Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1034779 times)

Lordium

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #690 am: 31.07.2023 13:32 »
Vor ca. 35 Jahren  war Leistung/Köpfchen von Gewerkschaftlern vor Ort verpönt und konnte meiner individuellen Situation nicht gerecht werden. Daher musste ich meine eigene Lösung finden und die war mit Arbeitsrechtschutz günstiger, überzeugender und effektiver.

Da hast du leider recht wahrscheinlich. Ich kann nur sagen das aktuelle es einen massiven wandle gibt in dem Punkt, zu mindestens bei ver.di.

Ich glaube auch die TVöD Runde hat gezeigt das sich was geändert hat. Vor 10 Jahren hätte das bestimmt ganz anders ausgesehe.

Sozialarbeiter

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #691 am: 31.07.2023 17:22 »
Kann ich aus der Ver.di Hamburg Sicht auch bestätigen. Was heute bei Ver.di läuft und umgesetzt wird, wäre mit ein, zwei Generationen vorher so nicht möglich gewesen.

Einen Wandel konnte ich bei der Streikkonferenz in Bochum auch bei anderen Gewerkschaften wahrnehmen. Trotz eines teilweise Altersdurchschnitt von ü50 (je nach Bereich), wird der aufrückenden Generation überproportional zum Mitgliederanteil mehr Gehör geschenkt.

Mail-Aktion zur TV-L Tarifrunde:
Solidarisch zeigen und die Verantwortlichen in Hamburg via Mail auffordern auf eine bessere Bezahlung hinzuwirken: https://wastunfuerhamburg.de/

Ich empfehle den Thread zur Hamburg Zulage unter der Rubik Allgemeines, den ich seit 1-2 Jahren stetig füttere.

cyrix42

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« Antwort #692 am: 31.07.2023 19:31 »
BTW: Wie bringt sich eigentlich die GEW in die Verhandlungen ein? Immerhin sollte doch deren Mitgliederschaft eher einen Schwerpunkt in den oberen Entgeltgruppen haben…

Aktienprimus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #693 am: 31.07.2023 20:55 »
Mein Eindruck ist, dass die Gewerkschaften weiterhin viel zu ängstlich dran gehen....

Trotz Wirtschaftskrisen haben wir einen Arbeitnehmermarkt. Durch den Fachkräftemangel und demografischen Wandel entgehen unserer Wirtschaft laut Erhebungen der DIHK etwa 100 Milliarden Euro jährlich! Das wird sich verschärfen und wird immer noch deutlich unterschätzt. Sieht man nebenbei auch bei der Bundeswehr, wo viele Dienstposten unbesetzt sind. Mehrkosten für einen angemessenen Tarifabschluss auch im TV-L sind aus Steuerzahlersicht natürlich bäähhh, aber sehr dringlich geboten. Etwa ein Drittel der Beschäftigten des ÖD gehen bis 2030 in Ruhestand. Es braucht daher attraktive Konditionen, gerade in den Mangelberufen wie dem Mint-Bereich. Wann wenn nicht jetzt -bei der Vorlage des TVöD- gilt es das mit Selbstbewusstsein und hohen Forderungen durchzusetzen?

Sozialarbeiter

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #694 am: 31.07.2023 22:55 »
BTW: Wie bringt sich eigentlich die GEW in die Verhandlungen ein? Immerhin sollte doch deren Mitgliederschaft eher einen Schwerpunkt in den oberen Entgeltgruppen haben…
Ich habe keine Kontakte zu (ehrenamtlichen) Funktionären oder Aktiven aus der GEW. In der letzten Tarifrunde hat die GEW aber aktiv Stimmung gegen uns die Ver.di gemacht, da wir zu häufig zu Streiks aufgerufen hätten. Wir aus Ver.di-Hamburg-Seite haben immer zu gemeinsamen Aktionen und Streiktagen eingeladen. Von der GEW-Hamburg kam da nur wenig Rückmeldung. Stattdessen wurde sich beschwert, dass wir zu häufig zum Streik aufrufen und dies zu teuer sei. Da gab es dann tatsächlich auch eine kleine Welle, die an Streiktagen vor Ort von der GEW in die Ver.di wechselten, nachdem die GEW vor Ort keine Streikgelderfassung hatte. Zum anderen hat die GEW hier und da die Rechtmäßigkeit von Aktionen in Frage gestellt. Das sorgt natürlich auch immer wieder für Verwirrung und Unsicherheit unter der Belegschaft, wenn sowas aus Gewerkschaftskreisen kommt. Das bindet natürlich wieder Ressourcen zur Aufklärung und Reaktivierung…
Was diese Tarifrunde betrifft, keine Ahnung. Aber ich habe in den letzten Wochen auch schon einige Wechsler getroffen, die auf mich zugekommen sind, weil bei der GEW im Gegensatz zur Ver.di ja nichts laufe.
Mail-Aktion zur TV-L Tarifrunde:
Solidarisch zeigen und die Verantwortlichen in Hamburg via Mail auffordern auf eine bessere Bezahlung hinzuwirken: https://wastunfuerhamburg.de/

Ich empfehle den Thread zur Hamburg Zulage unter der Rubik Allgemeines, den ich seit 1-2 Jahren stetig füttere.

