Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion II  (Read 570978 times)

Flying

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #1305 am: 04.04.2023 11:14 »
Daher folgende Schlichtungsergebnis:

01.05.2023: 1.500 Euro
01.07.2023: 200 Euro + 2,5 %
01.01.2024: 1.500 Euro
01.04.2024: 3,5 %


Laufzeit: 24 Monate

Das ist für beide Seiten ein Ergebnis womit beide gesichtswahrend Leben können.

Das soll für beide Seiten ein gesichtswahrendes Ergebnis sein? So etwas würde Verdi nicht annehmend. Das ist ja sogar schlechter, als das inoffizielle letzte Angebot der AG. Glaube nichtmal, dass Verdi ein minimal besseres Angebot als das letzte Angebot der AG annehmen würde. Dazu haben sie sich nun zu weit aus den Fenster gelehnt. Man zeigt jetzt Zähne um dann später doch zu kuschen? Ich denke, dass auch die Schlichtung zu keinem Ergebnis führt. Die Medien stellen es aktuell so dar, dass die AN sich verschließen, aber es ist doch genau umgekehrt.


Wenn die Schlichtung zu keinem Ergebnis führt, was dann?
Unbefristete Streiks bis Weihnachten?
Irgendwann sollten wir ja mal ein Ergebnis haben, sonst haben wir noch mehr Monate eine Nullrunde.

Ja, warum denn nicht?
Auch bei Streiks kann man für den Zeitraum ab 01.01.23 verhandeln.

Deine Ideen sind hier sehr Arbeitgeberfreundlich - können sie ja meinetwegen auch sein. Aber für Verdi oder den Arbeitnehmer sind deine Vorschläge weder wünschenswert noch (hoffentlich) eine Option.

WasDennNun

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #1306 am: 04.04.2023 11:15 »
Seit 2020 gilt jedoch das Gegenteil.
Nichts anderes habe ich behauptet.
Zitat
Und um die entstandene Lücke wieder zu schließen PLUS die erwartete Inflation in 2023 und 2024 auszugleichen (weil der neue Tarifvertrag ja vermutich mindestens bis Dezember 2024 geht), reden wir sehr wohl von (mehr als) 20 Prozent..
Wenn man mit Reallohnverlusten argumentiert (was ich absolut sinnvoll und korrekt finde!),
bleibt die Kernfrage, von welchen Reallohnverlust man ausgeht.
Wie dargelegt, hat der 2006er bis heute keinen Verlust bezogen auf 2006.
Ist aber irrelevant, weil Schnee von vorgestern!

Also welche Periode betrachtet man?
Den zu erwartenden Reallohnverlust (bisserl Glaskugeln) für den neu zu verhandelnde Tarifvertrag und dessen Periode?
(und lässt die Fehler der Vergangenheit unberührt, also sowohl die Reallohn Gewinne als auch die Verluste?)
Oder die Korrektur, das abgelaufenen Vertrages, also eine Korrektur, dessen was wir in dieser Periode als Reallohnverlust erleiden mussten?

Also auf welchen Reallohn soll der Abschluss einen Bringen? Je nach Wahl von diesem Zeitpunkt kommt da irgendwas zwischen 0% und 20% raus, da stimme ich dir zu.

Der EG7S3 hat am 1.4.21 3036,70€ (letzte Erhöhung) bekommen und steht jetzt bei 3091,36€
Inflation bis zum 1.1.23 : 12,5% er müsste 3388€ haben, also plus 9,6% damit er Brutto einen Lohnausgleich hat.
Wenn es jetzt dieses Jahr 7% InfRate wird und er schon "vorab" dafür gerüstet werden soll, dann kommt das natürlich on top.
edit: falsche Basis, hab die Nullrunde vergessen:
ab 1.9.2020 sieht es natürlich anders aus.
von 1.9.202 bis 1.1.23 ist 14,6% der Inf der Anstieg er müsste 3480 bekommen, also 12,5% für den inf ausgleich.
« Last Edit: 04.04.2023 11:27 von WasDennNun »

Susu

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« Antwort #1307 am: 04.04.2023 11:24 »
Ab wann würde ein neuer Tarifvertrag laufen? Ab Abschlussdatum oder ab Datum des Auslaufens des Altvertrages? Denn wenn die 24 Monate dann erst ab 01.10.23 gelten würden, wäre ich mit 24 Monaten mal gar nicht mehr einverstanden.

