Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1035574 times)

E15TVL

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #720 am: 02.08.2023 09:50 »
@cyrix42
"Fachkräftemangel" sind genau genommen 2 Argumente. Einmal die Situation, dass kein neues Personal gefunden wird, um beispielsweise Altersabgänge kompensieren oder neue Aufgaben (z. B. Digitalisierung) adäquat erledigen zu können. Diese Situation haben wir längst erreicht.
Die 2. Komponente ist aber die, dass vorhandenes Personal langsam abwandert. Und da schlittern wir momentan gerade erst so richtig hinein. Und hier steht ernsthaft zu befürchten, dass wenn es nicht ordentlich mehr Geld gibt, etliche Beschäftigte abwandern (und wenn es nur in den TVöD-Kosmos ist).

Es geht also immer um Fachkräftegewinnung und -bindung. Der Begriff "Fachkräftemangel" suggeriert so gern, dass das ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, wofür die Lösung irgendwo anders zu suchen ist.

cyrix42

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #721 am: 02.08.2023 09:59 »
Da bin ich dabei. Dies sollte auch die AG umtreiben, entsprechende Positionen wertschätzend zu entlohnen. Aber zumindest, wenn man den hier geäußerten Beschreibungen von Personal-Verantwortlichen folgt, scheint es kein generelles Problem des öD zu sein, kein geeignetes Personal mehr zu finden bzw. halten zu können. So wird hier ab und an beschrieben, dass die Bewerber-Situation bei zu besetzenden Stellen im Sachbearbeiter-Bereich o.Ä. eine deutlich bessere sei als bei hochqualifizierten Positionen. Demzufolge würde dieses Argument eher für eine deutlichere Erhöhung der Gehälter bei eben jenen betroffenen Stellen sprechen als auf den gesamten öD bezogen; oder auch nur auf die sowieso schon gut zu besetzenden Stellen.

Inwiefern dies nun in die Gewerkschaftsposition einfließen wird, die ja natürlich in erster Linie ihre Mitglieder vertreten, halte ich für fraglich. Hier müssten wohl andere Argumente für einen Sockel-Anteil o.Ä. gefunden werden…

Thomber

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #722 am: 02.08.2023 10:49 »
Zitat
Warum soll der öD wesentlich mehr oder weniger stark leiden/profitieren als der Rest der Gesellschaft.

Äh, na weil es für die Zeitnichtfachkräfte da oben halt das Leichteste ist, den öD auszuquetschen und es sieht nach außen ja immer gut aus, wenn "Nullrunden" im öD gefahren werden. Dass die IG Metall usw. Nullrunden nicht mitmachen würden ist klar.   Der gute öD muss ja als Vorbild (m/w/d) fungieren!   :-X

Aktienprimus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #723 am: 02.08.2023 12:05 »
....Demzufolge würde dieses Argument eher für eine deutlichere Erhöhung der Gehälter bei eben jenen betroffenen Stellen sprechen als auf den gesamten öD bezogen; oder auch nur auf die sowieso schon gut zu besetzenden Stellen.

Inwiefern dies nun in die Gewerkschaftsposition einfließen wird, die ja natürlich in erster Linie ihre Mitglieder vertreten, halte ich für fraglich. Hier müssten wohl andere Argumente für einen Sockel-Anteil o.Ä. gefunden werden…

Und dieser Sachverhalt ist auch ein gewichtiger Grund, warum gerade viele Mangelberufe wie ITler und Ingenieure eine Mitgliedschaft bei Verdi meiden. Weil für MINT-Belange viel zu wenig getan wird. Wie die Abschlüsse der letzten Jahr eindrücklich zeigen. Da geht es meist um EG 9 und darunter. Und diese sind bei ehrlichem Blick im Vergleich mit der freien Wirtschaft bereits nicht so übel bezahlt. Wie zum Beispiel Untersuchungen von Pwc belegen.

Also Verdi: Was soll konkret für die MINT-Mangelberufe im TV-L geschehen? Gibt es zum Beispiel endlich eine längst überfällige Angleichung der Jahressonderzahlung? Und warum lohnt es sich als MINT-Beruf Mitglied zu werden?

DerBoss

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #724 am: 02.08.2023 18:12 »
Dein Geschreibsel strotzt aber auch nicht gerade vor Inhalt außer dass du dich darüber beschwerst, dass Leute in einem Forum vielleicht anderes schreiben als dir gefällt. Wenn dir das nicht passt, stelle dich doch in die Besenkammer und rede mit dir selbst.

