Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1035538 times)

Tagelöhner

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2115 am: 12.09.2023 08:27 »
Ich gehe davon aus, dass du schon eine Zulage nach 16.5 bekommst.
Falls nicht: Ein gute Führung würde dafür sorgen, dass du diese Zulage bekommst, wenn er dich behalten will.

Mein Kennisstand dazu ist, dass von den Möglichkeiten des § 16 Abs. 5 TV-L so gut wie gar nicht Gebrauch gemacht wird. Selbst eine Verkürzung der Stufenlaufzeit nach § 17 Abs. 2 TV-L unterliegt oftmals einer Handlungsanweisung des übergeordneten Finanzministeriums und ist streng kontingentiert.

Eine gute Führungskraft wird daher bestenfalls einmal eine Hierarchiestufe weiter oben oder direkt im Personalreferat anklopfen und das Thema ansprechen, sich dann aber in 95-99% der Fälle eine Abfuhr einhandeln, die dann nach unten als "ich würde gerne, aber mir sind die Hände gebunden" verkaufbar ist. Mehr Engagement würde ich von einer guten Führungskraft niemals erwarten, da es sich ansonsten irgendwann negativ auf deren eigene berufliche Zukunft auswirken kann.

Vielleicht werden diese Instrumente aber zukünftig öfter angewendet, wenn der Druck durch Personalengpässe zunimmt und Abwanderungstendenzen spürbarer werden.

Ulf

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2116 am: 12.09.2023 08:30 »
Das Ergebnis ist dann für dich "fähige" Führung?

Es gibt in meinen Augen ja noch die Möglichkeit, dass das Vertragsverhältnis für beide Seiten wieder fair ins Lot kommt - ein guter Tarifabschluss im Winter.
Ich gehe davon aus, dass du schon eine Zulage nach 16.5 bekommst.
Falls nicht: Ein gute Führung würde dafür sorgen, dass du diese Zulage bekommst, wenn er dich behalten will.

Leider nicht. Das ist der Grund warum uns zuletzt auch gutes Nachwuchspersonal verlassen hat. Man möchte so etwas prinzipiell nicht zahlen. Da könnte dann ja jeder kommen. Gute Führung nach oben hin haben wir nicht - daher mache ich mir auch in die andere Richtung weniger Sorgen. Ich fühle mich per se auch nicht unterbezahlt, aber ein gewisser Inflationsausgleich muss her, um das Vertragsverhältnis wieder für beide Seiten fair ins Gleichgewicht zu bringen.

Prince of Persia

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2117 am: 12.09.2023 08:37 »
Gleich stellen sich die politischen Köpfe des Landes Hessen den knallharten Fragen der Dstg zur verfassungskonformen Besoldung und weiteren Themen, die den Beamten im Land Hessen kurz vor der Wahl beschäftigen.

Hier der Live Link für alle Interessierten:

https://m.youtube.com/watch?v=4PStqVb9LwA

Warnstreik

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2118 am: 12.09.2023 08:43 »
Denn so plötzlich durch die Decke wie es jetzt nach unten geht, ging es in der Vergangenheit schlicht nicht.

Das stimmt so nicht - ähnliche Peaks hat es in der Vergangenheit immer gegeben, Anfang der 50iger, dann Anfang der 70iger während Vietnamkrieg und Ölkrise, 1980 mit dem ersten Golfkrieg und dann 1990 mit der Wiedervereinigung. Fakt ist auch, dass wir seit ca 1994, also fast 30 Jahren in einer Zeit der moderaten bzw. Niedriginflation leben. Im ersten Coronajahr lag sie fast auf 0. Dass jetzt durch die Coronanachwehen (weltweit) und den Ukrainekrieg sowie die Geldmengenausweitung in Folge der Eurokrise irgendwann mal eine Zeit der höheren Inflation kommt, war irgendwie klar - es musste schlicht mal passieren.