Flying

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #1308 am: 04.04.2023 11:25 »
Ab wann würde ein neuer Tarifvertrag laufen? Ab Abschlussdatum oder ab Datum des Auslaufens des Altvertrages? Denn wenn die 24 Monate dann erst ab 01.10.23 gelten würden, wäre ich mit 24 Monaten mal gar nicht mehr einverstanden.

Das ist Verhandlungssache

WasDennNun

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #1309 am: 04.04.2023 11:26 »
Sorry, sind leider die Fakten. Keine Ahnung was ich da nicht durchdrungen hab.
Mir wurde die Arbeit dankenswerterweise bereits von BVerfGBeliever abgenommen. Keine Ahnung, was du von mir noch willst.
[/quote]Nur dass du dich klar ausdrückst.
von 1.9.202 bis 1.1.23 ist 14,6% der Inf der Anstieg er müsste 3480 bekommen, also 12,5% für den inf ausgleich.

FearOfTheDuck

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« Antwort #1310 am: 04.04.2023 11:28 »
Meint Ihr Verdi könnte die Geschichte rückwirkend zum 01.01.23 durchsetzen?

Historisch betrachtet gibt es die Hoffnung schon. Keine rückwirkende Erhöhung gab es in den letzten 7 Runden nur ein einziges Mal. Allerdings in der letzten Runde, also unter demselben Verdi-Vorsitzenden. Und was auch auffällig ist, die haben sich fast immer eher ausgekäst. Selbst 2010 mit Schlichtung hat man sich innerhalb von 2 Monaten geeinigt.

Susu

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #1311 am: 04.04.2023 11:33 »
Mir ist schon klar dass der Zeitpunkt wann Erhöhungen kommen oder nicht bspw. 3% ab 01.10. immer Verhandlungssache ist. Und für davor gibt es meist Einmalzahlungen.
Die Frage ist,.beginnt die Laufzeit der Monate nicht automatisch ab dem Moment wo der alte Tarifvertrag ausläuft? Oder hat man da Leermonate ohne Tarif?

FearOfTheDuck

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #1312 am: 04.04.2023 11:35 »

Der TV läuft weiter, lediglich die Entgelttabellen wurden zum 31.12. gekündigt. Leer monate gibt es nicht.
Daher ist es wie Flying schrieb...

GofX

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« Antwort #1313 am: 04.04.2023 11:36 »
Also welche Periode betrachtet man?
Den zu erwartenden Reallohnverlust (bisserl Glaskugeln) für den neu zu verhandelnde Tarifvertrag und dessen Periode?
(und lässt die Fehler der Vergangenheit unberührt, also sowohl die Reallohn Gewinne als auch die Verluste?)
Oder die Korrektur, das abgelaufenen Vertrages, also eine Korrektur, dessen was wir in dieser Periode als Reallohnverlust erleiden mussten?

Also auf welchen Reallohn soll der Abschluss einen Bringen? Je nach Wahl von diesem Zeitpunkt kommt da irgendwas zwischen 0% und 20% raus, da stimme ich dir zu.

Dass die Bevölkerung heute mit dem Geld nicht mehr auskommt "und den Kitt aus den Fenstern frisst", muss ausgeglichen werden.

Davon, dass Opa im Jahre 1970 mal 32% Reallohnzuwachs hatte (Phantasiezahlen!), hat heute niemand mehr was. Ebenso wenig hilft es heute, dass der Sprit 2006 auch mal teuer war.

BVerfGBeliever

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« Antwort #1314 am: 04.04.2023 11:39 »
Also welche Periode betrachtet man?
Den zu erwartenden Reallohnverlust (bisserl Glaskugeln) für den neu zu verhandelnde Tarifvertrag und dessen Periode?
(und lässt die Fehler der Vergangenheit unberührt, also sowohl die Reallohn Gewinne als auch die Verluste?)
Oder die Korrektur, das abgelaufenen Vertrages, also eine Korrektur, dessen was wir in dieser Periode als Reallohnverlust erleiden mussten?

