Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1035271 times)

daseinsvorsorge

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4230 am: 03.11.2023 12:08 »

Und trotzdem siehst du hier in diesem Forum genügend Leute, denen der AG mehr oder weniger direkt Folgendes ins Gesicht gesagt hat:

"Es ist mir völlig pupsegal, ob du mit deinem Gehalt und deinen Arbeitsbedingungen zufrieden bist oder nicht. Eigentlich bist sogar du mir völlig egal und wenn du morgen nicht mehr da sein solltest, macht eben irgendjemand anderes deinen Job oder deine Aufgben bleiben eben liegen."

Und was macht der durchschnittliche AN, der hier in diesem Forum ist:

"Ja, voll blöd. Da kann man dann wohl nichts machen. Dann lasse ich jetzt eben meinen Unmut in einem Forum raus und werde meine Arbeitsleistung/Motivation in Höhe des Reallohnverlusts reduzieren. Und damit zeige ich es dir so richtig, weil kündigen werde ich nicht. Da hab ich viel zu viel Angst vor Veränderungen. Außerdem müsste ich dazu meine Komfortzone verlassen..."

Mehr ist dem eigentlich nicht hinzuzufügen- außer das etwa 5% der Unzufriedenen tatsächlich wechseln. Das ist aber für die AGs ein Fliegenschiss

troubleshooting

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4231 am: 03.11.2023 12:09 »
Aber Abneigungen oder "Scheiß-egal-Mentalität sehe ich nur in der Missachtung kleinerer Streiks.

Stimmt, aus eiger Erfahrung: wenn MA kündigen, ist es plötzlich nicht scheiß-egal. Statt dessen heißt es, wer soll jetzt deine Arbeit machen? Ist natürlich viel dämlicher, als wenn es egal wäre.

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4232 am: 03.11.2023 12:10 »

Mehr ist dem eigentlich nicht hinzuzufügen- außer das etwa 5% der Unzufriedenen tatsächlich wechseln. Das ist aber für die AGs ein Fliegenschiss

Und genau da liegst du mal wieder völlig daneben! War auch wunderschön nachzulesen, aber was interessieren schon Fakten?

daseinsvorsorge

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4233 am: 03.11.2023 12:14 »

Mehr ist dem eigentlich nicht hinzuzufügen- außer das etwa 5% der Unzufriedenen tatsächlich wechseln. Das ist aber für die AGs ein Fliegenschiss

Und genau da liegst du mal wieder völlig daneben! War auch wunderschön nachzulesen, aber was interessieren schon Fakten?

OK. welche Zahlen haben Sie ?

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4234 am: 03.11.2023 12:14 »

Und trotzdem siehst du hier in diesem Forum genügend Leute, denen der AG mehr oder weniger direkt Folgendes ins Gesicht gesagt hat:

"Es ist mir völlig pupsegal, ob du mit deinem Gehalt und deinen Arbeitsbedingungen zufrieden bist oder nicht. Eigentlich bist sogar du mir völlig egal und wenn du morgen nicht mehr da sein solltest, macht eben irgendjemand anderes deinen Job oder deine Aufgben bleiben eben liegen."

Und was macht der durchschnittliche AN, der hier in diesem Forum ist:

"Ja, voll blöd. Da kann man dann wohl nichts machen. Dann lasse ich jetzt eben meinen Unmut in einem Forum raus und werde meine Arbeitsleistung/Motivation in Höhe des Reallohnverlusts reduzieren. Und damit zeige ich es dir so richtig, weil kündigen werde ich nicht. Da hab ich viel zu viel Angst vor Veränderungen. Außerdem müsste ich dazu meine Komfortzone verlassen..."

Mehr ist dem eigentlich nicht hinzuzufügen- außer das etwa 5% der Unzufriedenen tatsächlich wechseln. Das ist aber für die AGs ein Fliegenschiss
Wenn die Leute wenigstens den Mumm hätten Projekte mit Ansage udn nachweislichem Schade wg. fehlendem Personal (keine Einstellung weil nix förderliche Zeiten der bekommt nur Stufe 3 max, falls überhaupt) oder wegen nicht gewährter Zulage mit karacho an die Wand fahren zu lassen, es entsprechend verschriftlichen so das der Rh darauf stossen kann und der Personaler/Entscheider für den Schaden verantwortlich wird.....


