Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1035527 times)

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5610 am: 27.11.2023 15:31 »

Nun, ein "die Preise sind gestiegen, ich kann mir jetzt weniger leisten" dürfte eher selten ein gutes Argument in der Gehaltsverhandlung sein. "Ich habe das letzte Projekt gut abgeschlossen und die Firma hat dadurch soundso viel Gewinn gemacht" eher schon...

Der öD macht keinen Gewinn und steht mit seinen Leistungen auch nicht im Wettbewerb mit anderen Anbietern.

Hier müssten dann eigentlich die Gehälter dauerhaft eingefroren werden.

Grandia

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5611 am: 27.11.2023 15:38 »
[...] Über diesen Rückschluss hängt der TV-L somit genauso an den Beamten wie umgekehrt, ich halte es nicht für möglich Beamte wirklich deutlich besser zu bezahlen als ihre Schreibtischnachbarn aus dem TV-L.

Die Tarifverhandlungen im TV-L haben aber per se, wie du selbst richtigerweise feststellst, nicht viel mit der Beamtenbesoldung zu tun. (Dass eines der fünf Prüfkriterien für die Verfassungsmäßigkeit der Beamtenbesoldung der Vergleich mit der Bezahlung der Angestellten im öD ist, sei hier geschenkt.) Das durch die Verfassung garantierte Recht auf amtsangemessene Alimentation haben eben nur Beamte, nicht die Angestellten...

Und zum letzten zitierten Satz: Schon mal in eine Schule geschaut und beobachtet, wie angestellte und verbeamtete Lehrkräfte trotz gleichen Alters und gleicher Ausbildung sowie gleicher Tätigkeit nebeneinander sitzen, aber mehrere hundert Euro Netto-Unterschiede jeden Monat haben? Will sagen: Es geht durchaus, und wird auch bisher schon so gehandhabt.

Zitat
Andererseits ist deine FDP-Position schon ziemlich weit hergeholt: Im allerseltensten Fall ist irgendeine Gehaltserhöhung auf ein "besseres Wirtschaften" der Angestellten zurückzuführen. Natürlich gibt es Produktivitätsgewinne - die liegen aber oft in der Nutzung von Technik. Ansonsten ist es eben eine der wirtschaftlichen Lage angepasste Steigerung.

Nun, ein "die Preise sind gestiegen, ich kann mir jetzt weniger leisten" dürfte eher selten ein gutes Argument in der Gehaltsverhandlung sein. "Ich habe das letzte Projekt gut abgeschlossen und die Firma hat dadurch soundso viel Gewinn gemacht" eher schon...

Und um noch eins drauf zu setzen: Die Angestellten und verbeamteten Lehrer wissen von der Diskrepanz und arbeiten trotzdem zusammen im Sinne der Schüler. Ich empfinde das zwar nicht als gerecht, aber als professionell.

Warnstreik

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5612 am: 27.11.2023 15:39 »
Die Tarifverhandlungen im TV-L haben aber per se, wie du selbst richtigerweise feststellst, nicht viel mit der Beamtenbesoldung zu tun. (Dass eines der fünf Prüfkriterien für die Verfassungsmäßigkeit der Beamtenbesoldung der Vergleich mit der Bezahlung der Angestellten im öD ist, sei hier geschenkt.) Das durch die Verfassung garantierte Recht auf amtsangemessene Alimentation haben eben nur Beamte, nicht die Angestellten...

Und zum letzten zitierten Satz: Schon mal in eine Schule geschaut und beobachtet, wie angestellte und verbeamtete Lehrkräfte trotz gleichen Alters und gleicher Ausbildung sowie gleicher Tätigkeit nebeneinander sitzen, aber mehrere hundert Euro Netto-Unterschiede jeden Monat haben? Will sagen: Es geht durchaus, und wird auch bisher schon so gehandhabt.

