Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1034870 times)

sebbo83

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #435 am: 14.07.2023 08:17 »
Es geht nicht nur um IT'ler. Es geht auch um Ingenieure und Planer etc...

Ja, ich hatte viel Durcheinander zahlen gewürfelt. Aber ich mache es jetzt mal an einem Beispiel fest. Auch wenn es hier um eine Beamtin und einem Beschäftigten geht. Warum man diese nicht vergleichen kann, erschließt sich mir nicht vollends. Es sind zwar zwei Verschiedene Schuhe, am Ende bekommen Sie beide am Ende des Monats ein Betrag X.

A) 17 Jährige Realschülerin mit guten Noten bekommt eine Ausbildung an einer Landesverwaltungsschule zur Bürosacharbeiterin und ist mit 20 fertig und wird mit A7 verbeamtet. Mit 30 ist Sie nun in Stufe 6 und bekommt rund 2.750 € Netto, da sie noch unverheiratet ist und ohne Kinder. Sie hat mit 18 eine gute PKV abgeschlossen und zahlt hier aktuell rund 200 € und gibt nochmal 50 € monatlich für eine private Rente ab - damit bleiben ihr 2.500 €.

B) 20 Jähriger (nach 13 Jahren Fachabi abgeschlossen), geht noch 9 Monate zur Bundeswehr und fängt an zu studieren. 3 Jahre Bachelor. 1 Jahr Orientierung und praktisches Jahr. 2 Jahre Master und 1 Jahr abschließend Praktika, und Teilzeitjobs. Mit 28 bekommt er einen Vollzeitjob - 2 Jahre in der freien Wirtschaft im Planungsbüro, bis eine Stelle in der Landesplanung frei wird. Er erhält für den Einstieg E 11 Erfahrungsstufe 2 und liegt somit im Netto (laut dem Rechner hier mit VBL-Ost, Steuerklasse 4 ohne Kinder, KK 16,2) bei 2.435 € monatlich.

Da haben wir also die Bürosachbearbeiterin im gleichen Büro sitzen mit einem Planungsingenieur. Eine Person checkt eMails, macht die Terminplanung, und vielleicht noch Finanzen/Abrechnungen etc. Der andere prüft und würdigt Baupläner, Flächennutzungspläne, erstellt Karten, betreibt GIS-Analysen oder prüft Statiken von Brückenbauwerke, berechnet und bewertet Verträge für Straßenbauvorhaben.

Für wen ist der öD attraktiver? Wen sollte der öD anwerben? Beide sollen gutes Geld verdienen. Aber für wen lohnt sich der Einstieg wirklich? Gleiches Geld für alle? ... Wäre eine Option?

KDC

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #436 am: 14.07.2023 08:33 »
Es geht nicht nur um IT'ler. Es geht auch um Ingenieure und Planer etc...

Ja, ich hatte viel Durcheinander zahlen gewürfelt. Aber ich mache es jetzt mal an einem Beispiel fest. Auch wenn es hier um eine Beamtin und einem Beschäftigten geht. Warum man diese nicht vergleichen kann, erschließt sich mir nicht vollends. Es sind zwar zwei Verschiedene Schuhe, am Ende bekommen Sie beide am Ende des Monats ein Betrag X.

A) 17 Jährige Realschülerin mit guten Noten bekommt eine Ausbildung an einer Landesverwaltungsschule zur Bürosacharbeiterin und ist mit 20 fertig und wird mit A7 verbeamtet. Mit 30 ist Sie nun in Stufe 6 und bekommt rund 2.750 € Netto, da sie noch unverheiratet ist und ohne Kinder. Sie hat mit 18 eine gute PKV abgeschlossen und zahlt hier aktuell rund 200 € und gibt nochmal 50 € monatlich für eine private Rente ab - damit bleiben ihr 2.500 €.