Ich werde wahrscheinlich nicht den öD verlassen, weil ich einfach ein zu tolles Umfeld habe und mir das Geld eigentlich reicht.
Aber auf TZ gehen und die andere Hälfte der Zeit für den Bund als Externer arbeiten, ist durchaus ein Gedanke wert.

cyrix42

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4235 am: 03.11.2023 12:26 »

[...] Das angestrebte Inflationsziel der großen westlichen Zentralbanken ist u.A. auch deshalb nicht 0, da man bei einer moderaten Inflationsrate die relativen Lohnkosten eben leichter drücken kann; Lohnerhöhungen unterhalb der Inflationsrate oder Nullrunden sind einfacher durchzusetzen als echte Lohnkürzungen...

Das halte ich für eine äußerst gewagte These  :o . In unserem Geldsystem ist eine moderate Inflation aus verschiedenen Gründen zwingend erforderlich, aber ganz bestimmt nicht, um Lohnkosten zu drücken. Nochmal der Hinweis: Gehälter müssen volkswirtschaftlich mit der Inflation Schritt halten (narürlich mit phasenweiser Abweichung nach oben oder unten und natürlich auch nach Branchen differenziert), damit die Kaufkraft erhalten bleibt. Sinkt letztere dauerhaft, müssen auch weniger Güter produziert werden, was zu Entlassungen und einer Abwärtsspirale führt.

Suche mal nach dem Stichwort "Nominallohnrigidität".

Eine Quelle: https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2020/heft/11/beitrag/inflation-inflationsmessung-und-zentralbankpolitik.html

Zitat
Jenseits dieser offiziellen, auch auf der EZB-Homepage aufgeführten Gründe für moderate Inflation, werden in der Literatur zahlreiche zusätzliche Argumente diskutiert (Diercks, 2019). Unter Ökonom*innen scheinen insbesondere zwei Argumente starkes Gewicht zu besitzen:

    Spätestens seit Tobin (1972) lautet ein weitverbreitetes und geteiltes Argument, dass die Effizienz von Arbeitsmärkten von einer positiven Inflation profitiert, weil Arbeitnehmer*innen eine hohe Aversion gegenüber Nominallohnsenkungen besitzen. Trifft eine solche Nominallohnrigidität zu, bedarf es einer Inflation, um in bestimmten Branchen oder Teilen der Wirtschaft, die von einer negativen Produktivitätsentwicklung betroffen sind, eine Reallohnminderung und damit den Erhalt von Arbeitsplätzen sowie einen organischen Wirtschaftswandel zu erreichen.

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4236 am: 03.11.2023 12:49 »

[...] Das angestrebte Inflationsziel der großen westlichen Zentralbanken ist u.A. auch deshalb nicht 0, da man bei einer moderaten Inflationsrate die relativen Lohnkosten eben leichter drücken kann; Lohnerhöhungen unterhalb der Inflationsrate oder Nullrunden sind einfacher durchzusetzen als echte Lohnkürzungen...

Das halte ich für eine äußerst gewagte These  :o . In unserem Geldsystem ist eine moderate Inflation aus verschiedenen Gründen zwingend erforderlich, aber ganz bestimmt nicht, um Lohnkosten zu drücken. Nochmal der Hinweis: Gehälter müssen volkswirtschaftlich mit der Inflation Schritt halten (narürlich mit phasenweiser Abweichung nach oben oder unten und natürlich auch nach Branchen differenziert), damit die Kaufkraft erhalten bleibt. Sinkt letztere dauerhaft, müssen auch weniger Güter produziert werden, was zu Entlassungen und einer Abwärtsspirale führt.

Suche mal nach dem Stichwort "Nominallohnrigidität".

