Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1035583 times)

Kapitalist

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3615 am: 22.10.2023 10:29 »
Es tangiert mich wegen baldigem Wechsel zum TV-V eigentlich nicht mehr, aber auch als Steuerzahler sehe ich aus unterschiedlichsten Gründen erheblichen Reformbedarf der Tabelle. Bei den höheren Entgeltgruppen. Diese wurden zu stark vernachlässigt. Das wird noch drastische Folgen haben! Auch für kleine und mittlere Entgeltgruppen die häufig direkt/ indirekt an solchen Stellen "dranhängen". Scheint vielen nur nicht bewusst zu sein. Wenn die Babyboomer in Rente gehen folgt die Schlussrechnung....


MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3616 am: 22.10.2023 10:52 »
Ich sehe alleinig ein Reformbedarf dort, wo man eine marktgerechte Bezahlung mit der Tabelle nicht erreicht.
Und für 50% der Regionen in der diese flächendeckend identische Tabelle gilt, denke ich, dass durch diese - unter Einbezug aller tariflichen Möglichkeiten - eine marktgerechte Bezahlung in den MINT Fächern möglich ist.

Einzige Korrektur, die sehr förderlich wäre: Prozentsatz der JSZ Bezahlung für alle gleich.
ob 30% oder 300% ist da erstmal egal.

Der mit dem Wolf tanzt

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3617 am: 22.10.2023 11:24 »
Dieser Thread ist bereits sehr voll und ich bitte um Entschuldigung, falls an irgendwelcher Stelle bereits beantwortet worden. Ich habe da eine Frage, die mir sehr unter den Nägeln brennt:

Warum wurde die IAP im Juni für den TVöD nur knapp zur Hälfte ausgezahlt und der Rest mit fortlaufendem Lohn? (wird ja beim TV-L  - wenn überhaupt -  wahrscheinlich ähnlich verlaufen). Sind die Kassen so leergefegt? Oder wollte man damit Menschen mit Elterngeld / Krankengeld (da Lohnersatz) von der übrigen Hälfte der IAP ausgrenzen?

Danke und Grüße
Der Wolf





Kapitalist

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3618 am: 22.10.2023 11:32 »
Was ist mit den anderen 50 Prozent der Regionen?

In der Tat gäbe es tarifliche Möglichkeiten. Sofern diese nicht nur Papiertiger sind. Gerade die Anwendung von TV-L 16.5 ist häufig systematisch durch Finanzministerien strikt untersagt und jeglicher Antrag wird abgelehnt. Das war der Tropfen im Fass der meine Kündigung zur Folge hatte. Die Leitung wollte und durfte schlichtweg nicht....

FearOfTheDuck

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3619 am: 22.10.2023 11:43 »
Dieser Thread ist bereits sehr voll und ich bitte um Entschuldigung, falls an irgendwelcher Stelle bereits beantwortet worden. Ich habe da eine Frage, die mir sehr unter den Nägeln brennt:

Warum wurde die IAP im Juni für den TVöD nur knapp zur Hälfte ausgezahlt und der Rest mit fortlaufendem Lohn? (wird ja beim TV-L  - wenn überhaupt -  wahrscheinlich ähnlich verlaufen). Sind die Kassen so leergefegt? Oder wollte man damit Menschen mit Elterngeld / Krankengeld (da Lohnersatz) von der übrigen Hälfte der IAP ausgrenzen?

Danke und Grüße
Der Wolf


Damit konnte man die tabellenwirksamen Erhöhungen bis in den März 24 schieben und dennoch ab Juli 23 roundabout ungefähr mindestens in ähnlichem Bereich auszahlen.

Mario Nette

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3620 am: 22.10.2023 12:17 »

Kleinere Entgeltgruppen haben es schwer, qualifizierte Mitarbeiter zu finden
, und ihr verschlimmert die Situation nur mit euren Gier nach höheren Gehältern. Es wird höchste Zeit, eure Ansprüche zu überdenken und die Realität anzuerkennen.


Das Gegenteil ist der Fall- auf eine E5-9 Stelle kommen bei uns über 40 Bewerbungen!

Ich sitze übrigens selbst mit in den Auswahlkommissionen und bin daher bestens im Bilde.

Und ich vermute, dass es sich dabei (40 Bewerbungen) um die Sachbearbeiterstellen (also je nach dem auch für Kaufleute), ggf. von Bauhofarbeiter/Straßenreiniger handelt? Oder auch um die Stellen für ausgebildete Handwerker (Elektriker, Maler, HSK...)?

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3621 am: 22.10.2023 12:22 »
Was ist mit den anderen 50 Prozent der Regionen?
Die brauchen einen Regionalen Zuschlag im Tabellenentgelt oder eine tarifliche Ausweitung einen regionalen Zuschlag bezahlen zu dürfen.
Zitat
In der Tat gäbe es tarifliche Möglichkeiten. Sofern diese nicht nur Papiertiger sind. Gerade die Anwendung von TV-L 16.5 ist häufig systematisch durch Finanzministerien strikt untersagt und jeglicher Antrag wird abgelehnt. Das war der Tropfen im Fass der meine Kündigung zur Folge hatte. Die Leitung wollte und durfte schlichtweg nicht....
Solange es strikt untersagt ist, solange hat der AG nicht den Bedarf gesehen.
(erfreulicherweise lebe ich in einem Bundesland, welches diese Problematik erkannt hat und den Dienststellen die Möglichkeit gibt dieses Personalbindungskonzept, welches alle AG unterschrieben haben, auch anzuwenden.)

