Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1034964 times)

Schmitti

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5205 am: 21.11.2023 14:56 »
Das Thema Kurzarbeit, dass ein Milliardenloch bei den Rückstellungen des BMAS für Sozialleistungen gerissen hat, hätte durch mehr Flexibilisierung vermieden werden können, in dem man z.B. durch Arbeitsverdichtung in der Hochkonjunktur Freiräume geschaffen hätte, um in Krisenzeiten diese dann zu nutzen.
Das bedeutet, zukünftig werden die Krisen im Vorfeld geplant? Klingt gut, diesen Überraschungsmoment bei unseren letzten paar dutzend Krisen empfanden sicher viele als störend  ;)

Will sagen: Da muss man aber ganz genau hinsehen, wann die AG ihre AN wegen Arbeitsverdichtung länger/mehr schaffen lassen, und wie man das dann nutzt, sollten mal ne Zeitlang keine Krisen starten, und wer diese wie feststellt... Das dann noch gewürzt mit politischen Kompromissen, und meine Glaskugel zerschellt auf dem Boden.

Warnstreik

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5206 am: 21.11.2023 15:04 »
Allein schon auf der Basis, dass die SAP-Systeme nichts anderes zulassen, ohne dass automatisch z.B. Abmahnungen verschickt werden.

Wo hast du denn dieses Märchen aufgeschnappt? ;-)     Nicht nur, dass SAP-Systeme das nicht anders zulassen würden, behaupte ich sogar, dass es diese Funktion garnicht gibt. Ich bin mir auch recht sicher, dass automatisch erstellte Abmahnung nicht rechtmäßig wären.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5207 am: 21.11.2023 15:12 »
Das Thema Kurzarbeit, dass ein Milliardenloch bei den Rückstellungen des BMAS für Sozialleistungen gerissen hat, hätte durch mehr Flexibilisierung vermieden werden können, in dem man z.B. durch Arbeitsverdichtung in der Hochkonjunktur Freiräume geschaffen hätte, um in Krisenzeiten diese dann zu nutzen.
Das bedeutet, zukünftig werden die Krisen im Vorfeld geplant? Klingt gut, diesen Überraschungsmoment bei unseren letzten paar dutzend Krisen empfanden sicher viele als störend  ;)

Will sagen: Da muss man aber ganz genau hinsehen, wann die AG ihre AN wegen Arbeitsverdichtung länger/mehr schaffen lassen, und wie man das dann nutzt, sollten mal ne Zeitlang keine Krisen starten, und wer diese wie feststellt... Das dann noch gewürzt mit politischen Kompromissen, und meine Glaskugel zerschellt auf dem Boden.
Das spannende ist dabei, was das für Baukästen sein sollen:
Derzeitig kann locker 4 Monate a 60h die Woche gearbeitet werden, wie viel mehr Flexibilisierung braucht es da?
Das einzige ist da sicherlich die 10h Grenze pro Tag (mehr geht derzeitig nur via Tarif) und das man dies innerhalb 24 Monate ausgleichen muss. Ein max 12h pro Tag aber max 60h pro Woche und ausgleich in 52 Wochen würde da schon einiges entschärfen und Saisonarbeit komplett einbeziehen.
Ein Modulsystem für den AG, das dem AG es erlaubt mehr als 60h pro Woche vom AN abzurufen? Oder über einen längeren zeitraum als 4 Monate? 
Die dem AN dann irgendwann (also nach belieben und nicht innerhalb von 24 Monaten) , wenn es eine Krise gibt, wieder gutgeschrieben werden? (Und natürlich muss es auch insolvenzsicher sein)

Ich bin gespannt was da für Änderungen bei rumkommen.
Mir fehlt da ein konkretes Szenario, was mit dem jetzigen Gesetz nicht geht und wodurch das Gesetz negativ für den AN ist.



Oliver1976

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5208 am: 21.11.2023 15:28 »
Allein schon auf der Basis, dass die SAP-Systeme nichts anderes zulassen, ohne dass automatisch z.B. Abmahnungen verschickt werden.