Bastel

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #695 am: 01.08.2023 06:56 »
Mehrkosten für einen angemessenen Tarifabschluss auch im TV-L sind aus Steuerzahlersicht natürlich bäähhh, aber sehr dringlich geboten.

Über die Einkommenssteuer geht ja einer großer Batzen direkt wieder an den Staat. Nur noch traurig das Ganze...

cyrix42

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #696 am: 01.08.2023 08:36 »
Über die Einkommenssteuer geht ja einer großer Batzen direkt wieder an den Staat. Nur noch traurig das Ganze...

Das ist ja nun aber mal eine Milchmädchen-Rechnung, denn von der gezahlten Einkommensteuer (die ja eher nur so was wie ein Drittel des Erhöhungsbetrags sein dürfte, es zahlt ja nicht jeder ÖD-Beschäftigte den Spitzensteuersatz) geht ja wiederum nicht einmal die Hälfte an die Länder — und die sind ja hier die AG.

Würdest du mir 6€ geben, wenn ich dir sage, dass ich dir dann davon einen wieder zurückgeben würde?

Will sagen: Das ist kein Argument. (Es gibt genügend andere…)

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #697 am: 01.08.2023 09:52 »

Es geht auch um Solidarität.

Zu dem wer Mitglied ist und was tut hat am Ende auch als einzige Gruppe das Recht das Ergebnis zu kritisieren.
Ich solidarisiere mich, engagiere mich, kann aber keiner Gewerkschaft beitreten, die meine Interessen mit Füssen tritt und uA sagt, das gleiche JSZ Prozente wäre unsolidarisch.
gehts noch?

LisaV

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #698 am: 01.08.2023 10:22 »
Man sollte Mitglied sein da man nur gemeinsam stark ist. Alleine funktioniert der Arbeitskampf nicht.

Es geht nicht nur darum um Vorschläge sondern aktiv sein.

Die Arbeitgeber sind sehr gut organisiert und schaffen es erfolgreich die Verantwortungslosigkeit zu organisieren.

Nur wir Arbeitnehmer sind zu blöd uns zu organisieren und eine Machtvolle Position auf zubauen. Da man glaubt man könnte alleine irgend etwas erreichen.

Man sieht ja am Beispiel der Endlasstungsbewegung in den Uni Klinken das nur in der Masse was geht.

Es geht auch um Solidarität.

Zu dem wer Mitglied ist und was tut hat am Ende auch als einzige Gruppe das Recht das Ergebnis zu kritisieren.

Ich kenne eigentlich nur Leute, die unzufrieden sind mit verdi und sich nicht gut vertreten fühlen.

Die sagen, dass sie nach der Tarifrunde austreten werden, weil es eh nur Scheingefechte werden, alles vorab schon feststeht und nicht viel dabei rumkommen wird..


Poincare

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #699 am: 01.08.2023 11:05 »
Ich verstehe den ganzen Tarifzirkus nicht. Wenn man sich die Verläufe der letzten knapp 30 Jahre so anschaut, haben wir im Vergleich zur Teuerungsrate einen Zuwachs von knapp 12% (https://oeffentlicher-dienst.info/vergleich/entwicklung1/) im öffentlichen Dienst der Länder. Das sind über großzügige 25 Jahre ca. 0,45% Erhöhung pro Jahr. Jetzt aktuell durch die starke Inflation eh wieder auf 0.
Das heißt doch 30 Jahre Gewerkschaftsarbeit, nur um eine Inflationsanpassung  zu erreichen? Bzw. wenn ich Gewerkschaftsmitglied wäre, hätte ich sogar Reallohnverlust durch den Beitrag?
Was hätte die TdL denn gemacht, wenn es den Verhandlungszirkus nicht gäbe? Nicht der Inflation angepasst, und jetzt gar keine Mitarbeitenden mehr?

