https://www.welt.de/politik/deutschland/article6890f13a81bf471df5f948b0/Wahrscheinlich-Promotionsbetrug-Plagiatsjaeger-erhebt-neue-Vorwuerfe-gegen-Brosius-Gersdorf.html
https://www.bild.de/ig/13362c53-2f4e-4607-a396-31d84a5bed32/index/Stellungnahme_Brosius_Gersdorf.pdf
Das Thema wird in den nächsten Tagen leider wieder an Fahrt gewinnen...
Der Plagiatsvorwurf - egal an welche Person gerichtet - ist in den Wissenschaften ein schwerer, weil der Nachweis des Plagiats ggf. das Ende der wissenschaftlichen Karriere eines Akademikers bedeutet.
Entsprechend bedarf es, weil wir uns in der wissenschaftlichen Sphäre befinden, des präzisen Nachweises und das heißt zunächst einmal einer schlüssigen Methodik, die also die Schrift, die es zu prüfen gilt, mit den Quellen vergleicht, von denen ggf. plagiiert wird. Der Nachweis, dass eine Rezeption nicht mit den heutigen wissenschaftlichen Standards - ggf. auch, dass eine Rezeption nicht mit den wissenschaftlichen Standards der Zeit, als die Schrift erstellt worden ist - erfolgte, ist dabei komplex und bedarf, so sollte man vermuten, der Sprache.
Sprache heißt hier, zunächst einmal Textstellen zu nennen und zu dokumentieren, in denen es ggf. zu Plagiaten gekommen ist. Wie in jeder methodischen Arbeit ist das die Phase des Sammelns und eben Dokumentierens.
In einem zweiten Schritt geht es dann darum, sachlich zu begründen, an welchen möglichen Stellen ggf. plagiiert worden ist und an welchen das nicht der Fall gewesen sein sollte, obgleich es beim Sammeln und Dokumentieren zunächst ggf. anders schien. Das wäre dann ein methodisch schlüssiges Vorgehen, an dessen Ende ein Gutachten stehen könnte, wenn man es denn formulieren wollte. Es würde also über die Reproduktion zu wiederkehrenden Transferleistungen gelangen, um diese am Ende in einer Abwägung zu einer sachlichen Bewertung zu führen. Dieser Weg wäre m.E. der erwartbare, wenn man sich selbst als "Plagiatsjäger" bezeichnet, seine Website "plagiatsgutachten" nennt und augenscheinlich sein Geld mit jenem Geschäftsfeld verdient.
Im Link erfolgt allerdings weitgehend nur eine Sammlung möglicher Plagiate, also die Textstellen mit unterschiedlichen Farben hervorhebt und teilweise Pfeile bildet, die auf Textgleichheit oder Textähnlichkeit verweisen sollen. Darüber hinaus werden verschiedentlich mit wenigen Worten Entäußerungen vorgenommen, welchen Zweck die Unterstreichung haben sollen. Wo aber ist jetzt das Gutachten? Wo ist die methodisch saubere Arbeit, die offensichtlich zu erwarten ist, wenn man seine Seite "plagiatsgutachten" nennt und wenn man etwas unter diesen Titel ins Netz stellt, das das wissenschaftlichen Ende derer bedeuten kann, deren Schrift(en) man so ins Netz stellt?
Ab jetzt werde ich jedem empfehlen, in besoldungsrechtlichen Verfahren vor Gericht, Gesetzesbegründungen zu unterstreichen und in einigen Fällen auch einen Satz bis Halbsatz zum Untertrichenem zu formulieren, um das dann so als Klagebegründung vorzubringen. Jedes Gericht wird dann bestimmt sagen, dass die Begründetheit so auf der Hand liegt. Ebenso werde ich meinen Schülern sagen, unterstreicht schön die Quelle in der Klausur mit verschiedenen Buntstiften, schreibt ggf. ab und an mal einen Halbsatz oder sogar einen ganzen Satz darunter, mehr bedarf es nicht für 15 Punkte.
Wer in einer politisch so aufgeheizten Stimmung diese gezielt anheizt, indem er solche Sammlungen ins Netz stellt - was für sich allein betrachtet in Ordnung wäre, wenn das wertfrei geschehen würde -, um sie dann i.d.R. mit kurzen Kommentaren zu versehen, allerdings kein Gutachten erstellt, muss sich fragen lassen, was er eigentlich bezwecken will. Wo ist der Tranfer? Wo ist die Abwägung? Was ist der Zweck, der mit diesen Sammlung von Textpassagen verfolgt wird?
Ein Plagiatsvorwurf kann sich nicht darauf beschränken, ihn in den Raum zu stellen, er sollte dann auch in einem Gutachten nachgewiesen oder entkräftet werden, wenn man seine Site diesen Namen gibt.
Wer wissenschaftliche Arbeiten kritisieren und sie darüber hinaus gar als Plagiat nachweisen will, muss zunächst selbst erst einmal eine Arbeit vollbringen, die wissenschaftlichen Standards standhält. Davon ist diese Textsammlung weit entfernt, da sie über weite Strecken nicht über die Dokumentation von Textstellen hinausgreift, die unterstrichen werden.
Zu den vielen Eigenartigkeiten, die mit der weiterhin zu vollziehenden Richterwahl verbunden ist, tritt hier die nächste hinzu. Es ist eine interessantes Geschäftsmodell, wiederholt Sammlungen immer dann ins Netz zu stellen, wenn es politisch um Entscheidungen geht. Handelt der Websitebetreiber eigentlich aus freien Stücken und aus eigenem Antrieb? Hat er einen oder mehrere Auftraggeber? Verfolgt er mit ihr monetäre Zwecke? Eine gutachterliche Tätigkeit beinhaltet als Regelfall zumindest, den Auftraggeber zu nennen.
Der langen Rede kurzer Sinn: Plagiatsvorwürfe in den Raum zu stellen, kann jeder. Oder werden hier erneut gar keine Plagiatsvorwürfe in den Raum gestellt? Worum geht es dem Betreiber der Website eigentlich? Wo ist der begründete Nachweis von "Ghostwriting durch Prof. Dr. Hubertus sowie Dokumentation von einigen Plagiaten"?