Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion II  (Read 565752 times)

rldml

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #1170 am: 03.04.2023 00:11 »
Anstatt das man sich auf den AG (VKA und Bund) einschießt und gemeinsam kämpft wird mal wieder die unterschiedlichen Gruppen gegeneinander ausgespielt. Analog dazu die Bürgergeld und Mindestlohn Debatte. Man spielt Ärmere gegen noch Ärmere aus, anstatt das eigentliche Problem anzugehen.

Wenn es den den Arbeitgebern mit so einen einfachen Verhandlungspunkt wie dem Angleich der JSZ gelingt, die Arbeitnehmer in zwei Lager zu spalten, dann hat es vielleicht ja was damit zu tun, dass die Verdi die höheren Entgeltgruppen nicht erst seit dieser Tarifauseinandersetzung benachteiligt.

Ein "Gemeinsam gegen den AG" kann es dauerhaft nur geben, wenn sich alle Mitarbeter gleichermaßen von der Verdi vertreten fühlen. Ich sehe das im Moment offen gesprochen noch nicht.

WasDennNun

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #1171 am: 03.04.2023 07:19 »
Es wird ja ziemlich sicher einen Mindestbetrag geben. Und hier im Forum wird überwiegend gemeckert.
Ich verstehe ja das "Problem" dahinter, aber jetzt mal im Ernst, würdet ihr wirklich lieber konstant eine lineare Erhöhung für alle nehmen, wo ihr dann zwar weniger Lohnzuwachs erhaltet, aber eben jeder gleich viel?
Habe manchmal den Eindruck, es wird den niedrigeren EG's, die ja nachweislich erheblich mehr profitieren würden, einfach nicht gegönnt.

Liege ich da richtig? Verstehe das nicht so ganz. Ich würde es zwar auch "ungleich" finden, aber letztendlich würde ich das hinnehmen und den Profiteuren vor allem auch gönnen.
Du liegst falsch.

Im Kern ist es egal, ob es eine Nivellierung durch Mindestbetrag gibt.
Aber die Rechnung ist so:
Es wird vom AG eine Betrag x als zu verteilen "festgelegt", dass ist die Verandlungsmasse.
Diese wird nicht größer, wenn ein Mindestbetrag festgelegt wird, diese Größe ist FIX.

Wenn ein Mindestbetrag festgelegt wird, dann müssen die Prozente für alle niedriger werden, damit der Pott reicht.

Das einer der vom Mindestbetrag nicht profitiert, dann "benachteiligt" wird, hat mit gönnen nichts zu tun.

Die zweite Linie (die ein reines AG Problem ist) ist, dass im unteren EG Bereich die Löhne mit der pW sehr gut konkurrieren können (oder so hoch sind, dass outsoucing die Folge war, danke für das Eigentor), während im oberen Bereich das Rennen um die guten Mitarbeiter monetär verloren ist.

niagAkcaBdipS

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« Antwort #1172 am: 03.04.2023 07:43 »
S 15   3481.65   3733.42   4000.14   4306.81   4800.16   5013.48
S 14   3446.47   3695.15   3991.52   4292.99   4626.36   4859.69

Mal ein Beispiel aus SuE,
S14 Sozialarbeiter, S15 Teamleiter mit Führungverantwortung für 12 MA.
Unser Personalamt wundert sich tatsächlich warum sich keiner findet.

Edit: Fallzahlen identisch mit S14 Führungsaufgaben kommen on top.

Das ist so erbärmlich!
Da verdiene ich im TV-V in der Entgeltgruppe 9 ja mehr :)
Gut, dass ich nichts mit Sozialem mache...

JahrhundertwerkTVÖD

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« Antwort #1173 am: 03.04.2023 07:55 »
Tja, die ach so benachteiligten TV-V´ler.

Wir wollen mehr, noch mehr........................


