Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1035552 times)

KDC

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5100 am: 20.11.2023 14:19 »
Nein, hat er nicht. Das ist die Denke der veralteten Strukturen, dass 40h zu arbeiten und möglichst viel Geld rauszuholen das Sinnvollste ist. Das ist die Denke aus den 70ern des vorigen Jahrhunderts. Natürlich ist mehr Geld immer gut, aber Flexibilisierung und Reduzierung der Arbeitszeit muss das Ziel sein, sonst gewinnt man keinen Nachwuchs mehr (die negativen gesundheitlichen Aspekte kommen nch dazu)! 40h will heute kaum jemand U30 noch arbeiten und der Arbeitsmarkt gibt es her - Fachkräftemangel. Du gewinnst niemanden mehr, wenn du sagst, "mach doch Teilzeit mit entsprechenden Abzügen, Vollzeit ist 40h". Was man dann mit der gewonnenen freien Zeit anfängt, kann dann jeder individuell entscheiden. Ob man dafür zusätzlich arbeiten gehen will, um mehr Geld zu haben, oder ob man das für Konsum/Freizeit oder soziales Engagement nutzt, ist dann die individuelle Entscheidung. Das jetzige 40h Korsett gibt das nicht her.

Man kann ja gerne über eine Flexibilisierung von Arbeitszeiten reden, dennoch halte ich es für fatal, im Rahmen einer Tarifverhandlung über eine Verkürzung der Arbeitszeit anstelle(!) einer Tariferhöhung zu diskutieren. Was U30 möchte, ist ja ganz nett, aber als Ü40 mit Kindern hat man doch eine ganz andere Ausgabenseite, in der auch die Inflation ganz anders ihre Wirkmacht entfaltet.

Als mitte 30 mit Kindern und ganz anderer Ausgabenseite sage ich:

Lieber eine Stundenreduzierung und mehr Zeit für die Kinder, als ein paar Euro mehr. Hast du kein schönes Zuhause oder keine tolle Familie, dass du dich so gerne hinter deiner ach so wichtigen Arbeit versteckst? Oder ist für die Kinderbetreuung/-erziehung und Haushalt nur deine Frau zuständig?


NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5101 am: 20.11.2023 14:28 »
Nein, hat er nicht. Das ist die Denke der veralteten Strukturen, dass 40h zu arbeiten und möglichst viel Geld rauszuholen das Sinnvollste ist. Das ist die Denke aus den 70ern des vorigen Jahrhunderts. Natürlich ist mehr Geld immer gut, aber Flexibilisierung und Reduzierung der Arbeitszeit muss das Ziel sein, sonst gewinnt man keinen Nachwuchs mehr (die negativen gesundheitlichen Aspekte kommen nch dazu)! 40h will heute kaum jemand U30 noch arbeiten und der Arbeitsmarkt gibt es her - Fachkräftemangel. Du gewinnst niemanden mehr, wenn du sagst, "mach doch Teilzeit mit entsprechenden Abzügen, Vollzeit ist 40h". Was man dann mit der gewonnenen freien Zeit anfängt, kann dann jeder individuell entscheiden. Ob man dafür zusätzlich arbeiten gehen will, um mehr Geld zu haben, oder ob man das für Konsum/Freizeit oder soziales Engagement nutzt, ist dann die individuelle Entscheidung. Das jetzige 40h Korsett gibt das nicht her.

Man kann ja gerne über eine Flexibilisierung von Arbeitszeiten reden, dennoch halte ich es für fatal, im Rahmen einer Tarifverhandlung über eine Verkürzung der Arbeitszeit anstelle(!) einer Tariferhöhung zu diskutieren. Was U30 möchte, ist ja ganz nett, aber als Ü40 mit Kindern hat man doch eine ganz andere Ausgabenseite, in der auch die Inflation ganz anders ihre Wirkmacht entfaltet.

Als mitte 30 mit Kindern und ganz anderer Ausgabenseite sage ich:

Lieber eine Stundenreduzierung und mehr Zeit für die Kinder, als ein paar Euro mehr. Hast du kein schönes Zuhause oder keine tolle Familie, dass du dich so gerne hinter deiner ach so wichtigen Arbeit versteckst? Oder ist für die Kinderbetreuung/-erziehung und Haushalt nur deine Frau zuständig?