Wo hast du denn dieses Märchen aufgeschnappt? ;-)     Nicht nur, dass SAP-Systeme das nicht anders zulassen würden, behaupte ich sogar, dass es diese Funktion garnicht gibt. Ich bin mir auch recht sicher, dass automatisch erstellte Abmahnung nicht rechtmäßig wären.

Existiert, ist ein Fakt und liegt mir vor. Mehr kann und darf ich leider dazu nicht sagen.

Oliver1976

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5209 am: 21.11.2023 15:39 »

Das Thema  [...]

Die dem AN dann irgendwann (also nach belieben und nicht innerhalb von 24 Monaten) , wenn es eine Krise gibt, wieder gutgeschrieben werden? (Und natürlich muss es auch insolvenzsicher sein)

Ich bin gespannt was da für Änderungen bei rumkommen.
Mir fehlt da ein konkretes Szenario, was mit dem jetzigen Gesetz nicht geht und wodurch das Gesetz negativ für den AN ist.

Insolvenzsicher, deswegen müssen ja Zeit erfasst und entsprechend Rückstellungen gebildet werden. Gleiches gilt ja auch für MA, die das Unternehmen verlassen.

Mir ging es in Summe darum zu sagen, dass wir hier eine sehr spannende Entwicklung vor uns haben werden. Wohin die Reise nachher dann auch gehen wird, ist hierbei noch völlig offen. Es wird auf alle Fälle sehr viel zu dieser Thematik derzeit diskutiert.

Falls es jemanden noch interessiert. Hier der Link zu einem Forschungsprojekt aus diesem Bereich: https://www.engineering-produktion.iao.fraunhofer.de/de/produkte-und-loesungen/produktion/flexibler-personaleinsatz-in-der-produktion-kapaflexcy.html

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5210 am: 21.11.2023 15:41 »
Allein schon auf der Basis, dass die SAP-Systeme nichts anderes zulassen, ohne dass automatisch z.B. Abmahnungen verschickt werden.

Wo hast du denn dieses Märchen aufgeschnappt? ;-)     Nicht nur, dass SAP-Systeme das nicht anders zulassen würden, behaupte ich sogar, dass es diese Funktion garnicht gibt. Ich bin mir auch recht sicher, dass automatisch erstellte Abmahnung nicht rechtmäßig wären.

Existiert, ist ein Fakt und liegt mir vor. Mehr kann und darf ich leider dazu nicht sagen.
Finde ich absolut glaubhaft und nicht märchenmäßig.
Es ist halt nur traurig, wie viele Angestellte sich durch illegale Handlungen bzw. Zeitbetrug vom AG verarschen lassen.
Und wieviele PR da mitmachen.


Abteilung007

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5211 am: 21.11.2023 15:55 »
Gibt es denn Anzeichen, dass das Ergebnis deutlicher hinter dem Ergebnis TVöD hinterherhinken wird?

Der TVöD hat ja im Schnitt 10% bekommen, womit rechnet Ihr?

Mal by the way, rechnet ihr in den nächsten Jahren mit einer Arbeitszeitreduzierung bei vollem Lohn oder ist das Utopie? Ich meine, aber nicht nur eine Stunden, sondern schon 2-3? Die großen Unternehmen liegen doch inzwischen fast alle bei 36-38 Stunden/WO Vollzeit.

Warum sind die Vertragsparteien beim TVL so hinterher (zB stufengleiche Höhergruppierung, JSZ, 39 Stunden/WO)? Gibts da eine schlüssige Begründung? Gibt doch kein besseres Druckmittel, als, dass der Nachbartarifvertrag diese Anwendungen schon drin hat, oder?

Warnstreik

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5212 am: 21.11.2023 16:14 »
Allein schon auf der Basis, dass die SAP-Systeme nichts anderes zulassen, ohne dass automatisch z.B. Abmahnungen verschickt werden.

