Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion  (Read 1034731 times)

cyrix42

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3180 am: 12.10.2023 15:56 »
Ein Prüfparamter der amtsgemessenen Alimentation ist aber der Vergleich zur Tariflohnentwicklung.

Wenn ich’s richtig im Kopf habe gibts die 5 Paramter:

- Inflation
- allgemeine Lohnentwicklung
- Tariflohnentwicklung
- Quervergleich der Besoldung zwischen den Ländern und Bund
- Abstandsgebot

Da man mindestens Inflation die Abstandsgebote (bei den derzeitigen Erhöhungen im Bürgergeld) quasi sicher deutlich verletzen wird und auch der Quervergleich derzeit kaum einzuhalten sein wird mit Kinderzulagen von 700-800€ in einigen Bundesländern, wird in der Realität die Tariflohnentwicklung auf die Beamten ungelegt werden müssen und somit auch haushalterisch in den Verhandlungen sehr relevant sein.

Also die mindestens 115% des Bürgergelds erschienen mir nicht als optional zu gelten, falls genügend andere Parameter eingehalten werden. Wie gesagt, der Großteil der auch derzeit schon bestehenden Probleme mit der amtsangemessenen Besoldung wären um keinen Deut kleiner, selbst wenn dieser Tarif-Abschluss mit einer Nullrunde enden würde…

Kapitalist

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3181 am: 12.10.2023 16:14 »
Realistisch sein und Konsequenzen ziehen. Es wird nicht viel besser beim TV-L, insbesondere die höheren Entgeltgruppen werden wahrscheinlich erneut eher zu den Verlierern gehören. Wer sich mit den Zusammenspiel von Inflation, Reallohnentwicklung und Wertschätzung des AG wirklich beschäftigt, sollte einen Wechsel zum Beispiel zu anderen Einrichtungen des ÖD ernsthaft prüfen.

Tagelöhner

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« Antwort #3182 am: 12.10.2023 16:50 »
...Selbstverständlich ist das "Beamtenproblem" zentral...

Du setzt womöglich bei so einigen zu viel Rationalität und gesunden Menschenverstand voraus. Der Kuchen ist nun in Zeiten von explodierenden Kosten durch illegale Migration, Rezession und Wettbewerbsverlust der deutschen Wirtschaft, so wie einer heiklen geldpolitischen Phase in der die akkumulierte Verschuldung wieder richtig teuer ist, allgemeiner Investitionsstau, Klimahysterie usw. deutlich kleiner. Und wenn ein größeres Kuchenstück für Tarifbeschäftigte zwangsläufig zu zwei ebenfalls größeren Kuchenstücken für Beamte und Pensionäre werden, kann der Konditor schon ins Schwitzen kommen, wenn seine Kuchen nicht größer werden sondern sogar schrumpfen.  ;D


Johann

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3183 am: 12.10.2023 16:57 »
...Selbstverständlich ist das "Beamtenproblem" zentral...

Du setzt womöglich bei so einigen zu viel Rationalität und gesunden Menschenverstand voraus. Der Kuchen ist nun in Zeiten von explodierenden Kosten durch illegale Migration, Rezession und Wettbewerbsverlust der deutschen Wirtschaft, so wie einer heiklen geldpolitischen Phase in der die akkumulierte Verschuldung wieder richtig teuer ist, allgemeiner Investitionsstau, Klimahysterie usw. deutlich kleiner. Und wenn ein größeres Kuchenstück für Tarifbeschäftigte zwangsläufig zu zwei ebenfalls größeren Kuchenstücken für Beamte und Pensionäre werden, kann der Konditor schon ins Schwitzen kommen, wenn seine Kuchen nicht größer werden sondern sogar schrumpfen.  ;D

Wobei es zumindest die letzten Jahre immer wieder interessant war zu beobachten, dass obwohl kein Geld für ein weiteres Stück von u.a. deinen genannten Fällen da war (ersichtlich auch durch kurz vorher stattgefundene Tarifverhandlungen mit Ergebnis: Kein Geld vorhanden), immer auf zauberhafte Weise die Zutaten für einen wesentlich größeren Kuchen geschaffen wurden. Nur immer dann, wenn es um die Gehälter der Mitarbeitenden geht, ist es einfach absolut nicht möglich und ein riesiges Tabu, den Kuchen auf magische Weise doch noch anwachsen zu lassen.

Tagelöhner

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3184 am: 12.10.2023 17:03 »
Das hat alles eine ganz einfache Erklärung:

Es gab aufgrund einer etwa 12-jährigen lockeren Zinspolitik der Zentralbanken, eine unfassbar große Geldmengenexpansion. Staatsverschuldung war unnatürlich günstig und die Zentralbanken haben Staatsanleihen direkt mit frisch gedrucktem Geld gekauft. Das hat dann u.a. durch spottbillige Kredite die Wirtschaft beflügelt und so am Ende zu immer mehr Steuereinnahmen geführt. Die Staaten und die Wirtschaft waren so gesehen in einem geldpolitischen Dauerrausch. Am Ende kam jetzt aber die Inflation wie das Ketchup aus der Flasche, lange nichts und auf einmal ein ganzer Schwall. Die Entzugserscheinungen setzen jetzt ein und werden noch deutlich heftiger.


