Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1034972 times)

Sozialarbeiter

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2730 am: 05.10.2023 18:29 »
Im dann neuen TV-L wird doch nie und nimmer eine Liste derer Mitglieder stehen die das zahlen. sondern was generisches im sinne von:

"Zur Deckung des Personalbedarfs dürfen einzelne Länder einen finanziellen Anreiz über die Tabellen hinaus gewähren."
Wie dass dann im Detail aussieht, ist mir ehrlich gesagt auch schon fast egal. Das ist dann Thema der Hauptamtlichen und nicht mehr von mir. Solange ich am Ende das Geld auf meinem Konto habe, passt mir das.
Ich kann mir aber vorstellen, dass mir einen Ergänzungstarifvertrag gearbeitet wird, den einfach nur die betroffenen Stadtstaaten / Bundesländer unterschreiben.
Mail-Aktion zur TV-L Tarifrunde:
Solidarisch zeigen und die Verantwortlichen in Hamburg via Mail auffordern auf eine bessere Bezahlung hinzuwirken: https://wastunfuerhamburg.de/

Ich empfehle den Thread zur Hamburg Zulage unter der Rubik Allgemeines, den ich seit 1-2 Jahren stetig füttere.

DerBoss

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2731 am: 05.10.2023 18:36 »
...
Wir haben seit 2020 einen Kaufkraftverlust von 25 Prozent in etwa erfahren, ich will meinen Wohlstand erhalten - was ist daran so schwer zu verstehen?

Naja es ist zumindest schwer zu verstehen wie du auf 25% Kaufkraftverlust kommst.

VPI: Januar 2020 = 99,8 / Prognose September 2023 ca. 117,8 --> 18% Inflation
Tarifsteigerungen: 01.2020 +3,12% / 01.2021 +1,29% / 12.2022 +2,8% --> 7,37% mehr Gehalt

Da komme ich auf ca. 10,6% Differenz oder "Kaufkraftverlust".

Wenn sich der VPI auf das Gesamtjahr 2020 bezieht, dann ist dem auch das Einkommen aus 2020 gegenüberzustellen, welches zu 11/12 nach(!) der Tariferhöhung zu betrachten wäre.

... ach: Und Hallo zusammen ;-)
Aus Wikipedia:
Der Verbraucherpreisindex für Deutschland (VPI) ist ein Preisindex der durchschnittlichen prozentualen Veränderung des Preisniveaus bestimmter Waren und Dienstleistungen, die von privaten Haushalten für Konsumzwecke gekauft werden. Die Preisveränderung gegenüber dem Vorjahr bzw. Vorjahresmonat ergibt sich aus dem Vergleich des aktuellen Indexstandes mit dem Indexstand des Vorjahres bzw. Vorjahresmonats. Ausgangspunkt dieser Betrachtung ist immer das jeweilige Basisjahr, seit Januar 2023 das Jahr 2020, in dem der Warenkorb erstellt wurde.

Die von mir genannten Indizes sind "Preisstände" bezogen auf den vom statistischen Bundesamt verwendeten Warenkorb (VPI ist nicht die Inflationsrate). DerBoss hat nicht genau angegeben für welchen Zeitraum er 25% Kaufkraftverlust empfindet. Die einzelnen VPI nach Monaten kann man hier nachsehen:

https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?sequenz=tabelleErgebnis&selectionname=61111-0002&startjahr=1991#abreadcrumb

Selbst wenn ich nun den niedrigsten VPI in dem Jahr zB im November 2020 mit 99,7 annähme und von dem prognostizierten Wert von September 2023 dividiere käme ich auf 117,77/99,7=118,12 --> 18,12% Inflation.

Und wenn ich nun die Tariferhöhung im Januar 2020 unberücksichtigt lassen würde (also 01.2021 +1,29% / 12.2022 +2,8%), käme ich auf Tarifsteigerungen von 4,12%.

Demnach wäre der Kaufkraftverlust bei ca. 14%.

