Ich habe da andere Erfahrungen. Große Unternehmen wie VW, Siemens, Thyssenkrupp stellen fast keine IT-Mitarbeiter direkt ein. Alles nur über Zeitarbeit und Personalvermittlung. Hier werden ganze Rechenzentren outgesourced. --> Gut für die Aktionäre
Die Welle ist in der Wirtschaft schon wieder in die andere Richtung geschwappt. Denen ist aufgefallen, dass Externe nicht für jedes Problem die Lösung sind.
Ich kennen einen Dienstleister genau für eine oben genannte Firma, dessen Leute für einen Bereich (Windowa Administration) haben ein Übernahmeangebot bekommen. Der Dienstleister ist angepisst, weil sich die Firma natürlich nur die besten Leute ausgesucht hat und er die aber auch braucht um andere Kunden zu bedienen.
Die Leute in der Personalvermittlung sind die jenigen, mit dem geringen Gehalt und den unattraktiven Arbeitsbedingungen. Wenn du Glück hast, fängst du da mit 2000 Brutto im IT-Support an. Hast natürlich nicht den Siemens-Tarifvertrag.
Ich selbst bekommen immer noch regelmäßig Anfragen aus meinem letzten Leben. Da ist kein Dienstleister mehr dabei. Diese Anfragen sind komplett verschwunden. Da sind nur noch Headhunter dabei, meist Projektbezogen, oft aber auch in Festanstellung. Einigen Leuten hier bei mir zwei Räume weiter geht es ähnlich. Sogar ein Beamter, der in seinem Profil "Beamter bei stehen hat", wird angeschrieben.
Von welchen attraktiven Bedingungen sprichst du?
- den Dienstwagen um ganz Deutschland abzuklappern, 1500km pro Woche?
- den Arbeitsdruck, jede Minute für ein Projekt abzurechnen?
- die erwarteten Überstunden?
- jeden Tag bei jedem Kunden an einem anderen Arbeitsplatz zu sitzen?
Dienstwagen ist mir zu hoch, ich rede eher von:
- Tee, Kaffee und andere Getränke (ich kenne Firmen, die stellen auch Obst u.ä. zur Verfügung)
- echte Gesundheitsvorsorge, nicht nur "wir überlassen mal ein Raum für Massage"
- professionell organisierte Kinderbetreuung
- echtes Job-Ticket, dass dem Namen auch Ehre macht
- evt. auch ein Diensttelefon mit privater Nutzung -> ganz wenig Kosten, aber sehr viel Nutzen
- Ladestationen (der Strom muss nicht kostenlos sein, nur die Infrastruktur) für Fahrräder
- echtes flexibles Arbeiten in Bezug auf den Arbeitsort um (natürlich mit dem Vorgesetzten abgesprochen) mal kurzfristig einen Tag zu Hause zu arbeiten
Gar nicht erst reden will ich vom Krampf wie Höhergruppierungen, Zulagen, usw.
Wenn ihr keine passenden Bewerber findet, könnten doch auch die Anforderungen zu hoch sein? Warum nicht selber Personal ausbilden?
Wie gesagt, die Anforderungen sind "Tagesgeschäft", keine Wissenschaft. Da ist nichts zu hoch, im Gegenteil haben wir sogar manchmal explizitz Berufseinsteiger nach Studium oder IT-Ausbildung erwähnt. Eigene Ausbildung machen wir, weil sonst gar nichts mehr ginge. Aber auch das geht nur begrenzt, denn zum einen dauert es, aber auch wenn Du noch so einen fähigen, erfahrenen Mitarbeiter hast, der sich perfekt auskennt: Fehlt ihm das richtige Zeugnis, bekommt er das Geld nicht - oder es gibt einen jahrelangen Verwaltungsakt, den manche Leute dann nicht durchhalten.
Überhaupt ist für mich die Verwaltung hier oft das größte Problem: Geld wäre da, Leute sind da, aber die Entscheidung trifft nicht die Führungskraft, sondern die Verwaltung. Seit Jahren kämpfe ich darum, unsere Ausscheibung attraktiver zu machen und dem biederen Verwaltungscharakter etwas zu nehmen. Ist nicht möglich, weil nicht meine Aufgabe.