Johann

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3185 am: 12.10.2023 17:12 »
Ändert ja nichts daran, dass die Kassen immer klamm waren, wenn es galt, den Beschäftigten einen Anteil am Wirtschaftsaufschwung zu gewähren.

Tagelöhner

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3186 am: 12.10.2023 17:15 »
Wie das vorhandene Geld verpulvert wird, ist ja immer eine politische Entscheidung. Die Kassen wurden klamm geredet, und stattdessen aller möglicher politisch motivierter Müll damit gesponsort. Jetzt kommen wir allerdings in eine Phase, in der die Kassen tatsächlich klammer werden.

Wenn man z.B. liest, dass die Bundesministerien im Zeitraum 2012 - Heute angeblich personalmäßig von 18.000 Mitarbeitern auf 30.000 Mitarbeitern aufgebläht wurden, spricht das doch auch schon Bände. Das gilt ja für den Öffentlichen Dienst allgemein. Aus meiner Sicht gehört der Staat auf Zwangsdiät mit paralleler Entschlackungskur, dann besinnen sich gewählte Verantwortungsträger vielleicht auch mal wieder auf die wesentlichen Dinge, wie z.B. vorhandenes und wirklich benötigtes Personal angemessen zu bezahlen.


Elsa89

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3187 am: 12.10.2023 17:24 »
Was ist mit der Inflationsprämie in Höhe von 3000,-€? Vielleicht hat jemand schon was dazu geschrieben, aber tu mir das jetzt mit den 217 Seiten untern an.:D

Warnstreik

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3188 am: 12.10.2023 17:42 »
Realistisch sein und Konsequenzen ziehen. Es wird nicht viel besser beim TV-L, insbesondere die höheren Entgeltgruppen werden wahrscheinlich erneut eher zu den Verlierern gehören. Wer sich mit den Zusammenspiel von Inflation, Reallohnentwicklung und Wertschätzung des AG wirklich beschäftigt, sollte einen Wechsel zum Beispiel zu anderen Einrichtungen des ÖD ernsthaft prüfen.

Boah, wir habens doch jetzt alle - wirklich alle - mitbekommen.  ::)

FearOfTheDuck

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3189 am: 12.10.2023 17:45 »
Was ist mit der Inflationsprämie in Höhe von 3000,-€? Vielleicht hat jemand schon was dazu geschrieben, aber tu mir das jetzt mit den 217 Seiten untern an.:D

Das weiß einzig die Glaskugel. Gefordert wurde dahingehend jedenfalls nichts.

Elsa89

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3190 am: 12.10.2023 17:47 »
Was ist mit der Inflationsprämie in Höhe von 3000,-€? Vielleicht hat jemand schon was dazu geschrieben, aber tu mir das jetzt mit den 217 Seiten untern an.:D

Das weiß einzig die Glaskugel. Gefordert wurde dahingehend jedenfalls nichts.

Danke!

AVP

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3191 am: 12.10.2023 17:49 »
Ein Prüfparamter der amtsgemessenen Alimentation ist aber der Vergleich zur Tariflohnentwicklung.

Wenn ich’s richtig im Kopf habe gibts die 5 Paramter:

- Inflation
- allgemeine Lohnentwicklung
- Tariflohnentwicklung
- Quervergleich der Besoldung zwischen den Ländern und Bund
- Abstandsgebot

Da man mindestens Inflation die Abstandsgebote (bei den derzeitigen Erhöhungen im Bürgergeld) quasi sicher deutlich verletzen wird und auch der Quervergleich derzeit kaum einzuhalten sein wird mit Kinderzulagen von 700-800€ in einigen Bundesländern, wird in der Realität die Tariflohnentwicklung auf die Beamten ungelegt werden müssen und somit auch haushalterisch in den Verhandlungen sehr relevant sein.

Also die mindestens 115% des Bürgergelds erschienen mir nicht als optional zu gelten, falls genügend andere Parameter eingehalten werden. Wie gesagt, der Großteil der auch derzeit schon bestehenden Probleme mit der amtsangemessenen Besoldung wären um keinen Deut kleiner, selbst wenn dieser Tarif-Abschluss mit einer Nullrunde enden würde…

115% zur Grundsicherung muss (ist an sich alleine aber auch gar nicht das große finanzielle Problem), das Anstandsgebot der Besoldungsgruppen untereinander sollte (und das ist der große finanzielle Mehraufwand!)

Iunius

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Antw:Tarifrunde TV-L 2023 - Diskussion
« Antwort #3192 am: 12.10.2023 18:08 »
Die Beamtenschaft hat mit der Frage nach der amtsangemessenen Alimentation eine ganz andere Baustelle. Das sollte man hier nicht verquicken.