Aktienprimus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #700 am: 01.08.2023 11:48 »
Ich verstehe den ganzen Tarifzirkus nicht. Wenn man sich die Verläufe der letzten knapp 30 Jahre so anschaut, haben wir im Vergleich zur Teuerungsrate einen Zuwachs von knapp 12% (https://oeffentlicher-dienst.info/vergleich/entwicklung1/) im öffentlichen Dienst der Länder. Das sind über großzügige 25 Jahre ca. 0,45% Erhöhung pro Jahr. Jetzt aktuell durch die starke Inflation eh wieder auf 0.
Das heißt doch 30 Jahre Gewerkschaftsarbeit, nur um eine Inflationsanpassung  zu erreichen? Bzw. wenn ich Gewerkschaftsmitglied wäre, hätte ich sogar Reallohnverlust durch den Beitrag?
Was hätte die TdL denn gemacht, wenn es den Verhandlungszirkus nicht gäbe? Nicht der Inflation angepasst, und jetzt gar keine Mitarbeitenden mehr?

Verdi und Co. sollten sich mal nachfolgende Analyse bitte genauer anschauen. Und dann bitte genauer erklären, warum ein TV-L im Vergleich so abkackt. Anders kann man es nicht ausdrücken. Die so von Krisen geschüttelte Metallbranche und selbst die Gesamtwirtschaft ziehen deutlich davon. Was gedenkt Verdi hier konkret dagegen zu unternehmen? Die Schuld auf den mangelhaften Organisationsgrad schieben? Diese Anwort ist zu kurz und einseitig gefasst.

https://oeffentlicher-dienst.info/vergleich/entwicklung1/

Lordium

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #701 am: 01.08.2023 14:23 »
Warum Aktienprimus?

Wenn wir im TV-L Bereich wie in den Starken Betrieben der Metallbranche eine Orgagrad von 95% hätten dann sähe die Welt auch anders aus. Aktuelle hofft man da es eher umgekehrt aussieht das die AG aus eigen Interesse irgend etwas machen aber in dem Sinne wirklich etwas auf der Straße durchsetzen können wir aktuelle kaum.

Das kann man ja zum Glück ändern, statt zu meckern.

Die AG leben auf jeden Fall in einer anderen Realität. Es wird der Fachkräftemangel bestritten. Die Inflation wurde auch bei der letzten Runde bestritten und überhaupt warum sollte man mehr Zahlen.

Wer aus der Gewerkschaft austritt weil der Abschluss schlecht ist, der bremst auch mit dem Fahrrad in dem er sich einen Stock in die Speichen steckt.

Aktienprimus

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« Antwort #702 am: 01.08.2023 15:08 »
Auch diese Argumentation greift zu kurz. So hatte Verdi zum Beispiel im Jahr 2004 mit immerhin fast 2,5 Millionen Mitglieder durchaus ein Gewicht. Trotzdem klafft hier bereits eine deutliche Lücke zwischen den Tarifverträgen von IG Metall und TV-L. Warum?

Letztlich war die Zerlegung in TV-L, TVÖD, TV-N, TV-V etc. mit der Abschaffung des BAT 2005/2006 vielleicht doch nicht so ganz das Gelbe vom Ei. Dadurch wurde die Streikfähigkeit und Durchsetzungsvermögen in großem Stil beschnitten. Indem man mit TV-L und TVöD und getrennten Verhandlungen Tatsachen geschaffen hat.

LisaV

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #703 am: 01.08.2023 16:01 »
Wer aus der Gewerkschaft austritt weil der Abschluss schlecht ist, der bremst auch mit dem Fahrrad in dem er sich einen Stock in die Speichen steckt.

Was für ein dusseliger Vergleich ;D!  Hat nicht verdi den Bruch des BAT mitgetragen? So kann man sich wenigstens die Beiträge sparen  ;)

Verschwendung

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #704 am: 01.08.2023 16:36 »
Auch diese Argumentation greift zu kurz. So hatte Verdi zum Beispiel im Jahr 2004 mit immerhin fast 2,5 Millionen Mitglieder durchaus ein Gewicht. Trotzdem klafft hier bereits eine deutliche Lücke zwischen den Tarifverträgen von IG Metall und TV-L. Warum?

Letztlich war die Zerlegung in TV-L, TVÖD, TV-N, TV-V etc. mit der Abschaffung des BAT 2005/2006 vielleicht doch nicht so ganz das Gelbe vom Ei. Dadurch wurde die Streikfähigkeit und Durchsetzungsvermögen in großem Stil beschnitten. Indem man mit TV-L und TVöD und getrennten Verhandlungen Tatsachen geschaffen hat.

Genau so siehts aus.