Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1035351 times)

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4005 am: 30.10.2023 09:42 »
Die Arbeitgeberseite und auch die Gewerkschaften sollten einfach erkennen, auf welcher Ebene derzeit einen Arbeitnehmermarkt existiert. Und das ist nun einmal derzeit nicht eine EG9 und tiefer sondern der Bereich EG12 und aufwärts. Entsprechend muss verhandelt werden und dann kann und darf es schon auch so sein, dass einmal das obere Drittel besser als das untere bedient wird. Was nicht heißt, dass das untere deswegen schlechter befriedigt werden sollte. Sockelbeträge helfen jedenfalls nicht um Akademiker bei der derzeitigen Marktlage im ÖD zu halten und/ oder zu binden.

Amen, wobei ich den Mangel tatsächlich noch etwas tiefer ansiedeln würde. Solange man, wie mein EX-AG, meint Ing. mit EG 10 + Perspektive 11 finden zu können, wird das schlicht nichts. Noch dazu, bei inzwischen deutlich unflexibleren Arbeitsmodellen, im Vergleich zur PW.

Und, ja - der ÖD muss sich mit der PW messen lassen, solange AN die Wahl haben, wo sie schaffen wollen.

sebbo83

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4006 am: 30.10.2023 09:55 »
Zitat von: sebbo83
... Es gibt jetzt schon Konstellationen, dass die Sekretärin mit einer E7S6 mit Mitte 30, gleich nach der Realschule zur Verwaltungsschule nahezu das gleiche Brutto hat, wie der nach dem Studium frisch eingestiegene Brückenbauingenieur in der E11S1. Die Sekretärin ist vermutlich topp, der Brück-Bauingenieur ehr Low-Performer, weil anderes Personal bekommt man ja nicht für das Entgelt...
Sie vergleichen hier Äpfel mit Birnen. Die Sekretärin hat übrigens bis Mitte 30 seit Berufseinstieg die Bildungsstätte des Ing. mit Steuern und Abgaben finanziert. Das nur so am Rande.

Den Quark versucht man einem Akademiker schon seit gefühlt die letzten 50 Jahre zu erzählen und manche glauben es auch noch. Während die Bürosachbearbeiterin zwar 6-10 Jahre ehr, aber im niedrigen Level, Steuern zahlt, tut dies der Ingenieur später. Insoweit klar.
6 - 10 Jahre später finanziert der Ingenieur ebenso durch seine Steuern die nächste Generation Ingenieure. Mehr noch, üblicherweise hat er deutlich höhere Abgaben, da höheres Einkommen. Im Durchschnitt verdient ein Akademiker bis zum Renteneintritt 1 Mio. € mehr als ein Nicht-Akademiker. Das ist locker 250.000€ mehr an Lohnsteuer. Also, wer finanziert am Ende die nächste Akademiker-Generation???

Wer es immer noch nicht glaubt:
https://www.welt.de/wirtschaft/article169646995/So-stark-zahlt-sich-ein-Studium-aus.html

Thomber

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« Antwort #4007 am: 30.10.2023 10:14 »
Zitat
1 Mio. € mehr als ein Nicht-Akademiker.

Diese Aussage scheitert bereits daran, dass sich der Autor nicht über die Bedeutung "Akademiker" Gedanken gemacht hat. Die Gruppe der Akademiker ist nämlich SEHR groß und heterogen zusammengesetzt.
Vom Bachelor bis zum Prof. Dr. Ing. (Univ)   alles Akademiker.  Wer hat denn bitte mit welchen Zahlen hier den Durchschnitt berechnet?
Und hat man die staatlichen Ausgaben für die Hochschulen und das BAFÖG und und und berücksichtigt?   


Das ist alles sehr komplex und genau so unscharf, wie die Aussage "Man bekommt bis zu 60 % Rente"   (nur als Beispiel, bitte nicht auf Zahl festnageln)   Damit kann keiner etwas anfangen, denn diese Aussage trifft am Ende auf 0,x % nur zu.

sebbo83

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« Antwort #4008 am: 30.10.2023 10:30 »
Zitat
1 Mio. € mehr als ein Nicht-Akademiker.

