Autor Thema: Tarifverhandlung TV-L ab 09/2021 - Vorschläge/Wünsche  (Read 437543 times)

WasDennNun

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Antw:Tarifverhandlung TV-L ab 09/2021 - Vorschläge/Wünsche
« Antwort #2355 am: 07.10.2021 07:07 »
  • lange Gesichter bei den meisten Beschäftigten (vorzugsweise aus den höheren EG) und Austritte aus den Gewerkschaften.
Aber nur bei denen, die nicht ein Gehalt/Arbeitsbedingungen ausgehandelt haben, welches als ausreichend angesehen wird.

Das greift zu kurz. Egal, welche Bedinungen du ausgehandelt hast, strukturelle Probleme beseitigst du dadurch nicht.

  • Ein Vorweggewähung von Stufen z.B. ist keine Höherstufung. Du bleibst in der aktuellen Stufe mit aktuellen Laufzeit. Bei der finanziellen Bewertung von Überstunden wird nur die tatsächliche Stufe berechnet. Eine Vorweggewährung kann jederzeit zurückgenommen werden.
  • Auch eine Stufe 6 konnte man daher nicht wirklich individuell aushandeln. Es hat ganze 10 (in Worten: zehn) Jahre nach Einführung des TV-L gedauert, bis auch die höheren Gehaltsgruppen in den "Genuss" einer Stufe 6 gekommen sind.
  • Genauso ist es mit der Paralleltabelle im Schuldienst. Eine Lehrkraft der SI z.B. in NRW kann auch keine EG 12 aushandeln. Ihr wird einfach die EG11 zugewiesen. (Außerdem sperrt sich das Land NRW im Schulbereich konsequent irgendwelche Zulagen zu zahlen)
Da hast du natürlich Recht, dass es strukturelle Probleme gibt.
Insbesondere bei den Lehrkräften.
Es gibt welche die durch die Einführung der Stufe 6 zunächst einmal schlechter gestellt waren und wieder "kämpfen" mussten, da sie die Zulage der Endstufe verloren haben. Exotenproblem halt.

Grundsätzlich gibt es aber nur bei den Menschen lange Gesichter die nicht in der Lage oder zu bequem sind, für sich das von Ihnen gewünschte Salär auszuhandeln, für alle anderen ist das Tarifgedöns nur die Untergrenze und kann einem wurscht sein.
Wenn ich nicht zufrieden mit der Entlohnung bin, dann muss ich a) Verhandeln oder b) Wechseln oder c) In mich gehen und erkennen, dass ich zufrieden sein kann.
Das gilt für MINT Berufe natürlich mehr, als für die Rechtsanwaltsgehilfin, die im öD "fürstlich" entlohnt wird.

Und in meinem von mir beobachtbaren Umfeld sind es nur die EG3-EG5 Bürokräfte, die sich seit 100 Jahren nicht bewegt haben, die lange Gesichter machen. Die anderen sind inzwischen bei 8+ oder nicht mehr da.

Und ver.di/Tarifrecht wird das strukturelle Problem in den Kalkriesele Köppen der Personaler und
Durchschnittes-TBler nicht lösen.

Lothar57

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Antw:Tarifverhandlung TV-L ab 09/2021 - Vorschläge/Wünsche
« Antwort #2356 am: 07.10.2021 18:28 »
  • lange Gesichter bei den meisten Beschäftigten (vorzugsweise aus den höheren EG) und Austritte aus den Gewerkschaften.
Aber nur bei denen, die nicht ein Gehalt/Arbeitsbedingungen ausgehandelt haben, welches als ausreichend angesehen wird.

Das greift zu kurz. Egal, welche Bedinungen du ausgehandelt hast, strukturelle Probleme beseitigst du dadurch nicht.

