Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1035685 times)

Coffee86

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4875 am: 15.11.2023 07:26 »
Zitat von: Tariflas

Ich vergleiche mich aber nicht mit der Bäckereifachangestellten oder dem Verkäufer im Supermarkt, sondern mit meinem akademischen Umfeld und da war ich bis dato das finanzielle Schlusslicht.
Ja für die meisten Akademiker scheint es schlimm zu sein wenn andere Leute auch gutes Geld verdienen.

Zitat von: Tariflas
Meine Cousine verdient selbst ohne Abitur und Studium im Vertrieb ihre 3500 Euro netto, mein Schwager als Industriekaufmann seine  3200 Euro netto- bei einer 35 Stundenwoche IGM wohlgemerkt…
Dann fragen Sie doch mal die Cousine, wie viel sie dafür verkloppen muss? Da ist vermutlich nichts mit 35 Stunden ablachsen wie im öD. Der Schwager ist halt die große Ausnahme im IGM Betrieb. Der durchschnittliche Industriekaufmann dürfte sich eher über 3.200 € Brutto freuen.

Zitat von: Tariflas
Sprich das TV L Gehalt ist unterirdisch schlecht.
Die Geschichten Ihrer Freunde von den 100.000 € Sachbearbeitern sind das eher. Das ist in D die absolute Minderheit in irgendwelchen Großkonzernen und dort auch nicht Hinz & Kunz. Den Philosophen der ne E13 ausschlägt würde ich gern mal kennen lernen.

Aber Ihnen trotzdem viel Glück. Erinnern Sie sich an die ruhige Zeit....

Wobei man auch hier immer schauen muss, auf welches Gebiet man sich bezieht. Nicht jeder muss für ein gutes Gehalt in der PW kloppen ohne Ende. Bspw. in meinem eigenen familiären Umfeld hat meine Schwester (Fachabitur & Ausbildung) ein Gehalt mit knapp über 3k netto und einer 32h Woche als Steuerfachangestellte. Ist seit der Lehre in einem kleinen 6-"Mann" Unternehmen und es müssen zwar alle fleißig sein, es ist aber nicht so dass sie groß Überstunden zu leisten hat. Ja das sind alles keine Top-Manager-Gehälter, aber es gibt auch kleinere Unternehmen die ihre Mitarbeiter die gut arbeiten fair entlohnen. Unserem Finanzdezernat laufen gerade auch die Leute weg (zwischen E9b und E13), alle Richtung PW und keiner davon (mit denen ich Kontakt hatte) geht in große Firmen sondern alle in kleinere, regionale Unternehmungen und alle verdienen jetzt (deutlich) mehr.

Klar muss man für die TOP-Gehälter in der PW radikal Leistung bringen. Aber es ist doch auch ein Mär, dass jeder in der PW 60h Vollgas arbeiten muss, damit er >3k netto verdient und genau so ist es ein Mär, dass man im öD seine 40h nur absitzt. Wenn ich bei meiner Abteilung schaue sieht das ganz anders aus und meine Arbeitslast aktuell ist deutlich höher als früher in der PW (und bevor man hier wieder anfängt rumzuposaunen - nein der Post ist nicht in meiner Arbeitszeit)

Am Ende muss jeder mit sich selbst ausmachen, was seine Arbeitsleitung wert sein muss und ob die Rahmenbedinungen passen. Jeder hat sein eigenes Umfeld mit dem er/sie sich vergleicht und entsprechend zufriedener oder unzufriedener ist. Ich weiß ich habe bpsw. einen super Job mit tollen Aufgaben und einem tollen Team bei ... naja auskömmlichem Gehalt (aber auch nur dank §40 i.V.m. §18). Fällt das Team weg (was immer mehr passiert) sind es nur noch tolle Aufgaben und irgendwann entscheidet man sich halt für die anderen Angebote, die man mittlerweile bekommt. Aber so oder so muss man nicht erzählen wir nagen am Hungertuch. Ja es sollte mehr sein - alleine wenn man die Kolleg:innen im TVöD betrachtet. Ja - Wertschätzung sieht anders aus.