B) 20 Jähriger (nach 13 Jahren Fachabi abgeschlossen), geht noch 9 Monate zur Bundeswehr und fängt an zu studieren. 3 Jahre Bachelor. 1 Jahr Orientierung und praktisches Jahr. 2 Jahre Master und 1 Jahr abschließend Praktika, und Teilzeitjobs. Mit 28 bekommt er einen Vollzeitjob - 2 Jahre in der freien Wirtschaft im Planungsbüro, bis eine Stelle in der Landesplanung frei wird. Er erhält für den Einstieg E 11 Erfahrungsstufe 2 und liegt somit im Netto (laut dem Rechner hier mit VBL-Ost, Steuerklasse 4 ohne Kinder, KK 16,2) bei 2.435 € monatlich.

Da haben wir also die Bürosachbearbeiterin im gleichen Büro sitzen mit einem Planungsingenieur. Eine Person checkt eMails, macht die Terminplanung, und vielleicht noch Finanzen/Abrechnungen etc. Der andere prüft und würdigt Baupläner, Flächennutzungspläne, erstellt Karten, betreibt GIS-Analysen oder prüft Statiken von Brückenbauwerke, berechnet und bewertet Verträge für Straßenbauvorhaben.

Für wen ist der öD attraktiver? Wen sollte der öD anwerben? Beide sollen gutes Geld verdienen. Aber für wen lohnt sich der Einstieg wirklich? Gleiches Geld für alle? ... Wäre eine Option?

Niemand kann etwas dafür, wenn jemand solch einen kurvigen Lebenslauf wie in deinem Beispiel hat, der voll von Umwegen ist. Soll der Tarifvertrag jetzt eine Haftpflichtversicherung für merkwürdige Lebensläufe enthalten?

Genauso gut kann ich meine Schwägerin als Gegenbeispiel bringen:

Abitur mit 18, mit nicht ganz 21 Bachelor, mit 22 Master, mit 24 Promoviert und mit 26 Jahren Professur an einer Universität in England. So kann ein Lebenslauf auch aussehen.

Zurück zu deinem Beispiel: 

Der junge Mann aus deinem Beispiel hat trotzalledem die freie Arbeitsplatzwahl und es zwingt ihn niemanden diesen Job anzunehmen. Er hat die Möglichkeit ohne Einschränkungen durch Laufbahnrecht oder sonstiges sofort auch eine höher bewertete Stelle im öD anzunehmen. Das kann die Beamtin nicht. Sie steckt in ihrer Laufbahn fest und kann auch keine Besoldungsgruppen überspringen. Hier geht alles strickt seinen Weg.

Es sind eben unterschiedliche Jobs, die auch zu unterschiedlicher Bezahlung führen. Schau dir einfach mal an, was gelernte Elektroniker bei Varta im Kontischicht-Betrieb verdienen. Da lohnt es sich für deinen Ingenieur nochmal die Schulbank zu drücken und umzulernen. Soll jetzt der Mitarbeiter bei Varta weniger Gehalt bekommen, damit deine Welt wieder in Ordnung ist?

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #437 am: 14.07.2023 08:58 »
Ist da eigentlich etwas dran oder ist das völliger Quatsch?
Genau wie die Zulage nach §16 Abs. 5. Für beides muss angeblich das Ministerium zustimmen, weil dort angeblich die Finanzen für unsere kleine Behörde geregelt werden...
Tariflich NEIN
interne Orga: Ja, durchaus üblich.
bei uns sind Entscheidungen nach 16.2/2a in der Dienststelle, 16.5 muss von oben abgenickt weren.

E15TVL

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« Antwort #438 am: 14.07.2023 09:01 »
Bei uns muss für 16.5 sogar ganz konkret das Finanzministerium, egal in welchem Geschäftsbereich der Beschäftigte tätig ist, zustimmen.

