Könnten wir kurz aufhören, den Sockelbetrag zu ignorieren und die tatsächliche Einigung abwarten? Und dann die tatsächliche Übertragung auf Beamte. Ich sehe nämlich - bei allem Misstrauen - keine ersatzlose Streichung des Sockels. Es handelt sich um ein integrales Element des Schlichterspruchs und ist systematisch ein Kernelement der potentiellen Einigung.
Ein Sockel von 200 Euro und darauf 5,5 Prozent ist sicherlich nicht prall, aber besser, als man hätte befürchten können. Das wurde jetzt auch mehrmals konkret vorgerechnet. Den Aufstand können wir proben, sollte das BMI die Beamten tatsächlich düpieren und mit 5,5 Prozent ohne Sockel abspeisen.
Der Inflationsbonus 2023 ist freilich auch nicht nachhaltig, wichtig ist aber, dass 2024 dann noch die nicht unerhebliche lineare Erhöhung kommt. Die ist wiederum Basis aller zukünftigen Verhandlungen.
An sich sehe ich nur noch Optimierungsbedarf bei den konkreten Zeitpunkten. Alles ein paar Monate nach vorne verlagern, dann ist das ein ganz fairer Kompromiss.
Systematisch zeigt sich dagegen, dass die Besoldung gar nicht an konkrete Tarifabschlüsse gekoppelt sein sollte. Entweder an die Inflation direkt oder die Gesamtlohnentwicklung. So gibt es doch nur immer wieder Probleme mit den Übertragungen, da die Besoldung nun einmal ein völlig anderes Rechtskonstrukt ist, als das Tarifentgelt. Würde man das neu erfinden, wäre die Idee irgendwie auch völlig Banane.
So ist es.
Bei allem Gegenwind: ich habe noch kein Argument gehört welches die "Tabellenwirksamkeit" für Beamte so wahnsinnig wichtig macht.
Von daher macht es (für die meisten) einfach keinen Unterschied, ob die 220€ netto tabellenwirksam sind oder nicht. 220€ sind 220€.
Dabei gehe ich nicht wie einige hier davon aus, dass man als Vergleich eine 10,5%ige Erhöhung zum 1.1.2023 heranziehen sollte, um dann zu argumentieren, dass man am 1.1.24 ja dann nochmal fett verhandeln könnte. Das ist unrealistisch (was nicht heißt, dass ich das nicht auch besser finden würde).
Letztlich sage ich nur: ob nun am 1.1.23 die 200€ plus 5,5% gezahlt werden und dafür keine Prämie, oder ob die Prämie gezahlt wird und dafür erst ab 1.3.24 die tabellenwirksame Erhöhung kommt, hat auf die folgenden Tarifverhandlungen keinen Einfluss. Dass es einen Einfluss hätte, wenn man nun 10% in 2023 und 2024 nochmal x% bekommen würde, ist mir auch klar. Aber unter der Prämisse der Laufzeit von 24 Monaten und der Erhöhung um 200€ + 5,5% ist es für die Verhandlungen in 2025 einfach völlig bockwurst wann die tabellenwirksame Erhöhung stattfand. Und ich finde es befremdlich, dass man darüber überhaupt diskutieren muss, weils einfach völlig logisch ist.
Und dies ist Sachebene und hat überhaupt gar nichts damit zu tun, ob ich diesen Vorschlag gut oder nicht gut finde. Zu sagen "ja, aber wenn wir 20% bekommen würden, dann wäre das besser"... ja, ach? Wirklich?
Es gibt Stimmen die wollen lieber 8% zum 1.1.23 für die 24 Monate, als das Konstrukt das im Raum steht. Weil es "eher tabellenwirksam wird". Was zur Hölle? Dann doch lieber die "kompensierte" Nullrunde und später eine höhere Erhöhung, als eine frühe niedrige Erhöhung. Daran gibts doch gar nichts nicht zu verstehen.