Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1035332 times)

Ulf

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2700 am: 05.10.2023 07:33 »
...
Wir haben seit 2020 einen Kaufkraftverlust von 25 Prozent in etwa erfahren, ich will meinen Wohlstand erhalten - was ist daran so schwer zu verstehen?

Naja es ist zumindest schwer zu verstehen wie du auf 25% Kaufkraftverlust kommst.

VPI: Januar 2020 = 99,8 / Prognose September 2023 ca. 117,8 --> 18% Inflation
Tarifsteigerungen: 01.2020 +3,12% / 01.2021 +1,29% / 12.2022 +2,8% --> 7,37% mehr Gehalt

Da komme ich auf ca. 10,6% Differenz oder "Kaufkraftverlust".

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2701 am: 05.10.2023 08:15 »
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Wir haben seit 2020 einen Kaufkraftverlust von 25 Prozent in etwa erfahren, ich will meinen Wohlstand erhalten - was ist daran so schwer zu verstehen?

Naja es ist zumindest schwer zu verstehen wie du auf 25% Kaufkraftverlust kommst.

VPI: Januar 2020 = 99,8 / Prognose September 2023 ca. 117,8 --> 18% Inflation
Tarifsteigerungen: 01.2020 +3,12% / 01.2021 +1,29% / 12.2022 +2,8% --> 7,37% mehr Gehalt

Da komme ich auf ca. 10,6% Differenz oder "Kaufkraftverlust".

Wenn sich der VPI auf das Gesamtjahr 2020 bezieht, dann ist dem auch das Einkommen aus 2020 gegenüberzustellen, welches zu 11/12 nach(!) der Tariferhöhung zu betrachten wäre.

... ach: Und Hallo zusammen ;-)

Faunus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2702 am: 05.10.2023 08:43 »
...Probleme werden verschoben und auf die lange Bank gedrückt. Es gibt nicht mal Bonbons zur Beruhigung, sondern stattdessen Angriffe auf die Arbeitnehmerschaft. 

Wir haben eindeutig den gleichen AG - mit unterschiedlichen Bundesland 8)



Floki, die meisten werden verstanden haben, wie du deinen Beitrag gemeint hast, und ich stimme dir vollkommen zu.
Genau so wird es kommen  :o

Ja, ich habe das auch so verstanden. Und es wäre eine Frechheit der Arbeitgeber so zu argumentieren - aber wer mehr als 0 Tarifrunden dabei ist kennt die Frechheiten und Abwertungen der Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen.

Ich denke, dass der Abschluss mit Sockelbetrag, prozentuale Erhöhung und Inflationsausgleichsprämie etwas um dem den TVÖD liegen wird und ich bin immer noch am Grübeln welche "Kröte" von den Angestellten der Länder im Gegenzug geschluckt werden muss. Laufzeit? Die ist schon inzw. bescheiden und wird es bleiben. Es muss irgendetwas anderes sein.....Wochenarbeitszeit? Sichwort: Fachkräftemangel.

Ein halbwegs intelligenter AG-Vertreter wird nicht unbedingt die Schiene "Inflation fällt wieder"-Argumentation nutzen, sondern mehr " Während die MA der PW in den 2 Jahren Corona in Kurzarbeit ersoffen sind, waren die ÖD-Angestellten bei vollen Bezügen im HO".
Deswegen wird die "Kröte" vermutlich u.a. auch geschluckt werden! Nur welche? VBL?

Wuppertaler

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2703 am: 05.10.2023 08:57 »
Meine Prognose aus Hamburg heraus:
Grundforderung für Alle 12,5%, Minimum 400,-€
+ 450€ Stadtstaaten-Zulage
+ 180 SuE Zulage

Könnte stimmen von der Forderung her, hier nochmal der Vergleich vom TÖVD (Vor fast einem Jahr):

Heute wurden die Tarifforderungen für die Verhandlungsrunde am 24. Januar 2023 beschlossen. Die Gewerkschaft ver.di gibt folgende Forderungen bekannt:

10,5 % mehr Lohn für alle Beschäftigten, mindestens jedoch 500 Euro pro Monat
200 Euro mehr für Praktikanten, Auszubildende und Studierende
unbefristete Übernahme der Auszubildenden
Laufzeit: 12 Monate

Ulf

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2704 am: 05.10.2023 09:06 »
...
Wir haben seit 2020 einen Kaufkraftverlust von 25 Prozent in etwa erfahren, ich will meinen Wohlstand erhalten - was ist daran so schwer zu verstehen?