LOL. Danke für diesen qualitativ hochwertigen Beitrag. Vielleicht liest du deine Aussagen noch einmal und überlegst, ob du sie auf dich selbst anwenden kannst. Argumente hast du jedenfalls keine geliefert…

Zitat
Für mich ist der Zeitraum maßgeblich, weil es seitdem massiv bergab ging mit den Reallöhnen.

Und für die AG ist eben der längere Zeitraum davor, in dem es massiv aufwärts ging mit den Reallöhnen, auch von Relevanz. So what? Wer hat nun Recht, wer nicht? Richtig: Beide Ansichten sind einfach nicht zielführende, da sie irgendwelche Momentaufnahmen beleuchten, die völlig beliebig herausgegriffen wurden…

Zitat
Das sehe ich als Grundlage für Tarifentwicklungen und nicht, ob die Gesamtwirtschaft angeblich ja so viel schlechter dran ist und auch keinen vollen Lohnausgleich bekommt.

„Ich will aber!“ und dann böse mit dem Fuß aufstampfen. Das hilft bestimmt bei den Verhandlungen. Klappt bei Kleinkindern im Umgang mit ihren Eltern ja auch immer so gut…

Zitat
Außerdem ist dies hier wie auch schon vielfach darauf hingewiesen ein schriftliches Medium. Du kannst gern noch einmal nachlesen wo ich etwas von vollem Inflationsausgleich geschrieben habe oder gar Reallohnzuwächsen ggü. dem Stand von 2021  fordere? Wenn du da nur einen Fetzen als Beleg findest, kannst du das gerne zitieren und mir die Narrenkappe aufsetzen.

Nun, ich verstand deine Aussage, dass du es fatal fändest, wenn „deutlich unter 10% bei rumkommen“, und dies mit dem Kaufkraftverlust seit 2021 einleitest, genau so. Sollte ich da einer Fehlinterpretation unterlegen sein, dann bitte ich um Klarstellung.

Was du so schreibst ist teils völlig absurd. Man könnte meinen, du gehörst der TdL und einer Führung eines AG an.

Um dich hier mal wieder einzunorden, das Mindeste (also unsere Referenz) ist der Abschluss obehalb dem TVÖD. Darunter ist keine Basis für Verhandlungen. Die einmalige IAP ist in Prozente umzulegen, da sie so nicht tabellenwirksam ist und nicht der Rentenversicherung (Punkte) zu Gute kommt. Denn wir alle könnten unsere Arbeitsleistung auch beim TVÖD anbieten. Und da der TVÖD eh schon besser vergütet ist (geringere Arbeitszeit im Mittel, höhere Vergütungen im Mittel, Leistungszulage, Jobrad, höheres Weihnachtsgeld) und unser Abschluss nochmal später kommt als der im TVÖD, ist eine Benchmark eindeutig oberhalb vom Abschluss im TVÖD als geboten anzusehen. Wir haben gerade im Bereich IT, Bildung, Polizei (EG/A 9 -13) eine sehr hohe Anzahl von Bediensteten, die ihre Arbeit entsprechend vergütet haben wollen. Es herrscht großer Mangel an Personal in diesem Segment. Da bringen uns 300 Euro nicht viel. Hier sollte ein schneller Abschluss (z. B. 12 Prozent, 12 Monate Laufzeit) eine Verhandlungsbasis sein, die IAP kann es dann gerne zusätzlich geben für die Vergangenheit. Und es steht außer Frage, dass unser Abschluss sich nicht hinter der EVG verstecken darf. Das hohe Bildungsniveau im TV-L muss auch berücksichtigt werden. Auch gilt es meiner Meinung nach, verlorene Prozente seit 2020 wieder gut zu machen. Wir müssen auch das Weihnachtsgeld wieder anpassen, mindestestens auf Niveau des TVÖD.

Anmerkung: Zudem sind die EG 9 und höher seit Jahren immer mehr zusammen gestaucht und die Abstande untereinander als auch zu den EG ohne Studium immer mehr zusammen gestaucht worden. Leistung lohnt sich da kaum, das ist fatal. Hier bedarf es wieder einer ehrlichen Aufwertung und die Abstände müssen deutlich höher sein.