Und wieder - wie gefühlt jedes Jahr, aber auf jeden Fall aber bei jeder Tarifrunde - die gleiche sinnfreie Diskussion:
Die einen behaupten es habe nichts miteinander zu tun - was an Ignoranz nicht zu überbieten ist.
Die anderen behaupten es sei zentral - und übersehen, dass das Problem hausgemacht, also gewerkschaftsseitig entsteht.

Können wir das überspringen bitte?
Danke!

Warum sollte man deine falsche Aussage stehen lassen? Oder, magst du kurz begründen, inwiefern die Ausgestaltung der amtsangemessenen Besoldung z.B. kinderreicher Alleinverdiener- oder Doppelverdiener Beamtenfamilien oder der Abstand zum Grundsicherungsniveau irgendeine Bedeutung für die Tarifverhandlungen haben sollten?

Natürlich ist ein Prüfparameter, die das BVerfG für die Amtsangemessenheit der Beamtenbesoldung formuliert hat, die Entwicklung der Löhne im öffentlichen Dienst. Es gibt aber noch vier weitere. Und die spielen hier in dieser Verhandlung keine Rolle. Darauf müssen aber die Besoldungs-Gesetzgeber dennoch Rücksicht nehmen. Das Thema der Höhe der Beamtenbesoldung ist wesentlich komplexer und muss gesondert betrachtet werden. Weder ist es mit einer inhaltsgleichen Übnerahme der Ergebnisse der Tarifverhandlungen sinnvoll bearbeitet, noch gelöst.

Warum sollte man sich also hier mit einer Fragestellung, die beide Seiten der Tarifparteien nicht betrachten können, weil sie gar nicht zuständig sind (die AG-Seite ist durch die jeweiligen Landesregierungen vertreten, für die Besoldung zuständig sind jedoch die Landtage), noch überhaupt die relevanten Fakten betrachten können, weil hier ganz andere Dinge, als in den Tarifverandlungen eine Rolle spielen, überhaupt auseinandersetzen?

Das Thema Beamtenbesoldung ist hier einfach fremd und hat in den Tarif-Verhandlungen nichts zu suchen, sondern gehört in die (nach den Tarif-Abschluss erfolgende) Diskussion in die Landesparlamente, wo dann die Gewerkschaften auch angehört werden.

Wie gesagt - ich will die Diskussion nicht führen, darauf also nur diese eine Antwort:

Du sagst ja selbst meine Aussage ist keineswegs falsch denn die Tariflöhne sind "ein Pfeiler der Amtsangemessenheit unserer Besoldung". Soweit so gut.
Zum Problem in den Verhandlungen wird es für die Beschäftigten / Gewerkschaften aus einem anderen Grund:
Die Gewerkschaften VERLANGEN ja die Übertragung auf die Beamten, besonders der DBB & Tarifunion sowie die GEW und der EVB fordern sie uneingeschränkt und damit ist diese auch inhaltlich in den Verhandlungen zugegen. Ich war selbst schon Teil solcher Verhandlungen und ich kenne das, sinnfreie, auf und ab.
Die Gewerkschaften wollen also gerne (auch wenn die Gesetzeslage es anders sieht) für die Beamten Mit verhandeln und tun es auch. Das geht soweit, dass die vertraglichen Regelungen hier sittenwidrig werden und tatsächlich Gesetze verletzt werden, aber das nur am Rande.
2011 und 2015 bspw. wäre die stufengleiche Höhergruppierung möglich gewesen, die AG hatten sie angeboten mit dem Hinweis:
Bitte nehmt Abstand von der Forderung der Übertragung auf die Beamten und lasst das, so wie es das Gesetz vorsieht, eben dies die Landesparlamente oder eben dann die Gerichte entscheiden.
Und die Gewerkschaften sagten: Nein

Deshalb, weil es hier um Politik geht und nicht um Arbeitnehmerrechte, sind die Landesbeamten und unsere Alimentationen sehr wohl Bestandteil der Tarifverhandlungen TV-L und keineswegs "Trennbar".
Sie wären es, das wird aber nicht gewünscht.

Mehr gibt es dazu schlicht nicht zu sagen!

Kalimochero

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« Antwort #3193 am: 12.10.2023 18:10 »
Merkwürdig,steht wirklich nirgends etwas von Inflationspraemie....! Am Ende sind wir die einzigen ohne  ;D

Forderung lächerlich vor dem Hintergrund des letzten Abschlusses, der war seinerzeit eine absolute Frechheit und ist mit Sicherheit Grund für den hohen Krankenstand.

yvepWR

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« Antwort #3194 am: 12.10.2023 18:20 »
Was ist mit der Inflationsprämie in Höhe von 3000,-€? Vielleicht hat jemand schon was dazu geschrieben, aber tu mir das jetzt mit den 217 Seiten untern an.:D