Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1035552 times)

Wombeljones

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #420 am: 13.07.2023 11:54 »
Große Probleme im Anwendungsbereich des TV-L sehe ich eher bei den Personalern, die sich nach wie vor schwertun die vollen Möglichkeiten des Tarifvertrags auszuschöpfen (z. B. § 16 Abs. 5) oder auch mal einen Ungelernten die E13 nach Teil II der EntgO zu geben. Sei es aus Unwissenheit oder "weil sonst das Lohngefüge nicht mehr passt". Mit Erhöhungen der Entgelte - und darum geht es ja hier - wird man da nicht viel bewegen können.

Bei uns wird von allen Seiten immer das gleiche erzählt. Angeblich lässt sich auch eine Höhergruppierung auch nicht "einfach so" durchsetzen, z.B. durch neue übertragene Tätigkeiten, da nur ein bestimmter "Pool" an Geld zur Verfügung steht. Es wird oft mit den Beamten und deren Beförderung verglichen. Die Stellen/EGs für Beschäftigte seien ebenfalls begrenzt und deswegen kann man nicht einfach höhergruppieren.

Ist da eigentlich etwas dran oder ist das völliger Quatsch?
Genau wie die Zulage nach §16 Abs. 5. Für beides muss angeblich das Ministerium zustimmen, weil dort angeblich die Finanzen für unsere kleine Behörde geregelt werden...

Falsch.

Erstens: Du bist eingruppiert nach den auszuführenden Tätigkeiten. Punkt.

Zweitens: Tarifrecht bricht Haushaltsrecht. Es spielt keine Rolle, ob die Stelle oder das Geld  da ist.

Allerdings kann man Leuten Tätigkeiten auch wieder wegnehmen, wenn die Dienststellenleitung das nicht bezahlen will.

Aktienprimus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #421 am: 13.07.2023 12:31 »
Die Realität wird viele Arbeitgeber der freien Wirtschaft und des ÖD noch bitter einholen.

Beim kürzlichen Abi-Ball unserer Tochter (MINT-freundliches Gymnasium) haben rund 70 Prozent der ca. 100 Absolventen nicht vor, sich zeitnah in eine Ausbildung oder ein Studium zu begeben. Da steht häufig ein Jahr lang erst mal Reisen, die Welt erkunden und vielleicht ein FSJ an erster Stelle.

MINT-Berufe können sich ohnehin nur wenige vorstellen nach deren Aussagen (zu viel Mathe etc.) in einer extra Umfrage. Spiegelt sich dort auch in den Ergebnissen von Mathe und Physik im Abitur wieder (bis auch einige sehr gute Ausnahmen). Es sei den jungen Leuten gegönnt erst mal auf Entdeckungsreise zu gehen. Wird aber den Fachkräftemangel weiter anheizen. Während uns im Verwaltungsbereich weiterhin buchstäblich die Tür eingerannt wird was Bewerber angeht.

Aufgrund steigender Anforderungen durch Digitalisierung etc. wird uns das auch als Gesellschaft noch deutlich auf die Füße fallen. Darum: MINT auch im TV-L stärker fördern und die Entgelttabelle entsprechend pushen. Letztlich sind es gerade diese Stellen, welche in der Volkswirtschaft eine tragende Rolle spielen (Innovationen, neue Entwicklungen und Lösungen).

Ulf

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #422 am: 13.07.2023 14:00 »
Zu den Studienabgängern nach Fachrichtung gibt es aber auch Statistiken und die spiegeln nicht die sonst mir auch geläufige Proklamation wider, dass die Anzahl der Absolventen im MINT-Bereich sinkt.