Was ich bei Tariflas aber immer noch nicht verstehe .. Wieso hat man noch so einen Kamm, wenn man längst eine neue Anstellung gefunden hat? Klar kann man sich ein paar Wochen danach immer noch ärgern, gerade wenn man seinen Job mochte. Aber meine Güte.. das geht doch schon Monate oder liege ich hier falsch. Irgendwann ist doch mal gut. Ich wäre lange nicht mehr in dem Forum wenn die Tarifverhandlungen mich nicht mehr betreffen. Mein Leben hat so viel mehr zu bieten als dass ich meine Zeit darauf verschwende mich mit den negativen Dingen im TV-L und den Verhandlungen zu beschäftigen, die mich gar nicht mehr beträfen.

ITKnecht

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4876 am: 15.11.2023 07:34 »
Hallo,

ich war ITler (E11/St. 6) mit Hingabe und Herzblut, fast 30 Jahre lang. Wenn Juristen und Verwaltungs-Menschen aber nur noch "dagegen" sind, dann verliert man die Lust. Jeden Früh hab ich mich gefragt: Warum tust Du Dir das an?" Jetzt sitze ich in der selben Behörde, hab mein Hobby quasi zum Beruf gemacht, für das selbe Geld. Tut mir gut und macht mir riesigen Spaß. Die alte Stelle war über Monate ausgeschrieben, keine Anfrage geschweige denn eine Bewerbung. Meine ehemaligen Kollegen tun mir Leid, klar. Allerdings hatte ich lange Zeit klar kommuniziert, wo Probleme sind und wie sie zu lösen wären. Auch einen Weggang hatte ich langfristig angekündigt. Hat Keinen interessiert, aber plötzlich herrscht quasi IT-Notstand und die Augen wurden groß. Hausgemachtes Leid von Menschen, die nicht menschlich denken... ich bin in der Gewerkschaft und erwarte einen moderaten Abschluss. Wenn die Gleichmacherei mit Sockelbeträgen aber weitergeht, dann werde ich die Gewerkschaft verlassen, nach über 30 Jahren. Ja, und ich gehe warnstreiken!

VG vom ehemaligen ITKnecht

KDC

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4877 am: 15.11.2023 07:43 »
Dann solltet ihr auch mal eurer Recruiting überdenken. "Wir schreiben die Stelle nun zum dritten Mal aus" klingt für mich total hemdsärmlig und nach Tageszeitung.

Entweder den Prozess outsourcen und Headhunter losschicken oder über die aktuellen Portale Anzeigen schalten. Bewerber schickt sein Linkedin- oder XING-Profil für den ersten Aufschlag ab und der Personaler reagiert am gleichen Tag auf die Bewerbung und kümmert sich um alles Weitere, z. B. Interview oder erfragt weitere Unterlagen. Wenn Bewerber passt und Interesse zeigt, direkt nach Zusage Vertrag rausschicken. Hier im Forum ist aber Folgendes oftmals als Standard nach einem Bewerbungsgespräch zu lesen:

Arbeitgeber meldet sich über Wochen nicht und wenn dann auch wieder nur hemdsärmlig und Vertrag dauert dann nochmal extra...

Jetzt musste ich aber mal laut loslachen.
Je nach Stelle kostet ein Headhunter das Jahresgehalt der Person, die angeworben werden soll.
Die anderen Optionen sind auch alles andere als kostenlos.
Für jeden F*ck ist Geld da aber für die eigenen Leute nicht?
Zur Hölle mit denen.

Deine Meinung ist also, dass Recruiting nichts kosten darf und dann wunderst du dich ernsthaft, wenn keiner kommt? Welche Kosten bzw. welche Schäden entstehen denn dadurch, wenn eine Stelle lange Zeit unbesetzt bleibt?