Auch diese Differenz ist sehr weit von 25% entfernt.

Hallo Ulf,

ich komme auf einen zu kompensierenden Kaufkraftverlust von etwa 25 %, da neben den von dir errechneten 14 Prozent noch die Zeit ab dem 01.10.2023 bis zum Ende des Tarifvertrages anzunehmen ist. Ich rechne hier einfach mal mit 27 Monaten, also bis zum 31.12.2025.

Also bis 30.09.2023 sind ca. 14 Prozent zu kompensieren.
Für den Zeitraum 01.10.2023 bis 31.12.2023 nehme ich weitere 1 Prozent an. = 15 Prozent
Für 2024 und 2025 jeweils 5,0 Prozent.

Demnach beträgt mein Kaufkrauftverlust ca. 25 Prozent. Das die Prozente zu multiplizieren sind und nicht zu addieren ist mir klar, es ist einfach eine Vereinfachung hier im Forum.

Eine Forderung in Höhe von 25 Prozent bis zum 31.12.2025 wäre daher in jedem Fall angemessen.
Eine Forderung in Höhe von 20 Prozent bis zum 31.12.2024 wäre auch angemessen.

Zudem ist die Referenz die jeweils anderen Tabellen des TV-XYZ.

DerBoss

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2732 am: 05.10.2023 18:39 »
Auch diese Differenz ist sehr weit von 25% entfernt.
Es hängt halt alles am persönlichen Warenkorb. Der hat mit dem offiziellen Warenkorb nicht notwendigerweise was zu tun. Ich denke die offiziellen Zahlen sind eher eine Schönrechnerei.

Danke und auch das stimmt. Ich habe Mehrkosten (ohne Steigerung des Lebensstandards) in Höhe von 500 Euro monatlich seit dem Kriegsbeginn. Klar das ist mein finanzielles Problem und nicht das des Arbeitgebers. Aber natürlich erwarte ich auch eine angemesse Gehaltserhöhung in diesen Zeiten. Der Arbeitgeber möchte ja auch motivierte Mitarbeiter behalten und eine Motivattion ist auch das Gehalt.
« Last Edit: 05.10.2023 18:54 von DerBoss »

DerBoss

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2733 am: 05.10.2023 18:43 »

Demnach wäre der Kaufkraftverlust bei ca. 14%.

Auch diese Differenz ist sehr weit von 25% entfernt.

Absolut! Aber 14% sind auch mehr als 11% ;-)

Letztlich wären zur Erhaltung/Wiederherstellung der realen Kaufkraft diese 14% schon realistisch - zumal das spontane Absinken der Inflation nach Tarifabschluss auch nicht zu erwarten ist.

Eine Deflation ist aktuell nicht zu erwarten.

Das reine Sinken der Inflation im Vergleich zum Vorjahr / Vergleichszeitpunkt ist immer noch eine zusätzliche Inflation, solange der Wert nicht 0 % erreicht.
« Last Edit: 05.10.2023 18:59 von DerBoss »

Tariflas

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2734 am: 05.10.2023 18:48 »
Ich stimme dem Boss zu.

Ich habe eine Haushaltsapp und es sind ca. 500 Euro Mehrkosten pro Monat gegenüber 2020.

Während ich damals nach Abzug der Fixkosten noch monatlich ca 800 Euro insgesamt ausgab an, sind es heute 1300 Euro.

Allein die Lebensmittelkosten stiegen von 300 auf 500 Euro an, dann noch Preissteigerungen beim Tanken, Drogerie, Ausgehen, Urlaub…

Gleichzeitig stieg meine Arbeitsbelastung immens durch unbesetzte Stellen, Einberufung in Arbeitskreise etc.

Aber man hat immer weniger im Geldbeutel und es nervt.

Eigentumswohnung oder Haus ist nicht drin für mich als Nichterbe.

