Man kann trefflich über die Sozialkomponente streiten und auch ich bin kein Fan.
Aber machen wir uns ehrlich: Die AG-Seite hatte m. E. von Anfang an die Strategie diese Verhandlungen scheitern zu lassen. Bis zum zweiten Verhandlungstag der dritten Runde kein Angebot vorzulegen, spricht eine eindeutige Sprache.
Dieses Angebot dann, unter Einbezug der Laufzeit, auch unterhalb der Inflation zu platzieren, obwohl dieser Ausgleich vorab als „vorstellbar“ genannt wurde, ist Teil dieser Strategie.
Das Ziel max. Inflationsausgleich und der Weg dahin:- Erst möglichst spät in echte Verhandlungen kommen,
- ein Angebot unterhalb des eigenen Maximalziels (Inflationsausgleich) vorlegen,
- die Verhandlungen zuspitzen (z. B. einen Tag Verlängerung) und
- dann in die Schlichtung.
- Leichte Verbesserung des offiziellen Angebots vom 15.03. (5,5% auf 36 Monate) durch die Schlichtung einkalkulieren und spekulieren,
- dass man danach durch das Schlichtungsergebnis beim ausgegebenen Ziel, dem Ausgleich der (prognostizierten) Inflation liegt, also ca. 2,2% p.a. (Wert von 2024).
- Annahme und Framing, dass man „bis an seine Grenzen gegangen“ ist und den Schlichterspruch aus Verantwortung ggü. der Allgemeinheit und der AN im öD annimmt, auch wenn dies bedeutet das ursprüngliche 5,5%-Angebot nochmal um 1,1% zu erhöhen.
- Ergebnis 6,6% über 36 Monate oder 5,5% über 30 Monate (also effektiv weiterhin 2,2% p.a.)
- Ziel erreicht.
Wer bereits mit Verhandlungen zu tun hatte und das nüchtern betrachtet, kommt m. E. zu dem Schluss. Sind beide Seiten der Verhandlung ernsthaft an einer Lösung interessiert, läuft das anders.
Ob die Strategie am Ende aufgeht, ist natürlich mit Unsicherheit behaftet. Aber aus meiner Sichtweise wurde von der AG-Seite das Mögliche getan, um den Weg dorthin vorzubereiten. Das Verdi am Ende wegen der Sozialkomponente nicht annimmt und dabei hilft, diese Strategie umzusetzen, ist auch einfach einzukalkulieren.