Diese Aussage scheitert bereits daran, dass sich der Autor nicht über die Bedeutung "Akademiker" Gedanken gemacht hat. Die Gruppe der Akademiker ist nämlich SEHR groß und heterogen zusammengesetzt.
Vom Bachelor bis zum Prof. Dr. Ing. (Univ)   alles Akademiker.  Wer hat denn bitte mit welchen Zahlen hier den Durchschnitt berechnet?
Und hat man die staatlichen Ausgaben für die Hochschulen und das BAFÖG und und und berücksichtigt?   


Das ist alles sehr komplex und genau so unscharf, wie die Aussage "Man bekommt bis zu 60 % Rente"   (nur als Beispiel, bitte nicht auf Zahl festnageln)   Damit kann keiner etwas anfangen, denn diese Aussage trifft am Ende auf 0,x % nur zu.

Ich schrieb ja auch "im Durchschnitt". Ich habe nur den einen Artikel verlinkt aber mehrere Quellen durchsucht für ein paar Zahlen. Diese schwanken, aber im Mittel geht der Akademiker mit durchschnittlich 1 Mio. mehr Lebensbruttoverdienst in Rente. Daher ist es ein Märchen, dass der 17 Jährige Bauarbeiter oder die 20 Jährige Sachbearbeiterin das Studium der Akademiker mitfinanziert. BAFÖG zahlt man in der Regel (zum Teil) zurück.

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4009 am: 30.10.2023 10:50 »
Ist schon vor dem Hintergrund Unsinn, dass es die privaten Studiengänge ausklammert. Hab das Studium damals auch parallel zum Job (bin auch Handwerksgeselle) gemacht und es war ein komplett privat finanzierter Studiengang. Wenn mir daher jemand erzählen will, er hätte das finanziert, kann ich nur lachen.

Faunus

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« Antwort #4010 am: 30.10.2023 10:52 »
Zitat
1 Mio. € mehr als ein Nicht-Akademiker.

Diese Aussage scheitert bereits daran, dass sich der Autor nicht über die Bedeutung "Akademiker" Gedanken gemacht hat. Die Gruppe der Akademiker ist nämlich SEHR groß und heterogen zusammengesetzt.
Vom Bachelor bis zum Prof. Dr. Ing. (Univ)   alles Akademiker.  Wer hat denn bitte mit welchen Zahlen hier den Durchschnitt berechnet?
Und hat man die staatlichen Ausgaben für die Hochschulen und das BAFÖG und und und berücksichtigt?   


Das ist alles sehr komplex und genau so unscharf, wie die Aussage "Man bekommt bis zu 60 % Rente"   (nur als Beispiel, bitte nicht auf Zahl festnageln)   Damit kann keiner etwas anfangen, denn diese Aussage trifft am Ende auf 0,x % nur zu.

Ich schrieb ja auch "im Durchschnitt". Ich habe nur den einen Artikel verlinkt aber mehrere Quellen durchsucht für ein paar Zahlen. Diese schwanken, aber im Mittel geht der Akademiker mit durchschnittlich 1 Mio. mehr Lebensbruttoverdienst in Rente. Daher ist es ein Märchen, dass der 17 Jährige Bauarbeiter oder die 20 Jährige Sachbearbeiterin das Studium der Akademiker mitfinanziert. BAFÖG zahlt man in der Regel (zum Teil) zurück.


Ja was nun?
Ist der Abstand zu gering
oder
Verdienst im Durchschnitt 1 Mio mehr im Vgl.

Warum man eigentlich um die Abstände zw. den Entgeltgruppen streitet....
Alle Arbeitnehmer müssen erst mal von einer Vollzeitarbeit sorgenfrei leben können.

Wer dann 2 Autos, 3 Urlaube und 10 Weinkisten mehr haben will, muss nicht mehr arbeiten, nicht mehr leisten (im ÖD nicht zielführend) sondern mehr Verantwortung übernehmen.
Und da hapert es m.M. nach im ÖD!




cyrix42

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« Antwort #4011 am: 30.10.2023 11:05 »
@Faunus: Hier geht es doch aber nicht darum, wer sich was leisten kann, sondern, wie der öffentliche Dienst in den Ländern seine Stellen besetzt bekommt. Da steht er in manchen Bereichen weniger und in anderen stärker in Konkurrenz zur Privatwirtschaft. Wenn er nun in letzteren signifkant weniger zahlt und auch nicht diesen monetären Nachteil durch andere Vorteile aufwiegt, dann wird er ein Problem bekommen, weil dann eben die Bewerber_innen fehlen und die derzeit noch im öD auf diesen Stellen befindlichen Personen abwandern.