Die Daten des Bundesministerium für Bildung und Forschung sind unter der URL abrufbar:
https://www.datenportal.bmbf.de/portal/de/K256.html

Besonderes Augenmerk sollte auf Tabelle "Tab 1.9.5 (BuFI 17)" gelegt werden. (Erstabsolventinnen und Erstabsolventen absolut  und Anteil an der altersspezifischen Bevölkerung  in Deutschland nach Fächergruppen und Studienbereichen)

Demnach Absolventen:

Mathematik/Naturwissenschaften 2005: 18.599 / 2021: 27.073
[...]
Ingenieurwissenschaften 2005 46.554 / 2021: 77.006
Übrige Wissenschaften 2005: 114.602 / 2021: 184230

Im Dokument gibts auch eine feinere Aufschlüsselung nach Fachbereichen wie Informatik, Bauingenieurwesen etc.
Direktlink zum PDF: https://www.datenportal.bmbf.de/portal/de/Tabelle-1.9.5.pdf

Ob das zukünftig reicht, um die Boomer zu ersetzen muss man sehen - vor allem ob alle dann auch in den öD wollen oder in die PW oder gar das Ausland / die Rückkehr ins Ausland vorziehen.
(In meiner Behörde gibts aber m.W. auch erhebliche Schwierigkeiten in den MINT-Bereichen Stellen zu besetzen.)

Aktienprimus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #423 am: 13.07.2023 14:59 »
Die einst hohen Zahlen sinken. Darauf weißt auch das Statistische Bundesamt in einer aktuellen Pressemeldung hin.  Und treffen zugleich noch auf künftig geburtsschwache Jahrgänge. Daher ist nicht mit Steigerungen zu rechnen. Hinzu kommt auch noch eine sehr hohe Abbrecher- und Wechselquote die bei über 50 Prozent liegt:

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/01/PD23_N004_213.html

https://www.acatech.de/publikation/mint-nachwuchsbarometer-2022/

Feierabend

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #424 am: 13.07.2023 15:44 »
Große Probleme im Anwendungsbereich des TV-L sehe ich eher bei den Personalern, die sich nach wie vor schwertun die vollen Möglichkeiten des Tarifvertrags auszuschöpfen (z. B. § 16 Abs. 5) oder auch mal einen Ungelernten die E13 nach Teil II der EntgO zu geben. Sei es aus Unwissenheit oder "weil sonst das Lohngefüge nicht mehr passt". Mit Erhöhungen der Entgelte - und darum geht es ja hier - wird man da nicht viel bewegen können.

Bei uns wird von allen Seiten immer das gleiche erzählt. Angeblich lässt sich auch eine Höhergruppierung auch nicht "einfach so" durchsetzen, z.B. durch neue übertragene Tätigkeiten, da nur ein bestimmter "Pool" an Geld zur Verfügung steht. Es wird oft mit den Beamten und deren Beförderung verglichen. Die Stellen/EGs für Beschäftigte seien ebenfalls begrenzt und deswegen kann man nicht einfach höhergruppieren.

Ist da eigentlich etwas dran oder ist das völliger Quatsch?
Genau wie die Zulage nach §16 Abs. 5. Für beides muss angeblich das Ministerium zustimmen, weil dort angeblich die Finanzen für unsere kleine Behörde geregelt werden...

Falsch.

Erstens: Du bist eingruppiert nach den auszuführenden Tätigkeiten. Punkt.

Zweitens: Tarifrecht bricht Haushaltsrecht. Es spielt keine Rolle, ob die Stelle oder das Geld  da ist.

Allerdings kann man Leuten Tätigkeiten auch wieder wegnehmen, wenn die Dienststellenleitung das nicht bezahlen will.

Demnach hat die Leitung Personalabteilung (oder meinst du Leitung der ansässigen Dienstelle?) die "freie Entscheidung", ob sie dich korrekt und entsprechend der höherliegenden Gruppe bezahlt, sofern durch Irrtum weniger gezahlt wurde, oder ob sie dir die Tätigkeiten entnimmt?

"Es gibt keine vorhandene freie EGx Stelle" oder "Es gibt kein Geld um EGx zu bezahlen" kann dann also kein Argument sein, wenn ich das richtig verstehe.

Hier bei uns herrscht was das angeht anscheinend eine große Wissenslücke, zumal auch immer vom PR die Rede ist, wobei etwas weiter oben gesagt wurde, dass die gar nicht mit einbezogen werden müssen.

sebbo83

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #425 am: 13.07.2023 16:29 »

Ob das zukünftig reicht, um die Boomer zu ersetzen muss man sehen - vor allem ob alle dann auch in den öD wollen oder in die PW oder gar das Ausland / die Rückkehr ins Ausland vorziehen.
(In meiner Behörde gibts aber m.W. auch erhebliche Schwierigkeiten in den MINT-Bereichen Stellen zu besetzen.)

