Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1035454 times)

KDC

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 220
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5055 am: 20.11.2023 09:34 »
Gerade aufgrund des Fachkräftemangels sehe ich eine Reduktion der Arbeitszeit kritisch. Wer soll die anfallenden Aufgaben denn erledigen?

Unbeschadet dessen gibt es gerade  im öD viele Möglichkeiten der Effizienzsteigerung. Diese müssen allerdings erst einmal erkannt und dann auch implementiert werden. Wer soll das denn bei einer Reduktion der AZ von, sagen wir, 12,5% machen? Das heißt ja bei gegebener Arbeitsdichte nichts anderes als dass für jeweils 8 Bestandskräfte ein neuer Mitarbeiter eingestellt werden müsste.

Sehe ich nicht.

Nochmal: Eine Reduzierung der Arbeitszeit führt nicht automatisch dazu, dass Arbeit liegen bleibt. Bei Bürojobs kannst du durch gutes Selbst- und Zeitmanagement ohne Probleme die Arbeit von 40 in 35 Stunden erledigen. Konzentriertes Arbeiten ist hier das Stichwort. Das erkennst du sehr gut in der letzten Woche bzw. am letzten Tag vor einem längeren Urlaub. Man blendet alle Störfaktoren aus und arbeitet konzentriert die wichtigsten Arbeitspakete bzw. offenen Punkte ab. Und - grand surprise - man schafft in der gleichen Zeit deutlich mehr als sonst. Intrinsische Motivation ist da auch noch ein Stichwort - man will ja fertig werden und mit gutem Gefühl in den Urlaub starten.

Wenn wir über Effizienzsteigerungen sprechen, sieht das Bild anders aus.

Hier kannst du nach entsprechender Prozessoptimierung, Digitalisierung und Automatisierung rund 30 % der Belegschaft einsparen, ohne das letzte Quäntchen noch rausgeholt zu haben.

NelsonMuntz

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 428
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5056 am: 20.11.2023 09:38 »
Nein, hat er nicht. Das ist die Denke der veralteten Strukturen, dass 40h zu arbeiten und möglichst viel Geld rauszuholen das Sinnvollste ist. Das ist die Denke aus den 70ern des vorigen Jahrhunderts. Natürlich ist mehr Geld immer gut, aber Flexibilisierung und Reduzierung der Arbeitszeit muss das Ziel sein, sonst gewinnt man keinen Nachwuchs mehr (die negativen gesundheitlichen Aspekte kommen nch dazu)! 40h will heute kaum jemand U30 noch arbeiten und der Arbeitsmarkt gibt es her - Fachkräftemangel. Du gewinnst niemanden mehr, wenn du sagst, "mach doch Teilzeit mit entsprechenden Abzügen, Vollzeit ist 40h". Was man dann mit der gewonnenen freien Zeit anfängt, kann dann jeder individuell entscheiden. Ob man dafür zusätzlich arbeiten gehen will, um mehr Geld zu haben, oder ob man das für Konsum/Freizeit oder soziales Engagement nutzt, ist dann die individuelle Entscheidung. Das jetzige 40h Korsett gibt das nicht her.

Man kann ja gerne über eine Flexibilisierung von Arbeitszeiten reden, dennoch halte ich es für fatal, im Rahmen einer Tarifverhandlung über eine Verkürzung der Arbeitszeit anstelle(!) einer Tariferhöhung zu diskutieren. Was U30 möchte, ist ja ganz nett, aber als Ü40 mit Kindern hat man doch eine ganz andere Ausgabenseite, in der auch die Inflation ganz anders ihre Wirkmacht entfaltet.

Mehr Freizeit nützt nix, wenn man dafür einen Zweitjob braucht oder Flaschensammeln muss.

Zinc

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 337
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5057 am: 20.11.2023 09:42 »

Weil mein AG nicht mehr zahlen will, soll ich die gleiche Arbeit in weniger Zeit erledigen, um mit der Restzeit einen Nebenjob anzufangen, um mit der zusätzlichen Arbeit, das auszugleichen, was mein AG nicht zahlen will?