Wenn eine Stelle in der IT aufgrund von langsamen und hemdsärmligen Recruiting ein halbes Jahr oder länger vakant ist, kostet mich das mehr als die Kosten eines Headhunters plus einen ungestörten Geschäftsbetrieb. Natürlich kann man diese Dienstleistung dann auch extern zukaufen. Unsere Externen haben aktuell, je nach Themengebiet und Qualifikation einen Tagessatz von 1.200 bis 2.000 Euro. Da zahle ich lieber den Headhunter und habe möglichst schnell alle erforderlichen Kompetenzen wieder im Haus.


Lordium

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4878 am: 15.11.2023 07:48 »
Es braucht keine "Kampfkraft" auf der Straße wo eh nur doof Fähnchen geschwenkt werden. Es braucht Kampfkraft am Verhandlungstisch bei den gut bezahlten Ver.Di Mitarbeitern/Führungskräften! Das erzeugt heutzutage durch Medien mehr Power. Mediale Kampfkraft ist das Zauberwort! Durch Durchaltevermögen bei der Verhandlung! Einem miesen Kompromiss einfach nicht zustimmen!!

Schreibst Du an einem Comedy-Programm?
Arbeitgeber, die in 2-3 Verhandlungsrunden noch nicht einmal bereit sind ein Angebot auf den Tisch zu legen, lassen sich am Verhandlungstisch unter Druck bringen, während alle Mitarbeiter fleißig arbeiten und ggf. noch Mehrarbeitsstunden leisten? Das glaubst Du doch selbst nicht.
Wenn die Arbeitgeber die Gehälter so wenig wie möglich erhöhen wollen, spielt ihnen eine lange Verhandlung doch in die Karten. Es sind die Arbeitnehmer die die Erhöhung brauchen! Wie lange soll denn am Verhandlungstisch ohne Verhandlung durchgehalten werden?
Ohne Streiks der Beschäftigten und ggf. Druck der Bevölkerung läuft es nun mal nicht.

Der Druck kommt durch Medien und Politik. Niemand dort will dass die Arbeitnehmer zu lange auf Erhöhung warten müssen. Man will sich dann lieber gönnerhaft geben und drängt die Runde auf Einigung!

Doch, genau das wollen die. Glaub mir ich war dabei. Auch die ehrenamtlichen Kolleginnen die zeitweise mit am Verhandlungstisch gesessen haben das bestätigt. Die Arbeitgeberseite hat ein Ziel. So wenig zu Zahlen wie möglich. Das sagen sie auch ganz offen. Sie sagen ja stimmt wir haben Fachkräftemangel und uns laufen die Leute weg aber wir können uns es nicht leisten mehr zu Zahlen. Was eben nicht stimmt. Sie wollen nicht mehr Zahlen da sie dann vielleicht ihre Steuerpolitik überdenken müssten.

Da hier ja hier einige Angst haben das die Verhandlungsspitze von ver.di nicht hart genug sein kann. Ist nicht so, es gibt keinen der mir einfällt der weniger Angst hat und härter drauf ist als die. Nur eben nicht Kopflos sind wir als ver.di.

KDC

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4879 am: 15.11.2023 07:52 »


Dann solltet ihr auch mal eurer Recruiting überdenken. "Wir schreiben die Stelle nun zum dritten Mal aus" klingt für mich total hemdsärmlig und nach Tageszeitung.

Entweder den Prozess outsourcen und Headhunter losschicken oder über die aktuellen Portale Anzeigen schalten. Bewerber schickt sein Linkedin- oder XING-Profil für den ersten Aufschlag ab und der Personaler reagiert am gleichen Tag auf die Bewerbung und kümmert sich um alles Weitere, z. B. Interview oder erfragt weitere Unterlagen. Wenn Bewerber passt und Interesse zeigt, direkt nach Zusage Vertrag rausschicken. Hier im Forum ist aber Folgendes oftmals als Standard nach einem Bewerbungsgespräch zu lesen:

Arbeitgeber meldet sich über Wochen nicht und wenn dann auch wieder nur hemdsärmlig und Vertrag dauert dann nochmal extra...