Ulf

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« Antwort #439 am: 14.07.2023 09:13 »
Die Beispiele von sebbo83 zeigen ja eine andere Schwachstelle im Tarifsystem auf. Wenn man jetzt natürlich einen "Berufs"- oder Behördeneinsteiger mit der Sekretärin in der Endstufe vergleicht, reibt man sich zum Teil schon die Augen über die Höhe der Abstände. Das mit der Professorin unter 30 in GB ist eine schöne Anekdote, aber doch eher nicht die Regel. Über durchschnittliche Studienzeiten kann man sich auch auf der gestern verlinkten Seite https://www.datenportal.bmbf.de/portal/de/K256.html in Tabelle 2.5.52 informieren. Die meisten schaffen Bachelor und Master oder das Diplom nicht in 3-4 Jahren, sondern durchschnittlich in 5-6 Jahren oder mehr. Auch in Behörden wird immer noch gern erste Berufserfahrung gesehen. Da können sich solche Lebensläufe schon ergeben, bevor man überlegt im öffentlichen Dienst anzuheuern. Bis dahin haben aber auch viele potentielle Bewerber auch schon ein Standing bei ihrem alten Arbeitgeber und sind dann zum Teil nach Studium der Entgelttabellen und der in Aussicht gestellten Vergütung schnell ernüchtert und lehnen dankend ab.

Das ganze Stufensystem wirkt auf mich antiquiert und abschreckend - außer vielleicht für direkte Hochschulabsolventen ohne Berufserfahrung. Meiner Erfahrung nach wird bei Wechselvorhaben von den möglichen Zulagen oft kein Gebrauch gemacht oder sie sind schlicht mangels Berufserfahrung nicht anwendbar, sodass ein Wechsel in den öD unattraktiv werden kann. So ist es z.T. schwer geeignetes Personal zu finden. In der E11 ist Stufe 2 nicht mal 50.000 € wert, aber Stufe 6 schon fast 69.000 € im Jahr. Die Endstufen sind sicher in vielen Fällen konkurrenzfähig nur leider kriegt die wohl kaum einer zum Einstieg bei der Behörde angeboten. Das macht Fachkräftegewinnung schwer, weil die angebotenen Gehälter scheinbar aus Bewerbersicht zu niedrig sind und man im schlimmsten Fall einfach nicht 15 oder 14 oder 12 Jahre aufs Endgehalt warten will (je nach Einstellung in Stufe 1, 2, 3), während man aber möglichst ab Ende der Probezeit voll performen soll.


sebbo83

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« Antwort #440 am: 14.07.2023 09:48 »
Niemand kann etwas dafür, wenn jemand solch einen kurvigen Lebenslauf wie in deinem Beispiel hat, der voll von Umwegen ist. Soll der Tarifvertrag jetzt eine Haftpflichtversicherung für merkwürdige Lebensläufe enthalten?

Genauso gut kann ich meine Schwägerin als Gegenbeispiel bringen:

Abitur mit 18, mit nicht ganz 21 Bachelor, mit 22 Master, mit 24 Promoviert und mit 26 Jahren Professur an einer Universität in England. So kann ein Lebenslauf auch aussehen.

Zurück zu deinem Beispiel: 

Der junge Mann aus deinem Beispiel hat trotzalledem die freie Arbeitsplatzwahl und es zwingt ihn niemanden diesen Job anzunehmen. Er hat die Möglichkeit ohne Einschränkungen durch Laufbahnrecht oder sonstiges sofort auch eine höher bewertete Stelle im öD anzunehmen. Das kann die Beamtin nicht. Sie steckt in ihrer Laufbahn fest und kann auch keine Besoldungsgruppen überspringen. Hier geht alles strickt seinen Weg.

Es sind eben unterschiedliche Jobs, die auch zu unterschiedlicher Bezahlung führen. Schau dir einfach mal an, was gelernte Elektroniker bei Varta im Kontischicht-Betrieb verdienen. Da lohnt es sich für deinen Ingenieur nochmal die Schulbank zu drücken und umzulernen. Soll jetzt der Mitarbeiter bei Varta weniger Gehalt bekommen, damit deine Welt wieder in Ordnung ist?