Es ist am Ende ja auch nicht so, dass in einer Hyperinflation das Geld wertlos wird - die Löhne steigen ja auch so gut wie selten zuvor. (und das wird auch im TV-L so sein) Dass sie die kurzfristige Inflation nicht ganz ausgleichen ist aber auch irgendwie klar - dafür lagen die Ergebnisse der letzten Jahre auch immer ein wenig über der Inflationsrate.

Man kann es gut mit Indexmietverträgen vergleichen: Jahrelang ist man durch die niedrige Inflation vor ähnlchen Anpassungen wie im normalen Mietmarkt geschützt. Jetzt, wo man auch mal dafür zahlen müsste findens alle doof. So ist es halt...

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2119 am: 12.09.2023 08:45 »
Genauso wenig wie der Reallohnzuwachs des Jahrzehnts vor der hohen Inflation zu einem Abbau oder einer Leistungssteigerung geführt hat, wird der Reallohnverlust in der anderen Richtung etwas bewirken.

Und woher genau willst du jetzt wissen, dass ein Reallohnzuwachs in der Vergangenheit nicht zu mehr Zufriedenheit und somit besserer Arbeitsmoral und der Übernahme weiterer Aufgaben geführt hat? Ich behaupte das Gegenteil.
Einerseits, kann ich in den Zeiten des Reallohnzuwachses nicht ein damit begründbaren Personalabbau erkennen,
8und das war doch die Gegenthese zur These: "Wenn 100 ÖDler nur noch 88% leisten, dann stellt der Staat sicher aber wieder 12% neue Leute ein" andererseits gebe ich dir absolut Recht, dass die Höhe des Lohnen (oder des Reallohnes) sehr stark die Arbeitsmoral und Zufriedenheit (und damit die Leistungsbereitschaft) beeinflussen kann.
Und das diese Inflationskeule, die uns etliche Jahre beim Reallohnzuwachs zurückgeworfen hat, frustriert und einen motiviert in sich zu gehen und zu schauen wo gibbet mehr für die gleiche Leistung ist auch klar.

Aber nenne mir einen Grund, warum die TdL einen wesentlich besseren Abschluss zustimmen sollte als die restlichen Bürger?

Von daher, wirklich mehr Geld gibt es nur fürs Individuum, welches seine Marktsituation nutzt, der Rest darf jubeln, wenn wir wieder den alten Abstand zum VKA erreichen, weil dann kann er im TV-L wesentlich mehr verdienen, als die VKA KuK

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2120 am: 12.09.2023 08:50 »
Das Ergebnis ist dann für dich "fähige" Führung?

Es gibt in meinen Augen ja noch die Möglichkeit, dass das Vertragsverhältnis für beide Seiten wieder fair ins Lot kommt - ein guter Tarifabschluss im Winter.
Ich gehe davon aus, dass du schon eine Zulage nach 16.5 bekommst.
Falls nicht: Ein gute Führung würde dafür sorgen, dass du diese Zulage bekommst, wenn er dich behalten will.

Leider nicht. Das ist der Grund warum uns zuletzt auch gutes Nachwuchspersonal verlassen hat. Man möchte so etwas prinzipiell nicht zahlen. Da könnte dann ja jeder kommen. Gute Führung nach oben hin haben wir nicht - daher mache ich mir auch in die andere Richtung weniger Sorgen. Ich fühle mich per se auch nicht unterbezahlt, aber ein gewisser Inflationsausgleich muss her, um das Vertragsverhältnis wieder für beide Seiten fair ins Gleichgewicht zu bringen.
Da du bleibst, ist es offensichtlich haushälterisch die richtige Entscheidung.
Aber da du andeutest, dass du dadurch in deiner Motivation und Leistungsfähigkeit eingeschränkt bist, ist es evtl. langfristig eine falsche Entscheidung.

Ich wäre bei meinem AG nicht mehr, wenn ich nicht diese Zulagen erhalten würde, das hat der AG ( uA Dank der Unterstützung meines VGs) allerdings bei mir auch erkannt und gehandelt.

und nein nicht jeder bekommt diese bei uns, leider bleiben, nach Ablehnung noch zu viele, so dass der AG da keinen "Druck" hat, sondern bestätigt wird.