Ich kenne weder Deine Ausgaben- noch Einnahmenseite, aber wenn Dir die Freizeit wichtiger ist, warum dann nicht in Teilzeit mit 35h, 32,5h, 30h arbeiten? Wenn hier eine ordentliche Tariferhöhung stattfindet, ist das doch auch finanziell kein Verlust für Dich und Dein Wunsch nach mehr Zeit ist erfüllt. Nur: Warum sollte dieses Modell allen aufgezwungen werden?

... Ich arbeite übrigens zu 80% im HomeOffice bei freier Zeiteinteilung. Meine Kinder kommen nicht zu kurz und ich kann auch eine Waschmaschine bedienen :D ;)

jackson22

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5102 am: 20.11.2023 14:33 »
Ich verstehe nicht was hier diese (meiner Meinung nach) sinnfreie Diskussion über eine (sowieso nicht erfolgende) Arbeitszeitreduzierung soll - insbesondere mit diesen persönlichen Eigenheiten und Angriffen wie z.B. "Hast du kein schönes Zuhause oder keine tolle Familie...".

Wer mehr Zeit für seine Familie will, soll halt mit dem AG sprechen und ggfs. seine Stunden reduzieren.  ::)

Für viele ist mehr Einkommen halt wichtiger oder gar notwendiger!

Einige tun hier ja so, als ob bei 39 oder 40 Stunden die Woche die Welt untergeht. Vor allem im ÖD, wo sich sicherlich die Hälfte der Leute nicht gerade totarbeiten ;)

Bei 60 Stunden die Woche (in der PW oder Selbständigkeit) ja nun nicht wirklich selten, könnte ich das Gejammere ja noch nachvollziehen...

Ansonsten kann man echt oft nur mit dem Kopf schütteln.

Ulf

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5103 am: 20.11.2023 14:36 »
Bei uns hat man sich darauf verständigt keine Leute einzustellen, die unter dem Anforderungsprofil liegen. Spart eine Menge Geld ein! Diejenigen, die die Anforderungen erfüllen sagen ab, wenn sie das Gehaltsangebot hören und diejenigen, die die Anforderungen nicht erfüllen werden aussortiert. So geht eine solide Haushaltswirtschaft!  ;D
... also stellt ihr letztlich gar niemanden ein?
Achso ich vergaß zu erwähnen, dass sich "bei uns" auf den Ingenieurbereich (Stadtplanung, Bau- und Wohnungsaufsicht, Tief-/Hochbauingenieure, Elektroingenieure und Versorgungstechnik etc.) bezieht. Da laufen die meisten Ausschreibungen mit E11 ins Leere bzw. die Stellen werden tatsächlich in aller Regelmäßigkeit nicht besetzt.
Beim Rest gehts scheinbar deutlich besser. Auch bei den Instagram-Verantwortlichen (irgendwas mit Medien)...

KDC

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5104 am: 20.11.2023 14:37 »
Nein, hat er nicht. Das ist die Denke der veralteten Strukturen, dass 40h zu arbeiten und möglichst viel Geld rauszuholen das Sinnvollste ist. Das ist die Denke aus den 70ern des vorigen Jahrhunderts. Natürlich ist mehr Geld immer gut, aber Flexibilisierung und Reduzierung der Arbeitszeit muss das Ziel sein, sonst gewinnt man keinen Nachwuchs mehr (die negativen gesundheitlichen Aspekte kommen nch dazu)! 40h will heute kaum jemand U30 noch arbeiten und der Arbeitsmarkt gibt es her - Fachkräftemangel. Du gewinnst niemanden mehr, wenn du sagst, "mach doch Teilzeit mit entsprechenden Abzügen, Vollzeit ist 40h". Was man dann mit der gewonnenen freien Zeit anfängt, kann dann jeder individuell entscheiden. Ob man dafür zusätzlich arbeiten gehen will, um mehr Geld zu haben, oder ob man das für Konsum/Freizeit oder soziales Engagement nutzt, ist dann die individuelle Entscheidung. Das jetzige 40h Korsett gibt das nicht her.

Man kann ja gerne über eine Flexibilisierung von Arbeitszeiten reden, dennoch halte ich es für fatal, im Rahmen einer Tarifverhandlung über eine Verkürzung der Arbeitszeit anstelle(!) einer Tariferhöhung zu diskutieren. Was U30 möchte, ist ja ganz nett, aber als Ü40 mit Kindern hat man doch eine ganz andere Ausgabenseite, in der auch die Inflation ganz anders ihre Wirkmacht entfaltet.