Natürlich beides!

Der letzte Tarifvertrag wurde im September 2020 abgeschlossen. Damals lag der offizielle VPI bei 99,7. Dieser Wert hat sich bis März 2023 auf 116,2 erhöht (vorläufiger Wert laut Pressemitteilung). Geht man für die nächsten neun Monate von durchschnittlich 6% Inflation aus, liegen wir im Dezember 2023 bei 121,4. Und nehmen wir für 2024 durchschnittlich 5% Inflation an, dann landen wir im Dezember 2024 bei einem VPI von 127,5.

Um im Dezember 2024 den gleichen Reallohn wie im September 2020 zu bekommen, bedarf es also einer geschätzten Lohnsteigerung von 27,9%. Bisher gab es jedoch nur 1,4% im April 2021 sowie 1,8% im April 2022, also zusammen 3,23%. Somit ergibt sich eine Lücke von rund 23,9%.

blanket

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« Antwort #1315 am: 04.04.2023 11:45 »
Also welche Periode betrachtet man?
Den zu erwartenden Reallohnverlust (bisserl Glaskugeln) für den neu zu verhandelnde Tarifvertrag und dessen Periode?
(und lässt die Fehler der Vergangenheit unberührt, also sowohl die Reallohn Gewinne als auch die Verluste?)
Oder die Korrektur, das abgelaufenen Vertrages, also eine Korrektur, dessen was wir in dieser Periode als Reallohnverlust erleiden mussten?

Natürlich beides!

Der letzte Tarifvertrag wurde im September 2020 abgeschlossen. Damals lag der offizielle VPI bei 99,7. Dieser Wert hat sich bis März 2023 auf 116,2 erhöht (vorläufiger Wert laut Pressemitteilung). Geht man für die nächsten neun Monate von durchschnittlich 6% Inflation aus, liegen wir im Dezember 2023 bei 121,4. Und nehmen wir für 2024 durchschnittlich 5% Inflation an, dann landen wir im Dezember 2024 bei einem VPI von 127,5.

Um im Dezember 2024 den gleichen Reallohn wie im September 2020 zu bekommen, bedarf es also einer geschätzten Steigerung von 27,9%. Bisher gab es jedoch nur 1,4% im April 2021 sowie 1,8% im April 2022, also zusammen 3,23%. Somit ergibt sich eine Lücke von rund 23,9%.


Richtig, aber das bekommen wir niemals ausgeglichen.
Dafür müssten jedes Jahr die Gehälter um 8-10 % steigen.

GofX

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« Antwort #1316 am: 04.04.2023 11:46 »
Damals lag der offizielle VPI bei 99,7. Dieser Wert hat sich bis März 2023 auf 116,2 erhöht (vorläufiger Wert laut Pressemitteilung). Geht man für die nächsten neun Monate von durchschnittlich 6% Inflation aus [...]

Was künftig vielleicht passiert oder vielleicht nicht passiert, kann aus heutiger Sicht nicht berücksichtigt werden. Der IST-Stand sollte berücksichtigt werden, der wird-vielleicht-mal-sein-oder-auch-nicht-Stand ist uninteressant.

Die bereits entstandene Steigerung des VPI ist gigantisch und sollte ausreichen als Argumentationsgrundlage.

superdash

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« Antwort #1317 am: 04.04.2023 11:50 »
Zitat von: WasDennNun

...

Ein "Reallohnausgleich" ergibt sich aus 2006er Brutto * 1,38

...

Vollkommen absurd dein letzter Beitrag. Mit deiner Argumentation könnte man auch begründen, dass alle Angestellten des ÖD gefälligst mit dem Lebensstandard von 1950 zufrieden sein mögen.
Welche Argumentation? Ich stelle nur die Inflation und den Bruttolohnanstieg gegenüber. Und habe nur den vom Schnitzel angesprochene Zeitachse gewählt.
Und wieso würde man dieser Lohnsteigerung man auf dem Lebensstandard von 1950 zurückfallen?

Absurd ist da wohl was anderes!

Und in einem hat Schnitzel recht:
Vergangenheit ist Vergangenheit und man kann (oder sollte?) natürlich nur die letzte Lohnperiode betrachten um Schlüsse für eine notwendige Lohnerhöhung mit externen Faktoren (InfRate/BIP, oder ...) zu begründen.

