Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1035429 times)

Bauernopfer

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4800 am: 14.11.2023 10:11 »
Gestern gab es ja eine allgemeine Runde im Fernsehen zum Thema Gehälter etc.. Vielleicht hat das der ein oder andere Forist gesehen. Mit an Bord auch Hubertus Heil sowie der mediale Hit von Dana Rosa (größter Nervenzusammenbruch ever...). Hubertus zeigte hier viel Verständnis.

Dann kann Herr Heil ja seinen Parteikollegen in Hamburg von seinem Verständnis überzeugen.
Aber er hält halt sein Fähnlein genauso nach dem Wind wie seinerzeit "Frau Ministerpräsidentin in Spe" Nancy Faeser, die als Wahlkämpferin im Falle eines Wahlsiegs große Reformen für den hessischen Landesdienst versprach, diese aber als Innenministerin der Bundesverwaltung bis heute verweigert.

KDC

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4801 am: 14.11.2023 10:19 »
Ob jemand "streikbereit" ist oder nicht, spielt letztendlich keine Rolle.
Am Ende wird jedes 0,1% weniger Steigerung für eine größere Abwanderung und für geringere Neuanstellungen sorgen.

Davon gehe ich nicht aus. Die Fluktuation ist seit Jahren eher gering und die Wechselbereitschaft ist (wie man in diesem Forum sieht) auch nach wie vor gering. Da werden dann einige wieder ein paar mal trotzig mit ihrem Fuß aufstampfen und ihre "Arbeitsleistung reduzieren" für ein paar Wochen und gut ist. Aktuell haben die AG noch keine Schmerzen.

Gestern habe ich einen Bericht zu Online-Bewertungen von Behördern mit Parteiverkehr gelesen. Da waren etliche dabei, die durchschnittlich nur 2,5 Sterne hatten seit Jahren. Reaktion der Behördenleiter:

"Wir schauen uns die Bewertungen nicht an und reagieren dementsprechend auch nicht darauf. Warum sollten wir auch? Die Bürger müssen doch zu uns, die haben keine Wahl."

Man stelle sich mal ein Restaurant oder einen Friseur mit dieser Bewertung vor. Wie lange wäre der wohl noch am Markt?

Und genauso verhält es sich mit den Mitarbeitern. Wenn einem seine Kunden schon egal sind und man weiß, dass es als Monopolist egal ist wie gut oder schlecht man eine Dienstleistung erbringt, dann benötigt man weder entsprechend ausgebildetes Personal, noch eine entsprechende Personaldecke.

Wir hatten in der ländlichen Region leidglich eine (ungeeignete) Bewerbung auf eine unbefristete E13/A13 Stelle. Höherer Dienst, und bei jedem der geht, schwitze ich, ob überhaupt jemand nachkommt. Mag in den Großstädten und in anderen Gebieten anders sein, aber alleine die Jobsicherheit lockt nicht mehr.

Wenn Jobsicherheit das einzige Argument ist, dann würde ich einen Obstkorb dazustellen (Ironie).

Es kommt doch viel auf die Ausgestaltung der Stelle und der Arbeitsbedingungen an. Für mich sind zum Beispiel folgende Punkte bei einem Job wichtig: unkomplizierte Möglichkeit für HO und mobiles Arbeiten, ausreichend Gleittage für Überstundenabbau, freie Zeiteinteilung ohne Kernzeit, aktuelle Technikausstattung. Sind diese Punkte nicht gegeben, braucht mir der AG das Gehalt gar nicht erst zu nennen.

cyrix42

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4802 am: 14.11.2023 10:46 »
eg1 wirds bald nicht mehr geben so mein Tipp

Ich find schon jetzt auf Interamt keine EG1 mehr wenn ich auf ganz Deutschland suche...

2021 gab es im Bereich des TV-L + TV-H jedenfalls noch 725 VZÄ in der EG 1. Bei ca. 1 Mio. VZÄ insgesamt, also weniger als 1 Promille aller Stellen in diesem Bereich.

MoinMoin

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« Antwort #4803 am: 14.11.2023 10:52 »
Ob jemand "streikbereit" ist oder nicht, spielt letztendlich keine Rolle.
Am Ende wird jedes 0,1% weniger Steigerung für eine größere Abwanderung und für geringere Neuanstellungen sorgen.