Zinc

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2735 am: 05.10.2023 21:27 »
Auch diese Differenz ist sehr weit von 25% entfernt.
Es hängt halt alles am persönlichen Warenkorb. Der hat mit dem offiziellen Warenkorb nicht notwendigerweise was zu tun. Ich denke die offiziellen Zahlen sind eher eine Schönrechnerei.

Bekomme ich dann jetzt mit der Tarifverhandlung eine Gehaltskürzung, weil sich bei mir die Ausgaben reduziert haben? Haben uns ein anderes Familienauto mit halben Verbrauch geholt und das Arbeitsauto ist ein Hybrid, das wir über die eigene PV und BayWa oftmals kostenlos laden. Butter und andere Molkereierzeugnisse sind billiger geworden, Strom- und Gas ist billiger geworden, Saft ist billiger geworden, Hausgeld ging paar Euro runter, Handyvertrag wurde billiger, Obst und Gemüse haben wir viel aus dem eigenen Garten bezogen den ganzen Sommer über. Fixkosten wie Annuität für Immobilie sind genauso konstant geblieben wie sämtliche Versicherungen, die wir zahlen. Kita wurde um den gleichen Betrag teurer wie das Kindergeld angehoben wurde, ist als Nullsummenspiel. Dafür gab`s unterm Jahr eine ordentliche Gehaltserhöhung mittels Zulage.

Die offiziellen Zahlen werden schon für die meisten Leute stimmen. Deine Zahlen sind eher Schlechtrederei.

Dass ich da noch nicht drauf gekommen bin! Ich kaufe mir morgen ein neues Auto, was weniger als mein jetziges vebraucht und dribbel so das System aus. Dann noch zwei Tomatenpflanzen und schon haben sich meine Ausgaben reduziert. Danke für deinen Beitrag.

DerBoss

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2736 am: 05.10.2023 22:19 »
Ein interessanter aktueller Artikel zu der allgemeinen Thematik TV-ÖD und TV-L / wer zwischen den Zeilen lesen kann und wirtschaftspolitische Artikel versteht.

https://www.welt.de/wirtschaft/article247835390/Buergergeld-Loehne-Fluechtlinge-Finanzluecke-der-Kommunen-waechst-Ruf-nach-Umverteilung-der-Steuereinnahmen.html

Steve 69

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2737 am: 05.10.2023 22:49 »
Spiegelt doch genau das wieder,  was ich bereits erwähnt hatte.  Die Kommunen schließen seit Jahren bei den Tarifverhandlungen fröhlich zusammen mit dem Bund ab,  obwohl sie es nicht leisten können und jammern nachher über zu wenig Geld..schön das der TVÖD ein Jahr vor uns abschließt und unsere Forderungen mit diesen Äußerungen noch zusätzlich torpediert. Ach was rege ich mich auf.  Wir im TVL ermöglichen den Angestellten des TVÖD doch liebend gerne ein höheres Gehalt mit schlechteren Abschlüssen  >:(

wossen

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2738 am: 06.10.2023 06:48 »
Nuja, zudem hat ja die Diskussion um die amtsangemessene Besoldung in etlichen Bundesländern seit dem TVöD-Abschluss an Fahrt aufgenommen (z.B. drastisch in Thüringen).

Fast anzunehmen, dass die Länderseite diese Mehrkosten im Tarifbeschäftigtenbereich wieder 'reinholen' wollen - und es dann bei der 'Übertragung' 'Sonderlösungen' für die Beamtenschaft geben wird

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2739 am: 06.10.2023 06:56 »

Hallo Ulf,

ich komme auf einen zu kompensierenden Kaufkraftverlust von etwa 25 %, da neben den von dir errechneten 14 Prozent noch die Zeit ab dem 01.10.2023 bis zum Ende des Tarifvertrages anzunehmen ist. Ich rechne hier einfach mal mit 27 Monaten, also bis zum 31.12.2025.

