Gehört hier zwar nicht direkt dazu, aber ich finde es sehr interessant das die GDL nicht nur eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden fordert, sondern das auch zum wichtigsten Punkt erklärt:
„Die entscheidende Komponente ist die Senkung der Arbeitszeit. Wir haben einen Personalmangel ohne gleichen. Alle klagen, dass wir nicht genügend Leute für die Zukunft bekommen. Aber keiner hat eine Idee, wie wir unsere Berufe attraktiver machen können. Eine Absenkung der Wochenarbeitszeit bedeutet mehr Lebensqualität, mehr soziale Kontakte und mehr Zeit für die Familie. Das ist von entscheidender Bedeutung und daher das Schwergewicht in dieser Tarifrunde.“
https://www.merkur.de/politik/gdl-chef-claus-weselsky-tarifrunde-2023-deutsche-bahn-streiks-bahnverkehr-unpuenktlich-zr-92574721.html
Im öffentlichen Dienst hat das keinerlei Rolle gespielt.
Eine Arbeitszeitreduktion wäre entgegen linearer Entgelterhöhungen aber tatsächlich der Schlüssel zu einer dauerhaften Gehaltserhöhung. Zumindest runtergebrochen auf die Vergütung je Arbeitsstunde.
Selbst in diesem Forum kamen immer wieder Leute an wenn jemand aufgezeigt hat, dass wir wegen der Inflation in den letzten 3 Jahren ja soundsoviel Reallohnverlust hatten, dass es ja nur auf den Betrachtungszeitraum ankäme und wenn man die letzten 15 Jahre betrachten würde, hätten wir trotz Inflation ja soundsoviel Reallohnzuwächse gehabt.
Und genau so war auch schon vor zwei Jahren ein Teil der Argumentation der Arbeitgeberseite. Man hätte ja in den letzten Jahren starke Reallohnzuwächse gehabt, deshalb könnten die Beschäftigten (2021) auch mal ein Ergebnis unterhalb der Inflation akzeptieren.
Bedeutet bei prozentualen Gehaltserhöhungen hat man immer das Risiko, dass bei zukünftigen Verhandlungen auf die Ergebnisse der letzten x Jahre zurückgeschaut wird und damit versucht wird mit Blick auf die Vergangenheit das erreichte Ergebnis zu schmälern.
Wenn man jetzt hingegen eine Arbeitszeitreduktion auf meinentwegen 35 Stunden durchsetzen würde, wäre das eine dauerhafte, unumkehrbare Stundenlohnerhöhung, die in der Zukunft keiner gegenrechnen könnte.
Daher verstehe ich nicht, wieso man sich hier immer so sehr darauf fokussiert noch 1-2 Prozentchen rauszuholen statt diese in freie Zeit umzuwandeln und für die nächsten Jahrzehnte unabhängig von Inflation mitzunehmen.