Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion II  (Read 566289 times)

schnitzelesser

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #2385 am: 16.04.2023 11:12 »
Wie perfide. Die Erhöhung zum 1.3.24 kommt nur deswegen zu dem Zeitpunkt, weil fast alle dann nicht weniger netto auf dem Konto haben werden als im Februar. Bei einer Erhöhung zum 1.1.24 hätten es mehr Prozente sein müssen, da die 2023 gezahlte "Prämie" dann schon 250 Euro betragen hätte. Gut, gibt natürlich noch andere Optionen. Beispielsweise Einmalzahlung im Juni 2400 Euro und ab Juli 100 Euro. Dann hätte man ab Januar noch eine weitere Erhöhung vorgaukeln können. Wie man es dreht und wendet: Die 2022er Inflation wird ebensowenig ausgeglichen wie die 2023er. Unterm Strich steht von Anfang an ein satter Reallohnverlust, der sich bis zum Dezember 24 noch deutlich ausweitet.

Leonhardt

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #2386 am: 16.04.2023 11:17 »
Genauer betrachtet wird dieses Ergebnis untragbar für die Kommunen. Für eine  Erhöhung jenseits höher von evtl leistbaren 3 bis 5 Prozent mit einer solch kurzen Laufzeit ist keine Stadt oder Gemeinde gerüstet. Hier muss dann der Bund zur Unterstützung einspringen. In Zeiten wo von der Regierung ! gewollt ! langjährige Firmen um Ihr Überleben kämpfen und alle Firmen finanzielle Einbußen haben, ist eine solche Erhöhung nicht angebracht. Und woher nehmen, außer wieder von uns selbst.... Eine Laufzeit von mehr als 5 Jahren wäre hier eigentlich angebracht. Es muss in der nächsten Tarifrunde eine komplette Nullrunde über 2 Jahre her, sonst stehen viele von uns auf der Straße... Es wäre besser gewesen, die Einmalzahlung rückwirkend zum 1.1.23 komplett auszuzahlen und ab Juni 5,5 Prozent ohne die 200. Das wäre leistbarer gewesen...

Welche Berufsgruppen soll das denn betreffen, die dann deiner Meinung nach auf der Straße landen? Die Kommunen haben so viele Pflichtaufgaben, dass eher anzunehmen ist, dass die Einnahmesituation verbessert wird als keine Beerdigungen mehr durchzuführen, Pässe auszustellen, Kitas zu betreiben etc.
Gut es könnten noch mehr Schwimmbäder schließen, Bibliotheken schließen oder andere Kultureinrichtungen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels müssten aber vermutlich auch dann nicht alle entlassen werden. Da werden sicher intern für den ein oder anderen andere Stellen frei. Das Schreckgespenst von Entlassungen oder Haus-Tarifverträgen, wie es sie in den Neunzigern gab, sehe ich hingegen nicht mehr als realistisch an.

blanket

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #2387 am: 16.04.2023 11:22 »
So ist es! Man wird den Reallohnverlust seit 2020 nicht mehr ausgleichen können. Selbst die nächsten Jahre wird das nicht passieren. Selbst wenn die Inflation sich wieder normalisiert und auf 2 % ist. In Zukunft wird es wieder die „normalen“ linearen Erhöhungen geben von 1,5-3 %.

SamFisher

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #2388 am: 16.04.2023 11:24 »
Bei uns sind aber alle viel zu gering eingruppiert.

Weiterbildung hilft. Es gibt genug "bessere" Stellen.

bei uns geht das auch ohne weiterbildung. da sind alle eher 1 bis 2 gruppen zu hoch eingruppiert.

Stempelroboter

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #2389 am: 16.04.2023 11:27 »
Bei uns sind aber alle viel zu gering eingruppiert.

Weiterbildung hilft. Es gibt genug "bessere" Stellen.

bei uns geht das auch ohne weiterbildung. da sind alle eher 1 bis 2 gruppen zu hoch eingruppiert.

Daran wird wohl kein Weg vorbeiführen. Bei uns zieren sie sich noch, wissen aber nicht, wie ansonsten der Betrieb angesichts des Fachkräftemangels am Laufen gehalten werden soll.