Als mitte 30 mit Kindern und ganz anderer Ausgabenseite sage ich:

Lieber eine Stundenreduzierung und mehr Zeit für die Kinder, als ein paar Euro mehr. Hast du kein schönes Zuhause oder keine tolle Familie, dass du dich so gerne hinter deiner ach so wichtigen Arbeit versteckst? Oder ist für die Kinderbetreuung/-erziehung und Haushalt nur deine Frau zuständig?

Ich kenne weder Deine Ausgaben- noch Einnahmenseite, aber wenn Dir die Freizeit wichtiger ist, warum dann nicht in Teilzeit mit 35h, 32,5h, 30h arbeiten? Wenn hier eine ordentliche Tariferhöhung stattfindet, ist das doch auch finanziell kein Verlust für Dich und Dein Wunsch nach mehr Zeit ist erfüllt. Nur: Warum sollte dieses Modell allen aufgezwungen werden?

... Ich arbeite übrigens zu 80% im HomeOffice bei freier Zeiteinteilung. Meine Kinder kommen nicht zu kurz und ich kann auch eine Waschmaschine bedienen :D ;)

Ist für mich aktuell kein Thema, weil ich jetzt erstmal für ein Jahr in Elternzeit gehe, um mehr Zeit für meine Familie zu haben. Anschließend werde ich vermutlich die Stunden reduzieren.

Wieso Stundenreduzierung aufzwingen? Ich kenne es aus der Firma meiner Frau (IG Metall mit 35 Stunden). Dort wird jedem direkt bei der Einstellung angeboten, dass er auf 40 Stunden aufstocken kann, wenn er denn möchte. Vor allem jüngere nutzen dieses Angebot und nehmen das Geld mit.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5105 am: 20.11.2023 14:39 »

Bei meiner Gattin (pW) wird zum 1.1. Homeoffice gestrichen, ein Paradies in dem der öD lebt?

Es wäre ein leichtes eine 10% Stunden-Lohnerhöhung für die Ags kostenneutral zu erreichen, einfach 10% weniger Sollstunden bei vollem Lohnausgleich.
Der Rest wird durch Aufstockerverträge (also reverse Teilzeit) oder Steigerung der Leistung aufgefangen.
Warum macht da verdi nicht mit?

Weil völlig unbekannt ist, wie viele von dieser reverse Teilzeit Gebrauch machen würden. Hier würde auch die AG-Seite nicht mitmachen, da absolut unbekannt wäre, wie hoch die Personalkosten künftig ausfallen.
Nun der AG hat es doch in der Hand, solange kein Anspruch auf Arbeitszeitverlängerung gibt.

NelsonMuntz

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« Antwort #5106 am: 20.11.2023 14:41 »
Ich verstehe nicht was hier diese (meiner Meinung nach) sinnfreie Diskussion über eine (sowieso nicht erfolgende) Arbeitszeitreduzierung soll - insbesondere mit diesen persönlichen Eigenheiten und Angriffen wie z.B. "Hast du kein schönes Zuhause oder keine tolle Familie...".

Das Thema 4-Tage-Woche ist halt medial in diesem Jahr ziemlich gehypt worden ... und vielleicht fühlt sich der ein oder andere auch "minderwertig", wenn er nur in Teilzeit arbeiten kann oder möchte, und wünscht sich aus diesem Grunde eine tarifliche Obergrenze.

NelsonMuntz

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« Antwort #5107 am: 20.11.2023 14:48 »

Bei meiner Gattin (pW) wird zum 1.1. Homeoffice gestrichen, ein Paradies in dem der öD lebt?

Es wäre ein leichtes eine 10% Stunden-Lohnerhöhung für die Ags kostenneutral zu erreichen, einfach 10% weniger Sollstunden bei vollem Lohnausgleich.
Der Rest wird durch Aufstockerverträge (also reverse Teilzeit) oder Steigerung der Leistung aufgefangen.
Warum macht da verdi nicht mit?

Weil völlig unbekannt ist, wie viele von dieser reverse Teilzeit Gebrauch machen würden. Hier würde auch die AG-Seite nicht mitmachen, da absolut unbekannt wäre, wie hoch die Personalkosten künftig ausfallen.
Nun der AG hat es doch in der Hand, solange kein Anspruch auf Arbeitszeitverlängerung gibt.
Das wäre aber ein Schuss ins Verdi-Knie, wenn die Arbeitszeit reduziert wird und keine garantierte Möglichkeit zur Aufstockung gewährleistet wird. Da könnte Verdi auch selbst die Wohngeldanträge verschicken.