Davon gehe ich nicht aus. Die Fluktuation ist seit Jahren eher gering und die Wechselbereitschaft ist (wie man in diesem Forum sieht) auch nach wie vor gering. Da werden dann einige wieder ein paar mal trotzig mit ihrem Fuß aufstampfen und ihre "Arbeitsleistung reduzieren" für ein paar Wochen und gut ist. Aktuell haben die AG noch keine Schmerzen.

Fluktuation ist gering? Dann ist es wohl in "meiner Behörde" eine Ausnahme. Wir hatten historisch betrachtet noch nie so viele Kündigungen und Auflösungen wie in 2023 (gemessen an der Gesamtbelegschaft >6%) - und es fehlen noch 6 Wochen bis Jahresende. Gerade in meinem Bereich verliere ich immer mehr Kollege an die PW und teils auch an den TVöD. Aber sogar in den unteren EGs <9b suchen sich immer mehr Leute einen neuen Arbeitgeber.

Und was genau ist an einer Fluktuationsrate von 6 % schlecht? Laut aktuellen Auswertungen liegt die durchschnittliche Fluktuation in der öffentlichen Verwaltung bei 13,4 % - ihr habt also eine unterdurchschnittliche Fluktuation. Es ist spannend zu sehen, wie du diese Zahl subjektiv als total schlimm wahrnimmst und zeugt davon, dass du dich mit strategischer Personalplanung noch nicht wirklich beschäftigt hast.
Wobei die Gesamtbelegschaft wahrscheinlich auch aus Beamten besteht.

troubleshooting

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« Antwort #4804 am: 14.11.2023 11:27 »

Wir hatten in der ländlichen Region leidglich eine (ungeeignete) Bewerbung auf eine unbefristete E13/A13 Stelle. Höherer Dienst, und bei jedem der geht, schwitze ich, ob überhaupt jemand nachkommt. Mag in den Großstädten und in anderen Gebieten anders sein, aber alleine die Jobsicherheit lockt nicht mehr.

Nein, ist in Großstädten nicht anders. Ich würde sogar sagen, schlechter. Es ist nun einmal auch so, dass in Großstädten und deren Peripherie eine große Firmendichte herrscht und damit ein gutes Angebot an Jobs.

Grad die EG13, ist hier immer mit Personalverantwortung verbunden. Wie kommt ein AG auf die Idee, das bindet man sich ans Bein, wenn es als Schmerzensgeld grad mal die Erhöhung von 12 auf 13 gibt?

Aber btw, dass das Argument Jobsicherheit überholt ist, sollte nun auch wirklich mal der TdL bewußt werden.
Auch das Thema Ausstattung etc. ist für mich völlig uninteressant. Ob ich nun meine Ergüsse in einen Laptop hämmere oder bei gleichem Geld in ne Schiefertafel ritze, ist mir so was von egal.

Tariflas

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« Antwort #4805 am: 14.11.2023 11:50 »
E13 war mal ein gutes Gehalt...

Aber durch Inflation und Co ist es einfach nur noch mittelmäßig bis schlecht, je nach Fachrichtung.

Nach der Germanistin hat nun auch der Philosoph abgesagt, ich denke, das zeigt eindeutig, dass man einem Akademiker mit Master dieses Gehalt nicht mehr zumuten kann.

In meinem Umfeld geht niemand mit unter 4000- 5000€ netto nach Hause und da ist von der PR- Beraterin, dem Controller bis zum Sachbearbeiter alles dabei.
« Last Edit: 14.11.2023 11:57 von Tariflas »

Albeles

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« Antwort #4806 am: 14.11.2023 12:03 »
In meinem Umfeld geht niemand mit unter 4000- 5000€ netto nach Hause und da ist von der PR- Beraterin, dem Controller bis zum Sachbearbeiter alles dabei.
[/quote]
Sachbearbeiter mit 4000€ Netto+ find ich gut. Wo muss man sich melden?

MoinMoin

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« Antwort #4807 am: 14.11.2023 12:06 »
Ja, schon erschreckend, dass man mit EG13 schon locker in den Top10 der Einkommenspyramide rutscht.