Da ich selber im Ausland tätig war (Bereich GIS) kann ich die Attraktivität auch verstehen. Vergleich, als Planer mit Masterabschluss bekommst man im öD Dtl. irgendwas zwischen 2.600 bis 2.900 € netto (wenn Stufeneinstieg bei 3 ist und Beschäftigter). Zum Vergleich, eine Bürosachbearbeiterin mit Ausbildung und etwas Berufserfahrung erhält bei Einstieg bereits auch zwischen 2.300 und 2.500 € netto (verbeamtet). Hat dann zwar noch ein paar individuelle Abzüge, aber der Unterschied mit 5-6 Jahre Studium liegt am Ende trotzdem nur zwischen 300 bis 500 €. Ich kann es nachvollziehen, dass viele in der PW oder halt ins Ausland schauen werden. In der PW bekommt die Bürosachbearbeiterin, Bürokauffrau oder Assistentin der Geschäftsführung bei einer 35-38 Stunden Woche (laut Kununu) grob durchschnittlich auch die 2.300 bis 2.500 € netto raus, aber der CAD-Designer oder Ingenieur liegt etwa bei 3.500 bis 5.000 € (laut Kununu). Da kommt man erst mit Ende seiner Stufenlaufzeit hin.

Im öD verstehe ich nicht, warum man 5-6 Jahre studiert hat und im wie die Bürosachbearbeiterin bei 2.300 und selber bei 2.500 € zu beginnen und um nach 21 Jahren (ohne Stufenvorweggewährung) 3.500 € zu verdienen (ist klar, ohne tarifliche Erhöhungen). In der PW ist man vermutlich da schon Schicht-/Abteilungsleiter und geht mit 5.000 € lachend in den Schlaf. Diese Stufen und die geringe Lücke zwischen mD und gD machen halt den öD nicht gerade attraktiv zur PW. Nun wirbt ja die PW auch mit life-work-balance, Homeoffice etc. und geht damit auf Kundenfang.

So hart es auch klingt, tatsächlich kann bei ungünstiger Konstellation eine verbeamtete Bürosachbearbeiterin mehr verdienen als der Angestellte, studierte Ingenieur im öD. Das kann es nicht sein.

verdi möchte in den kommenden Verhandlungen Ende des Jahres 2023 KEINE wesentlichen Erhöhungen nach TVöD-Vorbild mit TdL (Arbeitgeberseite) aushandeln!
Nur "lustig", dass verdi die Verhandlungsleitung auch für GEW, GdP, DBB usw. innerhalb der Verhandlungsrunde hat.
Eine Aussage fand ich heute besonders bemerkenswert:
"verdi-Verhandlungsführer sähen sich eher dem TVöD verpflichtet, als die des TV-L. 
Wir sind allen Vorschlägen der TdL sehr aufgeschlossen
."
Das habe ich von einem, der die "Vorarbeit" zu den Tarifgesprächen macht und ich somit die Aussagen als glaubhaft ansehe.
Ob das GEW, GdP, DBB und co. wissen?
AHHHH  :o

Und das wäre dann der Supergau. Unsere gesamte IT Abteilung plant zu gehen, wenn der Abschluss nicht zeitgemäß und ähnlich dem TVöD abläuft.
« Last Edit: 13.07.2023 16:39 von sebbo83 »

Ozymandias

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #426 am: 13.07.2023 16:40 »
Ein teilweise qualitativ schlechter werdenden ÖD schafft auch mehr Frust bei Bevölkerung und man muss sich nur mal aktuelle Umfragen anschauen, was die Folge davon ist. Verdi und Co. sind sich ihrer Verantwortung offenbar nicht bewusst.

Meierheim

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #427 am: 13.07.2023 17:55 »
Nach dem was zu hören ist, will Verdi einen Sockelbetrag plus eine prozentuale Erhöhung fordern. Alle Nebenschauplätze sollen vermieden werden,…
Wo hast du das gehört? Als Ver.di Aktiver verfolge ich intern eher eine neue strategische Ausrichtung.

Das bestige ich auch !!