Dann warte ich mal auf meine neue Stellenbewertung  :)

daseinsvorsorge

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #2390 am: 16.04.2023 11:31 »
Wie perfide. Die Erhöhung zum 1.3.24 kommt nur deswegen zu dem Zeitpunkt, weil fast alle dann nicht weniger netto auf dem Konto haben werden als im Februar. Bei einer Erhöhung zum 1.1.24 hätten es mehr Prozente sein müssen, da die 2023 gezahlte "Prämie" dann schon 250 Euro betragen hätte. Gut, gibt natürlich noch andere Optionen. Beispielsweise Einmalzahlung im Juni 2400 Euro und ab Juli 100 Euro. Dann hätte man ab Januar noch eine weitere Erhöhung vorgaukeln können. Wie man es dreht und wendet: Die 2022er Inflation wird ebensowenig ausgeglichen wie die 2023er. Unterm Strich steht von Anfang an ein satter Reallohnverlust, der sich bis zum Dezember 24 noch deutlich ausweitet.

Wer hat ernsthaft damit gerechnet, dass die Inflation vollumfänglich ausgeglichen wird.Dafür ist kein AG verantwortlich. Zudem- in welchen Branchen wurde ein vollumfänglicher Ausgleich vereinbart ??

daseinsvorsorge

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #2391 am: 16.04.2023 11:49 »
Genauer betrachtet wird dieses Ergebnis untragbar für die Kommunen. Für eine  Erhöhung jenseits höher von evtl leistbaren 3 bis 5 Prozent mit einer solch kurzen Laufzeit ist keine Stadt oder Gemeinde gerüstet. Hier muss dann der Bund zur Unterstützung einspringen. In Zeiten wo von der Regierung ! gewollt ! langjährige Firmen um Ihr Überleben kämpfen und alle Firmen finanzielle Einbußen haben, ist eine solche Erhöhung nicht angebracht. Und woher nehmen, außer wieder von uns selbst.... Eine Laufzeit von mehr als 5 Jahren wäre hier eigentlich angebracht. Es muss in der nächsten Tarifrunde eine komplette Nullrunde über 2 Jahre her, sonst stehen viele von uns auf der Straße... Es wäre besser gewesen, die Einmalzahlung rückwirkend zum 1.1.23 komplett auszuzahlen und ab Juni 5,5 Prozent ohne die 200. Das wäre leistbarer gewesen...

Welche Berufsgruppen soll das denn betreffen, die dann deiner Meinung nach auf der Straße landen? Die Kommunen haben so viele Pflichtaufgaben, dass eher anzunehmen ist, dass die Einnahmesituation verbessert wird als keine Beerdigungen mehr durchzuführen, Pässe auszustellen, Kitas zu betreiben etc.
Gut es könnten noch mehr Schwimmbäder schließen, Bibliotheken schließen oder andere Kultureinrichtungen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels müssten aber vermutlich auch dann nicht alle entlassen werden. Da werden sicher intern für den ein oder anderen andere Stellen frei. Das Schreckgespenst von Entlassungen oder Haus-Tarifverträgen, wie es sie in den Neunzigern gab, sehe ich hingegen nicht mehr als realistisch an.

Sollte der Beitrag von @ danielocean ernst gemeint sein:

Die Kommunen jammern ständig, dass ihre Ausgaben immer höher sind als ihre Einnahmen - und dann noch die hohen Tarifabschlüsse. Vielleicht sollten Landsberg and friends nicht nur Konferenzen und Appelle im Rahmen von Würde der kommunen abhalten, sondern mal genauso hart ggü. dem Bund/Länder auftreten wie ggü ihren eigenen Beschäftigen im ÖD.

Wenn Gesetze nicht ausreichend finanziert sind( Kosten/Personal/Infrastruktur) müssen diese direkt zurückgewiesen und der Gesetzgeber als unverschämt, realitätsfremd und gierig bezeichnet werden. Bestes Bespiel: Für die Bearbeitung von Wohngeldanträgen nach der Gesetzesänderung müssen in einigen Kommunen bis zu 40% mehr Personal eingestellt werden !!

