Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion II  (Read 566528 times)

Stempelroboter

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #3855 am: 21.04.2023 08:13 »
Ich hoffe, dass der Schlichterspruch morgen auf beiden Seiten anklang findet und er rasch umgesetzt wird.
Ich bin nämlich absolut zufrieden mit der Ausarbeitung!

Für mich bedeutet das eine tabellenwirksame prozentuale Erhöhung um knapp 9%.
Zusätzlich die EZ im Juni und ab Juli 220 Euro netto mehr im Portemonnaie.

Ich kann mit dem Kompromiss unter den gegebenen Umständen (Gewerkschaft ist halt nur die Verdi) sehr gut leben.

Geht mir auch so, da ich nie einen Reallohnverlust- oder Inflationsausgleich erwartet habe. Verstehe aber auch jeden, der sich mehr erhofft.

Knarfe1000

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« Antwort #3856 am: 21.04.2023 08:13 »
Jaja, für alles ist Geld da, nur nicht für die Beschäftigten.

Zitat:"Die Kommunen in Deutschland haben im vergangenen Jahr dank höherer Steuereinnahmen einen Finanzüberschuss von 2,6 Milliarden Euro erzielt."

https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/kommunen-dank-steuerplus-mit-milliardenueberschuss,TaLogqh
Genau dies! Bund, Länder und Kommunen nehmen bis 2026 geschätzt weit über 100 Mrd. mehr Steuern ein. Klar, wenn die für jeden Quatsch ausgegeben werden, bleibt für die MA im ÖD natürlich nichts mehr übrig...

Die AG jammern nur, um die Erwartungen der Beschäftigten kleinzuhalten. Nicht, dass die auf die Idee kommen, eine 1 : 1-Kompensation für die Inflation zu verlangen...also 10 % für 2023 und nochmal 6 - 8 % für 2024. Die AG jammern und die meisten MA üben sich schon in Selbstbeschränkung - genau wie Verdi auch ("geht nicht", "nicht bezahlbar", "Lohn-Preis-Spirale" usw usw.)

Ich halte den Schlichtervorschlag immer noch nicht für eine komplette Vollkatastrophe, Note 4- in meinen Augen. Aber die Laufzeit und die späte Tabellenerhöhung sind wirklich sehr schlecht für die Beschäftigten. Die 3000 Euro helfen immerhin, sind aber nicht nachhaltig.


Knarfe1000

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« Antwort #3857 am: 21.04.2023 08:15 »


Bei uns wurde der Haushalt 2023/24 mit insgesamt +3% und 1000€ Einmalzahlung geplant. Jetzt fliegt denen der Haushaltsplan in den Haushaltsberatungen um die Ohren. Ergebnis ist, Haushalt wird neu berechnet und vmtl. sind wir dann im HSK.
Dann sollte man die Verantwortlichen vor die Tür setzen. Fahrlässig wäre ein Euphemismus dafür.

FearOfTheDuck

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #3858 am: 21.04.2023 08:16 »
Mal für mich zum Einsortieren,

Es kommt zum Streik und dann? 2 Wochen Streik, dann erneut Verhandlungen im Monatsturnus?


Der Streik wäre unbefristet, bis das Ziel erreicht ist. Im Gewerkschafts-Dreamland würde die AG-Seite auf Knien rutschend um Gnade winseln. In Echt müsste Verdi schauen, wie prall die Streikkasse gefüllt ist. Währenddessen darf verhandelt werden.

Beendet wird der Erzwingungsstreik, wenn die Mitglieder per Urabstimmung erklären, dass sie ein entsprechendes Angebot annehmen.

miloe

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« Antwort #3859 am: 21.04.2023 08:17 »
Ich hoffe, dass der Schlichterspruch morgen auf beiden Seiten anklang findet und er rasch umgesetzt wird.
Ich bin nämlich absolut zufrieden mit der Ausarbeitung!