Da es im Angestelltenbereich um den Tausch Arbeitskraft gegen Entgelt geht, steht auch "nur" der Wert eben jener Arbeitskraft zur Verhandlung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Was der Arbeitnehmer dann damit anfängt bzw. anfangen kann, ist für den Arbeitgeber völlig irrelevant. (Anders sieht es bei Beamten aus. Aber das ist ja ein anderes Thema...)

Thomber

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4012 am: 30.10.2023 11:10 »
Zitat
mehr Verantwortung übernehmen.
Und da hapert es m.M. nach im ÖD!


Nö, es hapert einfach an "Stellen", an beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten, an Wertschätzung.....  im ÖD.
Sicherlich möchte nicht jeder mehr Verantwortung übernehmen, denn das wir oftmals halt nicht entsprechend vergütet. Aber, wie viele Menschen im öD haben denn ein tolles Angebot abgelehnt?   Mehr Verantwortung heißt ja meistens nicht nur, höherwertige Tätigkeit für mehr Brutto, sondern auch mehr Belastung in Form von Teilnahme an Terminen außerhalb der wohlfühl-Bürozeiten usw....   Es geht nicht immer nur ums Geld.

sebbo83

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« Antwort #4013 am: 30.10.2023 11:16 »
Zitat
1 Mio. € mehr als ein Nicht-Akademiker.

Diese Aussage scheitert bereits daran, dass sich der Autor nicht über die Bedeutung "Akademiker" Gedanken gemacht hat. Die Gruppe der Akademiker ist nämlich SEHR groß und heterogen zusammengesetzt.
Vom Bachelor bis zum Prof. Dr. Ing. (Univ)   alles Akademiker.  Wer hat denn bitte mit welchen Zahlen hier den Durchschnitt berechnet?
Und hat man die staatlichen Ausgaben für die Hochschulen und das BAFÖG und und und berücksichtigt?   


Das ist alles sehr komplex und genau so unscharf, wie die Aussage "Man bekommt bis zu 60 % Rente"   (nur als Beispiel, bitte nicht auf Zahl festnageln)   Damit kann keiner etwas anfangen, denn diese Aussage trifft am Ende auf 0,x % nur zu.

Ich schrieb ja auch "im Durchschnitt". Ich habe nur den einen Artikel verlinkt aber mehrere Quellen durchsucht für ein paar Zahlen. Diese schwanken, aber im Mittel geht der Akademiker mit durchschnittlich 1 Mio. mehr Lebensbruttoverdienst in Rente. Daher ist es ein Märchen, dass der 17 Jährige Bauarbeiter oder die 20 Jährige Sachbearbeiterin das Studium der Akademiker mitfinanziert. BAFÖG zahlt man in der Regel (zum Teil) zurück.


Ja was nun?
Ist der Abstand zu gering
oder
Verdienst im Durchschnitt 1 Mio mehr im Vgl.

Warum man eigentlich um die Abstände zw. den Entgeltgruppen streitet....
Alle Arbeitnehmer müssen erst mal von einer Vollzeitarbeit sorgenfrei leben können.

Wer dann 2 Autos, 3 Urlaube und 10 Weinkisten mehr haben will, muss nicht mehr arbeiten, nicht mehr leisten (im ÖD nicht zielführend) sondern mehr Verantwortung übernehmen.
Und da hapert es m.M. nach im ÖD!

cyrix42 hat es absolut richtig erkannt. Und mein Zitat ist nun auch noch aus dem Zusammenhang gerissen, denn es ging hier nur noch einzig um diesen Kommentar:

Sie vergleichen hier Äpfel mit Birnen. Die Sekretärin hat übrigens bis Mitte 30 seit Berufseinstieg die Bildungsstätte des Ing. mit Steuern und Abgaben finanziert. Das nur so am Rande.

