Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1035567 times)

Grandia

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 247
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5520 am: 25.11.2023 20:24 »
Auf jeden Fall wissen wir nun, was auf die nächsten Verhandlungen zukommt:

https://www.welt.de/wirtschaft/article248716202/Verdi-plant-kuerzere-Arbeitszeiten-im-oeffentlichen-Dienst-bei-vollem-Lohnausgleich.html


hab ich auch auf ndr info gehört...die Verdimitglieder sollen nächstes Jahr befragt :-) also erstmal Mitglied werden!!!
Ich denke aber, das wird schon kommen...und bei der nächsten Tarifverhandlung dann umgesetzt - alle nur noch 38 Stunden arbeiten und 1% Lohnerhöhung oder ähnlich. Das hat ja noch Zeit, trotzdem interessant, dass Werneke das jetzt zum Thema macht. Und Lisa hat doch recht :-)

Soll bestimmt auf alle Beamten umgelegt werden, mit sofortiger Wirkung. Ich kann mir das als Lehrer garnicht vorstellen. Dann müssten die Wochenarbeitsstunden im Unterricht ja sinken... wie?

Grandia

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 247
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5521 am: 25.11.2023 20:29 »
Klar hat Lisa recht, dass es kommen wird. Muss ja, denn es will keiner mehr 40h arbeiten. Und da gewinnt nunmal derjenige mit weniger Arbeitszeit bei gleicher Vergütung.
Das steht nicht zur Debatte...
Aber ist das denn in allen Bereichen sinnvoll?
Es gibt Bereiche, die müssen abgedeckt sein, damit Leute überhaupt erst arbeiten können. Das fängt im Kindergarten an. Da herrscht Mangel, der durch geringere Arbeitszeiten nicht verbessert wird. Und schneller/effizienter Betreuen ist keine Alternative.
Ich sehe einfach nicht, dass es ein Allheilmittel ist, sondern, dass es auch zu Problemen führen kann.
Ich gehe sogar einen Schritt weiter und denke, dass es nur funktioniert, solange wir im Wohlstand leben und die Arbeitszeitverkürzung zum Abbau dessen führen kann.
Ich bin heute echt forsch... Zu viele wirre Gedanken.

cyrix42

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1,415
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5522 am: 25.11.2023 21:28 »
Dann müssten die Wochenarbeitsstunden im Unterricht ja sinken... wie?

Da das Deputat nicht direkt von der Wochenarbeitszeit abhängt, müsste das in jedem Land einzeln durch das jeweilige Schul-/Kultusministerium geregelt werden. (Die Deputatsverordnungen kommen ja jeweils von dort.) Das wäre also eine Stelle, wo man nach den Tarif-Verhandlungen jeweils weiterschauen müsste.

Wenn keine Deputatsreduktion angedacht ist, würde man sich bei den angestellten Lehrkräften irgendeine Regelung ausdenken müssen, die die reduzierte Wochenarbeitszeit in irgendeiner Form „abbildet“, also z.B. weniger Gremientätigkeit o.Ä. Ob diese Regelung dann tatsächlich zu einer geringeren Wochenarbeitszeit führt, wäre dann im Zweifelsfall nur gerichtlich zu klären…

Allerdings sind m.E. die Kindergärten kein Gegenbeispiel gegen geringere Wochenarbeitszeiten. Das Krankenhauspersonal, welches dem TV-L unterliegt, hat schon jetzt eine abweichende Wochenarbeitszeit von 35 Stunden. Und dort hat man ja noch viel mehr die Aufgabe, mit einem Schichtdienst eine Versorgung rund um die Uhr abzudecken. Also sollte dies in abgeschwächter Form für die Kindertagesstädten auch möglich sein — im Zweifel muss halt mehr Personal eingestellt werden.

Grandia

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 247
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5523 am: 25.11.2023 22:03 »
Dann müssten die Wochenarbeitsstunden im Unterricht ja sinken... wie?