Eine Quelle: https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2020/heft/11/beitrag/inflation-inflationsmessung-und-zentralbankpolitik.html

Zitat
Jenseits dieser offiziellen, auch auf der EZB-Homepage aufgeführten Gründe für moderate Inflation, werden in der Literatur zahlreiche zusätzliche Argumente diskutiert (Diercks, 2019). Unter Ökonom*innen scheinen insbesondere zwei Argumente starkes Gewicht zu besitzen:

    Spätestens seit Tobin (1972) lautet ein weitverbreitetes und geteiltes Argument, dass die Effizienz von Arbeitsmärkten von einer positiven Inflation profitiert, weil Arbeitnehmer*innen eine hohe Aversion gegenüber Nominallohnsenkungen besitzen. Trifft eine solche Nominallohnrigidität zu, bedarf es einer Inflation, um in bestimmten Branchen oder Teilen der Wirtschaft, die von einer negativen Produktivitätsentwicklung betroffen sind, eine Reallohnminderung und damit den Erhalt von Arbeitsplätzen sowie einen organischen Wirtschaftswandel zu erreichen.

Ich habe die entscheidenden Adjektive mal hervorgehoben  :D ;). Natürlich ist eine Lohnsenkung ein emotionaler GAU für den Arbeitnehmer, die durch deflationäre Phasen entstehenden Konsum- und Investitionszurückhaltungen wiegen volkswirtschaftlich aber ungleich schwerer. in einer "kapitalistischen Marktwirtschaft" ist eine schleichende Geldmengenerweiterung (Inflation) systemimmanent, ebenso der Ausgleich der Inflation im Rahmen von Tarifanpassungen. Die Notenbanken denken eher volkswirtschaftlich. Die Möglichkeit, Arbeitnehmer "klein" zu halten, ist nicht die primäre Triebfeder der Geldpolitik.
« Last Edit: 03.11.2023 13:01 von NelsonMuntz »

Ulf

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4237 am: 03.11.2023 13:26 »

Ich habe früher bei einem Mittelständler gearbeitet, der aus einem 1-Mann-Betrieb eine Firma mit 120 Mitarbeitern geschaffen hat, die komplett schuldenfrei war. Wenn man dort bei den Gehaltsverhandlungen mit Inflation, gestiegenen Lebenshaltungskosten, der teuren Miete, etc. angefangen hat, kam als Antwort:

"Das sind alles Ihre Probleme und nicht meine. Was haben Sie in den vergangenen Monaten für die Firma geleistet bzw. an Mehrwert generiert, das eine Gehaltserhöhung rechtfertigt?"


Diese Sonnenkönige sind meistens die ersten, welche über den angeblichen Fachkräftemangel jammern.
Mich würde mal interessieren wie dieser seine Preiserhöhungen durchsetzt. Mit gestiegenen Kosten braucht er ja dann nicht zu argumentieren und seine Produkte bzw. ein Teil davon werden nicht unbedingt mehr leisten.

Hehe - genau so ist das. Na wenn das die Benchmark ist gute Nacht. Einen solchen AG hatte ich auch mal. Und obwohl ich sehr wenig Berufserfahrung hatte und es vor über 10 Jahren noch einen echten Wettbewerb unter Arbeitnehmern um eine freie Stelle gab, hat es kein halbes Jahr gedauert bis ich meinem Ex-AG die Kündigung überreichen konnte und mich auf eine deutlich besser dotierte Stelle verabschiedet habe.
Heute schaue ich ab und an auf der Homepage mal rein und sehe, dass der Laden massiv geschrumpft ist und fast ausschließlich da noch Studenten und Fachfremde arbeiten. Also ehrlich mit so einem Gebahren findet man doch, wenn dann nur noch absolute Opfer, oder? So etwas will ja heute nicht mal mehr die Boomer-Generation mit sich machen lassen - geschweige denn die Generations X, Y oder Z.

cyrix42

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« Antwort #4238 am: 03.11.2023 14:00 »
Ich habe die entscheidenden Adjektive mal hervorgehoben  :D ;).

Dann lies noch einmal meinen Beitrag, wo ich von "unter anderem" schrieb, und deinen, der meinte, dass dies garantiert kein Grund sei. Und dann lies noch einmal meine Entgegnung, in der ich dir aufzeigte, dass dies doch ein Grund ist -- und dann deine Antwort, die offensichtlich keine passende Entgegnung dazu ist...