Zudem soilte man sich mal überlegen, ob es wirklich 6 Erfahrungsstufen bedarf. Mein Vorschlag: Die Erfahrungsstufe 1 gibt es weiterhin im 1. Jahr, im 3. Jahr bekommt man die aktuelle 3. Erfahrungsstufe und im Jahr 6 die aktuelle 6. Erfahrungsstufe. Also nach 5 Jahren im Job sollte man alles können und es gibt keinen Grund mehr, einem das Gehalt vorzuenthalten. Denn wieseo sollen Kollegen für die gleiche Arbeit mehr bekommen nach über 15 Jahren? Ich denke nach 5 Jahren kann man seinen Job genauso gut wie jemand, der 20 Jahre dabei ist.
« Last Edit: 02.08.2023 18:22 von DerBoss »

cyrix42

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« Antwort #725 am: 02.08.2023 18:23 »
Nun, wie führst du denn Verhandlungen? In dem du die andere Seite beschimpfst und vor Ultimaten, die du eh nicht durchhalten kannst, stellst? Klingt sinnvoll.

Weil ich die hier zuhauf geäußerten Forderungen ohne Grundlage als solche benenne, gehöre ich der TDL an? Ok, dann scheinen das ja recht brauchbare und logisch denkende Menschen zu sein. Finde ich gut, denn dann werde ich ja hoffentlich demnächst besser bezahlt — und alle, die nur rumblöcken, können das auch gern weiter tun, bleiben aber unzufrieden. ;-)

cyrix42

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« Antwort #726 am: 02.08.2023 18:29 »
Anmerkung: Zudem sind die EG 9 und höher seit Jahren immer mehr zusammen gestaucht und die Abstande untereinander als auch zu den EG ohne Studium immer mehr zusammen gestaucht worden. Leistung lohnt sich da kaum, das ist fatal. Hier bedarf es wieder einer ehrlichen Aufwertung und die Abstände müssen deutlich höher sein.

Ok, du definierst also deinen Wert (oder zumindest den deiner beruflichen Tätigkeit) darüber, dass andere weniger bekommen? Klingt lustig…

Zitat
Zudem soilte man sich mal überlegen, ob es wirklich 6 Erfahrungsstufen bedarf. Mein Vorschlag: Die Erfahrungsstufe 1 gibt es weiterhin im 1. Jahr, im 3. Jahr bekommt man die aktuelle 3. Erfahrungsstufe und im Jahr 6 die aktuelle 6. Erfahrungsstufe. Also nach 5 Jahren im Job sollte man alles können und es gibt keinen Grund mehr, einem das Gehalt vorzuenthalten. Denn wieseo sollen Kollegen für die gleiche Arbeit mehr bekommen nach über 15 Jahren? Ich denke nach 5 Jahren kann man seinen Job genauso gut wie jemand, der 20 Jahre dabei ist.

Da bin ich prinzipiell bei dir: 15 Jahre Einarbeitungszeit erscheint mir doch auch recht lang…

DerBoss

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #727 am: 02.08.2023 18:30 »
Nun, wie führst du denn Verhandlungen? In dem du die andere Seite beschimpfst und vor Ultimaten, die du eh nicht durchhalten kannst, stellst? Klingt sinnvoll.

Weil ich die hier zuhauf geäußerten Forderungen ohne Grundlage als solche benenne, gehöre ich der TDL an? Ok, dann scheinen das ja recht brauchbare und logisch denkende Menschen zu sein. Finde ich gut, denn dann werde ich ja hoffentlich demnächst besser bezahlt — und alle, die nur rumblöcken, können das auch gern weiter tun, bleiben aber unzufrieden. ;-)

Ich beschimpfe die Gegenseite nicht. Ich halte ihr nur die Fakten vor. Wir wollen angemessen bezhalt werden. Ich glaube viele die in die Tabelle sehen, bemerken zum Negativen, dass viele Branchen und auch untere EG den höheren EG ab 9b/c immer näher kommen und man sich fragt, wieso man so ein langes 5-jähriges Studium oder auch 3-jähriges Studium absolviert, wenn es monetär nicht mehr richtig abgebildet wird. Der Mindestlohn hat zu einer weiteren Stauchung geführt. Das was ich möchte, ist tatsächlich monetäre Wertschätzung. Darf man das hier noch sagen?

cyrix42

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« Antwort #728 am: 02.08.2023 18:34 »
Zu deiner letzten Frage: Sagen darfst du hier alles, was der Forenbetreiber, vertreten durch die Admins, als zulässig erachtet.

