Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1034945 times)

VaPi

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3840 am: 27.10.2023 10:19 »
Zitat
Herausgepickt haben sich die Arbeitgeber auch die Beamt*innen. Sehr ungewöhnlich ist, dass sie gleich in der Auftaktrunde die zeitgleiche Übertragung des Tarifergebnisses in Frage gestellt haben.

Kein Problem. Die zahlreichen Polizisten, Lehrer oder Justizleute (allesamt gut belastet), verzichten garantiert auf eine Erhöhung zum Wohle des Staates :) .

troubleshooting

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3841 am: 27.10.2023 10:33 »
Also, ich lehne mich jetzt mal ganz ganz weit aus dem Fenster und prophezeie mit frisch geputzter Glaskugel einen, auch unter künftig neuem Tarifvertrag, fortschreitenden Exodus von MA aus dem Geltungsbereich des TV-L. Was natürlich von Seiten AG mit dem altbekannten und bewährten Schulterzucken kommentiert wird, begleitet vom Totschlagsargument "Fachkräftemangel".

Farold

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3842 am: 27.10.2023 10:49 »
"Verdi fordert zudem die zeit- und wirkungsgleiche Übertragung des Tarifergebnisses auf die rund 1,3 Millionen Beamtinnen und Beamten sowie auf die Versorgungsempfänger.“ Nach Angaben des Beamtenbundes umfasst die Gruppe der Pensionäre, für die das Tarifergebnis gelten soll, rund eine Million.

Die zu stemmende Finanzlast wäre erheblich, setzten sich die Gewerkschaften mit ihrer Forderung durch: Die Gruppe derjenigen, die bereits im Ruhestand sind, ist annähernd so groß wie die noch Aktiven.
„Die exakte Übertragung der Lohn-Forderung auf die Pensionäre ist ungewöhnlich“

Tarifexperte Schröder überrascht dieser Teil der Forderungen. „Die Rentenerhöhungen orientieren sich in Deutschland zwar grob an Tariferhöhungen – hierfür ist aber der Gesetzgeber zuständig und nicht die Gewerkschaften. Die exakte Übertragung der Lohn-Forderung auf die Gruppe der Pensionäre in einer Tarifrunde hingegen ist ungewöhnlich.“

Laut Statistischem Bundesamt hat sich die Zahl der Pensionäre insgesamt in den vergangenen 30 Jahren mehr als verdoppelt. 1,8 Millionen sind es derzeit, Tendenz steigend. Dementsprechend steigen auch die Ausgaben an.

Pensionäre erhielten 2012 ein durchschnittliches Ruhegehalt von 3170 Euro brutto – also weit über dem üblichen Niveau der gesetzlichen Rente".

Am Ende sieht es doch wieder so aus dass Angestellte zu Gunsten der Pensionäre verzichten sollen. Warum verhandelt Verdi für Pensionäre? Verdi braucht die Angestellten um ihren Laden finanziell am Laufen zu halten. Wann merkt endlich auch der letzte Angestellte dass er von Verdi nicht vertreten wird? Ich gebe die Hoffnung nicht auf dass irgendwann einmal sich eine neue Gewerkschaft für den Öffentlichen Dienst gründet welche sich auch für die Interessen der Angestellten einsetzt und uns nicht zum Wohle der Beamten opfert.

cyrix42

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3843 am: 27.10.2023 10:55 »
Naja, Beamten-Pensionen sind doch üblicherweise Prozentsätze der Beamten-Bezüge. Insofern würde eine Übertragung der Tarifergebnisse, die durch Gewerkschaft und TDL verabschiedet werden, durch die dafür zuständigen Landesparlamente auf die Beamten auch entsprechend die Beamten-Pensionen betreffen.

Da Problem sind nicht die Pensionen, sondern, dass die Beamtenbezüge hier überhaupt nicht verhandelt werden können, da keine der Tarif-Parteien über diese entscheidet.

Pinsel

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3844 am: 27.10.2023 11:04 »
Die Beamtenschaft erweist sich offenbar als deutlicher Bremsklotz für die Tarifverhandlungen. Warum sollte man als Angestellter Mitglied bei Verdi sein wenn die eigenen Bedürfnisse derart stark zurücktreten? Ich habe überlegt Mitglied zu werden. Wenn man das alles liest frag ich mich warum. Es zeichnet sich ab, dass insbesondere die höheren Entgeltgruppen die Verlierer sind. Nennt sich dann wohl Solidarität. Gott sei Dank gibt es Alternativen auch im ÖD, allerdings würde ich einen erneuten Wechsel nach einem Jahr doch vermeiden wollen. Verdi, bitte aufwachen....

Tariflas

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3845 am: 27.10.2023 11:13 »

Da ist mir die GdP um Meilen sympathischer, wenn sie unmissverständlich klarstellt, dass sie für ihre Mitglieder verhandelt und sonst für niemanden.