Bzw. wurden diese Entscheidungsträger nicht für den dadurch entstandenen Schaden in Verantwortung genommen.
Also warum soll sich die Gewerkschaft um eine reines AG Problem kümmern?
Oder warum sollten deswegen alle, auch die die nicht gehen würden, eine Lohnerhöhung in dieser höhe bekommen?

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3622 am: 22.10.2023 12:24 »
Und ich vermute, dass es sich dabei (40 Bewerbungen) um die Sachbearbeiterstellen (also je nach dem auch für Kaufleute), ggf. von Bauhofarbeiter/Straßenreiniger handelt? Oder auch um die Stellen für ausgebildete Handwerker (Elektriker, Maler, HSK...)?
Zuletzt haben wir 10 Bewerbungen auf eine Stelle in der Druckerei gehabt.
Da ist die Motivation kein Schichtbetrieb!

daseinsvorsorge

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3623 am: 22.10.2023 12:37 »


Ich komm aus nem kleinen Dienstleistungsbetrieb als Bürokauffrau und hab das große Los mit der 09a/4.

Wie gesagt ist meine Freundin auch Bürokauffrau und lobt das Gehalt über den grünen Klee...

Für mich als Akademiker mit Masterabschluss samt Aufbaustudium ist das Gehalt wirklich ein Witz.

Hört euch bitte mal bei euren Freunden in der PW um, was die mit zehn Jahren Berufserfahrung so verdienen... unter 5000 Euro netto geht da keiner nach Hause. Dazu gibt es noch einen fünfstelligen Bonus jährlich, Firmenwagen und -handy, 14 Gehälter und 100% Home Office.

Wenn der TV-L nicht langsam aufwacht, wird es zappenduster.

... wenn Sie nicht langsam aufwachen, bleibt´s mit Ihrem Gehalt zappenduster.

Aus Ihren Ausführungen  entnehme ich, dass sie nichtorgansiert sind. Somit haben Sie doch alle Möglichkeiten das Ihnen "zustehende" Gehalt mit Ihrem AG zu verhandeln. Warum nehmen Sie das 1. Angebot Ihres AG an, um dann Ihr eigenes Versagen - wie das von vielen anderen hier auch - auf die Gewerkschaften zu schieben.

Oder es passt zurzeit ganz gut im ÖD - vielleicht gerade das Haus gebaut, ein Kind bekommen, die Schwiegermutter muss gepflegt werden etc. Auch ok- aber dann tauschen Sie das Ihnen entgangene Gehalt gegen die genannten weichen Faktoren ein. Was gibt es da dann noch zu jammern??

teclis22

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3624 am: 22.10.2023 12:42 »
Als ob es in der Privatwirtschaft überall Honig und Manna regnen würde. In kleinen Klitschen wird oft auch nicht mehr bezahlt, und man hat jedes zweite Wochende Bereitschaft.

Daher sollte man sich auch nicht mit kleinen Klitschen vergleichen sondern mit Groß-Betrieben / Organisationen, die über eine ähnliche Struktur und MA Zahl verfügen.

Kapitalist

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3625 am: 22.10.2023 13:21 »
Was ist mit den anderen 50 Prozent der Regionen?
Die brauchen einen Regionalen Zuschlag im Tabellenentgelt oder eine tarifliche Ausweitung einen regionalen Zuschlag bezahlen zu dürfen.
Zitat
In der Tat gäbe es tarifliche Möglichkeiten. Sofern diese nicht nur Papiertiger sind. Gerade die Anwendung von TV-L 16.5 ist häufig systematisch durch Finanzministerien strikt untersagt und jeglicher Antrag wird abgelehnt. Das war der Tropfen im Fass der meine Kündigung zur Folge hatte. Die Leitung wollte und durfte schlichtweg nicht....
Solange es strikt untersagt ist, solange hat der AG nicht den Bedarf gesehen.
(erfreulicherweise lebe ich in einem Bundesland, welches diese Problematik erkannt hat und den Dienststellen die Möglichkeit gibt dieses Personalbindungskonzept, welches alle AG unterschrieben haben, auch anzuwenden.)

Bzw. wurden diese Entscheidungsträger nicht für den dadurch entstandenen Schaden in Verantwortung genommen.
Also warum soll sich die Gewerkschaft um eine reines AG Problem kümmern?
Oder warum sollten deswegen alle, auch die die nicht gehen würden, eine Lohnerhöhung in dieser höhe bekommen?

Von welcher Lohnerhöhung reden wir konkret und was wäre für alle demnach dann angemessen bei der Vorlage des TVöD? Die derzeit benannte Forderung von Verdi schließt die Lücke zum TVöD einschließlich JSZ gerade in den höheren Entgeltgruppen wieder mal nur sehr unzureichend. Und Forderungen sind noch keine Abschlüsse.