Ganz hast du es nicht verstanden, was ich versucht habe auszudrücken. Wie bereits geschrieben wurde, ist der Wertegang des Herren nicht ungewöhnlich. Wo ist da ein kurviger Lebenslauf? Der ist doch relativ normal?!
Des Weiteren muss er natürlich nicht den Job annehmen, dass ist absolut klar. Würde er wahrscheinlich auch nicht.
Ich wollte nur darstellen, wie unattraktiv der öD für Absolventen oft wirkt. Aber auf der anderen Seite braucht der öD doch die Absolventen wie Planer und Ingenieure um seine Aufgaben gerecht zu werden. Wie soll er dies aber mit solch einem Gefüge und diesem Entgelt machen? Die Frage war doch, für wen ist der öD attraktiver? Der öD bildet z.B. keine Regionalplaner aus - eine Bürosachbearbeiterin schon.
Und ohne die Planer, Ingenieure von mir aus auch It'ler, braucht der öD auch ein Teil seiner Bürosachbearbeiter nicht mehr. Dann kann er sich mit Bafög-, Kinder-, Eltern-, Schwertransportbescheinigung beschäftigen und gut ist. Das wäre die Konsequenz, wenn nichts an den Stufen geändert wird und stets weiterhin gleiche Sockelbeträge für alle ein Bestandteil der Tarifverhandlungen sind.

Bastel

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #441 am: 14.07.2023 10:32 »
Halte das Beispiel auch nicht für unrealistisch. Richtig lustig wird es, wenn die Beamtin 1-3 Kinder und einen Ehemann bekommt. In Köln oder Düsseldorf vor allem :D

daseinsvorsorge

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« Antwort #442 am: 14.07.2023 11:37 »
Oh man wie ich die Gewerkschaftstrolle hier vermisst habe. Lass mich raten - du bist auch schon Generation 60 plus und eigentlich ist dir schon alles egal, aber irgendwie willst du die Segnungen des Internets noch einmal ausnutzen und deinen gewerkschaftsfolkloreverein nochmal richtig hochleben lassen, weil früher alles so viel besser war?

Du kannst dich ja gerne über die lustig machen, die das Spiel im öD mitmachen und hier was posten und sie als blöde Jammerlappen titulieren, wenn dir das persönlich Genugtuung bereitet, aber ansonsten gibt es hier außer Moinmoin eine Menge Leute, die Personalgewinnungsprobleme haben. In meiner Behörde in einer großen großen Stadt kündigen die Leute bereits mit Verweis auf die Bezahlung und die Bewerberlage ist zudem äußerst bescheiden. Insofern deckt sich das doofe Gejammer tatsächlich auch mit meinen Erfahrungen. Und ich glaube nicht, dass mich dein substanzloses Gewerkschafter Geschreibsel tatsächlich weiterbringt, wenn du darauf verweist, dass ja eigentlich alles ganz supi ist, weil der Job für einige interessant ist, weil sie vielleicht in der Nähe wohnen oder der Job so schön sicher ist. Davon können offene Stellen leider nicht besetzt werden…

Lieber Ulf,

mit Schaum vor´m Mund werden die Personalgewinnungsprobleme auch nicht gelöst- sondern  nur mit einem nüchternen Blick auf die Realität. OK fällt ja auch schwer, wenn man vermutlich noch so jung ist wie Sie. Und wo habe ich geschrieben, dass es keine Personalgewinnungsprobleme gibt ? Aber wirkliche Personalgewinnungsprobleme sehen die öffentlichen AGs gar nicht. Denn dann hätten sie schon längst gehandelt.

Vielmehr ist die derzeitige Personalsituation die Strategie der öffentlichen AGs; sie hoffen, dass aufgrund von weichen Faktoren noch immer ausreichend Personal für sie abfällt.Und das geht bislang ja auch auf, weil zwar viele meckern und vorgeben, wechseln zu wollen, wenn der "nächte Abschluss" nicht mehr zeitgemäß etc ist.

Die Realität sieht dann doch so aus, dass 90% derjenigen dann aus genannten Gründen dann noch immer im ÖD weitermachen. Wenn diese Menschen denn wirklich gehen würden, könnten die öffentlichen AGs mal aufwachen. Brauchen Sie aber nicht, weil ja alles "weiterläuft". Ja es läuft schlecht weiter; es hakt und knackt an allen Ecken und Enden- Aber wen interssiert es ?. Die Mehrzahl der unzufriedenen MitarbeiterInnen zieht keine Konsequenzen; die Bevölkerung nimmt´s so hin.