Meine Kollegin hat es so verstanden, dass die GdP nur für GdP-Mitglieder verhandelt. Das kann aber doch nicht sein, die Erhöhung muss ja für alle im TV-L gelten.

Zimm

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3846 am: 27.10.2023 11:16 »
Das Problem ist, dass die TV-L Politik genau das fördert. Bzw., aufgrund dieser Äußerungen und der jüngeren Gehaltsentwicklung, bleiben eben nur noch die lowperformer, der Rest geht.
Neben den Mitarbeitern, die gehen, muss man auch die neuen Mitarbeiter betrachten. Ich sehe das ja bei uns in der IT-Abteilung. Wir haben so viele offene Stellen und so wenige Bewerber, dass jeder Bewerber genommen wird, der die Anforderungen zumindest ansatzweise erfüllt. Der TV-L lockt jetzt schon bevorzugt die Lowperformer an, die mit dem Job fast schon einen Jackpot ergattern, weil sie in der freien Wirtschaft niemals so ein Gehalt erhalten könnten und so eine ruhige Kugel schieben könnten.

Das wirkt sich langfristig aus, denn diese (neueingestellten) Lowperformer hocken auf Dauerstellen und geben die nicht so schnell wieder frei.

Tariflas

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3847 am: 27.10.2023 11:18 »
Also, ich lehne mich jetzt mal ganz ganz weit aus dem Fenster und prophezeie mit frisch geputzter Glaskugel einen, auch unter künftig neuem Tarifvertrag, fortschreitenden Exodus von MA aus dem Geltungsbereich des TV-L.

Ebenso.

Der Gehaltsunterschied zum ÖD beträgt über 300 Euro netto!!, wenn TV-L jetzt nicht mitzieht. Das geht gar nicht!

WillyWurm

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3848 am: 27.10.2023 11:25 »
Forderungen mit reinzunehmen die als Verhandlungsmasse gestrichen werden können sind doch super.
Und dann lieber Übertragung auf alle Pensionäre fordern und streichen lassen weil das ohnehin eine Entscheidung der Politik in den einzelnen Bundesländern umgesetzt werden muss.

Und im Nachgang dann zu sagen, dass ging leider nicht und muss nun individuell im Nachgang von der Politik geklärt werden ;-)

Tariflas

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3849 am: 27.10.2023 11:26 »
Der TV-L lockt jetzt schon bevorzugt die Lowperformer an, die mit dem Job fast schon einen Jackpot ergattern, weil sie in der freien Wirtschaft niemals so ein Gehalt erhalten könnten und so eine ruhige Kugel schieben könnten.


So ist es bei uns auch.

Gestern wurde in der Kantine auch fleißig diskutiert.

Einige KollegInnen sind aufgrund von Kindern, Haus und pflegebedürtigen Eltern räumlich gebunden. Ein Arbeitgeberwechsel scheidet ergo aus bzw. wird eine neue Probezeit als zu riskant eingestuft, wenn die Immobilie monatlich abbezahlt werden muss...

Sollte es keine signifikante! Erhöhrung ähnlich dem TV-ÖD geben, werden diese Kollegen noch frustrierter werden, als sie es jetzt schon sind.

Die Meinung gestern war einhellig- dann wird halt anderweitig "kompensiert" und zwar durch "Freizeitausgleich" in Form von AUs... mindestens sechs Wochen pro Jahr.

Ich kann es verstehen, das Maß ist voll.

Wir arbeiten wie gesagt am Limit, arbeiten für drei unbesetzte Stellen mit und sind nervlich am Ende (was jede AU rechtfertigt, Stichwort Erschöpfung und Burn-Out).

Abends geht es direkt auf die Couch und um 20 Uhr ins Bett, weil man so erschöpft ist.

Und ja, ich ernähre mich sehr gesund und mache Sport.

Es geht jedem so bei uns, das ergab das gestrige Gespräch mit 20 KollegInnen...


Faunus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3850 am: 27.10.2023 11:29 »
Das Problem ist, dass die TV-L Politik genau das fördert. Bzw., aufgrund dieser Äußerungen und der jüngeren Gehaltsentwicklung, bleiben eben nur noch die lowperformer, der Rest geht.

Das Thema Jobsicherheit ist eben auch nur bei diesen ein Thema. Gute Leute haben schon immer einen (anderen) Job gefunden bzw. wurden abgeworben. Und gute Leute sind eben auch flexibel. Genau jenes flexibel, was der jüngeren Generation gern unsinnig als Illoyalität vorgeworfen wird.

Du wirst bei den Gehälter, die der AG im ÖD sicher bezahlt (z.B. Pandemie mit Kurzarbeit in weiten Teilen der PW) und zum Leben reichen (aktuell für viele mit gewissen Einschränkungen, die aber nicht existenzgefährdend sind) weniger eine Abwanderung in die PW feststellen, sondern eher eine vermehrte Zahl an sogenannten lowperformer im ÖD generieren - so meine Befürchtung.