Warum kommt hier kein Widerstand der Kommunen? Vor wem haben Sie Angst? Was könnte passieren ? Von daher kann das regelmäßige Jammern der Kommunen in Bezug auf die Tarifabschlüsse nicht wirklich ernst genommen werden.

schnitzelesser

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« Antwort #2392 am: 16.04.2023 11:51 »
Das hier habe ich allerdings nicht ganz verstanden:
Was viele ebenfalls vergessen, ist die 2023er Inflationsrate und die Systematik, dass man seinen Lohnzuwachs immer auf das vergangene Jahr als Vergleichsjahr bezieht. Wenn hier jetzt jmd. rechnet, er hätte 2023 und 2024 so und soviel Euro mehr auf dem Konto und sich für beide Jahre auf 2022 bezieht, ist das keine adäquate Betrachtungsweise. 2024 wird nämlich trotz weiterer Inflation von vielleicht 7 % bis dahin nicht merklich mehr, in vielen Fällen sogar weniger auf dem Konto landen als 2023.
Inwieweit landet weniger auf dem Konto? Denn mit "auf dem Konto landen" meinst Du ja sicher Nominalwerte. Beziehst Du Dich da auf die kalte Progression?
Ja, auf die Nominalwerte, also auf den Vergleich Februar/März 2024. Was ich eigentlich aber thematisieren wollte, ist der Umstand, dass es zwar mehr als 2022, aber kaum mehr wird als 2023. Für mich kommen beispielsweise pi mal Daumen im März 5 Euro weniger auf dem Konto an als im Februar. Alles als Vergleich der Status-quo-Werte. Durch angepasste Steuertabellen und SV-Sätze sieht es dann sicher noch anders aus im Vergleich zu 22/23, aber halt auch nicht zum Februar 24.

FearOfTheDuck

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #2393 am: 16.04.2023 11:53 »
Mittlerweile hat Verdi die Gegenüberstellung und den Link gelöscht. Vielleicht basteln sie noch dran.
Interessant. Hatte das zum Glück noch im Browser offen und mal direkt nen Screenshot von gemacht. Bin mal gespannt was sie letztendlich im Vergleich daran ändern.
Könntest du den Screenshot zur Verfügung stellen?

klier. Hier hab ich ihn mal hochgeladen:
https://ibb.co/F5knkjX
Dankeschön
Jetzt verstehe ich warum das rausgenommen wurde, das ist Äpfel mit Birnen vergleichen.
Das 3. inoffizielle Angebot ist so unspezifisch, das ein Vergleich kaum möglich ist und der Schlichtervorschlag ist im Vergleich zum 1. Angbot tatsächlich eine Verbesserung.

Verdi hat es fast genauso wieder drin, mit nur kleinen Änderungen.

schnitzelesser

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« Antwort #2394 am: 16.04.2023 11:57 »
Wer hat ernsthaft damit gerechnet, dass die Inflation vollumfänglich ausgeglichen wird.Dafür ist kein AG verantwortlich. Zudem- in welchen Branchen wurde ein vollumfänglicher Ausgleich vereinbart ??
Als Arbeitnehmer ist es mein Anspruch, künftig real nicht weniger in der Tasche zu haben bei einer kontinuierlich ausgeübten Tätigkeit beim selben Arbeitgeber. Von daher steht mein Vorschlag:

1. 3000 Euro steuer- und sv-frei ausgezahlte Inflationsentschädigung für den Zeitraum von Oktober 2020 bis Dezember 2022.
2. 20 % Tabellenerhöhung zum 01.01.2023
3. 9,5 % Tabellenerhöhung zum 01.01.2024

yogiii

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« Antwort #2395 am: 16.04.2023 12:01 »
Nochmals zum Vergleich:

1.) Die Preise sind bis März 2023 um gut 16% seit 2020 gestiegen. Während der Laufzeit bis Dezember 2024 werden sie um weitere 8-12% steigen und somit am Ende rund 25-30% höher als 2020 sein.

2.) Die TVöD Bund Löhne sind bis März 2023 um 3,23% seit 2020 gestiegen. Wird der Schlichterspruch angenommen, werden sie am Ende der Laufzeit im Dezember 2024 in den Endstufen wie folgt höher als 2020 sein: 16,3% (E3), 15,5% (E6), 13,7% (E9b), 12,5% (E13), 12,0% (E15).

Der Schlichterspruch beinhaltet somit je nach Entgeltgruppe einen Reallohnverlust von rund 10-15%..