Wo hast du denn dieses Märchen aufgeschnappt? ;-)     Nicht nur, dass SAP-Systeme das nicht anders zulassen würden, behaupte ich sogar, dass es diese Funktion garnicht gibt. Ich bin mir auch recht sicher, dass automatisch erstellte Abmahnung nicht rechtmäßig wären.

Existiert, ist ein Fakt und liegt mir vor. Mehr kann und darf ich leider dazu nicht sagen.
Finde ich absolut glaubhaft und nicht märchenmäßig.
Es ist halt nur traurig, wie viele Angestellte sich durch illegale Handlungen bzw. Zeitbetrug vom AG verarschen lassen.
Und wieviele PR da mitmachen.

Doch, natürlich ist es ein Märchen, dass SAP-Systeme das nicht anders zulassen. WENN es so etwas gäbe, dann ist es ganz sicher kein Standard. Was natürlich geht, sind Ampel- oder Warnsysteme in der Arbeitszeiterfassung. Bei meinem alten Arbeitgeber hat so z.B. Vorgesetzter als auch Betriebsrat Auswertungen über Arbeitszeitverstöße bekommen. Dass diese zwingend zu einer automatischen Abmahnung führen stimmt allerdings nicht. (und wie gesagt - das ist das erste mal, dass mir das zu Ohren kommt (was nichts heißt))

MoinMoin

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« Antwort #5213 am: 21.11.2023 16:16 »
Warum sind die Vertragsparteien beim TVL so hinterher (zB stufengleiche Höhergruppierung, JSZ, 39 Stunden/WO)? Gibts da eine schlüssige Begründung? Gibt doch kein besseres Druckmittel, als, dass der Nachbartarifvertrag diese Anwendungen schon drin hat, oder?
Weil der Druck bei TV-L geringer ist, da was zu ändern.
Und bei der JSZ sind wir im TV-L doch nicht so hinterher gegenüber dem TVöD.
TV-L über 80% bei unteren egs, tvöd unter 80%

Ulf

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5214 am: 21.11.2023 16:16 »
Gibt es denn Anzeichen, dass das Ergebnis deutlicher hinter dem Ergebnis TVöD hinterherhinken wird?

Der TVöD hat ja im Schnitt 10% bekommen, womit rechnet Ihr?

Mal by the way, rechnet ihr in den nächsten Jahren mit einer Arbeitszeitreduzierung bei vollem Lohn oder ist das Utopie? Ich meine, aber nicht nur eine Stunden, sondern schon 2-3? Die großen Unternehmen liegen doch inzwischen fast alle bei 36-38 Stunden/WO Vollzeit.

Ich rechne bei den oberen Entgeltgruppen mit unter 10% auf 2 Jahren und bei den untersten EG mit 15% und mehr. IAP mal außen vor gelassen.

Eine Stundenreduzierung halte ich persönlich für unwahrscheinlich. Der Fachkräftemangel war schon angesprochen. Ob das jetzt einige rückwärtsgewandt finden oder nicht spielt für meine Einschätzung keine Rolle. Es müssen ja nicht nur Schreibtischstühle eingesessen werden, sondern auch Kinder betreut, Objekte geschützt, Straßen repariert oder andere wertschöpfende Arbeiten erledigt werden. Warum vor dem Hintergrund von bereits jetzt bestehendem Bewerbermangel davon ausgegangen wird, dass bei einer Viertagewoche oder 35h sich ausreichend Bewerber finden, ist mir nicht klar. Es müssten dann ja noch weitaus mehr Bewerber gefunden werden als jetzt. Die fallen ja nicht plötzlich vom Himmel, bloß weil die Arbeitsbedingungen besser werden. Denn das würde ja im Umkehrschluss bedeuten, dass es diese Menschen bereits ausgebildet gibt und sie abrufbereit irgendwo in Wartestellung sind bis sich die Bedingungen verbessern und diese dann plötzlich aus dem Standby in den Arbeitsmarkt eintreten.