RsQ

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« Antwort #4808 am: 14.11.2023 12:10 »
Nach der Germanistin hat nun auch der Philosoph abgesagt, ich denke, das zeigt eindeutig, dass man einem Akademiker mit Master dieses Gehalt nicht mehr zumuten kann.
Also wenn ich alles glaube - aber das eine Germanistin und ein Philosoph (sofern sie in diesem Bereich noch tätig sind) eine E13 ablehnen ... da stimmt doch was nicht? 99 % aller so Qualifizierten dürften sich nach solchen Stellen alle Finger lecken ...

Ulf

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« Antwort #4809 am: 14.11.2023 12:16 »
Oder der Arbeitgeber bietet ihn mangels einschlägiger Berufserfahrung für die Stelle nur Stufe 1 an... :D

RsQ

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« Antwort #4810 am: 14.11.2023 12:18 »
Selbst das dürfte für 95 % der genannten Gruppe ein überaus attraktives Gehalt sein ...

öfföff

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« Antwort #4811 am: 14.11.2023 12:25 »
Die Lücke zum TvÖD muss geschlossen werden! Das muss die Forderung sein! Vorher keine Einigung!

Bauernopfer

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« Antwort #4812 am: 14.11.2023 12:35 »
Nach der Germanistin hat nun auch der Philosoph abgesagt, ich denke, das zeigt eindeutig, dass man einem Akademiker mit Master dieses Gehalt nicht mehr zumuten kann.
Also wenn ich alles glaube - aber das eine Germanistin und ein Philosoph (sofern sie in diesem Bereich noch tätig sind) eine E13 ablehnen ... da stimmt doch was nicht? 99 % aller so Qualifizierten dürften sich nach solchen Stellen alle Finger lecken ...
Als nächsten bringt er einen katholischen Geistlichen ins Spiel.

Thomas09

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« Antwort #4813 am: 14.11.2023 12:35 »
E13 war mal ein gutes Gehalt...

Aber durch Inflation und Co ist es einfach nur noch mittelmäßig bis schlecht, je nach Fachrichtung.

Nach der Germanistin hat nun auch der Philosoph abgesagt, ich denke, das zeigt eindeutig, dass man einem Akademiker mit Master dieses Gehalt nicht mehr zumuten kann.

In meinem Umfeld geht niemand mit unter 4000- 5000€ netto nach Hause und da ist von der PR- Beraterin, dem Controller bis zum Sachbearbeiter alles dabei.

Sachbearbeiterin mit einem Jahresgehalt jenseits der 100.000 €? Wers glaubt wird selig.

öfföff

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« Antwort #4814 am: 14.11.2023 12:43 »

Ich an Verdis Stelle würde das TVÖD-Ergebnis als Mindestziel setzen und dazu muss noch eine kleines Leckerlie wie geringere Laufzeit, IAP auf 6 Monate splitten und dann das Tabellenentgeld erhöhen oder halt sofort das Tabellenentgeld anpacken und die IAP (ganz oder anteilig) als Boni dazu.

Man kann nur die Ziele setzen, die auch realistisch umsetzbar sind. Dem TVÖD- Abschluss waren wochenlange, intensive Streiks bundesweit voraugegangen.Da im TVL zu wenige oragnisiert/streikbereit sind, ist das TVÖD-Ergebnis eher unwahrscheinlich.P.S. Sind Sie denn streikbereit ?

Was soll denn immer der Käse mit Schuld-auf-die-Beschäftigten-schieben?
Ver.Di darf einfach am Verhandlungstisch so lange nicht zustimmen bis dieses Ziel erreicht ist. Streiks sind dazu nicht nötig. Einfach Nein sagen. Dann gibts halt ne 4. Runde. Und ne 5. Runde. Und ne 6. Runde. Usw. Irgendwann gibts dann ne Schlichtung, die beim TV-L natürlich nicht "Schlichtung" heissen darf, sondern Runde 7,8 oder 9.. Da sind dann evtl. auch ein paar weitere Politiker mit dabei die sich das Drama nicht länger anschauen wollen, und mal auf den Tisch hauen. Ergo: Wenn dieses Ziel nicht erreicht wird ist allein Ver.Di schuld, weil sie einfach zu früh Ja gesagt haben am Verhandlungstisch!!