Habe gerade mit mehreren gesprochen, die mir dies bestätgten!
Bin grand zurück auf der Arbeit und sehr sauer !
verdi möchte in den kommenden Verhandlungen Ende des Jahres 2023 KEINE wesentlichen Erhöhungen nach TVöD-Vorbild mit TdL (Arbeitgeberseite) aushandeln!
Nur "lustig", dass verdi die Verhandlungsleitung auch für GEW, GdP, DBB usw. innerhalb der Verhandlungsrunde hat.

Eine Aussage fand ich heute besonders bemerkenswert:
"verdi-Verhandlungsführer sähen sich eher dem TVöD verpflichtet, als die des TV-L. 
Wir sind allen Vorschlägen der TdL sehr aufgeschlossen
."

Das habe ich von einem, der die "Vorarbeit" zu den Tarifgesprächen macht und ich somit die Aussagen als glaubhaft ansehe.

Ob das GEW, GdP, DBB und co. wissen?

AHHHH  :o

Sollte sich das bestätigen, wird es eine "Freude" sein, zukünftig Einstellungsgespräche zu führen, so sie denn noch vorkommen. Von Motivation der vorhandenen Personen wollen wir mal nicht reden. Die vergleichen ja auch Abschlüsse und würden dann - sollte es so kommen - einen noch schlechtere Abschluss als gewöhnlich sehen.

Da dies aber bekannt sein sollte und es quasi das Todesurteil von ver.di im Bereich TV-L sein dürfte (lebt ver.di eigentlich noch?) sollte aus reinem Selbsterhaltungstrieb das so nicht kommen.

Andererseits......

Wenn es tatsächlich so oder ähnlich kommen sollte werden die Gerichte über die Amtsangemessenheit der Besoldung der Beamten entscheiden und da müssen dann auch die Tarifverträge für die Angestellten nachgebessert werden. Wozu man eigentlich noch Gewerkschaften braucht ist fraglich.

cyrix42

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #428 am: 13.07.2023 18:42 »
Wenn es tatsächlich so oder ähnlich kommen sollte werden die Gerichte über die Amtsangemessenheit der Besoldung der Beamten entscheiden und da müssen dann auch die Tarifverträge für die Angestellten nachgebessert werden. Wozu man eigentlich noch Gewerkschaften braucht ist fraglich.

Seit wann entscheiden Gerichte über die Angemessenheit von Löhnen, solang es nicht um sittenwidrige Löhne unterhalb des Mindestlohns geht? (Worauf ich hinaus will: Die Urteile zur fehlenden Amtsangemessenheit der Beamtenbesoldung haben keinerlei direkte und höchstens nur sehr indirekte Auswirkungen auf die Löhne der Angestellten im öffentlichen Dienst. Da sollte man sich keine Illusionen machen…)

Nebenbei: Auf „ich habe gehört, dass“-Gerüchte würde ich nicht viel geben. Sich auf einer solch schwachen Grundlage irgendworüber aufzuregen, ist müßig.

daseinsvorsorge

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #429 am: 13.07.2023 22:07 »
An die Unzufriedenen - insbesondere IT/Technik

Wenn man die Beiträge hier so verfolgt, muss man den Eindruck erhalten, dass Sie sich für die BRD/Bundesländer aufopfern. Anstatt locker mindestens 20-30% mehr in der pW zuverdienen - bei gleichen Arbeitszeiten und zusätzlichen Benefits - verbleiben Sie im ÖD und müssen mit den paar % Tariferhöhung zufrieden sein, die Ihnen Ihr AG freundlicherweise zukommen läässt. WARUM MACHEN SIE DAS ???

Die Antwort ist relativ einfach- Sie tauschen Geld gegen weiche Faktoren wie z.B.

1.) Nähe zum Arbeitsplatz
2.) Tariflicher Anspruch auf Teilzeit
3.) Keine Pizza- und Kickerabende mit dem Vorgesetzten
4.) Sicheres Einkommen z.B. bei Hausbau
5.) Lange Betriebszugehörigkeit
6.) und weitere weiche Faktoren

Dies ist auch vollkommen OK- aber warum benennen Sie es nicht , sondern jammern hier rum.