Wululul

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« Antwort #5215 am: 21.11.2023 16:21 »

Ich bin genau in der Situation. E10 TV-L, konkrete Aussicht auf E11 im kommenden Jahr und ein Angebot E9c-VKA auf dem Tisch.
Nun ist letzteres so viel wie derzeit E11 TV-L und ich hätte dann schlicht keinen Arbeitsweg mehr, weil ich in meiner Heimatstadt arbeiten würde.

Was mich verunsichert: Ich müsste mich halt wieder in die Probezeit begeben und die Kommune hat wie alle ein astronomischen Loch im Haushalt. Ich sehe tatsächlich schon Personaleinsparungen kommen, hier wie da.
Echt jetzt? vka 9c ist derzeit so viel wie eg11 tvl?
Wie groß wird denn da erst der Abstand wenn die im März die Lohnerhöhung bekommen?

Hoppla, dumm formuliert.

E9c TVÖD nach Tariferhöhung ist so viel wie  E11 TV-L jetzt vor der Tariferhöhung.
Ich schwanke tatsächlich noch, werde eine Stufenvorwegnahme vorschlagen.

RsQ

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« Antwort #5216 am: 21.11.2023 16:27 »
Eine Stundenreduzierung halte ich persönlich für unwahrscheinlich. Der Fachkräftemangel war schon angesprochen.
Tja, man kann es von zwei Seiten sehen:

a) versuche ich neue MA zu gewinnen, indem ich den Tätigkeitsbereich attraktiver mache (und kommende Generationen wollen nunmal tendenziell keine 30-41 h/Wo. arbeiten)   ODER

b) halte ich mich krampfhaft am Ist-Zustand fest und presse die vorhandenen Mitarbeiter aus, solange es noch geht?


Es müssten dann ja noch weitaus mehr Bewerber gefunden werden als jetzt. Die fallen ja nicht plötzlich vom Himmel, bloß weil die Arbeitsbedingungen besser werden.
Ja, das alles ist kein Sprint, sondern ein Ausdauerlauf. Kurzfristig wird weder das eine noch das andere für Personalwunder sorgen. Aber HEUTE müssen die Weichen gestellt werden, damit sich junge Menschen für Jobs entscheiden, für die MORGEN Personal gebraucht wird. Wer jetzt bspw. vom Einstieg in eine Kita abgeschreckt wird, kommt tendenziell ja nicht in zehn Jahren erneut an ...

DirtyDeedsDoneDirtCheap

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #5217 am: 21.11.2023 16:31 »
Gibt es denn Anzeichen, dass das Ergebnis deutlicher hinter dem Ergebnis TVöD hinterherhinken wird?

Der TVöD hat ja im Schnitt 10% bekommen, womit rechnet Ihr?

Mal by the way, rechnet ihr in den nächsten Jahren mit einer Arbeitszeitreduzierung bei vollem Lohn oder ist das Utopie? Ich meine, aber nicht nur eine Stunden, sondern schon 2-3? Die großen Unternehmen liegen doch inzwischen fast alle bei 36-38 Stunden/WO Vollzeit.

Warum sind die Vertragsparteien beim TVL so hinterher (zB stufengleiche Höhergruppierung, JSZ, 39 Stunden/WO)? Gibts da eine schlüssige Begründung? Gibt doch kein besseres Druckmittel, als, dass der Nachbartarifvertrag diese Anwendungen schon drin hat, oder?

Moin,

ich sehe die durchschnittliche Erhöhung bei 11,5%, Anhaltspunkt: Erhöhung u.a. der Amtszulagen bei den Bundesbeamten.

Ich würde so ein Ergebnis super gerne nehmen. Das war m.E. ein hervorragender Abschluss. Für den TV-L wünsche ich mir ein gleiches, maximal jedoch etwas schlechteres (vielleicht 10% - 10,5%) Ergebnis.


MoinMoin

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« Antwort #5218 am: 21.11.2023 16:33 »
Allein schon auf der Basis, dass die SAP-Systeme nichts anderes zulassen, ohne dass automatisch z.B. Abmahnungen verschickt werden.