Also bis 30.09.2023 sind ca. 14 Prozent zu kompensieren.
Für den Zeitraum 01.10.2023 bis 31.12.2023 nehme ich weitere 1 Prozent an. = 15 Prozent
Für 2024 und 2025 jeweils 5,0 Prozent.

Demnach beträgt mein Kaufkrauftverlust ca. 25 Prozent. Das die Prozente zu multiplizieren sind und nicht zu addieren ist mir klar, es ist einfach eine Vereinfachung hier im Forum.

Eine Forderung in Höhe von 25 Prozent bis zum 31.12.2025 wäre daher in jedem Fall angemessen.
Eine Forderung in Höhe von 20 Prozent bis zum 31.12.2024 wäre auch angemessen.

Zudem ist die Referenz die jeweils anderen Tabellen des TV-XYZ.

Hier hätte ich dennoch ein Frage: Warum sollte in einer Tarifverhandlung sowohl die vergangene, als auch die künftige Inflation berücksichtigt werden?

Wenn man dieses Spiel alle 2 Jahre wiederholt, würden die Inflation nicht nur ausgeglichen, sondern eben als Maß für eine Reallohnerhöhung verwendet.

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2740 am: 06.10.2023 07:01 »
Ich stimme dem Boss zu.

[....]

Aber man hat immer weniger im Geldbeutel und es nervt.

Eigentumswohnung oder Haus ist nicht drin für mich als Nichterbe.

Das ist ja richtig, aber das ist weniger ein Problem des öD im Speziellen, noch eine Problematik, die sich allein über Tarifverhandlungen im Allgemeinen lösen lässt (es geht den Leuten in anderen Branchen ja nicht anders).

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2741 am: 06.10.2023 07:06 »
Eigentumswohnung oder Haus ist nicht drin für mich als Nichterbe.
Ja, es ist seit 2 Jahren um einiges schwieriger, aber die Hauspreise sinken derzeitig, schauen wir mal.
Aber wenn es vorher nicht drin war, dann liegt es alleinig an deinen Lebensumständen, nicht am Tarifvertrag!
Denn bis dahin war die monatliche Belastung für den Erwerb und der Bezahlung in 30 Jahren in etwa genauso hoch wie vor 10 oder 20 Jahre. Regionale Besonderheiten ausgenommen.

MoinMoin

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« Antwort #2742 am: 06.10.2023 07:09 »
Hier hätte ich dennoch ein Frage: Warum sollte in einer Tarifverhandlung sowohl die vergangene, als auch die künftige Inflation berücksichtigt werden?

Wenn man dieses Spiel alle 2 Jahre wiederholt, würden die Inflation nicht nur ausgeglichen, sondern eben als Maß für eine Reallohnerhöhung verwendet.
Die zukünftigen sind Glaskugeln, fallen also schon mal raus. Und die vergangene das Maß dafür, ob und wie der Reallohn sich verändert.
Beides eigentlich immer im Bezug zur restlichen Bevölkerung zu sehen.
Warum sollen öDler weniger oder mehr unter der Inflation leiden wie die restliche Bevölkerung ist eine sinnigere Frage.

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #2743 am: 06.10.2023 07:25 »

Warum sollen öDler weniger oder mehr unter der Inflation leiden wie die restliche Bevölkerung ist eine sinnigere Frage.

Absolut!

Ich mag nicht unken, aber man sollte (bei allem berechtigten Engagement) schon auch über den eigenen Tellerrand des Einkommens blicken: Die Zeiten sind schwierig und eine Garantie auf stetig steigenden Wohlstand gibt es nun auch nicht.

Von daher sollten wir einfach froh sein, wenn die kommende Runde ein ähnliches Ergebnis wird wie der TVöD liefert; der war im Vergleich zu anderen Branchen nämlich gar nicht so schlecht.

E15TVL

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« Antwort #2744 am: 06.10.2023 09:01 »
# Beiträge mit rassistisch anmutenden Inhalt gelöscht #
Bitte bleibt sachlich und beim Thema (Tarifrunde TV-L 2023)