Und ich habe studiert, weil mich das Fach interessiert hat und ich in diesem Forschen und es anderen Lehren wollte. Und? Genau das mache ich auch. Wenn du aus rein monetären Gründen studiert hast, dann wirst du mit deiner Tätigkeit wahrscheinlich auch nicht glücklich, fast egal, wie viel man dir zahlen würde…

DerBoss

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« Antwort #729 am: 02.08.2023 18:45 »
Zu deiner letzten Frage: Sagen darfst du hier alles, was der Forenbetreiber, vertreten durch die Admins, als zulässig erachtet.

Und ich habe studiert, weil mich das Fach interessiert hat und ich in diesem Forschen und es anderen Lehren wollte. Und? Genau das mache ich auch. Wenn du aus rein monetären Gründen studiert hast, dann wirst du mit deiner Tätigkeit wahrscheinlich auch nicht glücklich, fast egal, wie viel man dir zahlen würde…

Für mich gehört beides zusammen: Spaß am Job und gute Bezahlung. Mein Job beim Land macht mir Spaß, aber ich empfinde meine Vergütung für meinen Einsatz als zu gering und wünsche mir in Anbetracht der hohen Inflation und der Verbesserung der Vergütungen in vielen anderen Bereichen, dass man mein Gehalt auch linear angehoben hätte.

cyrix42

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« Antwort #730 am: 02.08.2023 18:50 »
Für mich gehört beides zusammen: Spaß am Job und gute Bezahlung. Mein Job beim Land macht mir Spaß, aber ich empfinde meine Vergütung für meinen Einsatz als zu gering und wünsche mir in Anbetracht der hohen Inflation und der Verbesserung der Vergütungen in vielen anderen Bereichen, dass man mein Gehalt auch linear angehoben hätte.

Wenn du über deine Position redest und warum diese besser bezahlt werden sollte, ist das eine Sache (und zwar eine sinnvolle in Gehaltsverhandlungen). Aber damit zu argumentieren, dass andere (gerade solche, die absolut deutlich weniger als man selbst erhalten) ja eine größere prozentuale Steigerung erhalten könnten, ist nicht sinnvoll. Es zeugt nur von Neid (und zwar auf Geringverdiener o.O), nicht aber von eigener Stärke.

DerBoss

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« Antwort #731 am: 02.08.2023 18:56 »
Für mich gehört beides zusammen: Spaß am Job und gute Bezahlung. Mein Job beim Land macht mir Spaß, aber ich empfinde meine Vergütung für meinen Einsatz als zu gering und wünsche mir in Anbetracht der hohen Inflation und der Verbesserung der Vergütungen in vielen anderen Bereichen, dass man mein Gehalt auch linear angehoben hätte.

Wenn du über deine Position redest und warum diese besser bezahlt werden sollte, ist das eine Sache (und zwar eine sinnvolle in Gehaltsverhandlungen). Aber damit zu argumentieren, dass andere (gerade solche, die absolut deutlich weniger als man selbst erhalten) ja eine größere prozentuale Steigerung erhalten könnten, ist nicht sinnvoll. Es zeugt nur von Neid (und zwar auf Geringverdiener o.O), nicht aber von eigener Stärke.

Ich bin nicht neidisch auf die Mindestlohnempfänger, ich hätte mir nur gewünscht, dass prozentual die gleiche Erhöhung in der gesamten Tabelle angewendet wird, damit die Abstände gleich bleiben. Kannst du das nachvollziehen? Es bringt doch nix, wenn jemand mit Ausbildung nur 2 Euro mehr verdient (z. B. Reinigungskräfte oder Floristen) als jemand, der nur den Mindestlohn erhält. Das System wurde nicht zu Ende gedacht. Man hätte die gesamte Treppe prozentual gleich nach oben bringen müssen - meine Meinung.

cyrix42

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« Antwort #732 am: 02.08.2023 19:10 »
Inwiefern hat es eine Auswirkung darauf, ob du geeignet bezahlt wirst, wenn die Putzkraft, die dein Büro reinigt, nun etwas mehr zur Verfügung hat, oder nicht? Und wie hängt deine Bezahlung von der Person, die das Sekretariat o.Ä. bestreut, ab?