KDC

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2121 am: 12.09.2023 11:23 »
Das Ergebnis ist dann für dich "fähige" Führung?

Es gibt in meinen Augen ja noch die Möglichkeit, dass das Vertragsverhältnis für beide Seiten wieder fair ins Lot kommt - ein guter Tarifabschluss im Winter.
Ich gehe davon aus, dass du schon eine Zulage nach 16.5 bekommst.
Falls nicht: Ein gute Führung würde dafür sorgen, dass du diese Zulage bekommst, wenn er dich behalten will.

Leider nicht. Das ist der Grund warum uns zuletzt auch gutes Nachwuchspersonal verlassen hat. Man möchte so etwas prinzipiell nicht zahlen. Da könnte dann ja jeder kommen. Gute Führung nach oben hin haben wir nicht - daher mache ich mir auch in die andere Richtung weniger Sorgen. Ich fühle mich per se auch nicht unterbezahlt, aber ein gewisser Inflationsausgleich muss her, um das Vertragsverhältnis wieder für beide Seiten fair ins Gleichgewicht zu bringen.

Lieber Ulf, dein Post zeigt mir letztlich folgende Dinge:

1. Du machst dir die Probleme deines Arbeitsgebers zu eigen.
2. Du fühlst dich ungerecht behandelt.
3. Du hoffst darauf, dass irgendeine exteren Macht deine tollen Leistungen erkennen und entsprechend monetär honorieren wird.
4. Obwohl du innerlich weißt, dass 3. nie passieren wird (siehe Verwehrung Zulage), bleibst du dennoch deinem Arbeitgeber treu und äußerst deinen Unmut über stillen Protest an der Arbeit und Meckern im Internet.
5. Das gute Nachwuchspersonal ist deutlich schlauer als du und hat erkannt, dass bei euch 3. nie eintreten wird, hat entsprechend reagiert und verdient nun woanders deutlich mehr Geld.

Mein Tipp an dich: Schreib Bewerbungen und sobald du ein schriftliches Vertragsangebot vorliegen hast, zeigst du es deinem Arbeitgeber und verhandelst dein Gehalt neu. Kommt er dir nicht entgegen, Kündigung schreiben und das Angebot der Konkurrenz unterschreiben.

Umlauf

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2122 am: 12.09.2023 12:26 »
Zumindest ein gleichziehen mit dem TVöD wäre ein sinnvoller und notwendiger Schritt, auch bei der JSZ.
Ist denn die JSZ beim TVöD immer besser als beim TV-L?

Bei der JSZ gehen selbst Bund und Kommunen getrennte Wege.

Beim Bund sieht die JSZ so aus:
<= EG8: 90%
EG9 bis EG12: 80%
>= EG13: 60%

Das hat den kleinen Haken, dass sich das Jahresgehalt von EG12/6 und EG13/6 praktisch nicht mehr unterscheidet.
Einige Berufe gehen bis EG13. Die kann man nicht mehr mit einer EG13 locken. Dafür dann mehr Verantwortung.

Bei den Kommunen war die JSZ jahrelang eingefroren. Das heißt die Prozentwerte wurde immer kleiner. Da gab es vor einiger Zeit neue Regelungen. Die habe ich nicht im Kopf.

MoinMoin

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« Antwort #2123 am: 12.09.2023 12:43 »
Also gibt es Bereiche im TV-L da wäre eine Angleichung zur JSZ vom TVöD gut und andere wären die gekniffenen.

Garfield

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« Antwort #2124 am: 12.09.2023 13:48 »
Die Verdi - Forderungsumfrage ist dieses Mal schon sehr aussagekräftig.
Keine Möglichkeit Freitext einzugeben, keine Möglichkeit Schwerpunkte auszuwählen - nichts.
Einzig die geforderte prozentuale Erhöhung ist noch interessant.

