Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1035829 times)

Anadur

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5325 am: 22.11.2023 17:30 »
das wäre ja die Frage an diejenigen gewesen, die vielleicht dabei waren.

Man kann halt 2 unterschiedliche Sätze herauslesen:

1. Wir haben die Struktur des TVöD & dessen Volumen also deutlich über dem letzten TVL-Abschluss angeboten

oder

2. Wir haben die Struktur des TVöD & ein Volumen deutlich über dem letzten TVL-Abschluss angeboten

Darum für mich kein richtiges und eindeutiges Deutsch.

Weiß nicht wie du auf die erste Variante kommst? Wunschdenken?
Also letzter Abschluss war Nullrunde und dann 2,8% auf insgesamt 24 Monate. Struktur des TVÖD würde bedeuten, erstmal die IAP gestreckt auf x Monate und danach eine % Steigerung, die der Nettoerhöhung durch die IAP entspricht.

Höheres Volumen erreicht man ja fast schon durch die IAP. Insofern würde ich vermuten, eine etwas höhere Einmalzahlung, um anschließend monatlich deutlich unter 200€ zu bleiben. Dann ab dem 14 Monat ein Sockel + 3% damit man Netto genauso viel hat wie mit der IAP.

Man könnte auch sagen, ein Tritt in die Weichteile mit 14 Monaten Anlauf.

Zerschmetterling

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Ist das wirklich so teuer?
« Antwort #5326 am: 22.11.2023 19:10 »
Hallo ihr lieben!
Mich würde mal interessieren wie viel so eine Lohnerhöhung wirklich mehr kostet.

Erstes Stichwort ist die Steuerprogression. Wenn Frau Mustermann durch eine Lohnerhöhung
plötzlich 1 % mehr auf ihr gesamtes Einkommen an Steuern zahlen muss.

Als zweites empfinde ich eine Lohnsteigerung im öffentlichen Dienst als Wirtschaftsförderung. Natürlich kann ich hier nur für mich sprechen. Ich werde eine Gehaltserhöhung fast zur Gänze im Inland ausgeben. Sei es für die gestiegene Versicherungsprämie oder den Liter Milch.
Und an dieser Stelle greifen doch auch viele Steuern.  Es gab da, glaube ich, mal so einen Stichtag im Sommer ab wann man seine Steuerlast bezahlt hat.
Und alle die, die an diesem Liter Milch mitverdienen, geben meinen Euro ja auch wieder versteuert für irgendwas aus. Und so weiter.

Vielleicht findet sich hier ja jemand der das ein bisschen wissenschaftlicher Ausdrücken kann. Ich finde, dass unsere Arbeitgeber aufschreien, weil 500€ zu viel seien, aber unterm Strich ein riesiger Batzen an sie zurückfließt.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5327 am: 22.11.2023 20:42 »
Was ich hier noch gar nicht gelesen habe, ist der Umgang mit der Jahressonderzahlung - war als "Neueinsteiger" erstaunt bis entsetzt über die Reduzierung der Jahressonderzahlung je nach EG auf 88 / 74 / 46 / 33  Prozent!  Völlig ohne Befristung dieser Regelung, und in Tarifverhandlung hört man kein Wort darüber.

Ist ja weiterer gravierender Schlag ins Gesicht der TV-Ler gegenüber TVöD und in der Sache (ist meine Arbeit sowenig "Wert"?!) für mich nicht nachzuvollziehen..

Finde das hätte in der Tarif-Forderung mit betrachtet werden können / müssen.
Ich meine gehört zu haben, dass die AG Seite laut über eine Angleichungder JSZ  nachgedacht hat, dieses aber von verdi gleich als unsozial abgewatscht wurde.

Alitalia

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5328 am: 22.11.2023 20:57 »


Ich bin genau in der Situation. E10 TV-L, konkrete Aussicht auf E11 im kommenden Jahr und ein Angebot E9c-VKA auf dem Tisch.
Nun ist letzteres so viel wie derzeit E11 TV-L und ich hätte dann schlicht keinen Arbeitsweg mehr, weil ich in meiner Heimatstadt arbeiten würde.