Für mich bedeutet das eine tabellenwirksame prozentuale Erhöhung um knapp 9%.
Zusätzlich die EZ im Juni und ab Juli 220 Euro netto mehr im Portemonnaie.

Ich kann mit dem Kompromiss unter den gegebenen Umständen (Gewerkschaft ist halt nur die Verdi) sehr gut leben.

So wird es auch kommen. Nicht morgen, aber am Sonntag. Ich möchte fast ausschließen, dass es so kommt wie bei der Post, dass es zur Urabstimmung kommt und dann nochmals eine Scheinverhandlung geführt wird.

Aber egal zu einem Streik wird es nicht kommen. Warum ich mir da so sicher bin? Ganz einfach. Die Warnstreiks haben Verdi schon zu viel Geld gekostet. Verdi hat gar nicht genug Geld in der Streikkasse um einen Flächenstreik von deutlich mehr als einer Woche zu finanzieren. Ein solcher bräuchte es aber um eine Wirkung zu erreichen.

Von Seiten Verdis wird inhaltlich nicht mehr viel passieren oder erreicht werden können.

Und auch die AG wissen, dass sie damit leben werden müssen.

Naja rund 30 % (geschätzt) bekommen sie ja über die ESt sowieso wieder rein. Wenn wir also von rund 10 % Erhöhung sprechen, dann werden davon rund 3 %-Punkte auf den Gesamtstaat bezogen wieder direkt refinanziert. Und 15 % der ESt-Anteile stehen auch den Kommunen zu. Gleichzeitig sprudeln auch dort die Steuereinnahmen und die Grundsteuer wird aber 2025 noch zu Mitnahmeeffekten führen auch wenn die kommunalen Spitzenverbänden was anders ankündigen. Die Kommune können das also durchaus refinanzieren.

Philipp

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #3860 am: 21.04.2023 08:18 »
Die Streikkassen dürften voll genug sein für einen längeren Ausstand.

Ich bin gespannt auf Samstag, mache mir aber kaum Hoffnung. Insbesondere für 2023 hätte ich mehr Substanz erwartet.

Vorschlag zur Ergänzung: Vielleicht könnte man den Arbeitgebern noch aus den Rippen leiern, für die Einmalzahlung in entsprechender Höhe Rentenbeiträge freiwillig zu leisten. Dann sind die letzten Zweifler auch befriedigt, die Erhöhung ist rentenwirksam und alle sind zufrieden.

icfnerd

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« Antwort #3861 am: 21.04.2023 08:20 »
Ich hoffe, dass der Schlichterspruch morgen auf beiden Seiten anklang findet und er rasch umgesetzt wird.
Ich bin nämlich absolut zufrieden mit der Ausarbeitung!

Für mich bedeutet das eine tabellenwirksame prozentuale Erhöhung um knapp 9%.
Zusätzlich die EZ im Juni und ab Juli 220 Euro netto mehr im Portemonnaie.

Ich kann mit dem Kompromiss unter den gegebenen Umständen (Gewerkschaft ist halt nur die Verdi) sehr gut leben.

Geht mir auch so, da ich nie einen Reallohnverlust- oder Inflationsausgleich erwartet habe. Verstehe aber auch jeden, der sich mehr erhofft.

Ich finde den Vorschlag nicht schlecht (12). Meine Frau (9a) findet ihn beschissen.
Da ich auch im Controlling/Entgeltbereich tätig bin, hätte ich einfach gerne langsam ein Ergebnis, damit ich anfangen kann zu planen.

Forschung4u

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #3862 am: 21.04.2023 08:21 »
Die Warnstreiks haben Verdi schon zu viel Geld gekostet. Verdi hat gar nicht genug Geld in der Streikkasse um einen Flächenstreik von deutlich mehr als einer Woche zu finanzieren. Ein solcher bräuchte es aber um eine Wirkung zu erreichen.

Warum? Ich erinnere mich nicht, dass Verdi in den letzten Jahren größere Streiks hätte finanzieren müssen. Die Streikkasse sollte doch prall gefüllt sein?