Und was hat mein Beitrag mit "Gewerkschaftsfolkloreverein" zu tun haben soll,erschließt sich mir auch nicht. Aber Sie könnten sich doch mal mit Ihrem Anliegen an die TDL wenden und fordern:Kein Tarifvertrag ohne Anhebung der MINT- Berufe um mindestens eine EG. Schreiben Sie hier, welche Reaktion Sie erhalten haben. Schönen Feierabend- ach nee- bis 12.30 Uhr müssen selbst Sie im ÖD wohl mindestens im Büro bleiben - falls Sie heute nicht schon im HO waren. Scheiß Arbeitsbedingungen im ÖD

Ulf

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« Antwort #443 am: 14.07.2023 11:51 »
Danke für deine Rückmeldung. Ich kann gerade nicht tiefer drauf eingehen. Ich muss jetzt nach der mehrstündigen Kaffeepause noch kurz an der hauseigenen Smoothiebar vorbei zur nächsten Kaffeepause, bevor ich zurück ins Homeoffice fahre und auf der Couch bis zum Feierabend Netflix schaue und mein Geld zähle (hoffentlich schaffe ich das bis zum Feierabend!). Dabei werde ich dann gleich auch noch den Verdi-Beitrittsantrag ausfüllen und monatlich um die 50€ dafür zahlen, dass dann vor allem für die einfachen Arbeiter - für die mein Herz auch sehr schlägt - auf Kosten der sehr, sehr reichen und überbezahlten Fachkräfte ab E10 verhandelt wird (Jahressonderzahlung ab E10 am besten gleich abschaffen und Nullrunde für die Poser und Protzer). Dann lege ich mir gleich einen neuen Account hier zu und beleidige alle Leute, die hier über Missstände in Bezug auf die Tarifierung reden als Jammerlappen und dränge sie zur Kündigung.  ;)

sebbo83

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« Antwort #444 am: 14.07.2023 12:11 »
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Vielmehr ist die derzeitige Personalsituation die Strategie der öffentlichen AGs; sie hoffen, dass aufgrund von weichen Faktoren noch immer ausreichend Personal für sie abfällt. Und das geht bislang ja auch auf, weil zwar viele meckern und vorgeben, wechseln zu wollen, wenn der "nächste Abschluss" nicht mehr zeitgemäß etc ist.

Die Realität sieht dann doch so aus, dass 90% derjenigen dann aus genannten Gründen dann noch immer im ÖD weitermachen. Wenn diese Menschen denn wirklich gehen würden, könnten die öffentlichen AGs mal aufwachen. Brauchen Sie aber nicht, weil ja alles "weiterläuft". Ja es läuft schlecht weiter; es hakt und knackt an allen Ecken und Enden- Aber wen interssiert es ?. Die Mehrzahl der unzufriedenen MitarbeiterInnen zieht keine Konsequenzen; die Bevölkerung nimmt´s so hin.

Und was hat mein Beitrag mit "Gewerkschaftsfolkloreverein" zu tun haben soll,erschließt sich mir auch nicht. Aber Sie könnten sich doch mal mit Ihrem Anliegen an die TDL wenden und fordern:Kein Tarifvertrag ohne Anhebung der MINT- Berufe um mindestens eine EG. Schreiben Sie hier, welche Reaktion Sie erhalten haben. Schönen Feierabend- ach nee- bis 12.30 Uhr müssen selbst Sie im ÖD wohl mindestens im Büro bleiben - falls Sie heute nicht schon im HO waren. Scheiß Arbeitsbedingungen im ÖD

Weiche Faktoren?
Homeoffice wurde auf einen Tag beschränkt und Freitags ist Anwesenheitspflicht, Bitte nach freiem Wasser oder Obst oder Tee wurde abgelehnt, Büroausstattung aus den 90ern, IT Technik oft veraltet, Ehe man ein neues Programm erhält und 10 Seiten Begründung geschrieben hat, ist man 1 Jahr älter geworden, Jobticket mit 49 €-Ticket abgeschafft, Bike-Leasing vom Finanzministerium nicht erlaubt, Arbeitshandy für Auseinsätze - Pustekuchen ... ich könnte ewig weiter machen ...