Sollten Sie sich hingegen tatsächlich aufopfern wollen, würde ich mir ernsthafte Sorgen machen, für was immer Sie auch beruflich verantwortlich sind.

Ulf

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #430 am: 14.07.2023 00:21 »
Oh man wie ich die Gewerkschaftstrolle hier vermisst habe. Lass mich raten - du bist auch schon Generation 60 plus und eigentlich ist dir schon alles egal, aber irgendwie willst du die Segnungen des Internets noch einmal ausnutzen und deinen gewerkschaftsfolkloreverein nochmal richtig hochleben lassen, weil früher alles so viel besser war?

Du kannst dich ja gerne über die lustig machen, die das Spiel im öD mitmachen und hier was posten und sie als blöde Jammerlappen titulieren, wenn dir das persönlich Genugtuung bereitet, aber ansonsten gibt es hier außer Moinmoin eine Menge Leute, die Personalgewinnungsprobleme haben. In meiner Behörde in einer großen großen Stadt kündigen die Leute bereits mit Verweis auf die Bezahlung und die Bewerberlage ist zudem äußerst bescheiden. Insofern deckt sich das doofe Gejammer tatsächlich auch mit meinen Erfahrungen. Und ich glaube nicht, dass mich dein substanzloses Gewerkschafter Geschreibsel tatsächlich weiterbringt, wenn du darauf verweist, dass ja eigentlich alles ganz supi ist, weil der Job für einige interessant ist, weil sie vielleicht in der Nähe wohnen oder der Job so schön sicher ist. Davon können offene Stellen leider nicht besetzt werden…

KDC

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #431 am: 14.07.2023 06:40 »

Ob das zukünftig reicht, um die Boomer zu ersetzen muss man sehen - vor allem ob alle dann auch in den öD wollen oder in die PW oder gar das Ausland / die Rückkehr ins Ausland vorziehen.
(In meiner Behörde gibts aber m.W. auch erhebliche Schwierigkeiten in den MINT-Bereichen Stellen zu besetzen.)

Da ich selber im Ausland tätig war (Bereich GIS) kann ich die Attraktivität auch verstehen. Vergleich, als Planer mit Masterabschluss bekommst man im öD Dtl. irgendwas zwischen 2.600 bis 2.900 € netto (wenn Stufeneinstieg bei 3 ist und Beschäftigter). Zum Vergleich, eine Bürosachbearbeiterin mit Ausbildung und etwas Berufserfahrung erhält bei Einstieg bereits auch zwischen 2.300 und 2.500 € netto (verbeamtet). Hat dann zwar noch ein paar individuelle Abzüge, aber der Unterschied mit 5-6 Jahre Studium liegt am Ende trotzdem nur zwischen 300 bis 500 €. Ich kann es nachvollziehen, dass viele in der PW oder halt ins Ausland schauen werden. In der PW bekommt die Bürosachbearbeiterin, Bürokauffrau oder Assistentin der Geschäftsführung bei einer 35-38 Stunden Woche (laut Kununu) grob durchschnittlich auch die 2.300 bis 2.500 € netto raus, aber der CAD-Designer oder Ingenieur liegt etwa bei 3.500 bis 5.000 € (laut Kununu). Da kommt man erst mit Ende seiner Stufenlaufzeit hin.

Im öD verstehe ich nicht, warum man 5-6 Jahre studiert hat und im wie die Bürosachbearbeiterin bei 2.300 und selber bei 2.500 € zu beginnen und um nach 21 Jahren (ohne Stufenvorweggewährung) 3.500 € zu verdienen (ist klar, ohne tarifliche Erhöhungen). In der PW ist man vermutlich da schon Schicht-/Abteilungsleiter und geht mit 5.000 € lachend in den Schlaf. Diese Stufen und die geringe Lücke zwischen mD und gD machen halt den öD nicht gerade attraktiv zur PW. Nun wirbt ja die PW auch mit life-work-balance, Homeoffice etc. und geht damit auf Kundenfang.