Was mich verunsichert: Ich müsste mich halt wieder in die Probezeit begeben und die Kommune hat wie alle ein astronomischen Loch im Haushalt. Ich sehe tatsächlich schon Personaleinsparungen kommen, hier wie da.

Die nächsten Jahre gehen so viele Personen in Rente/Pension, dass sich gewiss auch in der eigenen oder einer am Ort befindlichen Dienststelle etwas besseres ergibt.

Bei einer größeren Kommune kann es zudem viel eher dazu kommen, dass man hin und her versetzt wird bzw. sich das Dienstgebäude ändert. Beim Land habe ich das bisher eher wenig miterlebt.

Grandia

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5329 am: 22.11.2023 21:29 »
Was ich hier noch gar nicht gelesen habe, ist der Umgang mit der Jahressonderzahlung - war als "Neueinsteiger" erstaunt bis entsetzt über die Reduzierung der Jahressonderzahlung je nach EG auf 88 / 74 / 46 / 33  Prozent!  Völlig ohne Befristung dieser Regelung, und in Tarifverhandlung hört man kein Wort darüber.

Ist ja weiterer gravierender Schlag ins Gesicht der TV-Ler gegenüber TVöD und in der Sache (ist meine Arbeit sowenig "Wert"?!) für mich nicht nachzuvollziehen..

Finde das hätte in der Tarif-Forderung mit betrachtet werden können / müssen.
Ich meine gehört zu haben, dass die AG Seite laut über eine Angleichungder JSZ  nachgedacht hat, dieses aber von verdi gleich als unsozial abgewatscht wurde.

Hat Verdi auch schon in den Verhanlungen zu TVöD gemacht. Kein Wunder, dass das Hauptklientel aus den unteren Tarifgruppen besteht, wenn auch diese dermaßen stark bedient werden. Das ist auch ein Kreislauf. Denn das Hauptklientel muss ja bedient werden, damit die bleiben.

MoinMoin

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Antw:Ist das wirklich so teuer?
« Antwort #5330 am: 23.11.2023 07:03 »
Hallo ihr lieben!
Mich würde mal interessieren wie viel so eine Lohnerhöhung wirklich mehr kostet.

Erstes Stichwort ist die Steuerprogression. Wenn Frau Mustermann durch eine Lohnerhöhung
plötzlich 1 % mehr auf ihr gesamtes Einkommen an Steuern zahlen muss.

Als zweites empfinde ich eine Lohnsteigerung im öffentlichen Dienst als Wirtschaftsförderung. Natürlich kann ich hier nur für mich sprechen. Ich werde eine Gehaltserhöhung fast zur Gänze im Inland ausgeben. Sei es für die gestiegene Versicherungsprämie oder den Liter Milch.
Und an dieser Stelle greifen doch auch viele Steuern.  Es gab da, glaube ich, mal so einen Stichtag im Sommer ab wann man seine Steuerlast bezahlt hat.
Und alle die, die an diesem Liter Milch mitverdienen, geben meinen Euro ja auch wieder versteuert für irgendwas aus. Und so weiter.

Vielleicht findet sich hier ja jemand der das ein bisschen wissenschaftlicher Ausdrücken kann. Ich finde, dass unsere Arbeitgeber aufschreien, weil 500€ zu viel seien, aber unterm Strich ein riesiger Batzen an sie zurückfließt.
Mit der Argumentation könnte man die Bürgergelderhöhungen auch begründen 😝
Ist doch nur eine Wirtschaftsförderung.