Da sollte man dann aber auch konsequent sein. Und nicht mal die Vergangenheit bemühen und mal damit kommen, was schert das gestern.

Das nenne ich absurd und hirnrissig.

BTW: Ich habe überhaupt für nichts argumentiert , sondern versuche mit belegte Zahlen Aussagen zu prüfen, wo andere einfach mal was raus hauen und nur Bauchgefühle raus brabbeln.

Ich habe den Eindruck, dass du nicht verstanden hast, wie die Inflationsrate berechnet wird.

Zur Erklärung: Wenn sich ein Arbeiter von seinem Einkommen 2006 einen Golf leisten konnte, kann er das 2023 auch dann nicht mehr, wenn seine Lohnerhöhungen 1 zu 1 der Inflation entsprechen.

Es ist daher sehr problematisch, wenn die Lohnsteigerungen nur der Inflation entsprechen. Aus diesem Grund ist die ganze Diskussion der letzten Seiten ziemlicher Unfug, außer man möchte hinnehmen, dass viele Arbeitnehmer im Wohlstand zurückfallen auf ein Niveau vergangener Zeiten. (Während Konzerne ihre Gewinne steigern).

WasDennNun

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« Antwort #1318 am: 04.04.2023 11:55 »
Also welche Periode betrachtet man?
Den zu erwartenden Reallohnverlust (bisserl Glaskugeln) für den neu zu verhandelnde Tarifvertrag und dessen Periode?
(und lässt die Fehler der Vergangenheit unberührt, also sowohl die Reallohn Gewinne als auch die Verluste?)
Oder die Korrektur, das abgelaufenen Vertrages, also eine Korrektur, dessen was wir in dieser Periode als Reallohnverlust erleiden mussten?

Natürlich beides!
Sehe ich bedingt auch so, hat man aber in der Vergangenheit auch nicht gemacht.

Zitat
Der letzte Tarifvertrag wurde im September 2020 abgeschlossen. Damals lag der offizielle VPI bei 99,7. Dieser Wert hat sich bis März 2023 auf 116,2 erhöht (vorläufiger Wert laut Pressemitteilung). Geht man für die nächsten neun Monate von durchschnittlich 6% Inflation aus, liegen wir im Dezember 2023 bei 121,4. Und nehmen wir für 2024 durchschnittlich 5% Inflation an, dann landen wir im Dezember 2024 bei einem VPI von 127,5.

Um im Dezember 2024 den gleichen Reallohn wie im September 2020 zu bekommen, bedarf es also einer geschätzten Steigerung von 27,9%. Bisher gab es jedoch nur 1,4% im April 2021 sowie 1,8% im April 2022, also zusammen 3,23%. Somit ergibt sich eine Lücke von rund 23,9%.
Korrekt, bezogen auf den letzten Abschluss und bezogen auf deine Prognose für in 2 Jahren, trifft das auf die Lücke zu, den die Menschen die 2020 in Stufe 6 waren haben (werden).

WasDennNun

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« Antwort #1319 am: 04.04.2023 11:59 »
Zur Erklärung: Wenn sich ein Arbeiter von seinem Einkommen 2006 einen Golf leisten konnte, kann er das 2023 auch dann nicht mehr, wenn seine Lohnerhöhungen 1 zu 1 der Inflation entsprechen.
Er kann sich dann aber den Polo leisten, der dem damaligen Golf entspricht und dazu bekommt er noch nen Malle Urlaub on Top.
Den er sich damals nicht leisten konnte.
Also was habe ich jetzt nicht verstanden?
Zitat
Es ist daher sehr problematisch, wenn die Lohnsteigerungen nur der Inflation entsprechen. Aus diesem Grund ist die ganze Diskussion der letzten Seiten ziemlicher Unfug, außer man möchte hinnehmen, dass viele Arbeitnehmer im Wohlstand zurückfallen auf ein Niveau vergangener Zeiten. (Während Konzerne ihre Gewinne steigern).
Eine - wirtschaftlich betrachtete - Reallohnsteigerung ist doch nur dort gerechtfertigt, wo eine Leistungssteigerung ist.