Und da geht es nicht mehr um dem öD sondern ganz allgemein über die banale Behauptung, dass frühe Berufseinsteiger Akademiker finanzieren.

Albeles

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« Antwort #4014 am: 30.10.2023 11:18 »
Wenn man sieht das im Finanzsektor das höchste Gehalt bezahlt wird, erkennt man ja schon das Problem unserer Gesellschafft.  ;)

Aber mal zum eigentlichen Thema.
Ich finde es schon frech, das die TDL nicht mit einem eigenem Angebot aufgeschlagen ist. Die Forderung von AN Seite war ja klar. Und dann erwarte ich auch das man sich dazu Gedanken macht und seine eigene Seite darlegt. Alles Andere zieht das Thema nur in die Länge. Traurig das vorher schon "bekannt" war das es so kommen wird. Das zeigt mir nur mehr, wie wenig Wertschätzung da überhaupt im Spiel ist. Da werden alte Routinen weiter gefahren statt mal wirklich zu Handeln.  Ich persönlich finde das sehr unprofessionell!

cyrix42

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« Antwort #4015 am: 30.10.2023 11:20 »
Wir wissen doch aber gar nicht, was die TDL-Verhandlungsführung in diesen ersten Verhandlungstermin eingebracht hat. Bzw. kennen wir nur Aussagen der Gewerkschaften dazu. (Und die widersprechen sich zum Teil...) Ich finde es ja durchaus schade, dass die TDL keine eigene Pressemeldung dazu herausgegeben hat.

troubleshooting

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« Antwort #4016 am: 30.10.2023 11:22 »
Ich persönlich finde das sehr unprofessionell!

Da sind Sie nicht allein. Aber mMn hat das inzwischen System.

Tariflas

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4017 am: 30.10.2023 11:31 »

Ich habe gerade erfahren, dass bei uns in der Landesoberbehörde schon wieder zwei Regierungsbeschäftigte gekündigt haben- beide E13, eine Dame sogar promoviert.

Die Gründe liegen in der fehlenden Wertschätzung, den starren Strukturen und eben auch am unterirdischen Gehalt. Beide wandern in die Privatwirtschaft ab.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4018 am: 30.10.2023 11:31 »
Jetzt geht die MINTler Jammerei und Diskussionswut schon wieder los 🙈
MINTler sind Teil des normalen Tarifgefüges und können keine Extrawürste verlangen nur weil sie in der Privatwirtschaft mehr verdienen würden.
Dass die oberen Entgeltgruppen zu kurz kamen bisher, sieht  ja jeder ein.
Nun ich kann kein Gejammere erkennen.
Aber wenn die Gewerkschaft eine Forderung aufstellt die einen großer Teil der im TV-L befindlichen Angestellten benachteiligt, nämlich die höheren EGs, dann kann man das anmerken, hat nichts mit Jammern zu tun.

Genaugenommen waren (Stand 30.6.2020) rund
27% EG13 oder höher im TV-L
42,2% EG10 und höher
und
54% EG9a und höher.

Bei den Kommunen sind halt nur 14% EG10 und höher und ein drittel 9a und höher.
Da kann ich es verstehen, dass man auf diese Minderheit und deren Bedürfnisse weniger Rücksicht nimmt.

Die Extrawurst ist der Sockelbetrag von 500€ und das Ablehnen einer einheitlichen prozentualen JSZ.
Warum nicht 12% für alle verlangen anstelle von 14+% für die ein hälfte und 10% für die andere?

Und das unter dem Gesichtspunkt, dass die Verhandlungsposition der MINTler besser ist, als die der an den öD gebundenen Verwaltungsangestellten.
Warum man da nicht diese Verhandlungsposition als Druckmittel nutzt, verstehe ich nicht.

Daher hoffe ich, dass die AGseite mehr Möglichkeiten schafft, die guten MAs individuell zu fördern.
Sonst sehe ich den Laden den Bach weiter runter gehen.

Tariflas

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #4019 am: 30.10.2023 11:55 »


... und noch jemand hat sich gerade per E-Mail von mir verabschiedet...

Die Ratten verlassen das sinkende Schiff.

Legt die TDL diese Woche kein attraktives Angebot vor- sehe ich pechschwarz.