So hart es auch klingt, tatsächlich kann bei ungünstiger Konstellation eine verbeamtete Bürosachbearbeiterin mehr verdienen als der Angestellte, studierte Ingenieur im öD. Das kann es nicht sein.

verdi möchte in den kommenden Verhandlungen Ende des Jahres 2023 KEINE wesentlichen Erhöhungen nach TVöD-Vorbild mit TdL (Arbeitgeberseite) aushandeln!
Nur "lustig", dass verdi die Verhandlungsleitung auch für GEW, GdP, DBB usw. innerhalb der Verhandlungsrunde hat.
Eine Aussage fand ich heute besonders bemerkenswert:
"verdi-Verhandlungsführer sähen sich eher dem TVöD verpflichtet, als die des TV-L. 
Wir sind allen Vorschlägen der TdL sehr aufgeschlossen
."
Das habe ich von einem, der die "Vorarbeit" zu den Tarifgesprächen macht und ich somit die Aussagen als glaubhaft ansehe.
Ob das GEW, GdP, DBB und co. wissen?
AHHHH  :o

Und das wäre dann der Supergau. Unsere gesamte IT Abteilung plant zu gehen, wenn der Abschluss nicht zeitgemäß und ähnlich dem TVöD abläuft.

Du wirfst hier aber ziemlich viel ziemlich wahllos und unreflektiert durcheinander. Beamte und Tarifbeschäftigte sind zwei paar Stiefel und daher sehr schwer untereinander zu vergleichen. Das beginnt bei der von dir nicht abgzogenen privaten Krankenversicherung und geht weiter bei den Aufstiegsmöglichkeiten. Die verbeamtete Bürosachbearbeiter im mittleren Dienst endet bei A9 und selbst dahin ist es ein weiter Weg. Der Tarifbeschäftigte kann sich jederzeit auf eine andere, besser bezahlte Stelle bewerben - auch außerhalb des ÖD.

Was bringen dir diese Netto-Zahle a la "Ingenieur bekommt 2.600 bis 2.900 Netto"? Wenn du bei einer E11- oder E12-Stelle das als Netto rausbekommst, empfehle ich dringend einen Steuerberater zur Optimierung deiner Ausgabenlast. Vereinfacht ausgedrückt kannst du aus 4.000 Brutto zwischen 2.000 bis 3.000 Netto erzielen.

Ich traue mir daher wetten, dass bei deinem Netto-Beispiel auch deutlich mehr zum Rausholen ist. Aber da ist wieder das alte Problem aus diesem Forum hier:

Man müsste dafür selbst aktiv werden und jammern ist so viel einfacher.

Aktienprimus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #432 am: 14.07.2023 07:08 »
Fakten zählen. Es gibt eben auch viele Gewerkschafter und Zeitgenossen, die den Knall immer noch nicht wahrnehmen wollen. Der ÖD bietet, wie auch von mir und anderen in einigen älteren Beiträgen bereits durchaus beschrieben,  interessante und anspruchsvollen Aufgaben. Und es gibt MINT-Berufe die recht ÖD lastig sind aufgrund der Fachrichtung. Auch schrieb ja niemand dass alles schlecht sei. Fakten die jedoch deutlich zu benennen sind:

1. Massive Arbeitsverdichtung
2. Massiver Personalmangel vor allem im MINT-Bereich oder auch bei Pflegeberufen
3. Gewerkschaften die sich wenig für MINT und EG > 10 interessieren wie vergangene Abschlüsse eindrücklich zeigen (ich war etliche Jahre Mitglied und habe auch versucht Impulse bei internen Veranstaltungen zu setzen und Mint Belange zu stärken. Hat nicht interessiert)
4. Tarifpolitik und Verhandlungen auf Kosten höherer Entgeltgruppen (Beispiel Jahressonderzahlung oder Sockelbeträge die höhere Gruppen prozentual benachteiligt)
5. 39,5 h und mehr statt 35 h wie bei etlichen IGM Unternehmen
6. Oft intern schwerer Kampf bei entsprechender Eignung des Jobs etwas Homeoffice zu erhalten
7. Zunehmende Kluft vom Netto zwischen Angestellten und Beamten mit ähnlicher oder gleichwertigen Aufgaben. Hinweis: Beamte können nix dafür, jahrelanger Einstellungsstopp hat etlichen angestellten Kollegen diese Laufbahn aber auch verwehrt
8. Teilzeitansprüche die sich auch aus TzBfG klar und deutlich ergeben
9. Samstagsarbeit welche erst ab 13 Uhr mit läppischen 20 % berechnet werden
10. Nullrunden und Rekordreallohnverluste