Wo hast du denn dieses Märchen aufgeschnappt? ;-)     Nicht nur, dass SAP-Systeme das nicht anders zulassen würden, behaupte ich sogar, dass es diese Funktion garnicht gibt. Ich bin mir auch recht sicher, dass automatisch erstellte Abmahnung nicht rechtmäßig wären.

Existiert, ist ein Fakt und liegt mir vor. Mehr kann und darf ich leider dazu nicht sagen.
Finde ich absolut glaubhaft und nicht märchenmäßig.
Es ist halt nur traurig, wie viele Angestellte sich durch illegale Handlungen bzw. Zeitbetrug vom AG verarschen lassen.
Und wieviele PR da mitmachen.

Doch, natürlich ist es ein Märchen, dass SAP-Systeme das nicht anders zulassen. WENN es so etwas gäbe, dann ist es ganz sicher kein Standard. Was natürlich geht, sind Ampel- oder Warnsysteme in der Arbeitszeiterfassung. Bei meinem alten Arbeitgeber hat so z.B. Vorgesetzter als auch Betriebsrat Auswertungen über Arbeitszeitverstöße bekommen. Dass diese zwingend zu einer automatischen Abmahnung führen stimmt allerdings nicht. (und wie gesagt - das ist das erste mal, dass mir das zu Ohren kommt (was nichts heißt))
Das interessante ist, dass die unentgeltliche, selbst ausbeuterische Überschreitung der 10h Grenze und dem vorgeschobenen Argument, dass ein technisches System es nicht anders könnte, als Argument herhält, dass man die Flexibilität erhöhen müsste, weil angeblich das Gesetz so unflexibel ist.
Um wie viele Monate mehr als 4 Monate eine 60h Woche benötigt denn der AG, um Mitarbeiter zur Abfederung von einer (unplanbaren) Hochkonjunktur besser einsetzen zu können?
Welche Flexibilisierung brauchen wir denn da?
Ein loslösen von einer Tagesbegrenzung auf eine Wochenbegrenzung ist sicherlich ein Idee.
Aber welchen Sinn soll es machen dauerhaft mehr als 10h arbeiten zu dürfen?

Ulf

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« Antwort #5219 am: 21.11.2023 16:47 »
Ja, das alles ist kein Sprint, sondern ein Ausdauerlauf. Kurzfristig wird weder das eine noch das andere für Personalwunder sorgen. Aber HEUTE müssen die Weichen gestellt werden, damit sich junge Menschen für Jobs entscheiden, für die MORGEN Personal gebraucht wird. Wer jetzt bspw. vom Einstieg in eine Kita abgeschreckt wird, kommt tendenziell ja nicht in zehn Jahren erneut an ...

Bitte nicht falsch verstehen - ich wünsche mir auch 35 h/Woche statt derzeit 39,4 h/Woche bei vollem Lohnausgleich. Aber meine Einschätzung ist halt eine andere. Und die Tarif- und Personalpolitik wird halt nicht von jungen hippen Leuten gemacht, sondern überwiegend (wenn nicht ausschließlich) von Leuten, die davon schon weit weg sind. Daher u.a. meine Einschätzung der Lage.

Bleiben wir bei deinem Beispiel mit der angehenden Kitaerzieherin. Was macht die nun, wenn die Stundenreduzierung nicht kommt? Arbeitet sie dann aus Frust und Trotz gar nicht, liefert sie bei Lieferando so oft oder selten Pizza aus wie es ihr passt oder steckt sie bei VW die Reifen an den ID3? Oder arbeitet sie bei einem freien Träger für das gleiche Geld nur 35h/Woche oder in der Betriebskita bei BMW?

Ich will darauf hinaus, dass immer von einer endlosen Chancen- und Wahlfreiheit am Arbeitsmarkt ausgegangen wird, die es m.E. auch heute noch nicht gibt.