Ulf

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5331 am: 23.11.2023 07:14 »
Na passt doch. Davon wird ja auch prozentual reichlich Gebrauch gemacht. Absolut ist der Bürgergeld Zuwachs sicher "überschaubar". Ähnliche Erhöhungen beim Mindestlohn zuletzt.  ;)
« Last Edit: 23.11.2023 07:21 von Ulf »

TV-Ler

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5332 am: 23.11.2023 07:29 »
Hat Verdi auch schon in den Verhanlungen zu TVöD gemacht. Kein Wunder, dass das Hauptklientel aus den unteren Tarifgruppen besteht, wenn auch diese dermaßen stark bedient werden. Das ist auch ein Kreislauf. Denn das Hauptklientel muss ja bedient werden, damit die bleiben.
Diese Sichtweise setzt voraus, das "die Gewerkschaft" eine Art Dienstleister ist, und die Mitglieder eine Art Kunden, die bedient werden wollen.
Jedoch sind die Mitglieder "die Gewerkschaft", auch wenn es einen hauptamtlichen Apparat gibt, der die Geschäfte führt (und der mindestens im Fall Verdi auch ein gewisses Eigenleben führt und Süppchen kocht...)...
Die Bundestarifkommission für den öD besteht aus Ehrenamtlichen.
Und da die Mitgliedschaft nun mal weit überwiegend in EG < 9 angesiedelt ist, vertreten diese folglich vornehmlich entsprechende Interessen.
Natürlich haben die auch ein Einsehen, wenn es um die Belange der EG >8 geht, aber eben nur sehr begrenzt.

Ist wie beim Fußball - du bejubelst die Tore deiner Mannschaft und bist bestenfalls zähneknirschend bereit zuzugeben, das die andere Mannschaft einen super Spielzug hingelegt hat...


MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5333 am: 23.11.2023 07:36 »
Absolut korrekt.
Das Problem ist doch, das nur einsehr  kleiner Teil der Gewerkschaftsmitglieder aus dem Bereich TVL kommen, da verdi ja die eierlegende Wollmilchsau ist und x andere Tarifverträge aushandelt.

Mint

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5334 am: 23.11.2023 07:39 »
Das kann doch aber keine Begründung sein, obere Entgeltgruppen derart massiv bei der Jahressonderzahlung zu benachteiligen. Das ist finanziell deutlich spürbar. Im Sinne einer ganzheitlichen Gewerkschaftspolitik sollte man auch das Klientel der oberen Entgeltgruppen nicht vollständig vergraulen durch solche Aktionen. Vor allem wenn man neue Mitglieder gewinnen möchte.

Da auch GEW und DBB mit am Tisch sitzen ist diese gravierende Ungleichbehandlung nicht nachvollziehbar.

Würden sich untere und mittlere Entgeltgruppen über eine JSZ von üppigen 33 / 46 Prozent freuen?


TV-Ler

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5335 am: 23.11.2023 07:54 »
Genauso wird es werden, und das Ergebnis wird nahe am TVöD- Ergebnis liegen.
...
Glaube sogar daran, dass Stufe 6 der oberen EGs ein extra Schuß bekommen könnte.
...
Das wäre sicher sehr wünschenswert und auch ganz im Sinne der TdL. Macht es sich doch zumindest kosmetisch gut. Es wäre wirklich interessant, zu wissen wie groß der Anteil der Stufe 6 in den oberen Entgeltgruppen (> EG12) speziell im Wissenschaftsbereich ist!?

Grandia

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5336 am: 23.11.2023 08:04 »
Absolut korrekt.
Das Problem ist doch, das nur einsehr  kleiner Teil der Gewerkschaftsmitglieder aus dem Bereich TVL kommen, da verdi ja die eierlegende Wollmilchsau ist und x andere Tarifverträge aushandelt.

Verdi verhandelt nicht für x andere, die TdL wendet es auf alle an. Soweit mir bekannt ist, wollte Verdi auch schonmal x ausschließen. Die TdL ist da einfach Schlau. Wie groß und mächtig wäre Verdi, wenn alle eintreten müssten, um zu profitieren?

TV-Ler

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5337 am: 23.11.2023 08:05 »
...
Vor allem wenn man neue Mitglieder gewinnen möchte.
Es sind zwei Seiten, die einen (Tarif)Vertrag schließen. Und die eine Seite möchte, aufgrund der relativ großen Zahl an Beschäftigten in EG > 12 die Kosten für die JSZ in diesem Bereich überschaubar halten und hat gleichzeitig sicher auch keinerlei Interesse, das die andere Vertragspartei in diesem Bereich Mitglieder gewinnt...