Wenn du damit argumentieren würdest, dass durch die größere Erhöhung im Bereich der unteren Entgeltgruppen weniger für eine größere im Bereich der oberen zur Verfügung steht, hast du zwar prinzipiell recht. Ich hatte das vor ner Weile aber mal durchgerechnet und mich selbst gewundert, dass der Effekt recht klein ist. Wenn ich mich recht erinnere, hätte eine vollständig lineare Erhöhung beim vorletzten Abschluss für alle Entgeltgruppen (also ohne Mindestbetrag) nur wenige Zehntelprozent Veränderung gegenüber dem tatsächlichen Beschluss bedeutet. Lohnt es sich für 0,2%-Punkte wirklich, dann ein solches Fass aufzumachen?

Und, mal ehrlich: Geld hat einen gegen Null gehenden Grenznutzen. Wenn wir also Gesamtnutzen maximieren wollen, dann müssen gerade Niedrigeinkommen überproportional gesteigert werden. Wenn aber nicht die Gemeinschaft im Vordergrund steht, sondern das Individuum: Was interessiert dich dann, was die anderen bekommen?

Aktienprimus

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« Antwort #733 am: 02.08.2023 20:36 »
Es sollte klar sein: Ausreichend Spreizung von Einkommen ist auch im öffentlichen Dienst unverzichtbar. Um einen Anreiz für Leistungsbereitschaft und zur Annahme und notwendigen Besetzung von Stellen mit komplexen Fachthemen wie im Mint-Bereich hinreichend zu ermöglichen.

Hier besteht auch im TV-L erheblich Nachholbedarf, weil wir diese Stellen praktisch immer schwieriger besetzt und auch vorhandenes Personal zunehmend weniger binden können. Zu groß ist der Mangel an fähigen MINT-Kollegen. Und das ist erst der Anfang. Weniger Nachwuchs und Babyboomer die in Rente gehen, werden bei uns mangels Bewerbungen auf MINT-Berufe in wenigen Jahren den Regelbetrieb lahmlegen. Das ist absehbar und Lösungen derzeit nicht in Sicht. Das setzt auch verbleibende MINT-Kollegen die Leistung zeigen immer mehr unter Druck. Wir können von 5 wiederholt ausgeschriebenen MINT mittlerweile 4 Stellen nicht besetzen. Im Verwaltungsbereich undenkbar, hier herrscht eine Fülle an Bewerbern vor. Das muss doch langsam allen zu denken geben. Wo sollen die Leute herkommen?

Meine Wunsch an Verdi: Nehmt MINT-Berufe endlich in den Fokus. Gerade auch die erfahrenen Kollegen, welche bereits länger dabei sind und zum Beispiel in der Endstufe verharren. Diese Berufe schaffen und sichern in Folge auch etliche Personalstellen in unteren und mittleren EG durch Projekte und eigene Abteilungen.

Weitere Anpassung der Stufe 6 ab EG 10 aufwärts und volles 13. Gehalt müssen mit auf den Verhandlungstisch.

cyrix42

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« Antwort #734 am: 02.08.2023 21:07 »
Es sollte klar sein: Ausreichend Spreizung von Einkommen ist auch im öffentlichen Dienst unverzichtbar. Um einen Anreiz für Leistungsbereitschaft und zur Annahme und notwendigen Besetzung von Stellen mit komplexen Fachthemen wie im Mint-Bereich hinreichend zu ermöglichen.

Ich sehe ein, dass die Gehälter für die Positionen, die schwerlich zu besetzen sind, verglichen mit denen entsprechender Positionen bei anderen Arbeitgebern vergleichbar sein müssen, damit man im Konkurrenzkampf zwischen den verschíedenen Arbeitgebern um die Fachkräfte nicht hintenanstehen muss. Aber wie löst ein niedrigeres Gehalt für die hier ehemals von Spid immer mal wieder beschworene Spülhilfe dieses Problem? Strengt sie sich dann mehr an, zeigt Leistungsbereitschaft und wird zum Ingenieur?

Die Spreizung des Tarif-Gefüges ist doch völlig irrelevant für die Frage, ob eine bestimmte Position genügend bezahlt wird, oder nicht; entweder man bekommt für diese Stelle genügend geeignete Bewerbungen, oder eben nicht. Im ersten Fall reicht das angebotene Gehalt offenbar aus, im zweiten nicht. Dafür ist völlig unerheblich, was eine andere Person mit einer anderen Aufgabe beim gleichen Arbeitgeber nun bekommt, oder auch nicht.