Wer glaubt, so künftig beim TV-L noch hinreichend fähiges Personal im internen Wettbewerb des ÖD zu fangen sollte die Mathematik (auch im Hinblick auf den demografischen Wandel) befragen.

Ich freue mich jedenfalls auf bald weniger Wochenarbeitszeit, vollwertige JSZ und massive Gehaltserhöhung. Und das alles unterm Dach des ÖD wohlgemerkt. Bonuszahlungen sind dort auch üblich. Der Stresspegel wird ebenfalls sinken.

Der TV-L ist für Ingenieure und Itler einfach unterirdisch. Wer sich was zutraut sollte daher nicht lange überlegen und handeln....

teclis22

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3626 am: 22.10.2023 13:28 »

Also, auch wenn die Phantasie-Zahlen, die manche hier in ihren Fieberträumen äußern, weit abseits der Realität sind, kann man sich ja amtliche Zahlen recht einfach besorgen: https://web.arbeitsagentur.de/entgeltatlas/ . Dort findet man z.B. für Soziologen ein Median-Gehalt von 5094€/Monat (brutto, nicht netto, wie weiter oben in diesem Thread behauptet wird), für IT-Berater 5719€/Monat, für Mathematiker 6029€/Monat, für Germanisten 4662€/Monat und für MBA's ein Median-Gehalt oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze (6750€/Monat).


Gerade mal geschaut, ich bin unter der 50% grenze. Um (interessanterweise fast ) genau auf die 50% Marke zu kommen müsste ich 1 EG höher sein.  Also mit Stufengleicher Höhergruppierung...

RsQ

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3627 am: 22.10.2023 13:32 »
für Germanisten 4662€/Monat
Also da würde mich ja mal interessieren, wie der Arbeitsmarkt im Detail aussieht. Sind das nicht jene Geisteswissenschaftler, für die es kaum gut bezahlte Jobs gibt? Wenn das der Median ist ... gaaaaaaanz viel Fußvolk mit 2500 und einige (ganz) wenige Extremverdiener mit 20.000 € (wie/wo auch immer)?

Faunus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3628 am: 22.10.2023 14:04 »

Also, auch wenn die Phantasie-Zahlen, die manche hier in ihren Fieberträumen äußern, weit abseits der Realität sind, kann man sich ja amtliche Zahlen recht einfach besorgen: https://web.arbeitsagentur.de/entgeltatlas/ . Dort findet man z.B. für Soziologen ein Median-Gehalt von 5094€/Monat (brutto, nicht netto, wie weiter oben in diesem Thread behauptet wird), für IT-Berater 5719€/Monat, für Mathematiker 6029€/Monat, für Germanisten 4662€/Monat und für MBA's ein Median-Gehalt oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze (6750€/Monat).


Hmmm, ich denke die Gehälter werden auf Dauer sinken, da hier noch viel "Diplom" enthalten ist und "Bachelor" inzw. auf den Markt strömen eher nicht eine vergleichbare Stelle mit E10-Gehalt bekommen. Trainee-Ship von 2 Jahren mit Mindestlohn ist nicht unüblich.

Ich habe mir mal unter dem Link
"Fachkaufmann/-frau - Büromanagement" bzw.
 "Sekretärin (Weiterbildung)" rausgesucht , mit 3252 - 4216 - 5541 EUR laut Bundesagentur und vergleiche mit
 Lehrstuhl- bzw. Dekanatssekretärin von E6 mit S1 mit 2725 und 3362 nach 15 Jahren mit S6.

oder

"Elektroinstallateur/in" mit 2860 - 3395 - 4132 EUR laut BA
und im TV-L mit E5 /S1 2619   und 3362 nach 15 Jahren

Wenn man dann noch versteht, dass die Gehälter des ÖD in der Statistik der BA enthalten sind, also nach unten ziehen...
Diese Gehaltsbereiche im ÖD kommen immerhin in den Ballungsräumen in den Genuß der Zulagen von z.B. 150 EUR.

Faunus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3629 am: 22.10.2023 14:17 »

Gerade mal geschaut, ich bin unter der 50% grenze. Um (interessanterweise fast ) genau auf die 50% Marke zu kommen müsste ich 1 EG höher sein.  Also mit Stufengleicher Höhergruppierung...

Also bis Du bei den unteren 25 %?!
Ich bin bei den 50% im unteren Berech und liege um einiges über den unteren 25% in meinem Bereich

Ich bin immer wieder erstaunt, dass Hessen und Nordrhein-Westfalen höher Gehälter in meinem Bereich zahlen als Bayern und wenn man im ÖD die ganzen Zusätze/Arbeitszeiten/sonstige Guttis zusammenrechnet ist Bayern auch eher abgeschlagen. Dafür sind die bay. Politiker in der Polemik besser.  8)
So 4 Wo. vor den Landtagswahlen hat man doch tatsächlich angekündigt von der Wochenarbeitszeit mit 40 Stunden und 6 min ab 1. November auf die 6 min zu verzichten.
« Last Edit: 22.10.2023 14:27 von Faunus »