Dir ist aber schon klar, dass wir hier über den ÖD und nicht die PW reden? Es gibt Vorgaben, an denen kommt man eben nicht einfach mal so vorbei und ruft mal bei nem Headhunter morgens an und abends ist die Stelle besetzt.

Und wo genau ist jetzt da das Problem? Diese Vorgaben sind meistens in aller Linie interne Vorgaben, damit sich ja keiner vor den Kopf gestoßen fühlt und der Vorgang 100 Mal abgesichert ist und keiner am Ende Verantwortung übernehmen muss. Verwaltung als Selbstzweck sozusagen.

Auch im ÖD werden täglich innerhalb eines Tages Stellen besetzt und das funktioniert auch trotz dieser Vorgaben wunderbar. Kannst du dir nicht vorstellen? Ich gebe dir ein Beispiel:

In Kindertagesstätten gelten strenge Vorgaben beim Personalschlüssel in Relation zu den Buchungszeiten der Eltern für ihre Kinder. Jedes Bundesland hat hier andere Vorgaben, die sich aber im Kern alle ähneln. In Bayern darf dieser Betreuungsschlüssel nicht schlechter als 1,0 Fachkraftstunden zu 11,0 Buchungsstunden sein. Die meisten Kitas haben einen Schlüssel von 1 : 10 - 10,9. Bei einem besseren Schlüssel ist die Einrichtung meist unrentabel. Diesen Betreuungsschlüssel musst du einhalten, um finanzielle Förderungen als Träger zu erhalten.

Es gibt Ereignisse, bei denen Fachkräfte von jetzt auf gleich aus dem Schlüssel genommen werden müssen, z. B. Beschäftigungsverbot auf Grund einer Schwangerschaft. Um in diesem Fall nicht aus der Förderung zu fallen musst du als Träger (z.B. Kommune) schnell reagieren und neues Personal an den Start bringen.

Und - grand surprise - das geht in diesem Bereich tatsächlich oftmals innerhalb eines Tages unter Beteiligung sämtlicher Gremien. Habe ich als Personaler in dieser Konstellation oft genug erlebt.

troubleshooting

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4880 am: 15.11.2023 07:56 »
Habe ich als Personaler...

Das erklärt gerade vieles. Grad die Personaler haben hier viele Leute vergrault. Insbesondere auch mit dem hier angeschlagenen Ton.

Modulator

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4881 am: 15.11.2023 09:07 »
Deine Meinung ist also, dass Recruiting nichts kosten darf und dann wunderst du dich ernsthaft, wenn keiner kommt? Welche Kosten bzw. welche Schäden entstehen denn dadurch, wenn eine Stelle lange Zeit unbesetzt bleibt?

Wenn eine Stelle in der IT aufgrund von langsamen und hemdsärmligen Recruiting ein halbes Jahr oder länger vakant ist, kostet mich das mehr als die Kosten eines Headhunters plus einen ungestörten Geschäftsbetrieb. Natürlich kann man diese Dienstleistung dann auch extern zukaufen. Unsere Externen haben aktuell, je nach Themengebiet und Qualifikation einen Tagessatz von 1.200 bis 2.000 Euro. Da zahle ich lieber den Headhunter und habe möglichst schnell alle erforderlichen Kompetenzen wieder im Haus.

Niemand hat geschrieben, dass Recruiting nichts kosten darf.
Natürlich richten unbesetzte Stellen Schäden an.
Einmal bei liegengelassenen Aufgaben, die irgendwann einmal richtig weh tun können.
Und weiter natürlich bei KollegenInnen, die über ihr Limit hinausgehen und mit Krankheit ausfallen oder sich dafür entscheiden, das sinkende Schiff zu verlassen.

