Also ich finde die Berichterstattung in den Medien aber auch auf den Seiten der Arbeitnehmerverbände sehr merkwürdig. [...] Eine differenzierte Berichterstattung, insbesondere auch vor dem Hintergrund des Reallohnverlusts 2022, findet man kaum und gerade auch nicht in den Medien wie Tagesschau, aber seltsamerweise auch nicht auf der Seite von verdi. Das ist bei der Bedeutung des öD schon seltsam. Auch der DBB gibt sich keine Mühe, das Angebot zu analysieren. [...]
Die unsachliche Berichterstattung fing schon vor den Verhandlungen an. [...]
Auch ihr habt (leider) Recht.
Allerdings würde ich die "Schuld" tendenziell noch mehr bei Verdi/DBB als bei den Medien sehen (Springer mal außen vor, die schreiben ja eh fast immer Blödsinn). Würden erstere die Fakten besser kommunizieren, könnten letztere objektiver berichten.
Beispiel:
- Der neu berechnete Verbraucherpreisindex lag im Januar 2023 bei 114,3. Mit anderen Worten: Die Preise sind seit 2020 um 14,3% gestiegen (Nahrungsmittel übrigens um saftige 27,0%, das nur mal am Rande).
- Geht man für 2023 von einer Inflation von 6% aus, dann wird der Index im Januar 2024 bei 121,2 liegen.
- Schätzt man für 2024 eine Inflation von 5%, werden wir im Januar 2025 bei 127,2 liegen.
- Und gehen wir für 2025 von 4% Inflation aus, landen wir schließlich im Oktober 2025 bei 131,0. Mit anderen Worten: Die Preise werden um 31,0% höher sein als 2020. Und exakt so lange soll der neue Tarifvertrag nach dem Willen der Arbeitgeber schließlich laufen.
Im Gegensatz dazu wurden die Tariflöhne seit 2020 bisher nur um 1,4% und 1,8% erhöht, so dass sie jetzt 3,2252% höher sind als 2020.
Damit könnten Verdi/DBB doch zum Beispiel Folgendes an die Medien kommunzieren:
- Die Arbeitgeber wollen eine Laufzeit bis Oktober 2025. Okay, sollen sie bekommen.
- Die Preise werden bei einer moderaten (!) Inflationsschätzung im Oktober 2025 um 31% höher sein als 2020.
- Die Tariflöhne wurden seit 2020 bisher jedoch nur um 3,2% erhöht.
- Es gibt also eine konservativ (!) geschätzte Lücke von rund 28%.
- Wir weisen als Gewerkschaft also dezent darauf hin,
dass jeglicher Abschluss unterhalb von 28% zu einem signifikanten Reallohnverlust unserer hart arbeitenden Mitglieder führen wird (je nach zeitlicher Ausgestaltung umso deutlicher ausgeprägt)..