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📍 Hintergründe zu Tarifverhandlungen | Die verborgene Komplexität
Bei Medienberichten über Tarifverhandlungen liest ihr meist nur vereinfachte Schlagzeilen wie "8 Prozent mehr Gehalt gefordert" oder "drei zusätzliche freie Tage". Was dabei vollständig untergeht: Tarifverhandlungen sind hochkomplexe Prozesse mit hunderten Detailfragen!
In Wirklichkeit geht es um weit mehr als 20 verschiedene Einzelforderungen der Gewerkschaften, deren Auswirkungen auf die sehr heterogene kommunale Arbeitgeberlandschaft sorgfältig analysiert werden müssen. Unser Hauptgeschäftsführer Niklas Benrath betont: "Die Gesamtforderungen in Höhe von fast 15 Milliarden Euro sind angesichts der angespannten kommunalen Finanzen nicht umsetzbar. Hier braucht es ein insgesamt verkraftbares Lösungspaket."
Hier nur ein winziger Auszug aus dem umfangreichen Katalog an Detailfragen, mit denen sich unsere Verhandlungsteams auseinandersetzen müssen:
➡️ Welche Modelle zur Harmonisierung der gestaffelten Bemessungssätze bei der Jahressonderzahlung (aktuell: 84,51% in EG 1-8, 70,28% in EG 9a-12, 51,78% in EG 13-15) sind sinnvoll, um die Unterschiede bei der Jahressonderzahlung für Führungskräfte und Fachspezialisten in den mittleren und höheren Entgeltgruppen aufzuheben?
➡️ Durch welche Implementierungsstrategien könnte die Sicherung des bestehenden Arbeitszeitvolumens bei simultanem Angebot fakultativer Arbeitszeitflexibilisierung realisiert werden, und wie ließe sich ein Modell zur einzelfallbezogenen, beidseitig konsensualen Erhöhung der individuellen Wochenarbeitszeit auf bis zu 42 Stunden entwickeln, das sowohl tarifvertragliche als auch betriebliche Aspekte hinreichend berücksichtigt?
➡️ Welche kumulativen Auswirkungen würden die geforderten Erhöhungen der Zeitzuschläge und Zulagen auf die Kostenstrukturen und Dienstleistungsfähigkeit der kommunalen Arbeitgeber entfalten, und wie würden sich diese Effekte in besonders zulagenintensiven Sektoren wie beispielsweise den kommunalen Flughäfen (mit hohem Anteil an Wochenend-, Feiertags- und Nachtarbeit) sowie den kommunalen Krankenhäusern (mit aktueller Prognose negativer Jahresergebnisse bei 71% der Einrichtungen) manifestieren?
➡️ Wie könnte ein integrativer Lösungsansatz zur Arbeitszeitreduktion im Rettungsdienst konzipiert werden, der einerseits eine Entlastung der Beschäftigten durch eine Wochenarbeitszeitverkürzung realisiert und andererseits die betrieblich notwendige Implementation von 24-Stunden-Schichtmodellen ermöglicht, ohne die Funktionsfähigkeit der kommunalen Rettungsinfrastruktur zu kompromittieren?
Diese und hunderte weitere komplexe Fragestellungen verdeutlichen: Ein verantwortungsvoller Tarifabschluss erfordert weit mehr als nur Verhandlungen über Prozentzahlen. Die kommunalen Arbeitgeber müssen ein ausgewogenes Gesamtpaket entwickeln, das sowohl faire Arbeitsbedingungen für die 2,6 Millionen Beschäftigten sicherstellt als auch die Handlungsfähigkeit der Kommunen mit einer Gesamtverschuldung von knapp 160 Milliarden Euro wahrt.
Die VKA analysiert und bewertet diese Komplexität in eurer Vertretung. Wir halten euch über alle weiteren Entwicklungen auf dem Laufenden!