Also mehr Geld durch mehr Arbeit vs. mehr Geld bei gleicher Arbeit (Wenn AG mehr zahlt)?
Ich wüsste, wofür ich mich entscheide!

Ne, du hast es nicht verstanden, Aber danke für die Bestätigung der These der Rückwärtsdenkenden.

Ich verstehe wiederum nicht, wie man Fakten als rückwärtsdenken bezeichnen kann. Aber ist ja eigentlich auch völlig egal, weil die Arbeitszeitreduzierung doch gar kein Thema der aktuellen Verhandlungen ist.


NelsonMuntz

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 428
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5058 am: 20.11.2023 09:43 »
[...] Bei Bürojobs kannst du durch gutes Selbst- und Zeitmanagement ohne Probleme die Arbeit von 40 in 35 Stunden erledigen. Konzentriertes Arbeiten ist hier das Stichwort. [...]

Klar, die Zigarettenpause, der Kaffee mit den Kollegen, Der Plausch auf dem Gang ... all das hält auf und reduziert den Output.

Warum die Leute aber bei verkürzter Arbeitszeit auf diese entschleunigenden Elemente verzichten würden, erschließt sich mir nicht wirklich.

Floki

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 527
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5059 am: 20.11.2023 10:09 »
Muss es auch nicht. Dafür gibt es mittlerweile unzählige Studien und Experimente, die genau das belegt haben. Könnte damit zusammenhängen, dass der Körper bei einer überlangen Arbeitszeit automatisch nach Pausen sucht und schafft. Bei geringerer Arbeitszeit ist das nicht mehr erforderlich.

NelsonMuntz

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 428
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5060 am: 20.11.2023 10:14 »
Muss es auch nicht. Dafür gibt es mittlerweile unzählige Studien und Experimente, die genau das belegt haben. Könnte damit zusammenhängen, dass der Körper bei einer überlangen Arbeitszeit automatisch nach Pausen sucht und schafft. Bei geringerer Arbeitszeit ist das nicht mehr erforderlich.


Also:

35h = Optimales Zeitfenster für 100% produktive Arbeit
40h = überlange Arbeitszeit mit schwerer Überforderung und Ausfallerscheinungen.

Irgendwie habe ich da ein paar Zweifel.

Floki

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 527
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5061 am: 20.11.2023 10:18 »
Dir steht jederzeit frei, die entsprechenden Studien zu lesen und deine persönlichen Zweifel nicht in einem Forum zu äußern, sondern zu beseitigen.

LisaV

  • Jr. Member
  • **
  • Beiträge: 52
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5062 am: 20.11.2023 10:29 »

Man kann ja gerne über eine Flexibilisierung von Arbeitszeiten reden, dennoch halte ich es für fatal, im Rahmen einer Tarifverhandlung über eine Verkürzung der Arbeitszeit anstelle(!) einer Tariferhöhung zu diskutieren. Was U30 möchte, ist ja ganz nett, aber als Ü40 mit Kindern hat man doch eine ganz andere Ausgabenseite, in der auch die Inflation ganz anders ihre Wirkmacht entfaltet.

Mehr Freizeit nützt nix, wenn man dafür einen Zweitjob braucht oder Flaschensammeln muss.

Damit stülpst du aber dein starres Modell auf alle anderen, die es vielleicht flexibler haben möchten. Ziemlich egoistisch, meisnt du nicht? Wo ist der Untscheid zwischen 40h im Erstjob und 35h im Erstjob und 4-5h im Zweijob (am Besten wie schon mehrfach beschrieben als Minijob mit Brutto=Netto)?

NelsonMuntz

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 428
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5063 am: 20.11.2023 10:35 »

Man kann ja gerne über eine Flexibilisierung von Arbeitszeiten reden, dennoch halte ich es für fatal, im Rahmen einer Tarifverhandlung über eine Verkürzung der Arbeitszeit anstelle(!) einer Tariferhöhung zu diskutieren. Was U30 möchte, ist ja ganz nett, aber als Ü40 mit Kindern hat man doch eine ganz andere Ausgabenseite, in der auch die Inflation ganz anders ihre Wirkmacht entfaltet.