Doch - es hängt zusammen, auch wenn der Zusammenhang nicht per Gesetz besteht. Zumindest die Entwicklung zwischen Beamten und Angestellten ist bisher fast immer ähnlich und auch abhängig. Dass das nicht immer so sein muss steht auf einem anderen Blatt: Deshalb würde ich mir von VerDi eine Trennung vom DBB und ein Abschied von der Forderung an Angleichung  wünschen. Zumindest solange die Übernahme des Ergebnisses auf die Beamten ein (valides) Gegenargument ist. Angestellte haben sich - Beamte haben sowohl die Angestellten als auch das Gesetz. Ich denke die können gut auf eines von beiden Verzichten - am Ende kommts eh aufs selbe hinaus.

Nun, ein "die Preise sind gestiegen, ich kann mir jetzt weniger leisten" dürfte eher selten ein gutes Argument in der Gehaltsverhandlung sein. "Ich habe das letzte Projekt gut abgeschlossen und die Firma hat dadurch soundso viel Gewinn gemacht" eher schon...

Das ist ja genau dein Fehlschluss: Es geht hier nicht um Gehaltsverhandlungen sondern um Tarifverhandlungen. Da ist die individuelle Arbeitsleistung erstmal total egal - und bei der kollektiven Leistungen kann sich die Argumentation schnell umdrehen: Eine funktional bessere Verwaltung kann es nur mit besseren Bedingungen geben.

cyrix42

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5613 am: 27.11.2023 15:39 »
Der öD macht keinen Gewinn und steht mit seinen Leistungen auch nicht im Wettbewerb mit anderen Anbietern.

Tatsächlich stellt sich mir die Frage, warum es nicht-verbeamteten öffentlichen Dienst gibt. Entweder, es handelt sich um hoheitliche Aufgaben, die man unbedingt in staatlicher Hand behalten sollte. Dann muss man die Leute, die diese Aufgaben ausführen, auch verbeamten. Oder aber, es handelt sich um Aufgaben, die eigentlich auch privat organisiert werden kann. Warum gibt es dann keine Konkurrenz -- warum wird diese Aufgabe dann nicht privatisiert?

Und, bevor hier wieder falsche Vermutungen aufkommen: Ich selbst bin Angestellter im öD, frage mich also gerade, ob mein Job an einer Uni eher privatisiert oder verbeamtet gehört; ist tertiäre Bildung hoheitliche Aufgabe?

Grandia

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5614 am: 27.11.2023 15:44 »
Soweit ich mich erinnern kann, ist die Bildung in allgemein bildenden Schulen ebenfalls nicht hoheitlich...
Bildung kann also auch privat erfolgen. Stimmt sogar.

Faunus

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« Antwort #5615 am: 27.11.2023 15:51 »

Tatsächlich stellt sich mir die Frage, warum es nicht-verbeamteten öffentlichen Dienst gibt. Entweder, es handelt sich um hoheitliche Aufgaben, die man unbedingt in staatlicher Hand behalten sollte. Dann muss man die Leute, die diese Aufgaben ausführen, auch verbeamten. Oder aber, es handelt sich um Aufgaben, die eigentlich auch privat organisiert werden kann. Warum gibt es dann keine Konkurrenz -- warum wird diese Aufgabe dann nicht privatisiert?

Und, bevor hier wieder falsche Vermutungen aufkommen: Ich selbst bin Angestellter im öD, frage mich also gerade, ob mein Job an einer Uni eher privatisiert oder verbeamtet gehört; ist tertiäre Bildung hoheitliche Aufgabe?

Ketzer ;)

Aber ernsthaft: ich finde die Frage mehr als berechtigt! Die Aufgaben des Staates samt dem Beamtenstatus müssten eigentlich auf den Prüfstand. Aber das wird nicht freiwillig passieren. So wenig wie die vollmundigen Versprechungen, dass die Steuererklärung auf einen Biedeckel passen soll.

Also abwarten und Tee trinken.



Oliver1976

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5616 am: 27.11.2023 17:03 »
Der öD macht keinen Gewinn und steht mit seinen Leistungen auch nicht im Wettbewerb mit anderen Anbietern.