Halten wir fest: Ein Grund für das angestrebte Inflationsziel von > 0 ist, dass es dadurch Unternehmen einfacher fällt, die relativen Lohnkosten zu senken. Ein automatischer Anspruch auf Lohnerhöhung mindestens im Rahmen der Inflationsrate ist also auch gar nicht erwünscht. Nicht mehr und nicht weniger.

unknown123

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« Antwort #4239 am: 03.11.2023 14:16 »
Habe gerade eine Mail von verdi erhalten mit einem kleinen update zu den laufenden Verhandlungen heute.

"Das Symbolbild zur aktuellen Stimmungslage zeigt, wir sind noch sehr weit auseinander..."
"Die Verhandlungen sind zäh. Offenbar gibt es noch immer keine Einsicht der Arbeitgeber für Eure schwierige finanzielle und personelle Lage"

Das hört sich ja vielversprechend an...

Pseudonyn

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« Antwort #4240 am: 03.11.2023 14:34 »
Habe gerade eine Mail von verdi erhalten mit einem kleinen update zu den laufenden Verhandlungen heute.

"Das Symbolbild zur aktuellen Stimmungslage zeigt, wir sind noch sehr weit auseinander..."
"Die Verhandlungen sind zäh. Offenbar gibt es noch immer keine Einsicht der Arbeitgeber für Eure schwierige finanzielle und personelle Lage"

Das hört sich ja vielversprechend an...

Bei dem Stimmungsbild müssen wir den Ländern noch von unseren Entgeld was abgeben, die Kassen sind ja leer #sarkasm

Ich hoffe immernoch auf die Einsicht der AGS

NelsonMuntz

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« Antwort #4241 am: 03.11.2023 14:54 »
Ich habe die entscheidenden Adjektive mal hervorgehoben  :D ;).

Dann lies noch einmal meinen Beitrag, wo ich von "unter anderem" schrieb, und deinen, der meinte, dass dies garantiert kein Grund sei. Und dann lies noch einmal meine Entgegnung, in der ich dir aufzeigte, dass dies doch ein Grund ist -- und dann deine Antwort, die offensichtlich keine passende Entgegnung dazu ist...

Halten wir fest: Ein Grund für das angestrebte Inflationsziel von > 0 ist, dass es dadurch Unternehmen einfacher fällt, die relativen Lohnkosten zu senken. Ein automatischer Anspruch auf Lohnerhöhung mindestens im Rahmen der Inflationsrate ist also auch gar nicht erwünscht. Nicht mehr und nicht weniger.

Lass uns nicht darüber streiten ... der relative Effekt besteht ja durchaus, nur bei der Intention haben wir andere Blickwinkel, das geht wohl in Ordnung. Nicht zuletzt gab es ja auch schon unbestritten Erhöhungen oberhalb der Inflation.

Nur hier:
Zitat
... bedarf es einer Inflation, um in bestimmten Branchen oder Teilen der Wirtschaft, die von einer negativen Produktivitätsentwicklung betroffen sind ...

.. bekomme ich eben auch Bauchschmerzen. Wenn man auf einem toten Pferd reitet, sollte man absteigen. Hilft dann auch nicht, die Landschaft zu verschieben um den Eindruck zu erwecken, man käme weiter.

dregonfleischer

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« Antwort #4242 am: 03.11.2023 15:10 »
man koennte natuerlich auch mal den ags entgegen kommen zb kompletter verzicht auf mobiles arbeiten Corona ist lange vorbei und man kommt den mitarbeitern die sich in der zeit kaputt gemacht haben mal etwas entgegen

Warnstreik

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« Antwort #4243 am: 03.11.2023 15:14 »
man koennte natuerlich auch mal den ags entgegen kommen zb kompletter verzicht auf mobiles arbeiten Corona ist lange vorbei und man kommt den mitarbeitern die sich in der zeit kaputt gemacht haben mal etwas entgegen

Ich kann dir nicht folgen (was z.T. auch an fehlender Interpunktion liegt). Könntest du deinen Gedanken nochmal ausführen?

daseinsvorsorge

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« Antwort #4244 am: 03.11.2023 15:15 »

Ich hoffe immernoch auf die Einsicht der AGS...

... na dann viel Glück beim Hoffen