Naja es ist zumindest schwer zu verstehen wie du auf 25% Kaufkraftverlust kommst.

VPI: Januar 2020 = 99,8 / Prognose September 2023 ca. 117,8 --> 18% Inflation
Tarifsteigerungen: 01.2020 +3,12% / 01.2021 +1,29% / 12.2022 +2,8% --> 7,37% mehr Gehalt

Da komme ich auf ca. 10,6% Differenz oder "Kaufkraftverlust".

Wenn sich der VPI auf das Gesamtjahr 2020 bezieht, dann ist dem auch das Einkommen aus 2020 gegenüberzustellen, welches zu 11/12 nach(!) der Tariferhöhung zu betrachten wäre.

... ach: Und Hallo zusammen ;-)
Aus Wikipedia:
Der Verbraucherpreisindex für Deutschland (VPI) ist ein Preisindex der durchschnittlichen prozentualen Veränderung des Preisniveaus bestimmter Waren und Dienstleistungen, die von privaten Haushalten für Konsumzwecke gekauft werden. Die Preisveränderung gegenüber dem Vorjahr bzw. Vorjahresmonat ergibt sich aus dem Vergleich des aktuellen Indexstandes mit dem Indexstand des Vorjahres bzw. Vorjahresmonats. Ausgangspunkt dieser Betrachtung ist immer das jeweilige Basisjahr, seit Januar 2023 das Jahr 2020, in dem der Warenkorb erstellt wurde.

Die von mir genannten Indizes sind "Preisstände" bezogen auf den vom statistischen Bundesamt verwendeten Warenkorb (VPI ist nicht die Inflationsrate). DerBoss hat nicht genau angegeben für welchen Zeitraum er 25% Kaufkraftverlust empfindet. Die einzelnen VPI nach Monaten kann man hier nachsehen:

https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?sequenz=tabelleErgebnis&selectionname=61111-0002&startjahr=1991#abreadcrumb

Selbst wenn ich nun den niedrigsten VPI in dem Jahr zB im November 2020 mit 99,7 annähme und von dem prognostizierten Wert von September 2023 dividiere käme ich auf 117,77/99,7=118,12 --> 18,12% Inflation.

Und wenn ich nun die Tariferhöhung im Januar 2020 unberücksichtigt lassen würde (also 01.2021 +1,29% / 12.2022 +2,8%), käme ich auf Tarifsteigerungen von 4,12%.

Demnach wäre der Kaufkraftverlust bei ca. 14%.

Auch diese Differenz ist sehr weit von 25% entfernt.

Aktienprimus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2705 am: 05.10.2023 09:08 »
Ich und mit mir noch zwei weitere leistungsbereite MINT-Kollegen haben nun mit 40+ gekündigt. Ich werde mein Glück künftig im Bereich des TV-V suchen, bei deutlich spürbarer Lohnsteigerung und vernünftiger JSZ .

Für die TV-L Tarifverhandlungen wünsche ich ernstgemeint viel Erfolg! Ich kann derzeit insbesondere bei EG 10 aufwärts und guter Qualifikation nur zu einem Wechsel raten. Seit mutig. Die Zeiten sind gerade für Ingenieure und ITler sehr günstig und die AG wollen es oft nicht anders, wenn man die Gesamtentwicklung des TV-L betrachtet. Alles Gute für alle und gesund bleiben  :)

Faunus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2706 am: 05.10.2023 09:12 »
Meine Prognose aus Hamburg heraus:
Grundforderung für Alle 12,5%, Minimum 400,-€
+ 450€ Stadtstaaten-Zulage
+ 180 SuE Zulage

D.h. nur Hamburg, Bremen und Berlin bekämen die Stadtstaaten Zulage oder wie ist das gedacht? Es gibt reihenweise Mittelstädte wo die Lebenshaltungskosten nicht geringer sind.