Da das Deputat nicht direkt von der Wochenarbeitszeit abhängt, müsste das in jedem Land einzeln durch das jeweilige Schul-/Kultusministerium geregelt werden. (Die Deputatsverordnungen kommen ja jeweils von dort.) Das wäre also eine Stelle, wo man nach den Tarif-Verhandlungen jeweils weiterschauen müsste.

Wenn keine Deputatsreduktion angedacht ist, würde man sich bei den angestellten Lehrkräften irgendeine Regelung ausdenken müssen, die die reduzierte Wochenarbeitszeit in irgendeiner Form „abbildet“, also z.B. weniger Gremientätigkeit o.Ä. Ob diese Regelung dann tatsächlich zu einer geringeren Wochenarbeitszeit führt, wäre dann im Zweifelsfall nur gerichtlich zu klären…

Allerdings sind m.E. die Kindergärten kein Gegenbeispiel gegen geringere Wochenarbeitszeiten. Das Krankenhauspersonal, welches dem TV-L unterliegt, hat schon jetzt eine abweichende Wochenarbeitszeit von 35 Stunden. Und dort hat man ja noch viel mehr die Aufgabe, mit einem Schichtdienst eine Versorgung rund um die Uhr abzudecken. Also sollte dies in abgeschwächter Form für die Kindertagesstädten auch möglich sein — im Zweifel muss halt mehr Personal eingestellt werden.

Da gehe ich nur bedingt mit. Das Stundendeputat wird anhand von Faktoren für Vor- und Nachbereitung der jeweiligen Stunden definiert. Gremientätigkeiten werden zu Pflichten, nicht aber zu den Berechnungen des Deputats benannt. Ich bin weiß Gott zufrieden mit meiner Arbeitsbelastung. Allerdings bin ich auch nur Lehrer in Mathematik, Chemie und Informatik.
Es gibt sicherlich hunderte von Möglichkeiten offizielle Entlastungen zu schaffen... offizielle.
In puncto Kindergärten: Diese sind doch unterbewesetzt, weil es kaum Nachwuchs gibt. Entweder werden die Voraussetzungen aufgelockert oder Personal wird hergezaubert.
« Last Edit: 25.11.2023 22:09 von Grandia »

Muschebubu

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 281
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5524 am: 25.11.2023 22:17 »
Über Details lohnt es doch noch nicht in dieser Runde zu sprechen. Ver.di spricht von den nächsten TVÖD-Verhandlungen.

cyrix42

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1,415
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5525 am: 25.11.2023 22:20 »
Wie gesagt, es gibt keinen Automatismus für eine Umrechnung von Wochenarbeitszeit in Deputatsstunden. Das merkt man schon daran, dass die Regelungen je nach Bundesland sehr unterschiedlich sind. Mal werden Fächer, mal die Klassenstufen, mal, ob man eine Klassenleitung inne hat, oder mal auch gar nichts davon berücksichtigt, ob es Anrechnungsstunden gibt, oder nicht. Und außerdem „startet“ man sowieso überall von verschiedenem derzeitigen Gesamt-Deputat für eine volle Stelle.

Zwar sind auch die Wochenarbeitszeiten im TV-L je nach Bundesland unterschiedlich — dies findet sich aber in den Deputatsverordnungen nicht entsprechend abgebildet. Entsprechend werden auch die Tätigkeiten neben der eigentlichen Unterrichtszeit verschieden bewertet. Was jetzt hier wie Berücksichtigung findet, wäre entsprechend zu klären. Jedenfalls gilt, dass bei einer Pflicht zur Teilnahme an einer Sitzung diese natürlich Teil der Arbeitszeit ist. Entsprechend müsste im Zweifel dargelegt werden — für die angestellten Lehrkräfte; für die Beamten wage ich da keine Aussage zu treffen — dass die vereinbarte Wochenarbeitszeit durch die verschiedenen Tätigkeiten in Summe nicht überschritten wird. Also spielen hier Deputat und Tätigkeiten neben dem Unterrichten natürlich gemeinsam hinein…