  • Ein Vorweggewähung von Stufen z.B. ist keine Höherstufung. Du bleibst in der aktuellen Stufe mit aktuellen Laufzeit. Bei der finanziellen Bewertung von Überstunden wird nur die tatsächliche Stufe berechnet. Eine Vorweggewährung kann jederzeit zurückgenommen werden.
  • Auch eine Stufe 6 konnte man daher nicht wirklich individuell aushandeln. Es hat ganze 10 (in Worten: zehn) Jahre nach Einführung des TV-L gedauert, bis auch die höheren Gehaltsgruppen in den "Genuss" einer Stufe 6 gekommen sind.
  • Genauso ist es mit der Paralleltabelle im Schuldienst. Eine Lehrkraft der SI z.B. in NRW kann auch keine EG 12 aushandeln. Ihr wird einfach die EG11 zugewiesen. (Außerdem sperrt sich das Land NRW im Schulbereich konsequent irgendwelche Zulagen zu zahlen)
Da hast du natürlich Recht, dass es strukturelle Probleme gibt.
Insbesondere bei den Lehrkräften.
Es gibt welche die durch die Einführung der Stufe 6 zunächst einmal schlechter gestellt waren und wieder "kämpfen" mussten, da sie die Zulage der Endstufe verloren haben. Exotenproblem halt.

Grundsätzlich gibt es aber nur bei den Menschen lange Gesichter die nicht in der Lage oder zu bequem sind, für sich das von Ihnen gewünschte Salär auszuhandeln, für alle anderen ist das Tarifgedöns nur die Untergrenze und kann einem wurscht sein.
Wenn ich nicht zufrieden mit der Entlohnung bin, dann muss ich a) Verhandeln oder b) Wechseln oder c) In mich gehen und erkennen, dass ich zufrieden sein kann.
Das gilt für MINT Berufe natürlich mehr, als für die Rechtsanwaltsgehilfin, die im öD "fürstlich" entlohnt wird.

Und in meinem von mir beobachtbaren Umfeld sind es nur die EG3-EG5 Bürokräfte, die sich seit 100 Jahren nicht bewegt haben, die lange Gesichter machen. Die anderen sind inzwischen bei 8+ oder nicht mehr da.

Und ver.di/Tarifrecht wird das strukturelle Problem in den Kalkriesele Köppen der Personaler und
Durchschnittes-TBler nicht lösen.

Jain! Die Vorstellung von der Möglichkeit, seine Arbeitsbedinungen frei auszuhandlen, trifft nur bedingt auf alle Bereich des TV-L zu. Das mag funktionieren, wo die sich Menschen als Verhandlungspartner persönlich gegenübertreten und offen und kompetent auf  Augenhöhe verhandeln. Die Option, einfach zu einem anderen AG wechseln zu können, ist eher selten anzutreffen.

Im Schulbereich z.B. verhandeln meist Menschen miteinander, die sich noch nie persönlich kennengelernt haben und es auch meist nicht werden. Wer da nicht über mehrere Ebenen hinweg gut vernetzt ist, hat wenig Chancen, seine Interessen durchzusetzen.
Ceterum censeo paralleltabellum esse einzufuehrendam.

WasDennNun

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Antw:Tarifverhandlung TV-L ab 09/2021 - Vorschläge/Wünsche
« Antwort #2357 am: 07.10.2021 18:47 »
Jain! Die Vorstellung von der Möglichkeit, seine Arbeitsbedinungen frei auszuhandlen, trifft nur bedingt auf alle Bereich des TV-L zu. Das mag funktionieren, wo die sich Menschen als Verhandlungspartner persönlich gegenübertreten und offen und kompetent auf  Augenhöhe verhandeln. Die Option, einfach zu einem anderen AG wechseln zu können, ist eher selten anzutreffen.

Im Schulbereich z.B. verhandeln meist Menschen miteinander, die sich noch nie persönlich kennengelernt haben und es auch meist nicht werden. Wer da nicht über mehrere Ebenen hinweg gut vernetzt ist, hat wenig Chancen, seine Interessen durchzusetzen.
Richtig, Verhandlungen sind zum scheitern verurteilt,
wenn man in der schwächeren Position ist,
a) weil der Verhandlungspartner (AG, egal ob persönlich oder nicht) dich nicht braucht
oder b) er davon ausgeht, dass er das Pokerspiel gewinnt
oder c) im es egal ist ob die Stelle besetzt wird oder nicht.

Dafür ist es aber nicht notwendig, dass sich Menschen als Verhandlungspartner persönlich gegenübertreten.
Das habe ich durchaus im öD auch ohne schon erlebt und geschafft.

Sondern alleinig (s.o. a bis c) dass man in der Lage ist offen und kompetent auf Augenhöhe verhandeln.