Wen interessierst? Und 90 % machen weiter?!:
Von etwas mehr als 1000 Stellen in unserer Landesbehörde sind über 200 unbesetzt (keine Bewerber), dann kommen nochmal 200 weitere hinzu mit: Dauererkrank, kurz vor der Rente, in Elternzeit, oder ähnliches. Das sind 60 % die hier noch Vorort sind. Davon wiederum sind locker 25 % über 60. Die interessiert es nun auch nicht mehr. Selbst die weiteren 25 % über 50 werden kaum noch den Job wechseln. Dann haben wir tatsächlich noch 30 % von den 1000 Planstellen die in dein Raster passen. Und bei denen ist reichlich Fluktuation. Bei der IT haben wir öfter neue Gesichter als manche ihre Betten neu beziehen.

Ab 1 macht jeder seins:
Mag ja im Amt richtig sein. Aber, Schwiegervater ist Bodenleger, der macht immer Scherze, wenn ich 15 Uhr Freitags nach Hause komme. Er macht für gewöhnlich 10:30 - 11 Uhr Schluss. Um nur mal ein sinnloses, banales, pauschales Beispiel anzubringen.
« Last Edit: 14.07.2023 12:18 von sebbo83 »

Organisator

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« Antwort #445 am: 14.07.2023 12:20 »
Weiche Faktoren?
Homeoffice wurde auf einen Tag beschränkt. Bitte nach freiem Wasser oder Obst oder Tee wurde abgelehnt. Büroausstattung aus den 90ern. IT Technik oft veraltet. Ehe man ein neues Programm erhält und 10 Seiten Begründung geschrieben hat, ist man 1 Jahr älter geworden, Jobticket mit 49 €-Ticket abgeschafft, Bike-Leasing vom Finanzministerium nicht erlaubt ... ich könnte ewig weiter machen
Und genau das ist auch die Lösung. Ich kenne Behörden, die mit (tatsächlich!) moderner IT-Ausstattung, Homeoffice im Ermessen des Mitarbeiters, schicker Bürogestaltung, nem subventionierten Deutschlandticket und grundsätzlicher Teilzeitmöglichkeit werben.

Diese früher als "weiche Faktoren" genannten Angebote sind mittlerweile Pull-Faktoren, da vielen ein passendes Arbeitsumfeld wichtiger ist, als ein paar hundert Euro mehr Einkommen.

sebbo83

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« Antwort #446 am: 14.07.2023 12:24 »
Weiche Faktoren?
Homeoffice wurde auf einen Tag beschränkt. Bitte nach freiem Wasser oder Obst oder Tee wurde abgelehnt. Büroausstattung aus den 90ern. IT Technik oft veraltet. Ehe man ein neues Programm erhält und 10 Seiten Begründung geschrieben hat, ist man 1 Jahr älter geworden, Jobticket mit 49 €-Ticket abgeschafft, Bike-Leasing vom Finanzministerium nicht erlaubt ... ich könnte ewig weiter machen
Und genau das ist auch die Lösung. Ich kenne Behörden, die mit (tatsächlich!) moderner IT-Ausstattung, Homeoffice im Ermessen des Mitarbeiters, schicker Bürogestaltung, nem subventionierten Deutschlandticket und grundsätzlicher Teilzeitmöglichkeit werben.

Diese früher als "weiche Faktoren" genannten Angebote sind mittlerweile Pull-Faktoren, da vielen ein passendes Arbeitsumfeld wichtiger ist, als ein paar hundert Euro mehr Einkommen.

Leider sind aber eine Vielzahl von Landesbehörden in Ihrem Denken und Handeln soweit zurück, dass bis dahin irgendwas noch implodierte. Und eine 1-2 Stern-Bewertung Landesbehörde auf Xing oder Kununu bewirbt sich dann auch keiner mehr. Die Personaler wissen es vielleicht und merken es schon, der Präsident jedoch lebt auf einem anderem Planeten und das Finanzministerium sagt sowieso, das ist alles viel zu teuer.