Und was hat es mit der SuE Zulage auf sich?


Bayern heult doch schon lange rum, dass der Länderfinanzausgleich ungerecht verteilt ist. Wenn die Stadtstaaten jetzt auch noch Ihre MA im ÖD besser stellen als z.B. MA im ÖD im München... Das gibt böses Blut!

Bastel

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2707 am: 05.10.2023 09:22 »
Das zeigt mal wieder wie dumm die Bayern sind. Statt das Geld für die eigenen Leute auszugeben, wird schön abgegeben. Die Pleite Länder freut es.

Markus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2708 am: 05.10.2023 10:02 »
Auch diese Differenz ist sehr weit von 25% entfernt.
Es hängt halt alles am persönlichen Warenkorb. Der hat mit dem offiziellen Warenkorb nicht notwendigerweise was zu tun. Ich denke die offiziellen Zahlen sind eher eine Schönrechnerei.

Zinc

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2709 am: 05.10.2023 10:21 »
Auch diese Differenz ist sehr weit von 25% entfernt.
Es hängt halt alles am persönlichen Warenkorb. Der hat mit dem offiziellen Warenkorb nicht notwendigerweise was zu tun. Ich denke die offiziellen Zahlen sind eher eine Schönrechnerei.

Definitv! Ich wüsste auch nicht in welchem Sektor sich da aktuell groß etwas entspannt hat. Man darf auch nicht vergessen, was ab 01.01.2024 alles wieder teurer wird (CO2-Preis, Strom, Gastro, Krankenkasse usw. ... SPOTIFY!! ::) :'()

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2710 am: 05.10.2023 10:50 »

Demnach wäre der Kaufkraftverlust bei ca. 14%.

Auch diese Differenz ist sehr weit von 25% entfernt.

Absolut! Aber 14% sind auch mehr als 11% ;-)

Letztlich wären zur Erhaltung/Wiederherstellung der realen Kaufkraft diese 14% schon realistisch - zumal das spontane Absinken der Inflation nach Tarifabschluss auch nicht zu erwarten ist.

troubleshooting

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2711 am: 05.10.2023 11:00 »
Ich und mit mir noch zwei weitere leistungsbereite MINT-Kollegen haben nun mit 40+ gekündigt. Ich werde mein Glück künftig im Bereich des TV-V suchen, bei deutlich spürbarer Lohnsteigerung und vernünftiger JSZ .

Für die TV-L Tarifverhandlungen wünsche ich ernstgemeint viel Erfolg! Ich kann derzeit insbesondere bei EG 10 aufwärts und guter Qualifikation nur zu einem Wechsel raten. Seit mutig. Die Zeiten sind gerade für Ingenieure und ITler sehr günstig und die AG wollen es oft nicht anders, wenn man die Gesamtentwicklung des TV-L betrachtet. Alles Gute für alle und gesund bleiben  :)

Wünsche alles Gute! Hab ja selbst auch grad erst gewechselt. Zwar innerhalb des Geltungsbereiches des TV-L, allerdings zu einem wesentlich ruhigeren Job. Muss jetzt allerdings 100m weiter fahren ;D Parallel wird der, vom letzten AG ungewünschte Zweitjob ausgebaut.

Zinc

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2712 am: 05.10.2023 11:04 »
Ich und mit mir noch zwei weitere leistungsbereite MINT-Kollegen haben nun mit 40+ gekündigt. Ich werde mein Glück künftig im Bereich des TV-V suchen, bei deutlich spürbarer Lohnsteigerung und vernünftiger JSZ .