Isi

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Antw:Tarifverhandlung TV-L ab 09/2021 - Vorschläge/Wünsche
« Antwort #2358 am: 07.10.2021 20:42 »
Also ist nur die GEW tariffähig?

Das ist theoretisch möglich. Die GEW bekundete problemlos 3 Monate und darüber hinaus in Erzwinungsstreiks gehen zu können (wollen aber eigentlich nicht). Verdie bekundete, dass sie nur wenige Tage vertreten können...

Woher stammt diese Information?

Von einem Gewerkschaftssekretär der GEW und dem Vorsitzenden der "Verhandlungsgruppe Ost" von Verdi.

Lothar57

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Antw:Tarifverhandlung TV-L ab 09/2021 - Vorschläge/Wünsche
« Antwort #2359 am: 07.10.2021 22:31 »
Also ist nur die GEW tariffähig?

Das ist theoretisch möglich. Die GEW bekundete problemlos 3 Monate und darüber hinaus in Erzwinungsstreiks gehen zu können (wollen aber eigentlich nicht). Verdie bekundete, dass sie nur wenige Tage vertreten können...

Woher stammt diese Information?

Von einem Gewerkschaftssekretär der GEW und dem Vorsitzenden der "Verhandlungsgruppe Ost" von Verdi.

Weiß dieser Gewerkschaftssekretär dann auch, warum sich die GEW und ihr Klientel bei den letzten Abschlüssen derart hat vorführen lassen - trotz voller Streikkassen?
Ceterum censeo paralleltabellum esse einzufuehrendam.

Isi

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Antw:Tarifverhandlung TV-L ab 09/2021 - Vorschläge/Wünsche
« Antwort #2360 am: 08.10.2021 10:50 »
Also ist nur die GEW tariffähig?

Das ist theoretisch möglich. Die GEW bekundete problemlos 3 Monate und darüber hinaus in Erzwinungsstreiks gehen zu können (wollen aber eigentlich nicht). Verdie bekundete, dass sie nur wenige Tage vertreten können...

Woher stammt diese Information?

Von einem Gewerkschaftssekretär der GEW und dem Vorsitzenden der "Verhandlungsgruppe Ost" von Verdi.

Weiß dieser Gewerkschaftssekretär dann auch, warum sich die GEW und ihr Klientel bei den letzten Abschlüssen derart hat vorführen lassen - trotz voller Streikkassen?

Naja, die GEW ist nicht der Verhandlungsführer - sie trägt nur ihren Anteil bei, und wenn sich Gewerkschaftsintern eine Mehrheit dafür ausspricht die jeweiligen Traifverhandlungsergebnisse anzunehmen... Streikkassen und Streikbereitschaft sind ja was völlig anderes.
Außerdem mangelt es. meiner Meinung nach, in der GEW an Kampfgeist und Willen zur Durchsetzung.  Eine Vision gibt es auch nicht, für was sollen die Leute also auf Teile ihres Gehaltes verzichen?
Für 1% mehr auf 33 Monate?

Aber ich kann euch gerne die Mailadressen der jeweiligen Verhandlungsführer per PM zukommen lassen wenn ihr glaubt mehr erreichen zu können :)
Ich habe alle hier im Forum geäußerten Beiträge in Kurzform als Meinungsbild (unter vielen) weitergereicht. Mehr kann ich da auch nicht tun. Meine Aufgabe besteht lediglich in Beratung und Dokumentation.


Spid

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Antw:Tarifverhandlung TV-L ab 09/2021 - Vorschläge/Wünsche
« Antwort #2362 am: 08.10.2021 12:06 »
Und wieder steht dort hanebüchener Mist: „Unmittelbar betreffen die Verhandlungen, die am Freitag in Berlin beginnen, 1,1 Millionen Tarifbeschäftigte der Länder.“ Unmittelbar sind lediglich Arbeitsverhältnisse betroffen, bei denen beiderseitige Tarifbindung an den TV-L besteht. Das sind wohl etwa 60.000 - großzügig geschätzt.

Bastel

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Antw:Tarifverhandlung TV-L ab 09/2021 - Vorschläge/Wünsche
« Antwort #2363 am: 08.10.2021 12:54 »
Die Grafik ist doch auch falsch?

Da steht etwas von 2000 = 100, dabei gehts doch erst ab 2010 los.