Tatsächlich stellt sich mir die Frage, warum es nicht-verbeamteten öffentlichen Dienst gibt. Entweder, es handelt sich um hoheitliche Aufgaben, die man unbedingt in staatlicher Hand behalten sollte. Dann muss man die Leute, die diese Aufgaben ausführen, auch verbeamten. Oder aber, es handelt sich um Aufgaben, die eigentlich auch privat organisiert werden kann. Warum gibt es dann keine Konkurrenz -- warum wird diese Aufgabe dann nicht privatisiert?

Und, bevor hier wieder falsche Vermutungen aufkommen: Ich selbst bin Angestellter im öD, frage mich also gerade, ob mein Job an einer Uni eher privatisiert oder verbeamtet gehört; ist tertiäre Bildung hoheitliche Aufgabe?

Es ist übrigens nicht ganz korrekt, dass der ÖD keine Gewinne erwirtschaftet. Ich denke hier nur an die Drittmittelforschung mit Industrieunternehmen an den Universitäten oder Hochschulen.

dregonfleischer

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« Antwort #5617 am: 27.11.2023 17:10 »
oder bussgeld stellen

Muschebubu

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5618 am: 27.11.2023 17:23 »



Ich könnte dazu wieder etwas sagen.
Aber man würde mir wieder vorwerfen, dass es „rechts“ wäre und das ja ein ganz anderes Thema ist.


Du könntest einfach Stammtischparolen weglassen, darum ging es gestern. Willst nicht als Blauwähler wahrgenommen werden, verhältst dich aber pausenlos so hier, einschließlich der Opferrolle, was man alles nicht sagen darf. Richtig, alles darf man eben nicht sagen und schon gar nicht muss ein Forum für den ÖD alles dulden. Gang runter schalten, angemessen artikulieren und gut ist.

knopper

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5619 am: 27.11.2023 17:29 »
Es ist übrigens nicht ganz korrekt, dass der ÖD keine Gewinne erwirtschaftet. Ich denke hier nur an die Drittmittelforschung mit Industrieunternehmen an den Universitäten oder Hochschulen.

ganz genau!
das sind leider auch oft die Stellen die öfters in die Kritik geraten als "Faulenzerstellen" was meines Erachtens völlig unberechtigt ist.

Muschebubu

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5620 am: 27.11.2023 17:29 »
@cyrix42… Auch private oder natürliche juristische Personen können öffentlich rechtlich agieren… Stichwort Verwaltungshelfer, Beliehener.

ellie

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5621 am: 27.11.2023 18:28 »
Warum bitte sollten es 800.000 Angestellte der Länder akzeptieren, dass sie leer ausgehen, obwohl die Kollegen in Bund und Kommunen um die 500€ mehr haben werden?

Warum sollte es die TDL interessieren, was andere AG anderen AN bezahlen? Oder was  sollte es Opel interessieren, was VW bezahlt?
Weil die TdL in Konkurrenz zu anderen AGs um die Ressource Mitarbeiter steht, so wie Opel es natürlich interessiert wieviel ein MA bei VW bekommt.

Mir wurde zugetragen, letzte Woche bei einem Streik (Demo...Informantin ist Beamtin) in Hannover wurde von einem AG-Vertreter gesagt, der ÖD stehe nicht im Wettbewerb mit der PW - man wolle der PW die Fachkräfte nicht streitig machen! BÄNG!

DerBoss

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5622 am: 27.11.2023 19:56 »
Kurzer Einspruch: 2 Elternteile a 40h/Woche sind vielleicht nicht die beste Grundlage für erfolgreiche Kindererziehung - aber natürlich ein Traum für Wirtschaft und Industrie.

Nu, das scheint eher eine gesellschaftliche Debatte zu sein, die unterschiedlich beantwortet wurde und wird. Aber das ist auch gar nicht das Thema, sondern, dass diejenigen, die arbeiten wollen, dies auch können, und nicht aufgrund der Umstände, veralteter Rollenbilder, fehlender Kinderbetreuungs-Angebote u.Ä. daran gehindert werden.