Mehr Freizeit nützt nix, wenn man dafür einen Zweitjob braucht oder Flaschensammeln muss.

Damit stülpst du aber dein starres Modell auf alle anderen, die es vielleicht flexibler haben möchten. Ziemlich egoistisch, meisnt du nicht? Wo ist der Untscheid zwischen 40h im Erstjob und 35h im Erstjob und 4-5h im Zweijob (am Besten wie schon mehrfach beschrieben als Minijob mit Brutto=Netto)?


Ich sage ja, darf gerne flexibel sein ... aber warum soll ein Zweitjob (+ zusätzliche Wege)  eine anstrebenswerte Lebensweise sein, um sein Auskommen zu sichern?

32h Arbeit = 100% Gehalt. 40h Arbeit = 125% Gehalt.

Ein "Verbot" von mehr als 32h Arbeit der Woche ist wohl wenig zielführend.

hugodehippo

  • Jr. Member
  • **
  • Beiträge: 57
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5064 am: 20.11.2023 10:35 »
Den Unterschied merkst Du spätestens bei Renteneintritt....

Wer es flexibler haben möchte kann durchaus ein Teilzeitmodell anstreben, für diejenigen die weniger Geld benötigen ein gangbarer Weg.

Aber später dann bitte nicht jammern " ich habe 40 Jahre gearbeitet aber meine Rente reicht nicht"....

hugodehippo

  • Jr. Member
  • **
  • Beiträge: 57
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5065 am: 20.11.2023 10:37 »
Btw... es wird hier allmählich etwas offtopic...:-)

NelsonMuntz

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 428
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5066 am: 20.11.2023 10:40 »
Btw... es wird hier allmählich etwas offtopic...:-)

Arbeitszeit und Gehalt ... würde ich schon so ganz grob in der Nähe einer Tarif-Thematik verorten  :D ;)

LisaV

  • Jr. Member
  • **
  • Beiträge: 52
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5067 am: 20.11.2023 10:47 »
Den Unterschied merkst Du spätestens bei Renteneintritt....

Wer es flexibler haben möchte kann durchaus ein Teilzeitmodell anstreben, für diejenigen die weniger Geld benötigen ein gangbarer Weg.

Aber später dann bitte nicht jammern " ich habe 40 Jahre gearbeitet aber meine Rente reicht nicht"....

Welche Rente meinst du? Da bleibt für die Jüngeren doch eh nichts mehr.

hugodehippo

  • Jr. Member
  • **
  • Beiträge: 57
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5068 am: 20.11.2023 10:55 »
Na, dann kann man es ja so richtig krachen lassen.

Echt jetzt? Von dem Teilzeitverdienst oder aber dem nicht erhöhten Entgelt wegen Stundenreduktion werden die Jüngeren dann entsprechend privat vorsorgen um die Rentenlücke zu füllen? Oder macht man das dann über den 540- Euro- Tankstellenjob, der ohnehin vollkommen rentenanspruchsfrei abgewickelt wird?

Bin wahrscheinlich zu alt um diese vorwärtsgewandte Argumentation verstehen zu können.

LisaV

  • Jr. Member
  • **
  • Beiträge: 52
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5069 am: 20.11.2023 11:10 »
Du hast nen, wenn auch geringeren, Rentenanspruch bei nem Minijob  :P.

Davon ab - sachlich geht bei dir nicht, da muss der Oberlehrer rauskommen, nicht wahr? Um auf der Ebene zu bleiben: viel Spaß weiterhin im Hamsterrad, aber dann auch nicht meckern, dass sich überall Arbeitsbedingungen verbessern, nur nicht im öD.

Mein Ansatz war moderate Erhöhung in Kombination mit Stundenredukion, weil die TDL sich eh nicht auf die Forderungen einlassen wird. Die Stundenreduktion wurde aber von den Gewerkschaften vorab überhaupt nicht auf den Tisch gebracht - ein großer Fehler, um in der Nachwuchsgewinnung konkurrenzfähig zu bleiben.