Du als Personaler wählst den einfachen Weg, das Problem durch Geld nach Außen zu verlagern.
Vielleicht sollte man sich selbst einmal Gedanken machen und seinen Job neu zu überdenken, um von der Personal"Verwaltung" zur Personal"Entwicklung" zu kommen. So sieht es jedenfalls bei uns aus. Ich möchte das nicht von dir behaupten, um das klarzustellen.
Die PV ist in den oberen Stellen von Beamten besetzt, die nun einmal eine andere Denkweise haben als Angestellte.
In unserer Behörde können sich Beamte nur durch Tod der Beförderung entziehen. Die Persektive ist klar.
Angestellte haben diese Perspektive nicht. Da gibt es keine Förderung. Oft nicht einmal Fortbildung.

Die Zeiten, dass jemand mit EGx eingestellt wird und damit in Rente geht sind vorbei.
Natürlich muss der AN dafür auch etwas leisten. Er muss es aber auch angeboten bekommen.
Es gibt nicht wenige, die die Verwaltungsprüfung II haben und trotzdem auf einer EG 8 dahinsiechen.
Das diese gehen, sollte jedem klar sein.

Was mich stört ist, dass für jeden Mist Geld da ist.
Recruiting, externe Berater/Dienstleister whatever.
Aber für die eigenen Leute (Angestellte) nicht.
Gerade Personaler verhalten sich so, als ob man ihnen persönlich das Geld vom Konto nehmen würde oder jede abgeschmetterte Höhergruppierungsantrag eine Prämie bringt.

Ich schätze mal, dass in 5 Jahren die Länder wegen Personalmangels nicht mehr jede ihrer gesetzlichen Aufgaben erfüllen werden können. Und dann?
Beamte können übrigens überallhin versetzt werden. Schon einmal daran gedacht?
Da schützen auch unterbesetzte Abteilungen nicht mehr davor. Da geht es um Prioritäten.



« Last Edit: 15.11.2023 09:23 von Modulator »

KDC

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4882 am: 15.11.2023 09:58 »
Deine Meinung ist also, dass Recruiting nichts kosten darf und dann wunderst du dich ernsthaft, wenn keiner kommt? Welche Kosten bzw. welche Schäden entstehen denn dadurch, wenn eine Stelle lange Zeit unbesetzt bleibt?

Wenn eine Stelle in der IT aufgrund von langsamen und hemdsärmligen Recruiting ein halbes Jahr oder länger vakant ist, kostet mich das mehr als die Kosten eines Headhunters plus einen ungestörten Geschäftsbetrieb. Natürlich kann man diese Dienstleistung dann auch extern zukaufen. Unsere Externen haben aktuell, je nach Themengebiet und Qualifikation einen Tagessatz von 1.200 bis 2.000 Euro. Da zahle ich lieber den Headhunter und habe möglichst schnell alle erforderlichen Kompetenzen wieder im Haus.

Niemand hat geschrieben, dass Recruiting nichts kosten darf.
Natürlich richten unbesetzte Stellen Schäden an.
Einmal bei liegengelassenen Aufgaben, die irgendwann einmal richtig weh tun können.
Und weiter natürlich bei KollegenInnen, die über ihr Limit hinausgehen und mit Krankheit ausfallen oder sich dafür entscheiden, das sinkende Schiff zu verlassen.

Du als Personaler wählst den einfachen Weg, das Problem durch Geld nach Außen zu verlagern.
Vielleicht sollte man sich selbst einmal Gedanken machen und seinen Job neu zu überdenken, um von der Personal"Verwaltung" zur Personal"Entwicklung" zu kommen. So sieht es jedenfalls bei uns aus. Ich möchte das nicht von dir behaupten, um das klarzustellen.
Die PV ist in den oberen Stellen von Beamten besetzt, die nun einmal eine andere Denkweise haben als Angestellte.
In unserer Behörde können sich Beamte nur durch Tod der Beförderung entziehen. Die Persektive ist klar.
Angestellte haben diese Perspektive nicht. Da gibt es keine Förderung. Oft nicht einmal Fortbildung.

