Weil wir hier ja so häufig auf "die Medien" geschimpft haben: Heute wird breitflächig (Spiegel, Zeit, Welt, Stern, usw.) ein ZEW-Forscher zitiert.
(siehe z.B.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/inflation-oekonom-haelt-zweistellige-lohnforderungen-fuer-nachvollziehbar-a-7c1b7aad-553a-45da-9705-1261031af7db)
Ich habe mir das Ganze mal kurz angeschaut. Was stimmt, ist die Behauptung im Artikel, dass die realen TVöD-Tariflöhne zwischen 2015 und 2020 gestiegen sind und seitdem fallen, so dass bereits letztes Jahr der Wert von 2015 wieder (leicht) unterschritten wurde:
2015: Reallohn: 100
2016: Preise +0,5%, TVöD +2,4%, resultierender Reallohn: 101,9
2017: Preise +1,5%, TVöD +2,35%, Reallohn: 102,7
2018: Preise +1,8%, TVöD +3,19%, Reallohn: 104,1
2019: Preise +1,4%, TVöD +3,09%, Reallohn: 105,8
2020: Preise +0,5%, TVöD +1,06%, Reallohn: 106,5
2021: Preise +3,1%, TVöD +1,4%, Reallohn: 104,7
2022: Preise +6,9%, TVöD +1,8%, Reallohn: 99,7
Was jedoch im Artikel aus meiner Sicht leider etwas zu kurz kommt, ist die weiterhin "dramatische" Entwicklung am aktuellen Rand:
Bereits im Februar 2023 sind die offiziellen Preise gegenüber dem 2022er Jahresschnitt um weitere 4,5% gestiegen, so dass der reale TVöD-Lohn plötzlich nur noch bei 95,4 gelegen hat. Tendenz weiter stark fallend!!
Viel wichtiger ist aus meiner Sicht jedoch die Frage: Warum bedarf es erst eines ZEW-Forschers, um "die Medien" zu einer zumindest halbwegs realistischen Darstellung der Fakten zu bewegen? Warum haben verdi/DBB/etc. dies nicht von sich aus hinbekommen?