NelsonMuntz

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« Antwort #5108 am: 20.11.2023 14:53 »

Wieso Stundenreduzierung aufzwingen? Ich kenne es aus der Firma meiner Frau (IG Metall mit 35 Stunden). Dort wird jedem direkt bei der Einstellung angeboten, dass er auf 40 Stunden aufstocken kann, wenn er denn möchte. Vor allem jüngere nutzen dieses Angebot und nehmen das Geld mit.

Aber dann ist es doch Jacke wie Hose. Ob ich nun 35h arbeite mit der Option aufzustocken, oder 40h mit der Option auf Teilzeit ... wo ist da der Unterschied?

Der Kaufkraftverlust der letzten 18 Monate ist schon enorm und sollte nicht mit Freizeit kompensiert werden.

HannsKanns

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5109 am: 20.11.2023 15:01 »
Was ist eigentlich mit der Inflationsprämie beim Land?!
Über die verliert keiner ein Wort.
Ich hoffe, die gibt es auch noch rückwirkend...

Kein Wunder wandern soviele von den Ländern ab -> entweder Kommune/Bund oder fW

aiaiaiai

sebbo83

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« Antwort #5110 am: 20.11.2023 15:20 »
Nein, hat er nicht. Das ist die Denke der veralteten Strukturen, dass 40h zu arbeiten und möglichst viel Geld rauszuholen das Sinnvollste ist. Das ist die Denke aus den 70ern des vorigen Jahrhunderts. Natürlich ist mehr Geld immer gut, aber Flexibilisierung und Reduzierung der Arbeitszeit muss das Ziel sein, sonst gewinnt man keinen Nachwuchs mehr (die negativen gesundheitlichen Aspekte kommen nch dazu)! 40h will heute kaum jemand U30 noch arbeiten und der Arbeitsmarkt gibt es her - Fachkräftemangel. Du gewinnst niemanden mehr, wenn du sagst, "mach doch Teilzeit mit entsprechenden Abzügen, Vollzeit ist 40h". Was man dann mit der gewonnenen freien Zeit anfängt, kann dann jeder individuell entscheiden. Ob man dafür zusätzlich arbeiten gehen will, um mehr Geld zu haben, oder ob man das für Konsum/Freizeit oder soziales Engagement nutzt, ist dann die individuelle Entscheidung. Das jetzige 40h Korsett gibt das nicht her.

Man kann ja gerne über eine Flexibilisierung von Arbeitszeiten reden, dennoch halte ich es für fatal, im Rahmen einer Tarifverhandlung über eine Verkürzung der Arbeitszeit anstelle(!) einer Tariferhöhung zu diskutieren. Was U30 möchte, ist ja ganz nett, aber als Ü40 mit Kindern hat man doch eine ganz andere Ausgabenseite, in der auch die Inflation ganz anders ihre Wirkmacht entfaltet.

Als mitte 30 mit Kindern und ganz anderer Ausgabenseite sage ich:

Lieber eine Stundenreduzierung und mehr Zeit für die Kinder, als ein paar Euro mehr. Hast du kein schönes Zuhause oder keine tolle Familie, dass du dich so gerne hinter deiner ach so wichtigen Arbeit versteckst? Oder ist für die Kinderbetreuung/-erziehung und Haushalt nur deine Frau zuständig?

Ich kenne weder Deine Ausgaben- noch Einnahmenseite, aber wenn Dir die Freizeit wichtiger ist, warum dann nicht in Teilzeit mit 35h, 32,5h, 30h arbeiten? Wenn hier eine ordentliche Tariferhöhung stattfindet, ist das doch auch finanziell kein Verlust für Dich und Dein Wunsch nach mehr Zeit ist erfüllt. Nur: Warum sollte dieses Modell allen aufgezwungen werden?

... Ich arbeite übrigens zu 80% im HomeOffice bei freier Zeiteinteilung. Meine Kinder kommen nicht zu kurz und ich kann auch eine Waschmaschine bedienen :D ;)