Die Zeiten, dass jemand mit EGx eingestellt wird und damit in Rente geht sind vorbei.
Natürlich muss der AN dafür auch etwas leisten. Er muss es aber auch angeboten bekommen.
Es gibt nicht wenige, die die Verwaltungsprüfung II haben und trotzdem auf einer EG 8 dahinsiechen.
Das diese gehen, sollte jedem klar sein.

Was mich stört ist, dass für jeden Mist Geld da ist.
Recruiting, externe Berater/Dienstleister whatever.
Aber für die eigenen Leute (Angestellte) nicht.
Gerade Personaler verhalten sich so, als ob man ihnen persönlich das Geld vom Konto nehmen würde oder jede abgeschmetterte Höhergruppierungsantrag eine Prämie bringt.

Ich schätze mal, dass in 5 Jahren die Länder wegen Personalmangels nicht mehr jede ihrer gesetzlichen Aufgaben erfüllen werden können. Und dann?
Beamte können übrigens überallhin versetzt werden. Schon einmal daran gedacht?
Da schützen auch unterbesetzte Abteilungen nicht mehr davor. Da geht es um Prioritäten.

Als ich noch Personaler war, war es uns immer wichtig, dass der Laden läuft und wir vakante Stellen schnell besetzt bekommen. Und das haben wir immer geschafft, in den Kitas häufig innerhalb eines Arbeitstages. Dadurch haben wir den Dienstbetriebt dort erhalten, Kindswohlgefährdung vermieden sowie durchgängig die möglichen Fördergeder erhalten. Was genau ist jetzt daran schlecht?

Wäre es dir lieber, wenn wir hier in guter alter ÖD-Manier erstmal die Gruppe geschlossen und die Kinder nach Hause geschickt hätten, bis die Stelle in drei Monaten nachbesetzt ist? Hier habe ich mich als Personaler genauso als Dienstleister verstanden wie die Kita.

Wir haben aktiv Personalentwicklung betrieben, aber damit kannst du auch nicht jeden bis zur Rente halten. Du hast hier selbst auf den letzten Seiten mehrfach die Gehälter und Benefits gelesen, die es z.T. in der PW gibt. Da kann ich einen Mitarbeiter, den seit der Ausbildung bei uns ist und über Jahre gefördert und gefordert wurde nicht am Schreibtisch festketten, wenn er dann in einem Industriebetrieb oder woanders für die gleiche Tätigkeit 20 k mehr erhält, als hier in E11. Und solche Stellen muss ich dann eben nachbesetzen. Und bei einer normalen Fluktuation von ca. 10 % habe ich eben ständig Wechsel.

Natürlich verlagere ich Aufgaben, die jemand anders besser kann, an andere Stellen. Wenn das intern jemand gut kann ist das super. Können wir die Dienstleistung selbst nicht optimal erbringen, wird sie extern vergeben. Genauso wie in der PW. Deshalb betreiben wir z. B. kein eigenes Rechenzentrum, programmieren keine eigene Software oder bauen keine eigenen Büromöbel. Das ist alles nicht unsere Kernkompetenz.

Für die eigenen Leute ist genügend Geld da. Wir machen hier im Haus für ca. 40.000 Mitarbeiter die Payroll und ich kann dir daher versichern, dass Zulagen weder Einzelfälle, noch bestimmten Entgeltgruppen vorenthalten sind. Es kommt hier auf zwei Faktoren an:

Dein Wert für das Unternehmen und ob dein Arbeitgeber diesen auch erkennt.

Nochmal zum Thema Recruiting und Dauer Recruiting bzw Onboarding: Auf der einen Seite wird hier skandiert, dass man mit Gehältern 100 k + in der PW konkuriert und gleichzeitig will man dann Mitarbeiter aus den 1960ern gewinnen. Genau mein Humor.

