Meiner Ansicht nach darf zur Bewertung einer Reallohnentwicklung kein Basiswert aus dem Jahr 2006 herangezogen werden, sondern immer nur der jeweilige Ausgangswert seit dem Abschluss von Tarifverhandlungen vor besonderen Effekten.
Warum? Weil es dann besser für dich ausschaut?
Der TVöD wurde im Oktober 2005 eingeführt, 2006 war das erste Jahr, in dem er vollständig gegolten hat. Entsprechend ist dies ein sinnvoller Startpunkt der Betrachtung, der anzeigt, wie sich die Kaufkraft während der gesamten Existenz des TVöD entwickelt hat.
So ist der Ausgangswert nach wie vor der aus dem Oktober 2020, der zur Bewertung herangezogen werden muss.
Warum? Weil es für dich besser passt, vom Höhepunkt zu messen?
Ganz einfach: Weil man immer den Status quo in Bezug auf die Kaufkraft betrachtet, um den letzten Tarifabschluss ex post zu bewerten. Demnach hat man zur letzten Verhandlung eine riesige Lücke, die sich aus dem Inflationsniveau während des ab 2020 laufenden Verhandlungsergebnisses ergeben hatte, nicht geschlossen, was nun zu reparieren ist. Dass es nicht einmal ansatzweise einen Sinn ergibt, 2006 als Basis anzusetzen, ist schon deswegen richtig, weil viele Mitarbeiter 2006 noch gar nicht unter dem TV gearbeitet haben und viele Mitarbeiter im Jahr 2006 heute nicht mehr unter dem TV arbeiten. Von daher ist schon der Durchschnittsmitarbeiter oder besser der Medianmitarbeiter anzusetzen, wenn man es historisch ganzheitlich betrachten möchte. Dass der gesamte TVöD ein gewaltiger nachhaltiger Gehaltsniveausabsenkungsvertrag ist, steht noch auf einem anderen Blatt.
Den persönlichen Status quo als Referenzpunkt zu nehmen mag menschlich verständlich sein, für eine analytisch-faktische Diskussion um die Entwicklung TVöD vs. Inflation ist diese Perspektive jedoch argumentativ schwach.
Allein schon deshalb, da jeder einen individuellen Einstiegspunkt in den Geltungsbereich des TVöD hat. Vielleicht ist deiner ja Oktober 2020 oder kurz davor
Hätte es die (Reallohn-)Zuwächse der Vergangenheit nicht gegeben, hätte das Einstiegsgehalt von Person x im Jahr y nicht auf dem jeweiligen Niveau gelegen.
Mit anderen Worten: Würden die Erhöhungen der Tabellenentgelte seit Einführung des TVöD 2005 immer fix und ohne Verhandlungen auf dem Niveau der Inflation erfolgen, hättest du - auch wenn die Inflation zwischen 2020 und 2024 ausgeglichen worden wäre - nun in absoluten Euros weniger Einkommen, als im aktuellen Status quo.
Was glaubst du, warum in statistischen Auswertungen oftmals lange Zeitreihen herangezogen werden?
Den Start des TVöD, als Referenzpunkt für die Betrachtung TVöD vs. Inflation heranzuziehen, erscheint mir passend.
Zumindest sollte man aber einen Zeitraum von einer gewissen Länge wählen (mind. 10 Jahre), um Schwankungen von Ausreißern nicht überzubewerten. Was du übrigens mit deinem zeitlichen Korridor tust und ich teile den Eindruck von cyrix24, dass dies Absicht ist, um die Reallohnentwicklung systematisch schlechter darzustellen, als sie langfristig war.