Naja, ich glaube auch man redet hier ein wenig aneinander vorbei.
Die Erhöhugn (die ich natürlich auch lächerlich finde) kann bzw. sollte man sicherlich nicht auf Zeiträume beziehen. Die Erhöhungen wirken ja ab einem Zeitpunkt unbefristet. Und natürlich ist die Erhöhung auf das Kalenderjahr gerechnet nicht 3% sondern weniger (je nach Zeitpunkt des Wirksamwerdens). Allerdings wird das ja auch nicht verhandelt, sonst müsste, wenn der Tarifvertrag beispielweise zum 1.7. endet die Erhöhung ja 6% betragen, damit in 2023 eine Erhöhung von 3% verhandelt ist. Aber diese Sichtweise ist unpraktikabel und auch nicht sachgerecht, da die Erhöhung wie schon gesagt nicht in einem Zeitraum wirkt sonderm ab einem Zeitpunkt. Sonst müssten ja Erhöhungen von Jahresgehältern verhandelt werden.
Trotzdem sind die von Rollo und der Presse genannten 5% natürlich falsch. Es wäre mehr als 5%, nämlich 5,06%. Nicht "für 2023 und 2024" sondern ab 1.6.2024 wäre die Besoldung eben 5,06% höher als jetzt.
Das von 1.1.2023 bis 30.09.2023 durch die Nullrunde ein herber Reallohnverlust auftritt ist ja evident. Allerdings kann man diesen nicht gegen die auf 12 Monate runtergerechneten 3% rechnen. Das ist einfach mathematischer Murks.
Ich würde das schlicht auf die Laufzeit sehen. Also wächst das Gesamteinkommen in dieser Zeit, bis zum 31.03.25 um gerade mal 2,69% im fiktiven Vergleich, wenn man den Einkommensstand 31.12.22 auf 27 Monate berechnen würde. Ich würde das deshalb so machen, da sich so gut ein Vergleich zur Inflation in diesem Zeitraum ziehen lässt und die zeitliche Staffelung berücksichtigt werden muss. Der Zeitpunkt der Erhöhung ist halt entscheidend, alles andere ist ein Winkelzug! Man könnte ja 3% zum 01.02.25 und 2% zum 01.03.25 erhöhen….wären nach der Argumentation von Rollo auch 5% (5,06%). Faktisch wäre das fast eine absolute Nullrunde….hier zu sagen, 5% sind 5% verschleiert schlicht und einfach, wie weit das Angebot von der Forderung weg ist…das sind tatsächlich 7,8% unter den geforderten 10,5 % und nicht nur 5,5%, wie es die Zahl 5 suggeriert….und da ja mit Inflation argumentiert wird, wird hierbei in Anbetracht der ursprünglichen Forderung einer 12monatiger Laufzeit quasi ab dem 01.01.24 eine Nullinflation unterstellt, wenn man behauptet, das wären ja nur 5,5% unter den geforderten 10,5%….oder anders: im ersten Jahr wäre mit dem Angebot jede Inflation ab 0,76% ein Reallohnverlust, im 2. Jahr ab 4,04% Inflation…und da wäre der Reallohnverlust aus 22 gar nicht erfasst. Realistisch betrachtet könnte es vielleicht 2024 passen, was heißt, es gibt keinen Reallohnverlust und keine RealLohnsteigerung, 2023 ist aber eher von einer deutlich höheren Inflation auszugehen, ich meine von erwarteten 8,8% gelesen zu haben. Dies würde einen Reallohnverlust von 8,05% bedeuten, der nur ausgeglichen würde, wenn es 2024 eine Deflation in Höhe von 8,05% gäbe….und wie gesagt: 2022 ist da noch nicht mitgerechnet. Ohne für 2022 alle Zahlen konkret zu kennen, hätte man Ende 2023 vermutlich effektiv mindestens 15% weniger in der Tasche als 2021…. so zeigt sich klar und deutlich, wie frech das Angebot der Arbeitgeber ist!
Alles richtig. Natürlich muss ein Zeitfaktor berücksichtigt werden. Aber verhandelt wird numal ein Zeitpunkt und kein Zeitraum. Daher ist es m.E. nicht sinnvoll den Prozentsatz der ab einem Zeitpunkt gilt in einen Prozentwert umzurechnen, der sich auf einen Zeitraum bezieht und diesen dann wiederum mit der Forderung zu vergleichen die sich ebenso wie das Angebot auf einen Zeitpunkt bezieht.
Und natürlich spielt es eine Rolle ab wann die Besoldungserhöhung erfolgt. Das stelle ich null in Frage. Insofern stimmen ja auch die Beispiele der Art "10,5% ab 2030 sind ja auch 10,5%", deswegen muss man den Zeitpunkt immer mit nennen, aber eben nicht den Zeitraum.
Man sagt ja auch nicht: am 1.10. bekommt man 3% mehr und am 1.11. nicht, da ist dann Nullrunde.
Fakt ist: Am Ende der Laufzeit des Tarifvertrags werden die Gehälter 5,06% höher sein als jetzt. Und das ist es auch was verhandelt wird. Das die Zeiträume nicht geeignet sind zeigt sich ja auch, wenn man das Ganze mal komplett auf links dreht.
Wenn die Erhöhung einmalig zum 1.7. um 10% erfolgen würde, dann würde man ja entgegnen müssen, dass dies aufs Jahr gerechnet ja nur 5% seien. In der Folge müsste man nun, um tatsächliche 10% für dieses Jahr zu erreichen 20% fordern. Dadurch würde das Jahresgehalt in diesem Jahr um 10% steigen. In allen folgenden wäre es 20% höher.
Ich denke das zeigt: verhandelt werden Erhöhungen ab einem Datum, nicht für das laufende Jahr. Obgleich es natürlich ein Nachteil ist, wenn die Erhöhung später erfolgt. Deshalb kann man es aber eben nicht auf die Laufzeit sehen, da nicht das Einkommen in der Laufzeit verhandelt wird sondern ab bestimmten Zeitpunkten während der Laufzeit.
Edit: nich ein kleines (sehr übertriebens, damit eindrücklicheres) Beispiel, warum es nicht sinnvoll ist diese Umrechnung zu machen:
Wenn es zwei wählbare Optionen gäbe,
1. Laufzeit 1.1.23 - 1.1.25 - Erhöhung 20% zum 1.1.25
2. Laufzeit 1.1.23 - 1.1.25 - Erhöhung 2% zum 1.1.23
Dann wäre nach der Darstellung bezogen auf Zeiträume die zweite Option zu wählen, da das Gesamt-Einkommen innerhalb der Laufzeit 2% höher wäre als ohne Erhöhung. Nach der ersten Option wäre das Gehalt bei Betrachtung des Zeitraums 20%/24 = 0,83% in der Laufzeit erhöht. Also weniger als in Option 2.
Macht das Sinn? Was würden wir lieber wollen bzw. was wäre wohl für uns besser? Also ich würde mich eher für die 20% ab 1.12.24 entscheiden. Ich hoffe ich konnte so deutlich machen, dass die Umrechnung ihre Tücken hat.
:-)