Markor

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3851 am: 27.10.2023 11:30 »
Die Wahrheit ist doch, dass es uns noch nicht schlecht genug geht. Auch die Verdi-Mitglieder bei jeder Abstimmung erstmal mit "JA" abstimmen und rentenunwirksame Einmalzahlungen als Erfolg verstehen. Verdi-Zitat: "...da ist Druck im Kessel!" Stimmt, aber dann muss man die AG auch mal in den Wasserdampf vom Boiler setzen und nicht mit einem Dampfbad aus Warnstreiks versuchen die Poren der AG für mehr Geld zu öffnen. Verdi hat so volle Streikkassen und die Steuerschätzung sieht so gut aus, da will ich 2024 mit meiner Lohnsteuer doch auch einen größeren Beitrag zu leisten. Warum muss es immer der Kuschelkurs? Wir tragen doch keine politische Verantwortung für ein funktionsunfähiges Land. Ob kurzfristig durch Streiks oder langfristig durch den Fachkräftemangel. Glaubt Ihr wirklich, dass die Länder billige indische Akademiker für ihre Verwaltungen importieren? Manchmal muss es halt auch erst richtig weh tun. Wenn es ohne uns überall gehen würde, dann wären wir nicht da. Menschen gehen von alleine ins Gefängnis, Schüler lernen ja auch ohne Lehrer genug für die Wirtschaft. Lesen, Rechnen und Schreiben reicht, die Eltern machen den Rest. Studierende haben Bibliotheken ohne Personal fürs ungestörte Selbststudium, die Klausuren aus den Vorjahren tun es auch und die Kontrolle und Punktevergabe machen die Studis eh lieber selbst. Autobahnmeisterei mit Winterdienst und Brückenkontrollen, da kauft sich jeder Schneeketten und die Brücken ersetzen wir durch private Fähren, Kreuzungen und Bahnübergänge. Meine Lohnsteuern gebe ich in der Form des Zehnten beim Rathaus ab. Das System hat im Mittelalter auch wunderbar funktioniert. Eigentlich können wir die Gebietskörperschaft Land ja auch ganz einsparen. Ich finde sicher eine Partei, die den Job von mir will. Aber vielleicht versuche ich es vorher doch mit einem besser bezahlten Job beim Bund oder einer Kommune. Wenn sich die Länder langfristig selbst abwickeln wollen, so ganz von der Privatwirtschaft unkontrolliert digitalisiert ohne Personal, gucken wir uns das Schauspiel der kommenden Wochen an.

Faunus

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« Antwort #3852 am: 27.10.2023 11:31 »
Das Problem ist, dass die TV-L Politik genau das fördert. Bzw., aufgrund dieser Äußerungen und der jüngeren Gehaltsentwicklung, bleiben eben nur noch die lowperformer, der Rest geht.
Neben den Mitarbeitern, die gehen, muss man auch die neuen Mitarbeiter betrachten. Ich sehe das ja bei uns in der IT-Abteilung. Wir haben so viele offene Stellen und so wenige Bewerber, dass jeder Bewerber genommen wird, der die Anforderungen zumindest ansatzweise erfüllt. Der TV-L lockt jetzt schon bevorzugt die Lowperformer an, die mit dem Job fast schon einen Jackpot ergattern, weil sie in der freien Wirtschaft niemals so ein Gehalt erhalten könnten und so eine ruhige Kugel schieben könnten.

Das wirkt sich langfristig aus, denn diese (neueingestellten) Lowperformer hocken auf Dauerstellen und geben die nicht so schnell wieder frei.

Und Du arbeitest sie ein ;)

Tagelöhner

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« Antwort #3853 am: 27.10.2023 11:31 »
Wir arbeiten wie gesagt am Limit, arbeiten für drei unbesetzte Stellen mit und sind nervlich am Ende (was jede AU rechtfertigt, Stichwort Erschöpfung und Burn-Out).

Behördenklassiker, Kollektivsuggestion...jeder stellt sich als ausgelastet bzw. sogar überlastet hin, um ja in Ruhe gelassen zu werden und nicht zu denjenigen gezählt zu werden, auf die die Mobbingcharaktere mit dem Finger zeigen.

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« Antwort #3854 am: 27.10.2023 11:33 »
Kompensation durch AU und Minderleistung ist für mich keine Lösung. Da wird man auch selbst auf Dauer unglücklich. Der TV-L muss liefern oder man muss einen Wechsel prüfen. Zumal im ÖD viele Stellen vakant sind. Da ich keinen Bock auf ständige Wechsel habe bitte liefern. Haben auch die Mitarbeiter verdient. Sonst bleibt aber nur wechseln wenn man selbst ehrlich zu sich ist.