Auch die Besetzung des höchsten Gerichts hat unser demokratischer Rechtsstaat auszuhalten. Und das kann er auch, wenn man sieht wie unser höchstes Gericht organisiert ist.
Der einzelne Richter ist einem Senat zugeordnet, einzelne Verfahren sind ihm dann als Berichterstatter zugeordnet. Die Verfahren werden von einem Straus an wissenschaftlichen Mitarbeitern begleitet. Was denkt man denn, was dort passiert?
Das ist alles billiger Populismus der schamlos an der fehlenden Informiertheit des Publikums ansetzt.
Genau das ist m.E. der Punkt: Brosius-Gersdorf wird selbst dann, wenn sie dem Bundesverfassungsgericht am Ende als seine Präsidentin vorstehen sollte, im Zweiten Senat regelmäßig nur eine von acht Stimmen haben und darüber hinaus hinsichtlich der richterlichen Unabhängigkeit der weiteren BVR über keine Weisungsbefugnis verfügen - unabhängig davon, dass es grotesk wäre, zu glauben, dass dieser mein Hinweis hinsichtlich ihrer integeren Person notwendig wäre.
Darüber hinaus spricht es m.E. weiterhin für eine fachlich über jeden Zweifel erhabene Juristin, dass sie sich als Professorin in Diskursen mit sachlichen Argumenten zu Wort meldet, so wie es - das habe ich schon geschrieben - abwägig wäre, ihr nicht den Rollenwechsel zuzutrauen. Mit dem gleichen Argument hätte man bspw. einen Wolfgang Kubicki als Bundestagsvizepräsidenten verhindern müssen, der als solcher - wie viele andere meinungsstarke Politiker zuvor auch - ein wirklicher Glücksfall für das Amt des Bundestagsvizepräsidenten gewesen ist (sage ich als jemand, der nicht in jeder seiner Meinung völlig mit ihm d'accord geht).
Man kann nicht einerseits - egal, ob nun von der politisch linken oder rechten Seite - eine immer weitere Verengung von Meinungskorridoren in unserer Gesellschaft beklagen, um dann anderserseits genau jenen, die in klarer Sprache präzise Gedanken formulieren können (und mit denen man dann einer Meinung oder keiner Meinung sein kann), das zum Nachteil gereichen lassen zu wollen, um also selbst gezielt solche Meinungskorridore aufbauen, die man dann an anderer Stelle gerne wieder in Talkshows und mit dem Blick auf das arme eigene Schicksal beklagt.
Genau mit solchen schmierigen Kampagnen - egal, von welcher politischen Richtung betrieben -, wie der gerade im Schwange seienden, erreicht man nur eines, dass am Ende eher jene für wichtige über die politischen Ämter hinausreichende Ämter zur Verfügung stehen werden, die vorher immer hübsch darauf geachtet haben, nicht anzuecken, sich nicht öffentlich zu positionieren, in klarer deutscher Sprache gesprochen: die regelmäßig das Maul halten. Sie muss es auch geben, da nicht jede und jeder gerne öffentlich mit deutlichen Worten hervortritt - aber sie allein werden auch kaum für ein gesundes Meinungsklima im Land sorgen können.
Wer solch dummdreiste und schmierige Kampagnen wie die zurzeit laufende lostritt und damit seine Macht als Volksvertreter oder Medienschaffender missbraucht, darf damit rechnen, dass es seiner Partei oder seinem politischen Lager beim nächsten Mal genauso geschehen kann. Was wäre oder ist die Folge? Beim nächsten Mal überlegen sich ggf. entsprechende Kandidaten für ein öffentliches Amt noch einmal nur umso mehr, ob sie sich am Ende einen ihnen ggf. ebenfalls drohenden öffentlichen Schweinsgalopp unterwerfen wollen oder nicht, was tendenziell ebenfalls zur Verengung des Meinungskorridors - oder seiner zunehmenden Wahrscheinlichkeit - beitragen kann. Am Ende bleiben dann ggf. die Unangreifbaren übrig, was die Wahrscheinlichkeit sich verengender Meinungskorridore nur noch vergrößert.
Dass politische Verantwortungsträger entsprechend so handeln, wie sie gerade handeln: geschenkt, Politik ist keine Blümchenweide, auch wenn man hier ebenfalls vielleicht noch ein wenig Anstand wahren sollte (und sei es auch nur aus reinem Eigennutz, weil man selbst der nächste sein kann, der verleumdet wird), was als Mindeststandard bedeuten sollte, nicht aus dem Hinterhalt mit Dreck auf jene zu werfen, die nicht der politische Gegner sind (denn Brosius-Gersdorf kann am Ende nicht wirklich ein politischer Gegner sein oder werden, da sie am Ende kein politisches Amt oder Mandat haben wird). Aber die Selbstbeschädigung, die sich gerade Qualitätsmedien wie die NZZ, die FAZ und auch die Welt selbst zufügen, ist für mich wie gesagt nicht akzeptabel. Die irrlichternden Idioten, die gerade entsprechend so handeln, wie sie handeln, sägen am eigenen Ast, weil sie offensichtlich der Publlkum für blöder halten, als es gemeinhin ist. Genau darin zeigt sich ihr irrlichternde Idiotie.
Darüber hinaus finde ich es regelmäßig erfreulich, dass wir hier auf der Seite zur letzten bundesverfassungsgerichtlichen Entscheidung bei allen unterschiedlichen Standpunkten weit überwiegend auf solch ein Schmierentheater gegeneinander verzichten, wie es gerade gegen Brosius-Gersdorf losgetreten worden ist. Auch das hat uns dahin gebracht, wo wir heute sind, nämlich dass die Zahl der Leser nach und nach immer weiter angewachsen ist, wodurch das Thema - wenn auch weiterhin von der Zahl her nicht hinreichend, so aber doch erheblich stärker als noch vor ein paar Jahren - bekannter geworden ist. Nicht umsonst sind's hier mittlerweile mehr als sechs Mio. Aufrufe, was nicht nur wir hier mehr oder minder regelmäßig Schreibende (die auch Leser und also die Seite Aufrufende sind) sein können, da der Zuwachs, wenn ich das richtig sehe, sich regelmäßig erhöht. Es ist noch nicht unendlich lange her, das waren's hier noch drei oder vier Mio. Aufrufe. Würde hier wiederkehrend ein ähnliches Schmierentheater von einer größeren Zahl an Schreibenden vollzogen werden, dürften die Zahlen - schätze ich - anders aussehen.