifverträgen aber auch agiert. Sowohl was die recht hohe Steigerung durch die Inflation als auch was die Nutzung von Sockelbeträgen angeht. Das ist also keine Sonderlocke im öffentlichen Dienst - ist ja auch nicht so, dass sich Dressel und Co leichtfertig zu Erhöhungen hinreißen lassen ;-)  (was ja auch nicht ihr Job ist)

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #948 am: 05.11.2025 11:15 »
Zustreffend. Wenn es soziale Belastungen gibt, liegt es vorrangig am Staat und nicht an den AG, diese auszugleichen. Unglücklich ist dann die Verquickung, wenn der öffentliche Arbeitgeber nicht als AG, sondern als Staat agiert, bzw. sich dazu hinreisen lässt.

Genau so und noch viel drastischer wurde in anderen Tarifverträgen aber auch agiert. Sowohl was die recht hohe Steigerung durch die Inflation als auch was die Nutzung von Sockelbeträgen angeht. Das ist also keine Sonderlocke im öffentlichen Dienst - ist ja auch nicht so, dass sich Dressel und Co leichtfertig zu Erhöhungen hinreißen lassen ;-)  (was ja auch nicht ihr Job ist)

Fast schon traurig, dass andere denselben Fehler machen oder sich dazu hinreissen lassen. Aus AG-Sicht ja auch opportun - man gibt den Gewerkschaften, was sie gerne wollen (überproportionale Steigerung der unteren Einkommen) und sourct die Aufgaben dazu einfach aus. So sparen die AGs paradoxerweise noch.

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #949 am: 05.11.2025 15:39 »
Dass Reinigungs- und Küchenpersonal oft nicht selbst angestellt ist, hat aber durchaus auch andere Gründe. Schaut man sich den Tarifvertrag an sieht man auch, dass Gebäudereiniger in ihrem Tarif garnicht weniger verdienen als im TV-L.


Garfield

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #950 am: 05.11.2025 18:48 »
Dass Reinigungs- und Küchenpersonal oft nicht selbst angestellt ist, hat aber durchaus auch andere Gründe. Schaut man sich den Tarifvertrag an sieht man auch, dass Gebäudereiniger in ihrem Tarif garnicht weniger verdienen als im TV-L.

Du meinst damit, dass alle Gebäudereiniger nach Tarifvertrag bezahlt werden?

Faunus

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #951 am: 05.11.2025 21:18 »
Dass Reinigungs- und Küchenpersonal oft nicht selbst angestellt ist, hat aber durchaus auch andere Gründe. Schaut man sich den Tarifvertrag an sieht man auch, dass Gebäudereiniger in ihrem Tarif garnicht weniger verdienen als im TV-L.

Du meinst damit, dass alle Gebäudereiniger nach Tarifvertrag bezahlt werden?


War da nicht was in Planung im ÖD mit nur noch Aufträgen an Firmen, die Tarifverträge haben?
Äh... Bundestariftreuegesetz?
Guck doch selber nach *grummel*