Heißt also jetzt schon hoffen auf 2025/26, wenn man auf strukturelle Änderungen im TV-L oder eine Reduzierung der Arbeitszeit gehofft haben sollte.

teclis22

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« Antwort #2125 am: 12.09.2023 14:43 »
also wieder mal keine stufengleiche höhergruppierung. warum auch. Garantiebetrag muss reichen. :/

Albeles

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« Antwort #2126 am: 12.09.2023 15:02 »
Mein AG nutzt das Mittel 16.5 gar nicht. Wem das nicht passt, muss halt gehen. Ob das sinnvoll und richtig ist, wird gar nicht drauf eingegangen  ;D

Tagelöhner

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« Antwort #2127 am: 12.09.2023 15:06 »
Mein AG nutzt das Mittel 16.5 gar nicht. Wem das nicht passt, muss halt gehen. Ob das sinnvoll und richtig ist, wird gar nicht drauf eingegangen  ;D

Deckt sich mit meiner Erfahrung, der 16.5er ist mehr Theorie als Praxis. Die Arbeitgeber sitzen nach wie vor auf einem viel zu hohen Ross, weil der noch vorhandene Personalkörper über die letzten 10 Jahre im Schnitt aufgebläht wurde. Perspektivisch kommt nur so langsam das Muffensausen, da am Horizont ein Unwetter aufzieht. Aber mit Umstrukturierungen, Digitalisierung und Aufgabenkritik wird auch das Problem gelöst werden.

MoinMoin

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« Antwort #2128 am: 12.09.2023 15:17 »
Mein AG nutzt das Mittel 16.5 gar nicht. Wem das nicht passt, muss halt gehen. Ob das sinnvoll und richtig ist, wird gar nicht drauf eingegangen  ;D

Deckt sich mit meiner Erfahrung, der 16.5er ist mehr Theorie als Praxis. Die Arbeitgeber sitzen nach wie vor auf einem viel zu hohen Ross, weil der noch vorhandene Personalkörper über die letzten 10 Jahre im Schnitt aufgebläht wurde. Perspektivisch kommt nur so langsam das Muffensausen, da am Horizont ein Unwetter aufzieht. Aber mit Umstrukturierungen, Digitalisierung und Aufgabenkritik wird auch das Problem gelöst werden.
Gut für die Arbeitgeber, die da schon weiter sind  8)
Und traurig, wenn die AN, sich nicht andere AGs suchen und sich verarschen lassen.

Wuppertaler

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« Antwort #2129 am: 12.09.2023 18:44 »
Warum ich denke, dass eine Gehaltserhöhung im TV-L Tarif eine gute Idee ist:

1. Talent anziehen und behalten: Wir müssen gute Leute an Bord holen und sie motiviert halten. Mit besseren Gehältern könnten wir talentierte Mitarbeiter anlocken und ihre Treue gewährleisten.

2. Steigende Kosten: Die Miete, Lebensmittel und andere Ausgaben steigen ständig. Eine Gehaltserhöhung würde helfen, mit den steigenden Lebenshaltungskosten Schritt zu halten.

3. Anerkennung für harte Arbeit: Unsere Leute im öffentlichen Dienst leisten hervorragende Arbeit für die Gesellschaft. Ein Gehaltsboost wäre eine Art, ihre harte Arbeit zu belohnen.

4. Im Wettbewerb bleiben: Um auf dem Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig zu sein, müssen wir Gehälter bieten, die sich sehen lassen können. So können wir gegenüber der Privatwirtschaft mithalten.

5. Bessere Servicequalität: Glückliche und gut bezahlte Mitarbeiter sind oft auch motivierter und können eine bessere Dienstleistungsqualität für die Bürgerinnen und Bürger sicherstellen.

Ich denke, es ist an der Zeit, über eine Gehaltserhöhung im TV-L Tarif sogar über den Abschluss vom TöVD nachzudenken !