Und: Wie löst man einen Bewerber-Mangel auf? Indem man die Stelle attraktiver macht. Das kann u.A. via Gehaltssteigerungen geschehen, oder eben auch auf andere Art und Weise, z.B. geringere Wochenarbeitszeit… Bei der zweiten Variante ist natürlich klar, dass entsprechend mehr Personal gewonnen werden muss. Es ist jedoch nicht per se klar, dass dies ein Problem darstellt, da die Stellen ja jetzt attraktiver sind.

RsQ

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 986
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5526 am: 25.11.2023 22:32 »
Und: Wie löst man einen Bewerber-Mangel auf? Indem man die Stelle attraktiver macht. Das kann u.A. via Gehaltssteigerungen geschehen, oder eben auch auf andere Art und Weise, z.B. geringere Wochenarbeitszeit… Bei der zweiten Variante ist natürlich klar, dass entsprechend mehr Personal gewonnen werden muss. Es ist jedoch nicht per se klar, dass dies ein Problem darstellt, da die Stellen ja jetzt attraktiver sind.
Genau das! Dass große Teile der heutigen (und wohl auch künftigen) Arbeitnehmer sich kürzere Wochenarbeitszeiten wünschen, ist ja belegbar. In diesem Wissen macht man Stellen bzw. Jobs nicht attraktiver, wenn man sich gegen diesen Trend wehrt und das noch vorhandene Personal bis auf die letzte auspresst, damit möglichst lange noch alles so bleibt, wie es ist. Das wird sich rächen - denn wer morgen einen Beruf nicht attraktiv findet, ist die fehlende Fachkraft von übermorgen. Es geht längst nicht mehr nur ums Geld.

Btw: Meine Frau ist Lehrerin. Unfassbar, wieviel allein in diesem Bereich vom persönlichen Engagement abhängt. Über diesen Grad von "Material selbst kaufen, damit überhaupt etwas läuft" würde man in der Privatwirtschaft entsetzt aufschreien.

FearOfTheDuck

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1,558
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5527 am: 25.11.2023 23:05 »
Ob ein Bereich oder Berufszweig als solcher von einer Arbeitszeitverkürzung profitiert oder nicht, müsste im Einzelnen geschaut werden. Wenn angenommen im KiTa-Bereich eher Teilzeit gearbeitet wird, dann profitieren diese Mitarbeiter zumindest indirekt. Dann wäre jeder näher am Vollzeitgehalt oder hätte es erreicht. Was in dem Bereich dann evtl. den Arbeitsplatz attraktiver macht.

Vielleicht kommt es auch zu flexibleren Ausgestaltungen?
Vielleicht erleben wir irgendwann, dass ein reguläres WE 3 Tage lang ist?

Was aber in jedem Fall gerade im ÖD nötig ist - und dieser Hinweis sollte eher Richtung AG und Politik gehen: Eine umfassende Aufgaben- und Ausgabenkritik.

Warnstreik

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 366
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5528 am: 26.11.2023 00:39 »
Wieso man zusammen mit der GEW selten was wird: In MV hat die GEW für potentielle Warnstreiks eine Notdienstvereinbarung getroffen. Wieso? MV hat zumindest einige Beamte, die Kinder betreuen könnten. Hort-Betreuung, die zt auch Vormittags eingesetzt werden könnte, ist gutteils nicht im TV-L organisiert.
Wieso enteiert man sich für Warnstreiks schon im Vorfeld? Bei echten, längerwierigen Streiks verstünde ich das ja,aber ist das jetzt sinnvoll Oder hat gar einen Grund, den ich nicht sehe?

Schokobon

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 756
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5529 am: 26.11.2023 02:56 »
Wenn wegen geringerer Wochenarbeitszeit mehr Personal eingestellt werden muss: Wer soll das machen? Wo sind die ausgebildeten Fachkräfte dafür? Hocken daheim und warten bis man nur noch 35 h buckeln muss?