Tarifgeist

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #1175 am: 03.04.2023 09:00 »

Ja! Das hat Verdi mehrfach betont - daran werden sie alles setzen. Und notfalls werden sie die Erhöhung der JSZ opfern - aus meiner Sicht leider, aber die 200 EUR werden pro Jahr kommen…
War die JSZ nicht eine Forderung der AG, die verdi ablehnt?
Heißt also verdi opfert seine ablehnende Haltung für eine Erhöhung der JSZ ?
 :o

Das sieht nach einem Kompromiss aus. Mindestbetrag gegen Angleichung JSZ. Ver.di stellt den Mindestbetrag raus und die VKA kann sagen das sie was für die Attraktivität der höheren Entgeltgruppen gemacht hat.

Ver.di würde das aber sofort opfern und hat es schon als unsozial diffamiert.

Da fragt man sich doch glatt, was aus Sicht von Verdi an einer Angleichung unsozial sein soll? Schließlich verhandelt Verdi für EG 1 bis EG 15 (vollkommen unabhängig von der internen Mitgliederstruktur) und verzichtet nicht etwa auf die Mitbestimmung bei einem Tabellenanteil.
Es ist unsozial, das die oberen EG von einer solchen Regelung mehr profitieren als die unteren.
Aber es ist nicht unsozial, wenn die unteren durch Mindestbetrag mehr profitieren als die oberen.
So die Verdi Logik

Die Krux daran ist, dass die oftmals geforderte "soziale Gerechtigkeit" eben absolut nichts mit "Gerechtigkeit" zu tun hat, sondern viel mehr ganz und gar ungerecht ist.

lumpy

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« Antwort #1176 am: 03.04.2023 09:04 »
Verdi wird für einen entsprechenden Mindestbetrag so gut wie alles opfern, was den oberen EG zu Gute kommt. Man hat schließlich eine sozialistische Aganda.

Ich glaube aber, dass es irgendwann schwierig wird, Führungskräfte für den öD zu finden. Wenn wir jedes mal mit Mindestbeträgen arbeiten und sich die Lohnunterschiede zw. einer EG 8 und einer EG 12 prozentual derart marginalisieren, wird irgendwann niemand mehr bereit sein, für die paar Kröten Verantwortung zu übernehmen.

Bastel

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« Antwort #1177 am: 03.04.2023 09:11 »
Habe manchmal den Eindruck, es wird den niedrigeren EG's, die ja nachweislich erheblich mehr profitieren würden, einfach nicht gegönnt.

Liege ich da richtig? Verstehe das nicht so ganz. Ich würde es zwar auch "ungleich" finden, aber letztendlich würde ich das hinnehmen und den Profiteuren vor allem auch gönnen.

Warum sollte ich dem Straßenkehrer 15% mehr Gehalt gönnen, wenn ich selber nur 5% mehr bekomme?

blanket

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« Antwort #1178 am: 03.04.2023 09:14 »
Und genau das ist doch das Problem. Verdi kapiert nicht, dass wir ohne die 500 Euro Mindestbetrag schon lange ein Ergebnis hätten.

Verdi ist also schuld, dass es diese Verzögerungen gibt. Mal schauen was jetzt mit den Monaten Januar-April passiert. Vermutlich heißt es die Teil-Einmalzahlung ist für die ersten 6 Monate. Das ist halt auch quasi eine Gehaltskürzung.

Würde man einfach mit den 10,5 % ohne Mindestbetrag in die Verhandlungen gehen, dann würden auch diese 10,5 % auf 24 Monate rauskommen. Und das wäre kein schlechtes Ergebnis. Selbst die 8 % und 3.000 Euro EZ wären unter Umständen annehmbar.

Aber Verdi ist halt völlig sozialistisch eingestellt was einfach nicht geht. Aber der Verdi Volkswirt kommt halt auch aus dieser Ecke. Die Gewerkschaft schafft sich so halt auf Dauer ab, aber das blicken sie halt nicht.

Und die 3.000 Euro EZ sind ja für die unteren EG´s auch % mehr als für die oberen EG´s.
Sollen Sie doch sagen nur bis zur EG 9 gibt es Erhöhungen, die anderen können ja verzichten.