Wuppertaler

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4883 am: 15.11.2023 10:07 »
Wenn eine Stelle in der IT aufgrund von langsamen und hemdsärmligen Recruiting ein halbes Jahr oder länger vakant ist, kostet mich das mehr als die Kosten eines Headhunters plus einen ungestörten Geschäftsbetrieb. Natürlich kann man diese Dienstleistung dann auch extern zukaufen. Unsere Externen haben aktuell, je nach Themengebiet und Qualifikation einen Tagessatz von 1.200 bis 2.000 Euro. Da zahle ich lieber den Headhunter und habe möglichst schnell alle erforderlichen Kompetenzen wieder im Haus.
Was mich stört ist, dass für jeden Mist Geld da ist.
Recruiting, externe Berater/Dienstleister whatever.
Aber für die eigenen Leute (Angestellte) nicht.
Gerade Personaler verhalten sich so, als ob man ihnen persönlich das Geld vom Konto nehmen würde oder jede abgeschmetterte Höhergruppierungsantrag eine Prämie bringt.

Gerade in der IT ist die Versuchung für jede Dienststelle groß einfach ein Systemhaus, Dienstleister oder sonst eine externe Firma heranzuziehen. Verwaltung lässt sich nicht so einfach auslagern wie der Support für Windows Geräte im Büro mit Office Anwendungen die es überall gibt.

Leider geht dann eigene Expertise Verloren und die Abhängigkeit von externen steigt. Die Preise bestimmen dann immer mehr die anderen und das Budget für eigenes Personal nimmt einen kleineren Posten ein...

Warnstreik

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4884 am: 15.11.2023 10:32 »

 Eine E13 3 liegt im Bereich der Top-10-Verdiener in Deutschland.

Ich vergleiche mich aber nicht mit der Bäckereifachangestellten oder dem Verkäufer im Supermarkt, sondern mit meinem akademischen Umfeld und da war ich bis dato das finanzielle Schlusslicht.

Meine Cousine verdient selbst ohne Abitur und Studium im Vertrieb ihre 3500 Euro netto, mein Schwager als Industriekaufmann seine  3200 Euro netto- bei einer 35 Stundenwoche IGM wohlgemerkt…

Sprich das TV L Gehalt ist unterirdisch schlecht.

Warte mal...   Ich muss mal zwei Seiten zurückblättern...  Ahh - gefunden :-)

In meinem Umfeld geht niemand mit unter 4000- 5000€ netto nach Hause und da ist von der PR- Beraterin, dem Controller bis zum Sachbearbeiter alles dabei.

Es geht doch keiner unter 4000-5000 netto arbeiten in deinem Umfeld - wo kommen denn jetzt Cousine und Schwager her, die doch deutlich darunter verdienen? Sind die nicht "dein Umfeld"?

Davon abgesehen: Nettolöhne sind nicht vergleichbar. Wenn du hier Zahlen bringst, dann bitte Brutto und im Falle von Vertrieblern darf man gerne in fixe und flexible Gehaltsbestandteile unterscheiden. Das ist vom Risiko oft dicht an einer Selbstständigkeit dran und kann kaum mit einem Festgehalt im öffentlichen Dienst vergleichen werden.

Mint

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4885 am: 15.11.2023 10:41 »
Externe Auslagerung von Themen wie IT kann in Einzelfällen funktionieren. An Hochschulen oder technischen Einrichtungen mit oft sehr komplexer IT-Struktur jedoch ist das zum Scheitern verurteilt. Es braucht hinreichend Expertise im eigenen Laden.

Der TV-L wird künftig kräftig das Nachsehen haben, wenn der Abstand zum TVöD zu groß wird. Es kommen ja ohnehin schon in Summe weniger junge Leute nach und die Babyboomer gehen bald in Rente. Wir bekommen technische Stellen zu 90 Prozent nicht mehr besetzt. Inzwischen klemmt es auch bei Sekretariatsstellen. Trotz mehrfacher Ausschreibung und Nutzung sozialer Netzwerke und so weiter. Es hat sich rumgesprochen das der TV-L beschissen ist. Die digitale Welt hat ermöglicht Unternehmen bei denen man arbeiten will, schon vorher besser zu beurteilen. Das nutzen viele und wissen was los ist. Dinge wie Zulagen sind bei uns vom Ministerium unterbunden.