Dem kann man zustimmen. Unser AG hat es uns auch ermöglicht (mit gut ausgestatteter IT) im Homeoffice zu arbeiten. Das erspart Anfahrtswege und ermöglicht so mehr Zeit für Familie. Des Wegen braucht man keine Stunden reduzieren und auf eine Entgelterhöhung verzichten. Ich denke, dass ist für viele die es nutzen können im öD (vor allem Bürosachbearbeiter) bereits ein Gewinn von 2-3 Stunden in der Woche.
Aber eine Erhöhung der Entgelte ist definitiv vorzuziehen, anstatt die Arbeitszeit zu reduzieren. Danach kann jeder für sich entscheiden, ob er weniger arbeitet. Wir haben das in der Familie so geregelt, dass meine Frau auf 30 h geht, ich habe dafür 5 Tage mehr Urlaubstage und kann unser Kind auch in den Ferien aus dem Hort für eine Woche nehmen.
Das ich aber 35 Stunden hinnehme solle statt Lohnerhöhung - weil Arbeitszeitreduktion gerade bei den TikToker'n en vogue ist - das ist für mich genauso brachial, wie LisaV ihre Meinung versucht jedem aufzuzwingen und alle anderer Meinung und mit realen Argumenten dennoch als Rückständig betitelt. Keiner geht in der Woche nochmal 5 - 8 Stunden irgendwo extra arbeiten für 540 € zusätzlich und nimmt dafür höchstwahrscheinlich einen weiteren Fahrweg in Kauf. Da fehlt mir die Logik und der Zusammenhang zu "mehr Freizeit". Mehr Freizeit hat der, der seine Arbeitszeit reduzieren möchte. Für mehr Freizeit brauche ich i.d.R. jedoch mehr Geld. Diese Entscheidung sollte jedem selber obliegen und nicht dem AG oder der Gewerkschaft.
Auch wurde schon vor 200 Seiten erklärt/gefragt, wo will der AG die bereits 400.000 fehlenden Fachkräfte im gesamten öD hernehmen und die weiteren womöglich 100.000 bei einer Reduzierung auf 35 h-Woche? Ich versuche mir immer wieder die Auswirkungen vorzustellen und wie man ohne weitere Fachkräfte, die nun mal von heute auf morgen nicht vorhanden sind, dem entgegensteuern soll? Dann gibt es eben noch weniger Unterreicht auf den Schulen, dann werden eben noch mehr OP's verschoben, dann fahren halt Nachts noch weniger Polizeistreifen, dann wartet der Bürger halt noch länger auf seinen Antrag oder auf einen Gerichtstermin.

Klar, wer 35 Stunden arbeitet, arbeitet effektiver. Der Argumentation kann ich sogar folgen. Ich persönlich hatte bereits eine 35 Stunden Woche, dafür gab es aber keine Pause sprich, 7h-non-stop-Tage. Das war dann der Kompromiss. Diesen Weg würde ich auch bedingt befürworten. Wobei das beim Pflegepersonal auch gerne mal 10-12 Stunden ohne Pause ohnehin schon die Regel ist.
Was aber nicht funktioniert ist eine radikale Änderung der Arbeitszeit auf Kosten einer Entgelterhöhung. Die Patienten bleiben deswegen nicht kürzer auf der Intensiv nach einem Verkehrsunfall. Eine so schnelle Umschichtung der Arbeitspläne inklusive Neueinstellungen ist nicht möglich - nicht in Krankenhäusern, nicht in den Schulen und auch nicht bei der Polizei. Nur weil TikTokerinnen sich über eine 40 h-Woche ausheulen heißt das nicht, dass der AG jetzt springen muss und so einen radikalen Umbruch ermöglichen soll, damit der "öD attraktiver" wird.

Die Menschen im öD arbeiten sich an den 40 Stunden nicht kaputt. Kaputt gearbeitet werden diejenigen, die schon jetzt aufgrund mangelhafter Personalpolitik und Kostenreduzierung beginnend vor über 20 Jahren leiden und deutlich über 40 Stunden in der Woche - oft ohne Pause - schuften (vor allem im Gesundheitsbereich). Wenn wir nicht mal die Probleme gelöst bekommen, wie sollen wir das mit einer 35h-Woche ändern???

Wuppertaler

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« Antwort #5111 am: 20.11.2023 15:22 »
Was ist eigentlich mit der Inflationsprämie beim Land?!
Über die verliert keiner ein Wort.
Ich hoffe, die gibt es auch noch rückwirkend...

Es wird laut Gewerkschaften extra so verhandelt, dass dauerhafte % einer Inflationsprämie vorzuziehen sind. Die Chance das der TVL noch etwas von der Prämie erhält besteht also nur im Kompromissvorschlag der AG.