Da auch GEW und DBB mit am Tisch sitzen ist diese gravierende Ungleichbehandlung nicht nachvollziehbar.
Nicht? Diese Ungleichbehandlung ist doch real, wenn sie nicht nachvollziehbar wäre, bleibe doch nur eine Verschwörung(stheorie) übrig  8)

Würden sich untere und mittlere Entgeltgruppen über eine JSZ von üppigen 33 / 46 Prozent freuen?
Warum sollten die sich auch nur Gedanken machen, ob sie sich darüber freuen würden?

TV-Ler

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5338 am: 23.11.2023 08:05 »
Absolut korrekt.
Das Problem ist doch, das nur einsehr  kleiner Teil der Gewerkschaftsmitglieder aus dem Bereich TVL kommen, da verdi ja die eierlegende Wollmilchsau ist und x andere Tarifverträge aushandelt.

Verdi verhandelt nicht für x andere, die TdL wendet es auf alle an. Soweit mir bekannt ist, wollte Verdi auch schonmal x ausschließen. Die TdL ist da einfach Schlau. Wie groß und mächtig wäre Verdi, wenn alle eintreten müssten, um zu profitieren?
Du hast da etwas missverstanden...

Buchstabensalat

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5339 am: 23.11.2023 08:11 »
NIX bieten ist halt unterste Schublade...

Soweit sind die doch noch garnicht. Es wird ein Gebot geben und am Ende auch eine Einigung. Es wird defintiv nicht sein: Garnichts oder Arbeitszeitverringung.

Es steht doch schon längst fest was wir bekommen. Alles andere ist da doch nur Theater. Das Gefühl beschleicht einem zumindest.

Für mich steht fest, es werden 27 Monate Laufzeit.

2023 = NIX
2024 = 150 Sockelbetrag und 4,5%
2025 = 75 Sockelbetrag und 2,5%

Irgendetwas in dieser Richtung wird es werden.

Korrigiere
2023 nix Check
2024 100 Sockelbetrag und 2,9%
2025 2,1%

Verstehe ich nicht.
Die Forderung ist doch klar: 10,5 PROZENT, MINDESTENS ABER 500 EURO MEHR
Ich gehe nicht davon aus, dass das ein absichtlich grotesk hohes Einstiegsgebot war, damit man sich nach wochenlangen Verhandlungen irgendwo in der Mitte trifft, sondern das, was für den Frieden mindestens notwendig ist.
Auch erwarte ich nicht, dass die TdL einfach nur "Was ist letze Preis...?" fragt, sondern vielleicht versucht den einen Punkt zu drücken, indem sie den anderen hochsetzt (z.B.: 11%, mindestens 450 Euro mehr).
Ich denke, dass Verdi diesmal nachgedacht und eine vernünftige Forderung gestellt hat, von der man nicht abweichen kann und wird.
Also bin ich davon überzeugt, dass am Ende etwas sehr ähnliches rauskommen wird, wie: 10,5 PROZENT, MINDESTENS ABER 500 EURO MEHR

Da musste ich herzhaft lachen, schauen Sie mal bitte die letzten Tarifrunden an. Die Forderungen weichen immer von den Ergebnissen ab.

Die Übersicht der letzten Ergebnisse

2011 gefordert 50 Euro plus 3% erhalten 1,5%
2013 gefordert 6,5% erhalten 3,5%
2015 gefordert 5,5% erhalten 2,1%
2017 gefordert 6% erhalten 2%
2019 gefordert 6% erhalten 3,01%
2021 gefordert 5% erhalten 2,8%

Daten sind von https://oeffentlicher-dienst.info/tv-l/tr/2021/

2023 gefordert 10,5% und jetzt sollen wir 10,5% erhalten? Im Trend zeichnet sich ab, dass die Forderungen meist 40-60 Prozent erfüllt werden.
Der liebe Finanzminister Hr. Dressel verweist in dem Interview bereits auf die Haushaltskrise, somit können die 10,5% geviertelt werden wenn überhaupt.
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/streik-stadtstaaten-100.html