Knarfe1000

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« Antwort #3863 am: 21.04.2023 08:24 »


Warum? Ich erinnere mich nicht, dass Verdi in den letzten Jahren größere Streiks hätte finanzieren müssen. Die Streikkasse sollte doch prall gefüllt sein?
Ist sie auch. Es gab in den letzten drei Jahrzehnten - wenn überhaupt - nur kürzere Warnstreiks. Der letzte Großstreik war Anfang der 90er.

FearOfTheDuck

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« Antwort #3864 am: 21.04.2023 08:28 »
Genauer betrachtet wird dieses Ergebnis untragbar für die Kommunen. Für eine  Erhöhung jenseits höher von evtl leistbaren 3 bis 5 Prozent mit einer solch kurzen Laufzeit ist keine Stadt oder Gemeinde gerüstet. Hier muss dann der Bund zur Unterstützung einspringen. In Zeiten wo von der Regierung ! gewollt ! langjährige Firmen um Ihr Überleben kämpfen und alle Firmen finanzielle Einbußen haben, ist eine solche Erhöhung nicht angebracht. Und woher nehmen, außer wieder von uns selbst.... Eine Laufzeit von mehr als 5 Jahren wäre hier eigentlich angebracht. Es muss in der nächsten Tarifrunde eine komplette Nullrunde über 2 Jahre her, sonst stehen viele von uns auf der Straße... Es wäre besser gewesen, die Einmalzahlung rückwirkend zum 1.1.23 komplett auszuzahlen und ab Juni 5,5 Prozent ohne die 200. Das wäre leistbarer gewesen...

Warum eigentlich immer der Bund? Dass die Kommunen finanziell so ausgestattet sind, dass sie ihre Selbstverwaltungsaufgaben noch erfüllen können ist eigentlich Aufgabe der Länder. Ja ich weiß, dass machen die Länder teilweise nicht, da gibt es sogar entsprechende Rechtsprechung der Verfassungsgerichthöfe der Länder (z. B. in RLP), aber letztendlich ist es Aufgabe der Länder und nicht des Bundes.

Das stimmt natürlich auch.
Wenn ich aber z.B. sehe, dass 2021 in meinem Bundesland die Soziale Sicherung 41% der Ausgaben der Kommunen ausmachte, frage ich mich schon, ob das ausreichend von demjenigen mitgetragen wird, der die entsprechende Gesetzeshoheit darüber hat. Man stelle sich vor, der Bund würde das inklusive aller Nebenkosten selbst machen.

Freier Lobbyist

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« Antwort #3865 am: 21.04.2023 08:29 »
Oder willst du lieber Autos brennen sehen?
Bis zu diesem Satz, konnte ich Ihnen als Funktionär folgen.

Nur weil man daran erinnert das es außerhalb eines Streikes, oder Tarifauseinandersetzung, noch andere Möglichkeiten gibt seine Meinung zu äußern, wie auch hier im Forum, gehört man nicht zu solchen Leuten die Autos brennen sehen wollen.

Nur wer gibt denn den jungen Leuten die Möglichkeit sich unterstützt zu fühlen wenn die Gewerkschaft nur ein ungenügendes Ergebnis erzielt.
In meinem Arbeitsvertrag steht das der kommunale Arbeitgeberverband mit verdi die Rechnung ausmacht.
Ich persönlich kann überhaupt nichts daran ändern ob ich nun verdi oder die Deutsche Angestellten Gewerkschaft mit meinem Lohn unterstütze.

Nur wenn verdi trotz seiner Größe und Nähe zu Funktionären im politischen Raum es nicht einmal fertig bringt für seine Mitglieder so etwas wie eine Tariferhöhung durchzudrücken, also dann...


FearOfTheDuck

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« Antwort #3866 am: 21.04.2023 08:31 »
Die Warnstreiks haben Verdi schon zu viel Geld gekostet. Verdi hat gar nicht genug Geld in der Streikkasse um einen Flächenstreik von deutlich mehr als einer Woche zu finanzieren. Ein solcher bräuchte es aber um eine Wirkung zu erreichen.