Buchstabensalat

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 35
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5530 am: 26.11.2023 06:03 »
Wenn wegen geringerer Wochenarbeitszeit mehr Personal eingestellt werden muss: Wer soll das machen? Wo sind die ausgebildeten Fachkräfte dafür? Hocken daheim und warten bis man nur noch 35 h buckeln muss?

Gegenfrage wenn die rentenfähigen Menschen ihren Ruhestand beginnen, wer tritt dann die Nachfolge an? Es müssen sich so oder so neue Bewerber finden, ansonsten wird die Kita kürzere Betreuungszeiten anbieten müssen.

Zudem haben wir durch die vielen Flüchtlinge einiges an Fachpersonal welches man nur noch die Sprachbarrieren einbinden könnte. Hier ist leider der Flaschenhals der deutsche Staat, welcher zu wenig Personal hat, um Kurse anzubieten. Alle Flüchtlinge sollten direkt ein Zugang zu Deutschkursen erhalten und weil es zu wenig Lehrer dafür gibt, macht man es einfach virtuell und teilt die teilnehmenden Personen in die jeweiligen Sprachen auf mit Gruppen von 100 Personen. Das zweite die Anerkennung der jeweilen Jobs. Auch hier könnte man Tests bereitstellen, welche digital bestanden werden müssen. So bekommt man die Menschen in den Arbeitsmarkt, welche dringend Leute braucht. Stand jetzt 2-3 Jahre warten bis erste Deutschkurse angeboten werden und arbeiten dürfen Sie auch nicht.

Damit löst man das Problem der Arbeitszeitreduzierung.

Odin81

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 8
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5531 am: 26.11.2023 08:56 »
Wir arbeiten bei der Feuerwehr in der 48 Std. Woche. Das wird auch anders nicht funktionieren. Soviel zur Anpassung der Gehaltsstruktur über Reduzierung der Wochenstunden…

cyrix42

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1,415
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5532 am: 26.11.2023 08:58 »
Wir arbeiten bei der Feuerwehr in der 48 Std. Woche. Das wird auch anders nicht funktionieren.

Aha. Und wie kommst du zu der Einschätzung, dass keine 40h/Woche, oder 35, oder … bei euch möglich wäre? Schaffen ja andere Institutionen auch, einen entsprechenden Schichtplan zu erstellen. Im Übrigen würde mich mal interessieren, wo diese 48h-Woche steht. Der TV-L sagt dazu m.W. jedenfalls nichts. Oder rechnest du einfach die Zeiten der Rufbereitschaft mit ein? Das ist ja nicht volle Arbeitszeit, sollte es nicht zu einem Einsatz gekommen sein…

Edit: Ich muss mich korrigieren: Der TV-L sagt in §47, dass für Beschäftigte im Feuerwehr-Dienst Berlin und Hamburg nicht die im TV-L vereinbarte Arbeitszeiten gelten, sondern die entsprechenden Regelungen der Beamten in den beiden Stadtstaaten; und zumindest Hamburg lässt die eigenen Feuerwehr-Beamten in zwei 24h-Schichten/ Woche arbeiten.

Natürlich ließen sich hier auch andere Dienstpläne erstellen. Jedenfalls sehe ich keinen Grund, der dagegen spricht.
« Last Edit: 26.11.2023 09:05 von cyrix42 »

Muschebubu

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 281
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5533 am: 26.11.2023 09:57 »
@Moderation… danke für die schnelle Reaktion. Und rechtspolemisches Stammtischgebrabbel darf gerne aus dieser Diskussion rausgehalten werden.

Muschebubu

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 281
Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5534 am: 26.11.2023 10:06 »
Man darf auch mal in sich gehen und überlegen, warum der eigene Beitrag gelöscht wurde, lieber Pelikan.