Ich kenne jedenfalls durchaus junge Akademikerinnen, die gern Mutter sind, sich aber nicht auf diese Rolle beschränkt sehen wollen, aber aufgrund fehlender Kinderbetreuungsmöglichkeiten dazu genötigt sehen, gar nicht oder nur in geringer Teilzeit wieder ihrem Job nachzugehen. Und solchen Frauen zu ermöglichen, ihre intellektuelle Erfüllung auch wieder im Berufsleben zu finden, darum geht es. Da kann eine geringere Vollzeit-Tätigkeit für alle durchaus ein Baustein sein, der mehr Zeit für eine ausgeglichenere Work-Life-Balance zur Verfügung stellt.

Ja, diesen Punkt kann ich nachvollziehen, halte ihn aber nicht unbedingt für allgemeingültig - Allein die Tatsache, dass die Mehrheit der Menschen keine akademische Ausbildung besitzt, zeigt hier doch den speziellen Blickwinkel. Auch der Anspruch "Ich will Mutter sein UND Karriere machen" kann gerne hinterfragt werden. Ich (als Mann) nehme mir viel Freiraum für meine Kinder heraus - was aber tatsächlich auch dazu führt, dass ich manche Leistungsspitzen im Beruf einfach nicht mitgehen kann und auch will - warum das bei Frauen jetzt anders sein soll, erschließt sich mir nicht.

In der Work-Life-Balance sind Eltern gegenüber Kinderlosen übrigens immer benachteiligt. Wie wäre es denn, die Arbeitszeit exklusiv für Eltern mit zu versorgenden Kindern bei vollem Lohn zu verkürzen? Ich meine das durchaus ernst.

Also ich kann nur hoffen, dass sich ein solches Gedankengut niemals durchsetzen wird.
Wieso sollten denn Leute mit Kindern weniger arbeiten müssen bei gleichem Lohn?
Kinder sind Privatsache und ich sehe ehrlich gesagt nicht ein, wieso ich den Wunsch von anderen Leuten, Kinder in die Welt zu setzen und zwangszubeglücken, finanzieren soll!
Jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich und ich will gar nicht, dass andere meine Rente finanzieren. Es sollte jeder selbst für sich verantwortlich sein und die Rentenbeiträge sollten nur für einen selbst ausgegeben werden. Deshalb gehört die Umlagefinanzierung schon lange abgeschafft!

Dankeschön für diese Worte, ich stimme dir voll zu. Kinder zu bekommen ist Privatsache. Gehört hier grundsätzlich in dieses Thema aber auch nicht herein. Genau so wenig wie Beamtenthemen.

Ich trage nochmal meine aktualisierte Forderung für den 7. und 8.12 zusammen:

Identische Tabelle des TVÖD für den TV-L zum 01.03.2024.

Für Oktober 2023 - Februar 2024 IAP in Höhe von 2.500,00 Euro (monatlich 500,00 Euro) zum 01.02.2024.

Laufzeit 15 Monate bis zum 31.12.2024.

cyrix42

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« Antwort #5623 am: 27.11.2023 20:02 »
Jetzt wäre noch interessant zu wissen, wie du gedenkst, deine Forderungen durchzusetzen.

DerBoss

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« Antwort #5624 am: 27.11.2023 20:13 »
Warum bitte sollten es 800.000 Angestellte der Länder akzeptieren, dass sie leer ausgehen, obwohl die Kollegen in Bund und Kommunen um die 500€ mehr haben werden?

Warum sollte es die TDL interessieren, was andere AG anderen AN bezahlen? Oder was  sollte es Opel interessieren, was VW bezahlt?

Natürlich beäugen sich Opel und VW gegenseitig. Sie haben ähnliche Käuferschichten. So ist es auch mit dem TVÖD und TVL. Die Mitarbeiter haben ähnliche Qualifikationen. Und es ist schon schräg, dass das Land weniger bezahlt als die Kommune und der Bund. Gleiches Geld für gleiche Arbeit - na wie wärs?
« Last Edit: 27.11.2023 20:29 von DerBoss »