Grandia

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« Antwort #5112 am: 20.11.2023 15:25 »
40h die Woche gezielt und gut zu arbeiten kann doch nicht echt so stark an jedermanns Substanz ziehen. Ich kann verstehen, wenn es auf längeren Zeiträumen wesentlich mehr ist, dass dann Unzufriedenheit herrscht. Der Schrei nach mehr Freizeit führt aber unweigerlich zu noch mehr Arbeit, die nach hinten verschoben wird. Eine 35h Woche kann ich mir in Schulen und Kindergärten nicht vorstellen. Noch weniger Betreuung...

sebbo83

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« Antwort #5113 am: 20.11.2023 15:34 »
Wie kommst Du darauf, das jeder weniger arbeiten möchte? Ist auch ziemlich egoistisch so zu denken. Ich brauche keinen 2. Job und ich möchte auch keinen 2. AG haben!!!!!
Ich komme mit 40 Std gut zurecht und wer damit nicht klar kommt, soll einfach Teilzeit machen.
Und das hat nix mit 70er Jahre denken zu tun. Ich habe eine Stelle, und weil manche etwas nicht wollen, soll ich mir eine 2. Stelle suchen? Geht es Dir noch gut? Such Du dir doch einen stelle woanders, wo Du nur 35 Std arbeiten musst. Ich finde es weitaus egoistischer das Leute sich einen 2. AG suchen sollen, damit wenige ihre Wünsche bekommen.
Wenn mir das mal Zuviel ist, mache ich Teilzeit und gut ist. Aber ich suche mir doch keinen 2. Job weil mein erster nicht genug abwirft  ;D

Sorry, aber das ist meine Meinung, genau wie Du deine hast!

Danke für die Bestätigung des doch sehr stark ausgeprägten Ewiggestrigentums im öD, Da freut sich der AG doch und du doch bestimmt auch, wenn du deine 5-6% auf 36 Monate ohne sonstige Vorteile kriegst  ;D

Das ist doch Unfug. Wie kannst Du darauf schließen, das ich mit dem Ergebnis zufrieden wäre? Von Dir kommen nur hole Phrasen, das alles 70er ist und Ewiggestrig. Ich habe 15% als Forderung gestellt auf 1. Jahr. Was Verdi daraus gemacht hat, ist natürlich nicht annähernd das was ich möchte. Jetzt aber zu behaupten gleiches Geld und 5 Std weniger Arbeit ist die Lösung für alle, ist ja noch gestriger.
Sind in der IG Metall alle Happy und fordern deshalb jetzt auch nichts mehr? Glaube da wird auch 8,5% gefordert. Kann ja also nicht nur alleine an der Arbeitszeit liegen.
Was hält dich denn im ÖD...die gute Bezahlung...die Arbeitszeit? Mach doch einfach Teilzeit und such Dir einen 450€ Job. Oder einen ganz neuen Job, ist doch dann alles tutti für Dich.
Ich mache meinen Job wirklich gerne und kein AG kann mir das bieten, was ich gerade mache. Was bei rum kommt in den Verhandlungen werden wir ja sehen. Ich hoffe Verdi bleibt mindestens bei ihren Forderungen und geht nicht runter!!!

Vor gut 320 Seiten - an alle die etwas Hintergrundwissen benötigen:

Hallo!  :)

Ich bin neu hier und habe kürzlich ein Jobangebot von einem Landesbetrieb im gehobenen Dienst gesehen. Die hatten das jetzt schon zweimal ausgeschrieben, so dass ich denke, dass die Niemanden gefunden haben.  ;)

Eigentlich hat mich der öD bisher nicht so interessiert - innovative Arbeitsmodelle und gutes Gehalt sucht man ja dort vergebelich, aber mittlerweile denke ich, dass man sich ja auch in der freien Wirtschaft nicht unbedingt kaputtarbeiten sollte, Work-Life-Balance und so... Nun überlege ich, dass ich mich vielleicht doch einfach mal bewerbe.  :)

Wie seht Ihr die Chancen für die kommende Tarifrunde hinsichtlich Reduktion der Wochenarbeitszeit bzw 4 Tage-Woche? Bei ersterem ist der öD neben dem Gehalt doch ziemlich abgehängt und im Ernst - warum soll man fast 40 Stunden an der Arbeit sitzen, wenn man nur 30 bis 35 was zu tun hat. Ist doch so üblich, oder?  :D

Bei Zweiterem gilt ja Ähnliches auf die Zeit bezogen, aber hier wäre der öD ein echter Vorreiter und könnte vielleicht echt an Attraktivität gewinnen!  8)

Also her mit den Meinungen!  ;D

Liebe Grüße



hugodehippo

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5114 am: 20.11.2023 15:46 »
:-)

Hauptsache man arbeitet sich nicht kaputt.....

Vielleicht ist Bürgergeldbezug eine Idee?