In wenigen Jahren wird in TV-L Einrichtungen nicht mehr viel laufen. Das ist für mich absehbar. Und nicht nur da. Auch in der Wirtschaft kämpfen viele Betriebe mit Nachwuchssorgen. Selbst bei unseren Stadtwerken in der Nähe mit den viel besseren TV-V sind weit über 50 Stellen vakant. Und die geben sich echt viel Mühe Leute zu locken....

Die spürbaren Unterschiede im Nettogehalt bei gehobenen Positionen zwischen Angestellten und Beamten im ÖD verschärfen das Ganze zusätzlich.

E15TVL

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4886 am: 15.11.2023 10:44 »
Es geht doch keiner unter 4000-5000 netto arbeiten in deinem Umfeld - wo kommen denn jetzt Cousine und Schwager her, die doch deutlich darunter verdienen? Sind die nicht "dein Umfeld"?
Lasst euch doch nicht ständig von diesen Tariflas-Geschichten aus dem Paulanergarten triggern. Obwohl mit 2 Master-Abschlüssen (einer davon sogar ein MBA?) trotzdem Netto-Gehaltsvergleiche angestellt werden, sagt doch eigentlich schon alles...

Gleichwohl die Kritik an Gehältern im TV-L, insbesondere in den oberen Entgeltgruppen, durchaus berechtigt sein mag.

TV-Ler

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4887 am: 15.11.2023 10:47 »
Einfach aus Interesse würde ich gerne mal sehen, was passieren würde, wenn Verdi den Spieß mal umdrehen würde und einfach kategorisch alles ablehnen würde, was die Arbeitgeber ihnen anbieten. Und das völlig ohne selbst Vorschläge zu unterbreiten.
Warum sollten die Arbeitgeber etwas anbieten?
Die Gewerkschaften haben die Entgelttabellen gekündigt, also scheinen sie dort einen Verbesserungsbedarf zu sehen. Wenn sie diesen dann nicht artikulieren... ::)

TV-Ler

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4888 am: 15.11.2023 11:04 »
...
dann würde ich mich auch über nur 5 % Erhöhung freuen. Leider ist das kein Thema, warum???
Außerdem hat in 24 Jahren ÖD mich noch nie ein Verdi-Mitglied angesprochen, lag/hing in 5 unterschiedlichen Behörden noch nie auch nur ein Flyer oder Plakat oder war irgendwo irgendwas zu lesen über Verdi. Da die sich nicht für mich interessieren, warum sollte ich dann hunderte Euro jedes Jahr zahlen?
...
Rennst du auch in fünf verschiedene Clubs und sagst hinterher: Da mich keine Frau angesprochen hat, können die mich jetzt mal...  ;)
DU willst offenbar etwas, also werde aktiv. Du musst nicht mal selber von Grund auf etwas auf die Beine stellen - "zufällig" gibt es schon Gewerkschaften. Du musst nur eintreten...

Bauernopfer

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4889 am: 15.11.2023 11:15 »
Es geht doch keiner unter 4000-5000 netto arbeiten in deinem Umfeld - wo kommen denn jetzt Cousine und Schwager her, die doch deutlich darunter verdienen? Sind die nicht "dein Umfeld"?
Lasst euch doch nicht ständig von diesen Tariflas-Geschichten aus dem Paulanergarten triggern. Obwohl mit 2 Master-Abschlüssen (einer davon sogar ein MBA?) trotzdem Netto-Gehaltsvergleiche angestellt werden, sagt doch eigentlich schon alles...
....zumal er mit seiner vorgestrigen Unterschrift ja alsbald aus dem Unterirdischen hoch ins Paradies auf Erden aufsteigen wird und sich endlich in einem Umfeld mit Seinesgleichen wiederfindet.