....sowie etliche andere Kleinigkeiten verleiten viele MINT-Kollegen in der Tat dazu zu wechseln. Wenn die nächsten TV-L Tarifverhandlungen wieder kacke ausfallen, wird es bei uns zu massiven Kündigungen ganzer MINT-Bereiche kommen. So einfach ist das. Die Zeiten waren selten so günstig und die Anzahl der Abwerbeversuche auch aus anderen, interessanten Bereich wie dem TV-V sind auf Rekordniveau.

Wer auch als Gewerkschaft daher Interesse an einem starken und attraktiven ÖD hat legt endlich besonders Fokus u.a. auf MINT-Berufe.

laruso

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #433 am: 14.07.2023 07:26 »
versteh ich immer noch nicht, das der öffentliche Dienst die Wichtigkeit aller Stellen so ignoriert. Egal ob MINT, IT, Wissenschaft, Bürotätigkeiten... es wird alles so "günstig" wie möglich bewertet.

Die 3000 € Inflationsprämie werden sie nicht drumrumkommen, wenn die Minister bekommen, wirds schwer das dem "Fußvolk" zu verweigern. Auch die Prozente müssen mind. um 8 und mehr sein, die Inflation werden wir so nicht ausgleichen können bzw. glaub nicht das der AG 16 % gibt :-) Natürlich macht man dann wieder ein schlechtes Gewissen "Der Bürger muss es zahlen", der Bürger muss aber auch jeden Minister bezahlen der 12000 € und mehr verdient :-)

ganz ehrlich, ich hoffe es kündigen viele und verlassen den öffentlichen Dienst, und kommen wo besser unter. Das man mal merkt, das Personal ist das wichtigste Gut und das muss man auch  zufrieden stellen. Besonders die unteren / mittleren Gruppen, hier muss mal Anpassungen erfolgen das die auch leben können von Ihrem Verdienst. Und nichts gegen die höheren Entgeltgruppen, auch hier muss natürlich eine Anpassung erfolgen sonst gehen die in die Wirtschaft. Aber im unteren / mittleren Bereich ist das Leben schon schwer mit einem Verdienst und das ist nicht Sinn, der öffentliche Dienst sollte ja "fair" sein und als Vorbild dienen... aber das ist eher traurig.

KDC

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #434 am: 14.07.2023 07:45 »
versteh ich immer noch nicht, das der öffentliche Dienst die Wichtigkeit aller Stellen so ignoriert. Egal ob MINT, IT, Wissenschaft, Bürotätigkeiten... es wird alles so "günstig" wie möglich bewertet.

Die 3000 € Inflationsprämie werden sie nicht drumrumkommen, wenn die Minister bekommen, wirds schwer das dem "Fußvolk" zu verweigern. Auch die Prozente müssen mind. um 8 und mehr sein, die Inflation werden wir so nicht ausgleichen können bzw. glaub nicht das der AG 16 % gibt :-) Natürlich macht man dann wieder ein schlechtes Gewissen "Der Bürger muss es zahlen", der Bürger muss aber auch jeden Minister bezahlen der 12000 € und mehr verdient :-)

ganz ehrlich, ich hoffe es kündigen viele und verlassen den öffentlichen Dienst, und kommen wo besser unter. Das man mal merkt, das Personal ist das wichtigste Gut und das muss man auch  zufrieden stellen. Besonders die unteren / mittleren Gruppen, hier muss mal Anpassungen erfolgen das die auch leben können von Ihrem Verdienst. Und nichts gegen die höheren Entgeltgruppen, auch hier muss natürlich eine Anpassung erfolgen sonst gehen die in die Wirtschaft. Aber im unteren / mittleren Bereich ist das Leben schon schwer mit einem Verdienst und das ist nicht Sinn, der öffentliche Dienst sollte ja "fair" sein und als Vorbild dienen... aber das ist eher traurig.

Warum kündigst du dann nicht selbst und wartest darauf, dass es andere machen?