Für die TV-L Tarifverhandlungen wünsche ich ernstgemeint viel Erfolg! Ich kann derzeit insbesondere bei EG 10 aufwärts und guter Qualifikation nur zu einem Wechsel raten. Seit mutig. Die Zeiten sind gerade für Ingenieure und ITler sehr günstig und die AG wollen es oft nicht anders, wenn man die Gesamtentwicklung des TV-L betrachtet. Alles Gute für alle und gesund bleiben  :)

Wünsche alles Gute! Hab ja selbst auch grad erst gewechselt. Zwar innerhalb des Geltungsbereiches des TV-L, allerdings zu einem wesentlich ruhigeren Job. Muss jetzt allerdings 100m weiter fahren ;D Parallel wird der, vom letzten AG ungewünschte Zweitjob ausgebaut.

Kannst du sagen, warum dein Zweitjob unerwünscht war bzw. in welcher Form dein AG das zum Ausdruck gebracht hat?

KDC

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2713 am: 05.10.2023 11:09 »
Auch diese Differenz ist sehr weit von 25% entfernt.
Es hängt halt alles am persönlichen Warenkorb. Der hat mit dem offiziellen Warenkorb nicht notwendigerweise was zu tun. Ich denke die offiziellen Zahlen sind eher eine Schönrechnerei.

Bekomme ich dann jetzt mit der Tarifverhandlung eine Gehaltskürzung, weil sich bei mir die Ausgaben reduziert haben? Haben uns ein anderes Familienauto mit halben Verbrauch geholt und das Arbeitsauto ist ein Hybrid, das wir über die eigene PV und BayWa oftmals kostenlos laden. Butter und andere Molkereierzeugnisse sind billiger geworden, Strom- und Gas ist billiger geworden, Saft ist billiger geworden, Hausgeld ging paar Euro runter, Handyvertrag wurde billiger, Obst und Gemüse haben wir viel aus dem eigenen Garten bezogen den ganzen Sommer über. Fixkosten wie Annuität für Immobilie sind genauso konstant geblieben wie sämtliche Versicherungen, die wir zahlen. Kita wurde um den gleichen Betrag teurer wie das Kindergeld angehoben wurde, ist als Nullsummenspiel. Dafür gab`s unterm Jahr eine ordentliche Gehaltserhöhung mittels Zulage.

Die offiziellen Zahlen werden schon für die meisten Leute stimmen. Deine Zahlen sind eher Schlechtrederei.

Steve 69

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« Antwort #2714 am: 05.10.2023 11:31 »
Die ganzen Diskussionen hier zeigen doch leider eins. Wir wünschen uns einen gut funktionierenden und dementsprechend gut entlohnten ÖD.  Will die Politik das denn auch noch? Gefühlt geht das denen da "oben " doch am Allerwertesten vorbei.  Der ÖD ist doch dabei sich selbst abzuschaffen. Begonnen hat alles mit dem Austritt der Länder.  Hessen macht nicht mehr mit,  die Stadtstaaten wollen jetzt anscheinend auch ihr eigenes Süppchen kochen.Als nächstes werden dann noch gesonderte Tarife für z.B. München und Düsseldorf ausgehandelt..die Politik schafft es tatsächlich nicht nur das Land,  sondern auch den ÖD völlig zu spalten.   TVL gegen TVÖD/ TVV,  EG 1-8 gegen 9-15, Stadt gegen Land,  Angestellte gegen Beamte usw. Die Politiker hören dem Volk eh schon lange nicht mehr zu und versuchen auf biegen und brechen ihre eigenen Ideologien durchzuboxen.  An einen viel schlechteren Abschluss als beim TVÖD glaube ich zwar nicht,  sollte es aber doch so kommen,  wird es zu noch mehr Spannungen kommen als jetzt schon. Wie hier bereits erwähnt.  Irgendwelche Ausreden der AG werden gewiss kommen.  War es beim letzten Abschluss Corona,  werden jetzt Deutschlandticket,  hohe Kosten für Flüchtlinge,  erforderliche Unterstützung der Kommunen ( die ja bekanntlich ,im Gegensatz zu den Ländern, bei den gemeinsamen Verhandlungen mit dem Bund geblieben sind und jetzt die Länder auffordern mehr Geld zu zahlen,  weil unter anderem auch die Personalkosten gestiegen sind ,welch Ironie) . Jeder von "uns " kennt die Kaufkraftverluste der letzten Jahre.  Die AG werden sich trotzdem winden wie ein Aal...