Das ist für mich auch ein ganz entscheidender Punkt. Der bereits erlittene Reallohnverlust ist massiv.
Die Nullrunde in 2023 ist eine Frechheit.

Und die Laufzeit von 2 Jahren in der jetzigen Situation deutlich zu lang. Wenn wir noch so ein Inflationsjahr haben, dann wird es echt bitter.

Bereits jetzt ist überall Personalmangel im öffentlichen Dienst. KiTa, Schulen, Polizei...

Für mich als AN ist die Finanzierung seitens des AG nicht mein Problem.
Die Vermögensverteilung und Entwicklung der Reallöhne der oberen Schichten zeigen, dass Geld da ist - nur woanders :D

- Reallohnentwicklung nach Dezilen: https://de.statista.com/infografik/18200/entwicklung-der-haushaltseinkommen-in-deutschland/
- 50-60% können nichts mehr sparen: https://www.youtube.com/watch?v=e4c5dtjtqKc
- Die reichsten 10% in Deutschland besitzen mehr als die Hälfte des Vermögens, die ärmste Hälfte zusammen nur 1,3%: https://www.diw.de/de/diw_01.c.679909.de/publikationen/wochenberichte/2019_40_1/vermoegensungleichheit_in_deutschland_bleibt_trotz_deutlich_steigender_nettovermoegen_anhaltend_hoch.html

Johannes1893

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« Antwort #2396 am: 16.04.2023 12:20 »
Neben der Tatsache das man die Inflationsprämie nun stückelt um eine Nullrunde bis 03/24 zu tarnen, stört mich das geräuschlose Abräumen der Angleichung der JSZ am meisten. Für mich ist das eine absolute Frechheit.

Das wir am Ende der Laufzeit nicht deutlich über 10% tabellenwirksame Erhöhungen haben werden, war absehbar. Ich hätte allerdings nicht damit gerechnet das man diese unter Zuhilfenahme der Einmalzahlungen erst ab 03/24 wirken lässt.

Muschebubu

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« Antwort #2397 am: 16.04.2023 12:28 »
Da würde ich vielleicht mal noch abwarten. Vielleicht ist es Naivität, aber die AG könnten ja tatsächlich aus Eigeninteresse die JSZ noch anpassen. So ganz zum Schluss… ach im Übrigen wir passen die JSZ an *Punkt*.

Fabian NRW

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« Antwort #2398 am: 16.04.2023 12:34 »
Die 10,5% mehr Lohn als Forderung waren meines Erachtens schon viel zu wenig. Verdi hat bei der Post zum Beispiel viel mehr gefordert. Und die hatten ein Angebot von über 11% von der Post erhalten und Verdi hat dieses ausgeschlagen.
Aber für uns von vorne herein sogar weniger gefordert als das was sie dann für die Angestellten der Post abgelehnt haben.
Da komme ich bis jetzt nicht drauf klar.

tTt

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« Antwort #2399 am: 16.04.2023 12:39 »
Die Schlichtung und die damit verbundene Nullrunde ist wirklich eine Frechheit.
Schaut man nach Österreich und dem dortigen Tarifabschluss für 2023, frage ich mich ernsthaft, warum das in Deutschland nicht auch so klappt.
In Österreich gab es im Januar 2023 eine 3000€ Corona-Prämie (steuerfrei) und ab Juni 2023 +7,3%, mindestens aber 170€ mehr. Das Ganze bei 12 Monaten Laufzeit.
Ehrlich gesagt hätte ich in Deutschland einen ähnlichen Tarifabschluss erwartet.
Ich bin aber glücklich, den Entschluss gefasst zu haben, den öffentlichen Dienst zu verlassen. Die Vorschläge der Arbeitgeber, der Schlichtungsvorschlag und die fatale Aussage von Verdi, die Angleichung der Jahressonderzahlung der oberen Entgeltgruppen sei unsozial zeigen doch sehr deutlich, wie viel Wertschätzung dem Personal im öffentlichen Dienst entgegen gebracht wird, nämlich keins.
Ich hatte noch auf ein Mitnahmeeffekt während meiner Kündigungsfrist erhofft(rückwirkende Lohnerhöhung zum 01.01.23 und/oder Coronaprämie in Q1/23), aber daraus wird wohl nichts mehr.
Dementsprechend werde ich auf eine frühzeitige Entlassung hinwirken.