Organisator

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« Antwort #447 am: 14.07.2023 12:29 »
Weiche Faktoren?
Homeoffice wurde auf einen Tag beschränkt. Bitte nach freiem Wasser oder Obst oder Tee wurde abgelehnt. Büroausstattung aus den 90ern. IT Technik oft veraltet. Ehe man ein neues Programm erhält und 10 Seiten Begründung geschrieben hat, ist man 1 Jahr älter geworden, Jobticket mit 49 €-Ticket abgeschafft, Bike-Leasing vom Finanzministerium nicht erlaubt ... ich könnte ewig weiter machen
Und genau das ist auch die Lösung. Ich kenne Behörden, die mit (tatsächlich!) moderner IT-Ausstattung, Homeoffice im Ermessen des Mitarbeiters, schicker Bürogestaltung, nem subventionierten Deutschlandticket und grundsätzlicher Teilzeitmöglichkeit werben.

Diese früher als "weiche Faktoren" genannten Angebote sind mittlerweile Pull-Faktoren, da vielen ein passendes Arbeitsumfeld wichtiger ist, als ein paar hundert Euro mehr Einkommen.

Leider sind aber eine Vielzahl von Landesbehörden in Ihrem Denken und Handeln soweit zurück, dass bis dahin irgendwas noch implodierte. Und eine 1-2 Stern-Bewertung Landesbehörde auf Xing oder Kununu bewirbt sich dann auch keiner mehr. Die Personaler wissen es vielleicht und merken es schon, der Präsident jedoch lebt auf einem anderem Planeten und das Finanzministerium sagt sowieso, das ist alles viel zu teuer.
Da bleibt dann nur die Abstimmung mit den Füßen für die Mitarbeiter und Lernen durch Schmerzen für die Arbeitgeber.

FearOfTheDuck

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #448 am: 14.07.2023 12:52 »
Zumal sich der Wettbewerb nicht auf den ÖD beschränkt.

Welche besonderen Pull-Faktoren hat der ÖD noch, wenn die weichen Faktoren allgemein werden oder sogar übertroffen werden?

Faunus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #449 am: 14.07.2023 14:08 »

A)  Bürosacharbeiterin = 3 Jahre Ausbildung =>  A7 verbeamtet.
Nach 10 Jahren Beruf ist die Beamtin in Stufe 6 und bekommt netto rund 2.500 €.

B) Planer = 5 Jahre Studium zum Master und  28 Jahre alt
2 Jahre in der freien Wirtschaft im Planungsbüro
dann  Einstieg E 11 Erfahrungsstufe 2 mit Netto 2.435 € monatlich.


Gehen wir davon aus, dass die Angaben stimmen...
Wo liegt Dein Problem?

In D wird niemand gezwungen das Abitur zu machen oder zu studieren - das ist freiwillig und die Gesellschaft   lässt sich das etwas kosten. Gymnasiallehrer/Professorengehälter und Hausmeistergehälter (Beispiele) sowie Gebäudeneubauten/-unterhalt (usw.) werden sicherlich nicht durch den Studentenwerksbeitrag bezahlt (u.a. zahlt die seit 10 Jahren arbeitende Sachbearbeiterin u.a. Steuern in die Gemeinschaftskasse).

Und jeder der glaubt, dass ein Ex-Studierender mit wenig Berufserfahrung (aber mehr Rausholen aus der Gemeinschaftskasse) mehr verdienen muss als eine Sachbearbeiterin mit jahrelanger Berufserfahrung und damit Einzahlung in die Gemeinschaftskasse, sollte seine Standesdünkel aus dem vorletzten Jahrhundert überdenken.

Das ist m.M. nach einer der Gründe des Fachkräftemangels. Dieses ständige Geifern, wer ist "wertvoller" für unsere Gesellschaft hat für mich als MINTler schon Fremdschäm-Charakter.








« Last Edit: 14.07.2023 14:17 von Faunus »