Was soll jetzt bei der Schlichtung rauskommen damit Verdi diesem Schlichtungsergebnis zustimmt?

Geht ja nur mit einem Mindestbetrag von 250 Euro + 2,5 % und nächstes Jahr nochmal 3 %.

Wäre aber auch nicht schlecht.

Schokobon

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« Antwort #1179 am: 03.04.2023 09:15 »
[...] wird irgendwann niemand mehr bereit sein, für die paar Kröten Verantwortung zu übernehmen.
Das ist bereits so.
Auf die letzte extern ausgeschriebene vernünftige Leiterstelle E12 hatten wir 2 Bewerbungen.
Auf die interne IB zuvor hat sich bei 3000 MA niemand gemeldet.

GofX

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« Antwort #1180 am: 03.04.2023 09:24 »
Habe manchmal den Eindruck, es wird den niedrigeren EG's, die ja nachweislich erheblich mehr profitieren würden, einfach nicht gegönnt.

Ich "gönne" den niedrigeren EG's ALLES. Meinetwegen sollen sie 25% bekommen.

Ich hätte dann nur gerne auch 25%.

Sorry, aber mein größeres Haus, der abendliche Lachs mit Weißwein, mein dickeres Auto und mein längerer und weiter weg Fernurlaub sind prozentual genauso gestiegen wie ein VW Polo, Currywurst mit Pommes, 55m² Wohn-Klo und Malle einmal im Jahr.

Und um es schlussendlich mit Deinen Worten zu sagen: "Habe manchmal den Eindruck, es wird den höheren EG's, die ja nachweislich genauso davon profitieren würden, einfach nicht gegönnt.;)

TVWaldschrat

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« Antwort #1181 am: 03.04.2023 10:25 »
Habe manchmal den Eindruck, es wird den niedrigeren EG's, die ja nachweislich erheblich mehr profitieren würden, einfach nicht gegönnt.

Ich "gönne" den niedrigeren EG's ALLES. Meinetwegen sollen sie 25% bekommen.

Ich hätte dann nur gerne auch 25%.

Sorry, aber mein größeres Haus, der abendliche Lachs mit Weißwein, mein dickeres Auto und mein längerer und weiter weg Fernurlaub sind prozentual genauso gestiegen wie ein VW Polo, Currywurst mit Pommes, 55m² Wohn-Klo und Malle einmal im Jahr.

Und um es schlussendlich mit Deinen Worten zu sagen: "Habe manchmal den Eindruck, es wird den höheren EG's, die ja nachweislich genauso davon profitieren würden, einfach nicht gegönnt.;)

Die Angestellten in den höheren EG können doch für sich selbst einstehen (AT, selbst verhandeln, einfach für bessere Konditionen woanders hin wechseln), das können die in den unteren EG nicht (oder nur selten).
Dafür hat man doch eine höhere Qualifikation (und damit einhergehend hoffentlich Tätigkeiten, die in eine hohe EG münden) um sich vom Proletariat der Arbeiter abzusetzen, und für sich selbst zu verhandeln.

Wer diese Chance nicht nutzt, muss halt der Gewerkschaft beitreten und entsprechend engagiert Stimmung machen, oder der soll für immer schweigen und mit 5-8% zufrieden sein.

Organisator

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« Antwort #1182 am: 03.04.2023 10:27 »
Habe manchmal den Eindruck, es wird den niedrigeren EG's, die ja nachweislich erheblich mehr profitieren würden, einfach nicht gegönnt.

Ich "gönne" den niedrigeren EG's ALLES. Meinetwegen sollen sie 25% bekommen.

Ich hätte dann nur gerne auch 25%.

Sorry, aber mein größeres Haus, der abendliche Lachs mit Weißwein, mein dickeres Auto und mein längerer und weiter weg Fernurlaub sind prozentual genauso gestiegen wie ein VW Polo, Currywurst mit Pommes, 55m² Wohn-Klo und Malle einmal im Jahr.