Warum? Ich erinnere mich nicht, dass Verdi in den letzten Jahren größere Streiks hätte finanzieren müssen. Die Streikkasse sollte doch prall gefüllt sein?

Theoretisch ja. Stellt sich nur die Frage, wie sich diese ominöse Streikkasse füllt und inwieweit das Geld zweckgebunden ist oder verwendet wird.

SusiE

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« Antwort #3867 am: 21.04.2023 08:34 »
Die Warnstreiks haben Verdi schon zu viel Geld gekostet. Verdi hat gar nicht genug Geld in der Streikkasse um einen Flächenstreik von deutlich mehr als einer Woche zu finanzieren. Ein solcher bräuchte es aber um eine Wirkung zu erreichen.

Warum? Ich erinnere mich nicht, dass Verdi in den letzten Jahren größere Streiks hätte finanzieren müssen. Die Streikkasse sollte doch prall gefüllt sein?

Theoretisch ja. Stellt sich nur die Frage, wie sich diese ominöse Streikkasse füllt und inwieweit das Geld zweckgebunden ist oder verwendet wird.

https://regionalheute.de/tarifexperte-streikkasse-von-verdi-ist-gut-gefuellt-1678323664/

Hier gibt es ein paar Informationen dazu.

FollFosten

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #3868 am: 21.04.2023 08:37 »
"Die Kommunen" ... nur mal ein paar Infos am Rande.

Die Bilanzierung von Pensionslasten werden von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt. Vom Bilanzierungsverbot bis hin zu Abzinsungsätze zwischen Marktwert, 5% und 6% ist alles dabei.

Die Nutzungsdauertabellen als Basis für die Abschreibung von Anlagevermögen sind ebenso Ländersache, so kann es sein, dass ein Bundesland die Straßen auf 40 Jahre und das nächste auf 100 Jahre abschreibt, führt zu völlig anderen Haushaltsbelastungen im kommunalen Sektor.

Hierzu gibt es noch viele weitere Beispiele.

Das HGB gilt bundesweit, aber die kommunalen Rechnungslegungsvorschriften, die sich zwar am HGB orientieren haben erheblichen Einfluss auf die Ergebnisse der unterschiedlichen Kommunen.

Somit gibt es teilweise hausgemachte Probleme, teilweise erhebliche Unterschiede auf Basis von Bewertungs- und Bilanzierungsvorschriften und natürlich auch Finanzierungsthemen aus Landes- und Bundessicht.

Damit Kommunen bundesweit vergleichbar wären, müssten zunächst mal die Rechnungslegungsvorschriften vereinheitlicht werden!

Hilft zwar nicht beim Tarifabschluss, würde aber helfen, ein einheitliches Bild der kommunalen Landschaft zu bekommen.

xirot

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« Antwort #3869 am: 21.04.2023 08:39 »
Ich hoffe, dass der Schlichterspruch morgen auf beiden Seiten anklang findet und er rasch umgesetzt wird.
Ich bin nämlich absolut zufrieden mit der Ausarbeitung!

Für mich bedeutet das eine tabellenwirksame prozentuale Erhöhung um knapp 9%.
Zusätzlich die EZ im Juni und ab Juli 220 Euro netto mehr im Portemonnaie.

Ich kann mit dem Kompromiss unter den gegebenen Umständen (Gewerkschaft ist halt nur die Verdi) sehr gut leben.

Geht mir auch so, da ich nie einen Reallohnverlust- oder Inflationsausgleich erwartet habe. Verstehe aber auch jeden, der sich mehr erhofft.

Ich finde den Vorschlag nicht schlecht (12). Meine Frau (9a) findet ihn beschissen.
Da ich auch im Controlling/Entgeltbereich tätig bin, hätte ich einfach gerne langsam ein Ergebnis, damit ich anfangen kann zu planen.

Was gibt es da zu planen?