LehrerBW

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Sozialarbeiter

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Antw:Tarifverhandlung TV-L ab 09/2021 - Vorschläge/Wünsche
« Antwort #2365 am: 08.10.2021 17:36 »
Die Verdi Verhandlungsführer im Intervier im Anschluss zum ersten Verhandlungsgespräch:
- Die Arbeitgeberseite hat kein Angebot unterbreitet.
- Die AG sieht keine Notwendigkeit für eine überproportionale Anhebung der Entgelte im Gesundheitssektor. Bei der Coronabedingten Mehrbelastung habe es sich um temporäre Spitzen gehandelt, die bereits vorüber sind.
- Die AG sehen keinen Zusammenhang zwischen Inflation und Entgelterhöhung.
- Ein Gesundheitstisch und ein Tarifvertrag für Studenten werden als nicht notwendig erachtet.
- Eine Verbesserung der Azubigehälter sei nicht notwendig. Es gebe genügend Nachwuchs.
- Ein allgemeiner Fachkräftemangel liege nicht vor. Punkte Engpässe werden durch freiwillige Zulagen bis zu 1.000,-€ abgefedert.
- Strukturelle Themen werden nur dann mit besprochen, wenn die AN-Seite bereit ist über §12 TVL zu verhandeln.
- Der Arbeitsvorgang ist für Verdi eine rote Linie. Verdi bietet als Kompromiss an bei einzelne Berufsgruppen über die Eingruppierung zu sprechen. Der Arbeitsvorgang an sich soll nicht verändert werden.

Am 01.11. geht es weiter mit der zweiten Verhandlungsrunde.
Mail-Aktion zur TV-L Tarifrunde:
Solidarisch zeigen und die Verantwortlichen in Hamburg via Mail auffordern auf eine bessere Bezahlung hinzuwirken: https://wastunfuerhamburg.de/

Ich empfehle den Thread zur Hamburg Zulage unter der Rubik Allgemeines, den ich seit 1-2 Jahren stetig füttere.

LehrerBW

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Antw:Tarifverhandlung TV-L ab 09/2021 - Vorschläge/Wünsche
« Antwort #2366 am: 08.10.2021 19:45 »
Da fühlt man sich doch gleich wertgeschätzt 🤬

Doso

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Antw:Tarifverhandlung TV-L ab 09/2021 - Vorschläge/Wünsche
« Antwort #2367 am: 08.10.2021 20:06 »
Immer wieder die selbe Aussage "Kein Geld da". Sehe ich in der Praxis irgendwie anders. Hätte mal Lust ernsthaft zu streiken und nicht diese kleinen Warnstreiks die wir in den letzten Jahren hatten.

Bastel

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Antw:Tarifverhandlung TV-L ab 09/2021 - Vorschläge/Wünsche
« Antwort #2368 am: 09.10.2021 10:01 »
Immer wieder die selbe Aussage "Kein Geld da". Sehe ich in der Praxis irgendwie anders. Hätte mal Lust ernsthaft zu streiken und nicht diese kleinen Warnstreiks die wir in den letzten Jahren hatten.

Es ist nur für Sie kein Geld da. Für den Rest der Welt schon.

Fragmon

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Antw:Tarifverhandlung TV-L ab 09/2021 - Vorschläge/Wünsche
« Antwort #2369 am: 09.10.2021 11:03 »
Und wieder steht dort hanebüchener Mist: „Unmittelbar betreffen die Verhandlungen, die am Freitag in Berlin beginnen, 1,1 Millionen Tarifbeschäftigte der Länder.“ Unmittelbar sind lediglich Arbeitsverhältnisse betroffen, bei denen beiderseitige Tarifbindung an den TV-L besteht. Das sind wohl etwa 60.000 - großzügig geschätzt.

Ansichtssache. Es geht hier nicht um den Begriff der unmittelbar und zwingenden Tarifbindung nach TVG sondern der Anzahl der Arbeitnehmer und Auszubildenden nach den § 1 TV-L §1 TVA-L (Geltungsbereich).

Und für jeden Arbeitnehmer welcher in einen AV zu einem Arbeitgeber der TDL stellt gilt der TV-L (nicht unmittelbar). Aber durch die Satzung der TDL kann man als AG von § 1 eher nicht abweichen.

--> sind 1,1 Mio Beschäftigte unmittelbar (nicht zwingend) betroffen.