Und um es schlussendlich mit Deinen Worten zu sagen: "Habe manchmal den Eindruck, es wird den höheren EG's, die ja nachweislich genauso davon profitieren würden, einfach nicht gegönnt.;)

Die Angestellten in den höheren EG können doch für sich selbst einstehen (AT, selbst verhandeln, einfach für bessere Konditionen woanders hin wechseln), das können die in den unteren EG nicht (oder nur selten).
Dafür hat man doch eine höhere Qualifikation (und damit einhergehend hoffentlich Tätigkeiten, die in eine hohe EG münden) um sich vom Proletariat der Arbeiter abzusetzen, und für sich selbst zu verhandeln.

Wer diese Chance nicht nutzt, muss halt der Gewerkschaft beitreten und entsprechend engagiert Stimmung machen, oder der soll für immer schweigen und mit 5-8% zufrieden sein.

Inwieweit kann man mit einer E11 leichter für sich verhandeln oder woanders hinwechseln als mit einer E7?

FearOfTheDuck

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« Antwort #1183 am: 03.04.2023 10:30 »
Das ist das was ich gerne sehen möchte: Ein hoher Abschluss, von dem alle gleichermaßen profitieren, also bitte  prozentual. Und wenn Verdi die Inflation decken möchte, ja bitte dann geht damit rein und schafft das für alle. Und wenn die AG ihre Stellen besetzt haben wollen, dann gehen sie bis zu einem gewissen Grade mit.

Wenn die Kommunen damit ach so überlastet sind, dann müssen sie sich eben drum kümmern, dass sich ihre Einnahmenseite verbessert. Und da geht mein Blick als erstes in Richtung Ausgleichszahlungen für Aufgaben, die ihnen Bund und Länder aufdrücken. Wer Bumms und Wumms und Doppelbummswumms haben will, der soll ihn auch bezahlen. Aber hört man da mehr als das ewige Gejammer von den klammen Kassen?

Das Schlimme ist, dass sowohl Verdi als auch die AG-Seite die Augen vor den Problemen im ÖD verschließen. Man kommt ernsthaft noch mit den "sicheren Arbeitsplätzen" und einigen weichen Faktoren daher, wofür man harte Währung einsparen will. Aber selbst das haben die Unternehmen draußen erkannt und ziehen auch da am ÖD vorbei. Wie will man so die zukünftig 100.000en Stellen besetzen?

Aber Verdi Zeichen der Zeit nicht erkennt oder die (VK)Augen davor verschließt, wird über kurz oder lang erkennen müssen, dass der Zug bereits abgefahren ist.

Tanathos

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #1184 am: 03.04.2023 10:31 »
Habe manchmal den Eindruck, es wird den niedrigeren EG's, die ja nachweislich erheblich mehr profitieren würden, einfach nicht gegönnt.

Ich "gönne" den niedrigeren EG's ALLES. Meinetwegen sollen sie 25% bekommen.

Ich hätte dann nur gerne auch 25%.

Sorry, aber mein größeres Haus, der abendliche Lachs mit Weißwein, mein dickeres Auto und mein längerer und weiter weg Fernurlaub sind prozentual genauso gestiegen wie ein VW Polo, Currywurst mit Pommes, 55m² Wohn-Klo und Malle einmal im Jahr.

Und um es schlussendlich mit Deinen Worten zu sagen: "Habe manchmal den Eindruck, es wird den höheren EG's, die ja nachweislich genauso davon profitieren würden, einfach nicht gegönnt.;)

Am Ende ist es halt ein Verteilungskampf einer bestimmten Summe. Wie man den nur am fairsten verteilt sei Mal dahingestellt. In diesem Zeiten wäre es tatsächlich ein Opfer dass man für die unteren EG s bringen kann. Das bedeutet aber auch das der Abstand in der nächsten Verhandlung wiederhergestellt werden muss.

Ich kann es aber nur wiederholen. Eine 4 Tage Woche wäre für alle Beteiligten besser. Der 5 Tag als Minijob würde die 500€ Mindestbetrag als Verdi Forderung sicherstellen, den AG entlasten und auch der übrigen Wirtschaft zu gute kommen.